767

ganze« leben noch 10 von ihnen, die bis auf einen, der schon 10 Jahre im Ruhestand sich befindet, noch immer im aktiven Kirchendienste tätig sind. Nach einem Gottesdienste in der Wengenkirche besuchten sie die Plätze, wo sie seinerzeit verwendet waren und machte« einen Gang durch die Stadt zur Besichtigung des Münsters und anderer Sehenswürdigkeiten UlmS- Ihr gemeinsames Mahl nahmen sie im Hotel Baumstark ein, wo sich auch noch andere Freunde und Bekannte zu geselliger Unterhaltung einfanden.

Ulm 27. Juli. In vergangener Nacht wurde in Straß bei Neu-Ulm vom historischen Verein Neu Ulm ein römisches Bad aus­gegraben. Vom Gebäude selbst war nicht mehr viel übrig, da die Mauern ausgebrochen und in einem nebenan aufgedeckten Kalkofen zu Kalk gebrannt worden waren. Doch konnten noch schöne Stücke des Estrichs geborgen werden. Auf dem Acker, in dessen Schoß die römischen Bauten entdeckt wurden, ist von den zum Suchen angehaltenen Schulkindern eine große Menge von Gesäßscherben und Trümmern römischer Gebrauchsgegenstände gefunden worden.

Ravensburg 27. Juli. In dem Hause der Weinstube Lang wurde in der Nacht zum Dienstag auf der Bühne ein mit Erdöl getränkter Sack Hobelspähne in Brand gesteckt. Das Feuer konnte noch rechtzeitig gelöscht werden. Als Täter wurde der Parkettbodenleger Hauß- mann ermittelt, der eingestand, den Brand gelegt zu haben, um dieFeuerversicherungtsumme zu erhalten.

Köln a. Rh. 27. Juli. Der Köln Ztg. wird aus Berlin telegraphiert: Italienische Blätter hatten gemeldet, Italien trage sich mit Ab­rüstungsplänen, werde aber darin von Deutsch­land gehindert. Man kann annehmen, daß Italien mit derartigen Vorschlägen nicht an Deutschland herangetreten ist, daß dieser daher auch keine Gelegenheit hatte, zu ihnen irgendwie Stellung zu nehmen.

Dortmund 27. Juli, lieber das Ver­mögen der Niederdeutschen Bank in Dort­mund ist heute nachmittag der Konkurs er­öffnet worden Die erste Gläubigerversammlung findet am 10. August statt. Forderungen sind schriftlich bis 10. September ar zumelden.

Metz 27. Juli. Heute nachmittag stiegen alle drei Militär luft schiffe, 21, ? 1, Ll 2 auf, kreuzten drei bis vier Stunden über dem Weichbild der Stadt und der Umgegend und landeten dann glatt vor der Halle.

Metz 27. Juli. Unter de» Truppe» der Garnison Metz herrscht noch immer die Unterleibsruhr. Die Verbreitung d er Krank­heit, die bisher einen ziemlich milden Verlauf

nahm, ist noch bei weitem größer, als angenommen wurde. Eine große Anzahl Soldaten, die vom Ernteurlaub zurückkamen, sind wieder auf Urlaub gesandt worden. Eine Ansteckung von Zivil­personen ist bisher noch nicht vorgekommen. Umfassende Vorsichtsmaßregeln zum Schutz gegen Ansteckung sind getroffen worden.

Marienbad 27. Juli. Staatssekretär v. Kiderlen-Wächter ist heute früh 7 Uhr hier eingetroffen. Er wurde am Bahnhof von dem Sekretär des Ministers des Auswärtigen Frhrn. v. Frankenstein und dem Vizebürgermeister empfangen uud stieg als Gast der Stadt Marien­bad in deren Schloß Luginsland ab, wo seiner Zeit auch Kaiser Franz Joseph gewohnt hat. Um 10 Uhr vormittag« begab sich der Staats­sekretär zum Grafen Aehrenthal und blieb bis zum Essen bei ihm.

Konstantinopel 27. Juli. Der türkische Gesandte in Athen erklärte in einem Interview imTanin", er habe die griechische Regierung wiederholt darauf aufmerksam gemacht, daß die Türkei im Falle der Aufnahme der kretischen Delegierten in die griechische Nationalversammlung einer Kriegserklärung nicht auSweichen könne.

