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Berlin 25. Juli In Rom angelangte Mailänder Depeschen geben über 200 Tote und Verwundete an, die das gestrige Unwetter gefordert hat. Vom Gebäudrschaden abgesehen ist auch der Flurschaden sehr groß. Das Hagelwetter zerstörte alle Felder in der Umgegend von Novara bis Olona. Ganze Baumreihen wurden umgerissen, schwer beladene Wagen samt den Pferden umgestürzt. In Caruga wurde von der Gewalt des Sturmwindes der Kirchturm umgerissen. Alle Gebäude im Umkreis von 3 km wurden abgedeckt. Auf dem Lago Maggiore wurde eine mit Granitblöcken beladene große Barke an die Kaimauer von Luino getrieben und völlig zertrümmert. — In der Filiale Saronno in Oberitalien, die der Eßlinger Maschinenfabrik gehört, stürzten, wie der „Franks. Ztg." gemeldet wird, 5 Schornsteine ein, ohne Menschenopfer zu fordern; nur das Maschinenhaus wurde zerstört. Der Schaden der Fabrik, die unversichert ist, übersteigt 100 000 Lire. An der Ausbesserung der Beschädigungen wird überall rüstig gearbeitet.
Vermischtes.
(Lustschiffahrt und Aviatik.) Für die Uebeifliegung des Simplons im Aeroplan fanden bereits Besprechungen zwischen dem Grafen Sormoni vom Mailänder Aeroklub und den Behörden von Brig statt. Der Startplatz wird genau 950 m über dem Nordportal des Siwplon- tunnels auf dem Briger Berg sein, wo ein Schuppen für Aercplane errichtet wird. Im gesamten Simplon gebiet werden im August und September täglich Registrierballons steigen, um die Gesckwindigkeit und Richtung de» Windes bis zu 3000 m Höhe zu messen. Den Dienst übernimmt die eidgenössische meteorologische Zen- tralanstalt Zürich. Der Mailänder Anordnungsausschuß läßt auf seine Kosten eine besondere Telephonlinie vom Simplonhospiz nach der südlichen Talstation der Simplonstraße Gondo-Rüden errichten. Nach einem bestimmten System wird die Flughöhe auf den Bergen und im Talgrund kenntlich gemacht werden. Die Schweiz soll die zollfreie Einfuhr der Aeroplane gk statten und deren Abflug in Brig bestätigen. Für den Ver
kehr mit Automobilen soll die größtmöglichste Freiheit gewährt werden. Ein großer schweize rischer Anordnung»-Aut schuß übernimmt den Sicherheitsdienst auf dem schweizerischen Teil der Flugbahn, Vorkehrungen für mögliche Zwischenlandungen und wird Unterstützung»- und Rettungsstellen auf dem Talgrund und auf den Höhen errichten. Der Rektor des Simplon- hospizes hat sich dem Unternehmen ebenfalls zur Verfügung gestellt. Ein besonderer, in Domo- dofsola gebildeter italienischer Ausschuß besorgt den Sicherheitsdienst von der hinter Gondo liegenden italienischen Grenze der Simplonstraße bi» zum Mergozzo-See. Der Zeitpunkt der Mailänder Flugwoche ist nun bestimmt vom 18. bis 24. September festgesetzt.
Das Hotel ohne Trinkgelder. Die Koblenzer Handelskammer veröffentlicht einen interessanten Beitrag zur Trinkgelderfrage. Ei» rheinischer Wirt machte in seinem Hause einen Versuch mit der Abschaffung des Trinkgeldes und berichtet über die von ihm hierbei gemachten Erfahrungen. Er erzählt: „Um eine Grundlage zu schaffen, erkundigte ich mich bei den verschiedenen Angestellten nach ihrem Saisonverdienst. Auf Grund des Ergebnisses wurde den Angestellten monatlich die doppelte Besoldung bezahlt. Diese Besoldung sollte dm Angestellten ohne Rücksicht auf den Autfall der Saison gezahlt werden. Den Gästen des Hauses wurde von dem Vorhaben mit der Bitte um besten Unterstützung Mitteilung gemacht. Für Trinkgelder wurden 5 v. H. der Wochenrechnung in Ansatz gebracht. Am Schluffe der Saison sollten die auf diese Weise eingegangenen Trinkgelder als Gratifikation verteilt werden, abzüglich der Zahlungen, welche in Form von Gehalt schon verabfolgt waren. Die Schwierigkeiten begannen mit dem Engagement der Angestellten: ich konnte trotz der hohen Löhne keine bekommen. Die Leute wollen lieber ohne Gehalt arbeiten und das Risiko einer schlechten Saison tragen, als feste» und gesichertes Einkommen haben. Schließlich hatte ich mit unendlicher Mühe meine Angestellten zusammen. Am Saisonschluß war keiner der Angestellten zufrieden, jeder behauptete, daß diese oder jene Familie ihn persönlich gut be
