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seinen Füllplatz und schlug ein flottes Tempo nach Westen ein. Die Korbinsassen waren Ober­leutnant Kalbfuß, Oberleutnant Auracher, Leut­nant Lammel und Redakteur Schwaiger. Um 9 Uhr wurde MachtolSheim in 1000 Meter Höhe überflogen. Da das Gewölk immer mehr sich verdichtete, in der Ferne bereits Regen gesichtet wurde, und das Gelände südlich der Donau für eine Landung weniger geeignet erschien, wurde die Landung beschlossen, die auf einer abge­räumten Wiese bei MörSlingen um 12.48 Uhr mittags sehr glatt erfolgte. Als der verpackte Ballon von der Landungsstelle weggefahren wurde, fielen die eisten Tropfen eines heran­ziehenden Gewitter».

Ulm 18. Juli. Am Einfluß der Iller in die Donau ertrank der 12 Jahre alte Gym nastst Beißer, Sohn des Zugführers Beißer. Der junge Mann wollte von der bayrischen Seite au» die Donau überschwimmen. Die Leiche ist noch nicht gefunden. Ein Mann, dessen Per­sonalien bis jetzt noch nicht festgestellt werden konnten, suchte den Tod in der Donau. Er hielt sich in der Wölfischen Wirtschaft auf legte Hut, Uhr, Tabaktpfeife und einen gelben Rohrstock mit Gummiabschluß ab und sprang vom Badefloß ins Wasser. Die Person war Mitte der 50er Jahre und scheint, nach dem Spazierstock zu schließen, mit einem Gebrechen behaftet gewesen zu sein.

Spaichingen 18. Juli. Bei einem Ge­witter fuhr ein Blitzstrahl in die Scheune de» Ziegler» Franz Merkt in Hofen und zündete. Dem Feuer fiel das ganze Anwesen, Wohnhau», Scheune und Stallungen zum Opfer. Da« Vieh konnte gerettet werden, doch ist der Hautrat zum größten Teil verbrannt. Da» abgebrannte Anwesen war nur gering versichert. Ferner schlug der Blitz in die elektrische Leitung im Gasthaus z.Kreuz", wodurch die Wirtin, Frau Renk, leicht betäubt wurde, sowie in die Telefon­leitung bei Bäcker Merkt und im Wirtshaus auf dem Dreifaltigkeit«berge. Der Turm der DreifaltigkeitLkirche wurde ebenfalls vom Blitze getroffen, wobei einige Steine weggerifsen wurden.

Vom Lande 18. Juli. Die Bienen­züchter stehen vor einem Hungerjahr, wie es seit 25 Jahren nicht zu verzeichnen war. Die Stöcke, die abgeschwärmt haben, sind im Ver­hungern, während die Schwärme, die seit drei Wochen gefallen find, das Bauen eingestellt haben und ebenfalls unter Hunger leiden. Die Völker, denen Mitte Juni Honig entnommen wurde, müssen jetzt schon gefüttert werden. Die Drohnen, werden abgestochen, wa» sonst erst im August geschieht. Seit einigen Tagen ist zwar die Tem­peratur gestiegen, aber Honig gibt es erst, wenn die Wärme anhält, denn der Honig in den Blüten entsteht nur infolge Destillation des Pflanzensaftes durch die Sonne. An die Imker sei die Mahnung gerichtet, die Bienenvölker zu kontrollieren und zu helfen, so lange es Zeit ist. Das Brutgeschäst ist fast eingestellt. Es ist ja möglich, daß, nachdem die Linden den Imker wieder im Stich gelaffen haben, die Tannen noch Honig geben, dann sollten wenigstens starke Völker vorhanden sein.

Mannheim 16. Juli. Ein vom Deutschen Fliegerbund Mitte August geplanter Ueber- landflug, welcher in Frankfurt beginnen und über Wiesbaden und Mainz nach Mannheim führen soll, kommt zu Stande. Die Länge der Strecke beträgt ioo Kilometer. Eine noch fest­zusetzende Zahl von Zwischenlandungen soll ge­stattet werden. Im ganzen kommen 50000 ^ und mehrere von hohen Gönnern gestiftete Ehren­preise zum Austrag.

Aus Baden 17. Juli. Die 15 Jahre alte Tochter de» Taglöhners Anselm Dold von Nußbach, von der man befürchtet, daß sie da« Opfer eine» Mädchenhändlers geworden sein könnte, ist heimlich vom elterlichen Hause weg nach Hornberg in Dienst gegangen, von wo sie ihr Vater wieder nach Hause holte.

