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Amk- und Anzeigeblatt für den Vberamtrbezirk Lalw.
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Ursch,i->ss-»taz«! Montag. Liinstaa. Mittwoch.
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Dienstag, den 19. Anti 1910.
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Amtliche Vekanntmachnngen
Bekanntmachung, betr. Flotzsperre auf der Klein-Enz.
Wegen Reparaturen an Wasserwerken rc. bleibt die obere Klein'Enz (Neubachstnbe bis Agenbacher- wasserstube) für den Floßoerkehr während des Monats Auzust gesperrt. (8 29 der Floßordnung vom 20. April 1883 Reg.-Bl. Seite 47).
Calw, 18. Juli 1910.
K. Oberamt.
Reg.-Ass. Digel, AB.
Tagesnenigkeite«.
Calw. (Lichtbilder-Vortrag.) Wie aus dem heutigen Inseratenteil und den öffentlichen Bekanntmachungen zu ersehen ist, wird am nächsten Freitag, 22. Juli, abends V-9 Uhr im Saal des Gasthofes zum „Badischen Hof" Herr Jos. Geißler, Architekt und Gewerbelehrer in Pforzheim, der in allen gewerblichen Kreise» Badens als gewandter und temperamentvoller Redner bekannt ist, einen reichhaltigen hochinteressanten Lichtbilder-Vortrag halten, dessen Hauptteil das so zeitgemäße Thema der „Entwicklung der Luftschiffahrt" bilden wird. Im 2. Teil des Vortrags, der besonders allen Natur- und Sportsfreunden sehr willkommen sein dürfte, wird eine große Zahl Original- Photographien von einer Alprnwanderung auf den Montblanc zur Darstellung kommen, die zu den schönsten aller existierenden Alprnbilder gehören. Im 3. Teil werden die Besucher durch prächtige Farbenbilder von der einst so herrlichen Stadt Messina vor und nach dem Erdbeben von 1908 einen Einblick in die furchtbaren Wirkungen der schrecklichen Katastrophe erhalten. Den Schluß
bilden 4 kleinere humoristische Vorträge von Wilhelm Busch unter Vorführung der zugehörigen Originalzeichnungen des Meister». Bei dem reichhaltigen Programm, das nach dem Grundsatz, wer viele» bietet, bietet jedem etwas, zusammengestellt ist, wird wohl jeder Besucher vollauf befriedigt werden. Wir darum auch an dieser Stelle auf den genußreichen Abend aufmerksam.
Calw 19. Juli. In verflossener Nacht stürzte die Frau Lehrer Beck Wwe. au» dem Fenster ihrer Wohnung in der Badstraße 1 Stock hoch auf das Pflaster und verstarb sofort auf dem Platze. Selbstmörderische Absicht erscheint ausgeschlossen. Die eingeleitete Untersuchung de« Falls wird da» Nähere ergeben. Die Verunglückte, die ihr gute» Fortkommen hatte, hinter- läßt 2 Kinder.
^ Liebenzell 18. Juli. Gestern hielt der hiesige Turnverein ein Wald fest ab. Das Fest war zwar anfangs durch ein Gewitter beeinträchtigt; als aber die Sonne wieder erschien, entwickelte sich ein fröhliche» Treiben. Die turnerischen Vorführungen in Freiübungen und am Geräte zeigten, daß im Vrrein fleißig gearbeitet wurde.
Stuttgart 18. Juli. Auf eine Anfrage der Abg. Dr. Wolfs u. Gen. bezüglich der Unterstützung von Arbeitern zum Besuch der Weltausstellung in Brüssel, ist, nach dem „Schw. Merk.", vom Staatsminister de» Innern Dr. v. Pischek die Antwort eingelaufen, daß soweit die zur Verfügung stehenden sehr beschränkten Mittel es zulassen, auch einzelnen bedürftigen Arbeitern, von welchen angenommen werden kann, daß sie nach ihrer Ausbildung und ihrem Können durch den Besuch der Ausstellung eine wesentliche Förderung erfahren werden,
angemessene Unterstützung gewährt werden. Von der Aufstellung einer besonderen Forderung zum Zweck der Gewährung von umfangreichen Beihilfen zum Besuch der Ausstellung sei mit Rücksicht auf die derzeitige Finanzlage abgesehen worden. Bei der Auswahl der zu unterstützenden Arbeiter werde auf die verschiedenen LandeS- und Jndustriekreise tunlichst Rücksicht genommen werden.
