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Montag, den 25. Juli 1910.

Tkgesnenigkeiteu.

(König-Karl-Jubiläums stiftung.) Die Medaille der König-Karl-Jubiläumsstiftung für tüchtige Arbeiter und Bedienstete, welche in einem und dem­selben Geschäft bezw. Betrieb langjährige, treue Dienste geleistet haben, ist an 273 Bewerber, von denen 238 in gewerblichen und 35 in landwirtschaftlichen Be­trieben beschäftigt sind, verliehen worden. In Calw erhielten die Medaille: Einsele, Joh., Schlosser, Kleindien st, August, Schelling, Marie, Tüm - mel, Karoline Wtlhelmine, sämtliche in den Ver­einigten Deckenfabriken; Wiedmann, Friedrich, Zigarrenmacher, bei Hch. Hutten Nachfolger.

Unterreichsnbach 23. Juli. Der seit 27 Jahren in der Etuisfabrik beschäftigte Julius Erhardt feierte heute mit seiner Frau die goldene Hochzeit. Beide Ehegatten stehen im 84. Lebensjahr und erfreuen sich ausgezeich­neter Gesundheit. Von Sr. K. Hoheit dem Großherzog wurde dem Jubelpaar ein Geschenk von 30 ^ zugewandt.

Neuenbürg 23. Juli Der Oberlehrer Gottlicb Trefz aus Conweiler hiesigen Ober­amts, der von Innsbruck aus eine Tour unter­nommen hatte, ist nicht mehr zurückgekehrt. Da er in einem Hotel seine Effekten zurückgelaffen hat, nimmt man an, daß ihm ein Unglück zu­gestoßen sei.

Bondorf OA. Hrrrenberg 23. Juli. An der Dampfstraßenwalze scheuten zwei Pferde wobei ein Kind des Bäckermeisters Galler durch ein Hufschlag am Kopf schwer verletzt wurde.

Stuttgart 24. Juli. In den Obst­ernteaussichten für Württemberg und Hohen- zollern ist nach den neuesten Erhebungen des Statistischen Landesamtes seit Juni ein weiterer Rückgang zu verzeichnen. Die schon ziemlich großen Früchte sind massenhaft abgefalle«. Die

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Ursache dürste in der Entkräftung der Bäume durch den reichen Behang im Jahre 1908 und in dem Mangel an genügender Nährstoff- und Wafserzufuhr im vorigen Jahrs zu suchen sein. Die Bäume wollen jetzt nach der ausgiebigen Bodendurchfeuchtungins Holz schießen" und stoßen die ihnen dabei hinderlichen Früchte ab. Beim Steinobst und bei den Birnen war der Verlauf der Blüte ungünstig. Der Stand ist Mitte Juli für Aepfel 2,4 und für Birnen 3,3 gegen 1,9 und 2,3 im Mai. Die Apfelernte wird gut bis mittel, die Birnenernte mittel bis gering aurfallen. Im übrigen Deutschland sind die Aussichten für Aepfel gut bis mittel, Birnen gering bis mittel, Zwetschgen gering, Pflaumen gut bis mittel, Pfirsiche und Aprikosen gering, Beerenobst gut bis sehr gut. Besonders alle Waldbeeren und die Wallnüffe stehen gut. In Süddeutschland ist der Ansatz der Aepfel bester als im Norden, am besten in Bayern. Gute Aussichten melden auch Baden, Hessen und Elsaß. Im böhmischen Elbtal wird eine gute bis mittlere Apfelernte und eine geringe Birnenernte erwartet. Oestreich hat durchweg eine gute bis mittlere Apfelernte zu erwarten, einige Gegenden in Kärnten und Steiermark eine sehr gute. Von Frankreich und Italien, unseren Haupteinfuhr­ländern liegen noch keine genauen Nachrichten vor, doch verlautet bis jetzt wenig günstiges und beide Länder dürften mit Aepfel» und Birnen nur eine geringe Ernte machen. Von der Schweiz stehen die Berichte noch ganz aus. Gar zu billig wird demnach der Most nicht werden, zumal da die Vorräte vom vorigen Jahre nur noch gering sind.

Stuttgart 23. Juli. Der junge Stutt­garter Dirk van Eiken, der erst im Alter von 28 Jahren steht und früher Eisenbahnbeamter

war, ist mit großem Erfolge als erster Helden­tenor am Schillertheater in Hamburg tätig. Die dortige Presse rühmt einstimmig da» ausgezeich­nete Stimmmaterial und die vortreffliche Dar­stellungsgabe des Sängers. Verschiedene große Bühnen machten dem Tenoristen glänzende Anträge, um ihn für längere Zeit zu binden, van Eiken wird aber in nächster Saison eine internationale Konzerttournee absolvieren.

Stuttgart 24. Juli. Auf der Stutt­garter Seite des Feuerbacher Tunnel« nahe dem Tunneleingang, also an einer Stelle, die bei der demnächst vorzunehmenden Kürzung deS Tunnel« abgebrochen werden muß, sind neuer­ding» Abblätterungen am Mauerwerk auf getreten, die es angezeigt erscheinen lasten, mit dem Abbruch dieser Tunnelstrecke nicht, wie früher beabsichtigt, bi» zum Herbst d«. I». zuzu­warten. Die notwendigen SicherungSarbeiteu sind eingeleitet. Es wird aber außerdem die Instandsetzung des vollständig fertiggemauerteu neuen Tunnels so betrieben, daß voraussichtlich schon im Lauf de« nächsten Monat« der Verkehr durch den neuen Tunnel geleitet werden kann.