Algier 27. Juli. An der Küste ist eine verschlossene Flasche aufgefunden worden, die einen Zettel mit der Mitteilung in deutscher Sprache enthielt, daß der Hamburger Dampfer König" sich in Not befinde. In Schiff- fahriskreisen glaubt man, daß e» sich um den Dampfer König der Deutsch-Ostafrikalinie han­delt, der nach Marseille bestimmt ist und San­sibar am 20. Juli verlassen hat.

Vermischtes.

Ueber das Absterben der jungen Früchte schreibt Arthur von der Planitz im Prakt. Ratgeber im Obst- und Gartenbau, Frankfurt a. O.: Das Absterben der jungen Früchte möchte ich nicht durch den raschen Ver­lauf der Blüte erklären; denn ich habe umge­kehrte Erfahrungen. Eine befruchtete Blüte wirft ihre Petalen sofort ab, eine unbefruchtete Apfel­blüte bei Topfobst in fliegenfreiem Zimmer blüht aber vier Wochen lang. Das Absterben der jungen Früchte ist immer eine Wirkung der mangelhaften Speicherung im Vorjahre. Sowohl Mangel an Assimilaten als Mangel an Speicher­wasser kann die Ursache sein. Weniger umfassend, aber gemeinverständlich möchte ich mich wie folgt ausdrücken: Bei Bäumen in tragbarem Lebens­alter ist die Ursache des geringen Fruchtansatzes meist der Laubmangel im September (wegen Jn- sektenschadens und Regenmangels), oder die Bodentrockenheit im Oktober, November; oft beides zusammen. Elftere» bedingt Mangel an Assi­

milaten, letztere« Mangel an Speicherwaffer. Der Obstzüchter findet Belehrung und Aufklärung nur durch da« Studium der pflanzenphysiologische« For­schung in dem klassischen Werke von Prof. StraS- burger (Leitungsbahnen, bei Gustav Fischer i. Jena).

Bändigung eine« Löwen durch Operation. Ein eigenartiges Experiment wurde, wie derInf." au» tierärztlichen Kreise« geschrieben wird, vor einigen Tagen in Stutt­gart durch den Leiter der Chirurgischen Klinik der Tierärztlichen Hochschule Professor Dr. Hoffman» zu Stuttgart gemacht. In einem Zirkus war ein Löwe plötzlich sehr unge­bärdig geworden und es erschien unmöglich, ihn noch länger ohne Gefahr für den Bändiger und das Publikum vorzuführen Da sein Wert aber für den Besitzer recht hoch war, so faßte man den Entschluß, die Wildheit de« Tiere» durch eine Operation zu beseitigen. Die Wärter be­gaben sich also in den Käfig und drängten da» Tier langsam in eine Ecke, wo es betäubt werde« sollte. Als Betäubungsmittel für den König der Wüste wurde Chloroform und Aether benutzt. ES waren allerdings beträchtliche Mafien not­wendig, ehe die Betäubung eintrat. Zuerst wurden 500 x angewendet, die dem Tiere nicht den geringsten Schaden taten. Auch die An­wendung von weiteren 500 x blieb zuerst ohne Erfolg. Als man sich anschickte, eine neue Dosis dem Löwen zu verabreichen, merkten die behan­delnden Aerzte, daß da» Chloroform bereit» seine Wirkung tue. Tatsächlich war der Löwe auch nach wenige» Minuten fest eingeschlafen, so daß die Operation durch den Professor und seine« Assistenten vor sich gehen konnte. I« ganz kurzer Zeit war auch die Arbeit beendet, da sich die Operateure beeilen mußten, um aus der gefähr­lichen Nähe des Löwen zu kommen, bevor dieser wieder auswachte. Die Narkose hielt im ganzen nur 15 Minuten an und hatte nur geringe üble Nachwirkungen. Durch die Operation soll nun der Löwe gebändigt sein. Nach Versicherung der Aerzte wird er jedenfalls zahm sein wie ein Hündchen. Man darf dem Erfolge dieser Operation mit Interesse entgegen­sehen. Wenn der Löwe tatsächlich auch nach seinerKrankenstube" noch zahm und milde» Sinnes bleibt, dann würden sich durch diese Ope­ration für die Bändigung von wilden Tiere« ganz neue Aussichten eröffnen.

kesidewsbi'te

gesunrls

unci

msgun- üsrmstrsnke

siiNlleMKM

XrsnkenkaLl

slskil'Ung sU?:

sowie

sctmscliüctie,

in lie^entiniMung

ruiMkgebliebm»

Xinrlsk'.-

Ich mag das nicht tun, entgegnete sie unruhig. Und die Uhr ziehend, fuhr sie fort: ES ist sicher die höchste Zeit, heimzukehrev.