Stuttgart 18. Juli. Der BezirkSverei« Königreich Württemberg im Deutschen Fleischerverband hat in der Angelegenheit der HauS- schlachtungen eine Eingabe an die Regierung gelangen lassen, in der unter Hinweis auf eine Statistik, (wonach im Jahr 1007 in 24 württembergischen Städten von den Wirten 14589 Schweine, 408 Kälber und 27 Stück Großvieh geschlachtet wurden, im Jahr 1908 in 27 Städten 13152 Schweine, 327 Kälber und 4 Stück Großvieh, im Jahr 1909 in 28 Städten 10 778 Schweine, 403 Kälber und 37 Stück Großvieh) der Schaden hervorgehoben wurde, der durch diese zahlreichen Schlachtungen den Metzgern entstehe, zumal da die Wirte da« Fleisch der geschlachteten Tiere vielfach nicht bloß im eigenen Haushalt verwenden, ja nicht einmal nur in ihrem Wirtschafttbetrieb, sondern auch nicht unbeträchtliche Mengen über die Straße verkaufen. Die Wirte hätten jedoch nicht die von den württembergischen Ausführungsbestimmungen zum Fleischbeschaugesetz vorgeschriebene Bestimmung einzuhalten, wonach die Kauf- und Aufbewahrungsräume entsprechend hergerichtet sein müssen. Die Metzger würden dies als eine große Unbilligkeit empfinden. In der Eingabe wurde auch auf die Stadt Dresden hingewiesen, wo von der Stadt aus bestimmt wurde, daß die Wurstküchen der Wirte dem Gesetz entsprechend
Die GoMnsel.
Seerornan von Clark Russell.
(Fortsetzung.)
Ich zweifle nicht, spottete ich, daß Sie im Kielraum viel Ratten gesehen hätten. Weiter gibt es unten nichts.
Herr, was soll das heißen? Glauben Sie, daß ich mich versteckt haben würde? fuhr er mich blaß vor Wut an. Ich verbitte mir solche Redensarten. Niemand sucht etwa» hinter dem Ofen, der nicht dort Bescheid weiß.
Aber, meine Herren, meine Herren, beschwichtigte Prance leise. Denken Sie doch an die Damen.
Diese Mahnung erschien mir so richtig, daß ich hinunterschluckte, wa» ich entgegnen wollte, und mich nur mit einem verächtlichen Achselzucken begnügte. Emmet aber konnte sich nicht der höhnischen Bemerkang enthalten:
Vermutlich hat Herr Dugdale als früherer Seemann gestern gleich von vornherein erkannt, daß die Brigg nur ein harmlose» Handelsschiff war, und da hatte er e» freilich sehr billig, sich als Helden aufzuspielen.
Ich weiß nicht, wie sich hiernach die Sache noch weiter gesponnen und welchen Ausgang sie genommen hätte, würde sie nicht plötzlich mit einem höchst lächerlichen Knalleffekt ihr Ende gefunden haben. Johnson nämlich, der auf einem Drehsessel saß, dessen einziger zylindrischer Fuß am Boden befestigt war, warf sich bei der läppischen Aeußerung Emmet» laut lachend so heftig hintenüber, daß der, wahrscheinlich beim Sturm locker gewordene Fuß krachend zusammenbrach, und Johnson, eingezwängt in die ziemlich enge Rundlehne, in der einen Hand das Messer, in der andern Hand die Gabel, strampelnd auf der Erde lag. Der Kapitän, die Steward» und die zunächst befindlichen Herren sprangen herzu, um
ihm aufzuhelfen, die Sache war aber so komisch, daß die ganze übrige Gesellschaft vor Lachen fast erstickte.
Für mich hatte das Intermezzo da» Gute, daß mein Zorn völlig verrauchte. Ich nahm die günstige Gelegenheit wahr, mich nach oben zu begeben.
Um nicht bald wieder mit den beiden seelenverwandten Freunden zusammenzutreffen, ging ich nach dem Vorderdeck, wo ich den ganzen Vormittag herumschlenderte und ab und zu mit dem Bootsmann schwatzte.
Die Unterhaltung mit dem alten treuen Burschen erheiterte mich zwar, im Grunde genommen aber blieb ich verstimmt. Et nutzte mir nichts, mich dumm und töricht zu schelten, ich konnte nicht ander», als in Gedanken fortwährend mit diesem Mädchen hadern, das mir nicht aus dem Kopf wollte. Was war sie mir eigentlich, was gingen wir beide uns an? Ihre Kälte und offenbare Mißachtung konnten mir völlig gleichgültig sein. Sie hatte keine Ahnung von dem Zauber, den ihre Reize auf mich ausübten. Ja, hätte sie davon gewußt, dann allerdings wäre ich berechtigt gewesen, mir ihr Benehmen zu Herzen zu nehmen, so aber war ich der reine Esel, mich überhaupt darüber zu grämen. Ich gab mir alle Mühe, sie zu hassen, doch da» wollte mir auch nicht gelingen. Hundertmal konnte ich mir vordeklamieren: Kerl, hast du gar keinen Stolz bist du nicht blödsinnig, dir ein Wesen nicht au» dem Sinn schlagen zu können, vor dessen Hochmut du Staub bist? Ja, da« sagte ich mir alle«, dennoch aber ertappte ich mich immer und immer wieder, wie ich unter der Wölbung de» großen Segels hinweg sie verstohlen mit meinen Blicken verfolgte, während sie auf dem Hinterdeck, mit Colledge heiter plaudernd, hin und her spazierte.
Meine Laune wurde den ganzen Tag nicht besser; ich ging möglichst jedem aus dem Wege. —
Am Abend befand ich mich mit Prance auf dem Kampanjedeck. Der Wind hatte sich zu einer angenehmen Brise gestaltet; alle Segel standen