Vom Bodensee 18. Juli. Als am gestrigen Sonntag nachmittag der Dampfer Stadt Ueberlingen" vor Meersburg festmachen wollte, bemerkten Kapitän und Paffagiere etwa

500 m vom Ufer entfernt 3 Schiffbrüchige, die auf ihrem auf der Seite liegenden Segelboot saßen und hilflos in den Wellen trieben. Ein Rettungsboot wurde klar gemacht und holte die Schiffbrüchigen an Bord. Die jungen Leute, die vom Segeln offenbar nicht viel verstanden, hatten sich zu weit in den See hinausgewagt. Gestern abend schlug der Blitz während eine» schweren Gewitier« in Gebäude von nicht weniger als 4 Orten de» Amts Ueberlingen ein und zündete. Das Anwesen des Maurermeisters Pfeiffer in Hödingen ist durch die Flammen zerstört worden; außerdem hat e« in 3 Höfen gebrannt.

Aus Metz 16. Juli, schreibt man der Köln. Ztg.: Einen seltenen Genuß bringt uns die schöne Sommerzeit, nämlich die Luftfahrten desZeppelin 1". Das riesenhafte Luftschiff schwebt täglich zweimal in majestätischem Flug von Südwest nach Nordost über die Stadt, deren Bevölkerung jedesmal beim Nahen des großen Aerostats in freudige Erregung gerät. Am Donnerstag früh begannen die beiden ersten Doppelfahrten, die sich gestern und heute un­gefähr zu derselben Zeit und in ähnlicher Richtung, zum Teil mit einer kleinen seitlichen Abweichung, wiederholten. Beim ersten Summen oder Surren der Propeller, da» sich sehr von dem unangenehmen Raffeln eines Automobil» unterscheidet, läuft alles zusammen und wer zu Haufe ist, eilt in das oberste Stockwerk oder gar auf das Dach, um sich von dem herrlichen Anblick nichts entgehen zu kaffen. Da» Bild des Seglers wirkt am großartigsten, wenn es gerade in unserem Zenith zu stehen scheint. Die wenigen Körperschalten sind von bläulichem Duft überhaucht, während die leichten Stellen zart­rosa schimmern. Eigentümlich ist dar Verhalten der Vögel, besonder» der Schwalben, die den Riesen offenbar für ein feindliche» Wese» halten und, obgleich das Luftschiff meistens in einer Höhe von 300 w über dem Boden bleibt, doch in angstvoller Erregung nach allen Seiten aus­einanderflattern.

Berlin 18. Juli. Der Anschlag gegen den Gutsbesitzer Kraatz in Lichtenrade wird neuerdings auf Irrsinnige zurückgeführt, die es nicht auf das Geld abgesehen, sondern den Trieb gehabt hätten, Kraatz zu erschrecken.

Bochum 18. Juli. Die beiden Berg­leute, die seit 5 Tagen in der Tiefe der Zeche Prinzregent infolge Streckenbruches von der Oberwelt abgeschnitten waren, sind gestern nach­mittag, körperlich vollkommen unversehrt, an» Tageslicht zurückgebracht worden. Schon früh war die Sorge um das Schicksal der Verschütteten erneuter Hoffnung gewichen. Als gegen 5 Uhr die lang ersehnten Klopfsignale von der Bruch­stelle her ertönten, hatten die Rettungsmann­schaften die Gewißheit, daß die beiden Knappen noch lebten. Mit verdoppeltem Eifer setzte die wackere Schar das Rettungswerk fort. Kurz nach 5 Uhr trug der Förderkorb die beiden Geretteten, die gleich nach ihrer Befreiung unten in warme Decken gehüllt worden waren, in langsamer Fahrt zu Tage. Man flößte ihnen Milch und Mineralwasser ein, das sie gierig aufnahmen. Dann wurden sie ins Krankenhaus geschafft, wo sie einige Tage verbleiben.

Vrr«i?chtes.

Oeffnet zum Schlafen die Fenster! Namentlich jetzt in diesen lauen Sommernächten, indem man von giftige» Dünsten faselt, die nachts dem Erdboden entsteigen sollen, hält man die einzigen giftigen Dünste, von denen man nacht» sprechen kann, gar oft in dem verschlossenen Schlafzimmer zusammen. Denn in der Nacht atmet ein Mensch in erhöhtem Maße Kohlensäure aus, sucht dagegen aber auch in erhöhtem Maße Sauerstoff aufzunehmen, und diesem letzten Be­dürfnis wird der Schläfer bald nicht mehr ge­nügen können, wenn die geschloffenen Fenster eine ausreichende Sauerstoffzufuhr verhindern. Man hat gefunden, daß in einem geschloffenen Raume von 45 Kubikmeter in der Nacht allein durch den Bewohner der Kohlensäuregehalt auf 810 per Tausend gestiegen war, während reine Lust nur 4 per Tausend, das heißt 0,4