Aber wir werden doch nicht all dies edle Gewächs dem Untergang überlaffen! Ob ek denn gar nichts gibt, worin sich ein paar Flaschen einpacke« ließen? Wenn wir nur zwei Dutzend fortbrächten, zwölf für uns und zwölf für meinen Vetter. Suchend irrten Colledges Augen umher.

Das sollte sich wohl tun lasten, meinte der Leutnant, eifrig bemüht, ihm gefällig zu sein.

Ich möchte aufbrechen, verlangte Fräulein Temple jetzt in dem ihr eigenen gebieterischen Ton. Wa« bedeutet den« das zunehmende Schlingern? Ich werde ja nicht imstande sein, ins Boot zu kommen.

Keine Sorge, meine Gnädige, beschwichtigte der Leutnant. Eine entmastete Eierschale, wie diese, rollt bei dem schwächsten Anschwellen. Um eine Kleinigkeit ist die Dünung allerdings stärker geworden, da» hat aber nichts zu sagen.

Ich war besten nicht so sicher. Was er als eine Kleinigkeit be- zeichnete, war meiner Ansicht nach eine Zunahme und Erhöhung der Wogen, die durch die Plötzlichkeit der Erscheinung noch an Bedeutung gewann. Sie verkündete jedenfalls ganz nahe bevorstehenden Wind; darauf hätte ich geschworen.

Ich gehe auf Deck und sehe wie es steht, erklärte ich.

Nehmen Sie wich mit, Herr Dugdale, gebot Fräulein Temple.

Bitte, Sie werden gestatten, Ihnen zu helfen, sagte der Leutnant

galant.

Und all der schöne Wein soll im Stich gelaffen werden? jammerte Colledge. Läßt sich denn kein alter Korb auftreiben?

Hat ihm schon, lachte der Leutnant, schnell nach einer Ecke springend.

Ich bitte, führen Sie mich auf Deck, Herr Dugdale, herrschte mich Fräulein Temple an und legte ihren Arm in den meinen.

Das Schlingern des leichten Rurnpfe», der nichts mehr besaß, das

ihm Festigkeit hätte geben können, war so stark, daß es mir nicht wenig Mühe kostete, meine Begleiterin geraden Kurse» nach der Treppe zu steuern. Ich half ihr hinauf und fühlte sie schaudern, al» ihr Blick noch einmal den Toten am Tische streifte.

Sowie ich hinaustrat, entrang sich mir der Schreckensruf: Mein Gott! Was ist das? Wenn wir nicht schnell machen und den Kopf wieder in die Tür steckend, brüllte ich die Treppe hinab: Ums Himmels willen, rasch auf Deck, oder wir finden unsre Schiffe nicht mehr!

Der Anblick, der sich bot, war furchtbar. Den ganzen Nordweste» deckte weißer Dampf, der wie eine Mauer direkt gegen das Wrack an­rückte. Mit dieser dicken Nebelwand rollte eine lange, mächtige Dünung Hera», deren Kämme der Wind schwärzlich färbte. Der Himmel, von wässeriger Aschfarbe, war durch die Maste de» nahenden Dampfes so ver­dunkelt, daß die Korvette links und unser Schiff rechts nur noch wie blaffe Flecke erschienen. Ich veranlaßte Fräulein Temple, sich an dem Deckhaus festzuhalten, und stürzte an die Reling. Von hier sah ich den Kutter an seiner Bootsleine in einer Weise steigen und fallen, die mich entsetzte. Wie sollten wir, besonder» das Mädchen, von diesem gefährlich abschüssige« Deck in ihn zurückgelangen? Sowie mein Kopf sichtbar wurde, schrieen mir die Matrosen zu: Der Ostindienfahrer hat schon zwei Kanonenschüsse abgefeuert.

Warum, zum Teufel, erwiderte ich außer mir, ist nicht einer von euch an Bord gekommen und hat da» heranziehende Wetter gemeldet? Nun vorwärts, angelegt! Die Riemen fest! E» gilt unser aller Leben.

In diesem Augenblick erschienen Colledge und der Leutnant. Die Gefahr sofort erkennend, stürzte letzterer zu mir an die Reeling und brüllte: Kutter heran! Munter, munter! Legt euch in» Zeug!

Handeln wir auch klug, wenn wir die» Wrack verlassen? bemerkte ich. In wenig Minuten wird uns der Nebel verhüllt haben. Wir könnten beide Schiffe verfehlen und wa» dann?

(Fortsetzung folgt.)