zahlt haben würde, hätte er Trinkgelder annehmen dürfen, oder er hätte seine Zimmer oder Etage bester besetzt gehabt al» ein anderer und darum auch Anspruch auf eine höhere Gratifikation. Am schlimmsten war jedoch da» Verhalten eine» Teil» der Gäste. So dankbar und entgegenkommend sich verschiedene Gäste über diese Art der Trinkgeldverteilung äußerten, so tadelnswert wurde von anderen gehandelt. Nur einige Beispiele: Ein Gast will die Trinkgelder selbst geben, weil er befürchtet, schlechter bedient zu werden. Nach seinen eigenen Erklärungen ist er gewohnt, die Angestellten schon bei der Ankunft mit Trinkgeldern zu bedenken. Bei guter Bedienung wird dann für die Abreise noch ein ordentliches Trinkgeld in Aussicht gestellt. Diese Art Gäste ist sich gewiß nicht darüber klar, daß ihre Handlungsweise den Angestellten gar leicht zu einer Unredlichkeit seinem Prinzipal gegenüber verleitet. Ein anderer Gast findet Uebervorteilung in der Rechnung und meint, die Kellner ließen nicht nur jede Kleinigkeit im Bureau verrechnen, sondern gäben auch mehr an, als verabfolgt worden sei, um möglichst hohe Prozente herauszuwirtschaften. Ein dritter befürchtet schlechte Bedienung, und wenn er doch wirklich gut bedient worden sei, so müßte er sich schämen, ohne besondere Vergütung abzureisen. Einem vierten endlich sind die in Rechnung gesetzten 5 v. H. noch zu hoch. Einige Damen fragten, ob sie auch ungehindert abreisen könnten. Aber da» schönste wurde geleistet, indem Zweifel geäußert wurden, ob auch wirklich die ausgeschriebenen Trinkgelder den Angestellten zugute kämen und nicht vielmehr zu einer Bereicherung de» Wirts verwendet würden. Man scheute sich dann auch nicht, den Hausdienern vorzurechnev, wie hoch ihr gezahlter Anteil an der Trinkgeldkaffe sei, und verlangte, der Hautbursche solle ihnen später schreiben, ob er auch richtig seinen Anteil erhalten habe. Und au» welchem Grunde alles dies? Um ja die Angestellten zu willfährige« Bedienten zu haben. Das Ende vom Liede war, daß der Portier heimlich die Rechnungen und Bücher auf die Gesamteinnahmen durchsah, wobei er diese um 50 000 Mark überschätzte." Der Bericht ermutigt gerade nicht dazu, das Experiment zu wiederholen!
Amtliche und Privatanzeigen.
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den 29. Juli
in folgende:
-10 Uhr. -
Die öffentlichen mündlichen Prüfungen finden am Freitag, im ersten Zimmer des Erdgeschosses im Rekioratsgebäude Ordnung statt:
Klasse II 7—8 Uhr. — Klasse III 8—9 Uhr. — Klasse IV 9 Klasse V 10—11 Uhr. — Vorklasse 11—12 Uhr.
Klasse I 2'/,—3'/- Uhr. — Klasse VI 3'/,—4'/, Uhr.
Klasse III—VII 4°/.—5'/, Uhr: Turnen in der Turnhalle.
Samstag, de« 30. Znli, vorm. 9 Uhr, im Saale des GeorgeuiiumS
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mit Gesängen und Vorträgen der Schüler, Ansprache des Rektors, Verteilung der Preise, Belobungen und Zeugnisse.
Zu beiden Veranstaltungen werden die staatlichen und städtischen Behörden, sowie die Angehörigen der Schüler und alle Freunde der Anstalt geziemendst eingeladen.
Am Samstag weiden im Anschluß an den Schlußakt von 10—12 Uhr und Nachmittags 1—3 Uhr die Zeichnungen der Schüler im Georgenäums- saale ausgestellt sein.
Das neue Schuljahr beginnt am Mittwoch, de» 7. September.
Calw, 26. Juli 1910.
R. Rektorat.
vr. Weizsäcker.
Unterreichenbach.
Im ZwangSvollftreckungswege
verkauft Gerichtsvollzieher Wurster ein große Partie Dachpappe, Steinzeng- röhren aller Art. Kamiuaufsätze u. s. w., Küchenplattle, HourdiS, Zemeutrohre, Dachziegel, Wassersteiue und Ofenplatten au» Zementbeton, feuerfeste Backsteine, Zement und Schwarzkalk, Schwemmsteine, eine größere Partie Zier- und Deckleiste« für Bau- und Möbelschreiner, 1 Faß Carboliueum, sowie eine große Partie leere Zementsäcke.
Zusammenkunft am Bahnhof am Donnerstag, de« 28. Juli, vormittags 9 Uhr.
Verurteilt
muß es werden, wenn man zum Waschen minderwertige schädliche Waschmittel nimmt. Wer seine Wäsche lieb hat, dem ist das Beste gerade gut genug. Als die wirklich besten Waschmittel haben zahllose erfahrene Hausfrauen längst Flammer's Seife und Seifenpulver erkannt und nehmen darum keine anderen mehr. Jeder Versuch überzeugt.
Stuttgarter Handelsschule.
Einzige militärberechtigte Handelslehranstalt Württembergs.)
s) Untere Abteilung (Handelsrealschule) — entspricht den Klaffen IV, V, VI der Realschule. Abgangsprüfung verleiht EiujiihrigeuzeugutS« d) Fachwissenschaftlicher Jahreskurs (Höhere Handelsschule) — Eintrittsbedingung: Einjährigenzeugnis. Abgangsdiplom befreit vom Besuch der städtischen Handelsschule (Lehrlingsschule).
Das Schuljahr beginnt Montag, 19. September, vorm. 8 Uhr. Prospekt und Anmeldung bei Rektor Bonhösfer, Knospstraße 8.