Kubikzentimer Kohlensäure im Liter atmosphärischer Luft enthielt. Diese Zahlen geben einen festen Maßstab auch für die sonstigen Verunreinigungen der Zimmerluft während der Nacht, und sie be­weisen, wie erschwert bei geschloffenen Fenstern der Zutritt reiner, sauerstoffreichrr Lust ist. ES darf daher nicht Wunder nehmen, wenn in einem derartig schlecht ventilierten Raume der Schlaf unruhig ist und am nächsten Morgen die erhoffte Erquickung fehlt, ja sich vielleicht sogar Kopf­schmerzen einstellen. Also öffnet zum Schlafen die Fenster, besonders auch in de« Schlafstätten der Kinder!

Eingesandt.

Was lEsi-ius gestern sagte, roch aller­dings nach Heu. Zunächst ärgert er sich darüber, daß er sich als Bauernbündler entpuppt hat denn sein ganzer Stil verrät ihn, obgleich er sonst unter einer anderen Flagge segelt.

Zweiten» erbringt er in seinen ganzen Ausführungen nicht den geringsten Beweis einer Berechtigung für den gegenwärtig so hohen Preis für Butter usw., die gar nicht rar ist. Es gibt doch Heuer wahrlich Futter genug! Drittens ist er Gegner de« Konsumvereins, dem ich auch nicht angehöre. Darf es einen aber Wunder nehmen, wenn sich die Konsumenten zum Zweck des ge­meinsamen, billigeren Einkaufs ihrer Bedürfnisse an Leben-Mitteln zu einem Verein zusammen­schließen angesichts der Tatsache, daß die Einig­keit der Bäuerinnen im Hinaufschrauben urü> Festhalten ihrer durch nicht» gerechtfertigten Preise nichts andere» ist als ein wenn auch stillschweigend vereinbarter Verkaufsring? Ich wollte nur die gleiche Einigkeit unter dem kaufenden Publikum veranlassen, die aber leider bei einzelnen Frauen zu vermissen ist, denn am letzten Samstag konnte man sehen, wie z. B. Frau N. N. ihre Butter auf dem Präsentierteller absichtlich und auffällig auf dem Markt spazieren trug, was wohl nichts weiter bedeuten sollte, als daß sie nicht mittue und womit sie die Bauersfrauen veranlassen wollte, nach wie vor ihre Schuhe bei ihr zu kaufen.

Wenn übrigen» am letzten Samstag die Butter rasch verkauft war, so hatte dies seine» Grund in der Tatsache, daß das Angebot sehr klein war wie immer, wenn 3 Tage vorher Krämer- und Wochenmarkt ist. Der Prei» für Butter ist auch da und dort auf 1.30 zurück­gegangen, wogegen man während der letzten 3 Wochen unter 1.40 ^ und 1.50 ^ keine Butter kaufen konnte. Ich habe also doch etwas er­reicht! Auch die Händlerinnen, namentlich eine, die sonst sehrlebhaft" ist und meinen zweiten Artikel gelesen zu haben scheint, waren außer­ordentlich zahm und bald wieder verschwunden, wovon sich I^ung.rin8 selbst hätte überzeugen können, wenn er aufgepaßt hätte, denn er war auch auf dem Wochenmarkt. Er scheint auch nicht bemerkt zu haben, daß viele Frauen ohne ihrHalbpfündle" nach Hause gingen. Hoffent­lich verhallt mein Appell an den Gemeinderat nicht ungehört. Im übrigen haben mich die Artikel von I^nnLriu8 von einer Tatsache über­zeugt, nämlich, daß bezüglich des Rückgang» de» Viehstandes nur die Kühe gemeint sein können, nicht aber die Ochsen.

Wer von Euch Hausfrauen wagt es am nächsten Wochenmarkt noch ein­mal? Damit will auch ich die Debatte schließen.

Oivi8.

Letzte Rachrichte«.

Friedrichshafen 19. Juli. Heute vormittag ^/«11 Uhr ereignete sich in einem Raum der Carbo niumfabrik eine schwere Explosion, die unter furchtbarem Knall sämt­liche Umfassungsmauern de« Fabrikgebäude» herausschlug und eine große Rußsäule emportrieb. Die Fabrik, die der Lustschiffbaugesellschaft das Ga» liefert, und sich in deren Nähe befindet, ist zerstört. 67 in der Fabrik beschäftigten Arbeiter sind verletzt, worunter einer schwer. Die Scheiben der wenigen in der Nähe befind­lichen Häuser sind zertrümmert.