Stuttgart 23. Juli. Ueber den plötz­lichen Tod der 2. Vorsitzenden der Ortsgruppe dH Schwäbischen Albverein«, Kaufmann Otto Widmayev, gibt ei« Teilnehmer an der Wan­derung Mneilungen, wonach der Verstorbene in Begleitung der Herren Albert Hölzle und Heinrich Schultbeiß, sowie eines Rechtsanwalts aus Nürn­berg üm Morgen des 20. Juli den Weg zur Dreischusterspitze in den Sextene- Dolomiten an­getreten hatte. Al« um 12 Uhr der Abstieg angetreten wurde, wollte Schultheiß, der von einem Begleiter am Seil versichert war, in den mit einem Ueberhang endenden seichten Kamin

Die Goldinsel.

Seeroman von Clark Russell.

(Fortsetzung.)

ES müßte wirklich romantisch sein, mal eine mondhelle, totenstille Nacht ganz allein auf solchem Fahrzeug zuzubringen ringsum nichts als das geheimnisvolle Schweigen. Schauerlich würde es ja sein, aber märchenhaft.

Colledgs lachte: Na, na, ob das wirklich so schön sein würde? Und die Tante brummte ärgerlich: Ich begreife nicht, Luise, wie du solch überspannte» Zeug reden kannst. Komm, wir wollen die schöne Morgen­luft genießen.

Damit erhob sich die alte Dame, und etwa« schmollend folgte ihr die Nichte.

Der Aufbruch der beiden Damen wirkte ansteckend, alles begab sich nach oben.

Es war ein heißer, wolkenloser Morgen und alles deutete darauf hin, daß wir bald Windstille haben würden. Ich trat an die Reling zu Prance, der mit dem Teleskop eifrig in der Richtung nach dem Wrack spähte; hinter diesem, am Rande des Horizonts, bemerkte ich jetzt die Segel eine» Schiffes, das langsam heranschlich.

Sehen Sie nach dem Segel da unten? fragte ich.

Ja. Ich beobachte e» schon eine ganze Weile, es muß da unten mehr Bewegung in der Luft sein als hier bei uns. Uebrigens ist dar Barometer gefallen und da« gibt einige Hoffnung auf Wind. Ich habe aber noch etwa« ganz anderes entdeckt. Möglicherweise irre ich mich, in­dessen glaube ich nicht, daß ich mich täusche. Sehen Sie einmal, fügte er hinzu, indem er mir das Teleskop .eichte, e» wird Sie interessieren.

Wohin soll ich sehen?

Nach dem Wrack.

Ich legte das Fernrohr auf die Reling und kniete nieder. War mir bisher mit bloßem Auge unsichtbar geblieben war, sah ich jetzt deutlich. Da« Wrack lag hoch auf dem Master. Ich erkannte seinen Fockmast mit allen Rahen, vom Hauptmast aber nur einen Stumpf; die Hintere Back­bordschanze war bis aufs Deck niedergeschlagen, und die große Lücke ge­stattete freien Blick auf ein kleine« Deckhau«. So jämmerlich verstümmelt aber auch der ganze Rumpf aussah, zeigte er doch noch eine edle Gestalt. Ganz so, wie ein schönes Weib auch in Bettlerlumpen gehüllt noch schön ist.

Bei Gott, Prance, rief ich. Jetzt weiß ich, wai Sie meinen; das ist ja unser Schreckenskind von neulich, die Piratenbrigg!

Nicht« anderes, nickte er. Und gewiß ein wunderbares Wieder­finde», wenn man bedenkt, wie groß da» Meer ist.

Ja, weiß Gott, da« ist es, und zumal nach dem Feuer. Dachte man sich doch, die verkohlten Ueberreste würden wer weiß wo schwimmen. Sonderbar, daß die Teufel das Schiff verließen, da es ihnen doch gelang, des Feuers Herr zu werden. Mehr noch wie das Wrack interessiert mich aber jetzt der da hinten heraufkommende Segler; was halten Sie von ihm? Mir steht er fast wie ein Kriegsschiff aus.

Nach der Takelung zu schließen, können Sie recht habe«, doch kan« man nicht urteilen, ehe der Rumpf nicht sichtbar wird, und darüber wird noch geraume Zeit vergehen.

Die Entdeckung, daß da» Wrack die Piratenbrigg sei, versetzte alle Paffagiere von neuem in Aufregung. Gläser jeder Art richteten sich hinaus, um Gewißheit zu erlangen, ob da» Wrack auch wirklich gänzlich verkästen sei. Vielleicht hörte ich Emmei sage», halten sich die Schufte nur versteckt und lauern wie die Spinne im Netz auf eine günstige Gelegenheit, uns plötzlich anspringen und uns den Garaus machen zu können.