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einer Bahn Biberach-Ochsenhausen-Tannheim wird nach dem Bericht des Abg. Storz (Vp.) der Regierung zur Kenntnisnahme überwiese», desgleichen die Bitte um Erbauung einer Bahn von Roßberg-Wurzach nach Ellwangen. Die Bitte um Erbauung einer Bahn Schwenningen- Tuttlingen wird auf Antrag des Berichterstatter» Häffner (D.P.) und nach Empfehlung durch die Abgeordneten Storz (Vp.), Maier-Rott­weil (Ztr.) «ndHaußmann (Vp.) der Regierung zur Erwägung überwiesen. Der Antrag de» staatsrechtlichen Ausschusses betr. die Eingaben über die Pension«- und Hinterbliebenen- Versicherung der Privatangestellten wird «ach dem Bericht de« Abg. Mattutat (Soz.) und nach empfehlenden Worten der Abgg. Elsa» (Vp.), Maier-Blaubeuren (D.P) und Andre (Ztr.) durch die Annahme de» KommisfionSan- trag» erledigt. Hiernach wird die Regierung ersucht, bei den Bundesstaaten für baldige Re­gelung der Pension»- und Hinterbliebenen-Ver­sorgung der Privatangestellten eirzutreten und dahin zu wirken, daß deren Erledigung noch durch den gegenwärtigen Reichstag erfolge» kann. Die Eingabe der Süddeutschen Agitations­zentrale des Bundes der technisch-industriellen Beamten betr. die Wiedereinbringung der Gewerbeordnungsnovelle im Reichstag wird nach dem Bericht de» Mg. Mattutat (Soz.) und einigen Bemerkungen des Ministers v. Pischek durch Annahme des Ausschußantrags erledigt. Hiernach wird die Eingabe der Re­gierung zur Erwägung überwiesen und diese ersucht, für möglichst baldige reichsgesetzliche Re­gelung der Verhältnisse einzutreten.

Stuttgart 15. Juli. Der KreiSgericht»- rat a. D. Otto Freiher v. Breitschwert, Mit­glied der Ersten Kammer ist im Alter von 81 Jahren hier gestorben.

Stuttgart 15. Juli. Der Direktor de« städtischen Schlacht- und Viehhofs, Veterinärrat KöSler, wurde von einem bösartigen Farren mit solcher Wucht gegen eine Stallwand gedrückt, daß Direktor KöSler mehrere Rippenbrüche davon- 1mg. Da« Befinden des Verletzten gibt jedoch zu Besorgnissen keinen Anlaß.

Stuttgart 15. Juli. Die heutige, durch den Austritt Dr. Hieber» aus der Zweiten Kammer notwendig gewordene Landtagsersatz­wahl im Welzheimer Oberamt hatte folgende« Ergebnis: Von 4784 Wahlberechtigten haben 3066, somit etwa 64,1°/», abgestimmt. Es er­hielte« Landwirt M oh ring-Hetzendorf (B.K.) 602, Schuttheiß Scheiger (D.P.) 597, Ge­meinderat Wurst-Alfdorf (Vp) 770, Ge­meinderat Kinkel-Göppingen (Soz.) 1000 und Landgerichtsdirektor Gröber (Ztr.) 94 Stimmen. Ungiltig war 3 Stimmen. Es ist somit eine Nachwahl erforderlich. Die Verschiebung der Parteienstärkeverhältnisse ergibt sich au» einem Vergleich mit der Wahl am 25. Dezember 1906. Bei derselben fielen bei 4661 Wahlberechtigten und einer Wahlbeteiligung von 67,8"/° auf die Deutsche Partei 1809, auf die Volkspartei 424, auf die Sozialdemokratie 741 und auf da» Zentrum 170 Stimmen. Damal» wurde der deutschparteiliche Kandidat (Dr. Hieber) mit 474 Stimmen Mehrheit im ersten Wahlgang gewählt. Die Deutsche Partei hat also 1212 Stimmen eingebüßt, wobei zu beachten ist, daß sie früher vom Bund der Landwirte unterstützt wurde. Die Volkspartei weist ein Mehr von 346 Stimmen, die Sozialdemokratie ein Mehr von 259, da» Zentrum ein Mnus von 76 Stimmen auf.

Nürtingen 15. Juli. Seit Anfang diese» Monats war der arbeitsscheue Taglöhner Heins er in Neckarhausen abgängig. Ein öffentliche» Ausschreiben blieb ohne Erfolg. Nun wurde er nacht» in einem Mostkeller erwischt und in den Arrest verbracht, wo er einen Selbst­mord durch Oeffnen der Pulsader» versuchte. Heinser soll sich die ganze Zeit über in Neckar- Hausen in einer Scheuer tagsüber versteckt auf- gehalten haben und bei Nacht in dm Keller einge­stiegen sein und Most und Lebensmittel entwendet haben. Sein Lager war noch gut verproviantiert.

Plochingen 15. Juli. In einem be­nachbarten Bezirksorte sah vor einigen Tagen r« einer Wirtschaft ein Gast, wie ein Fuhrwerks­

besitzer au» der Nähe von Göppingen ein Gold­stück wechseln ließ. Al» der Bauer sich zur Heimfahrt anschickte, bat der Gast um die Er­laubnis, auf dem Fuhrwerk mitzufahren, wa» bereitwilligst zugesagt wurde. Im Verlauf der Fahrt ließ sich der Bauer zu seinem eigene« Schaden vom Schlafe übermannen und mußte beim Wiedererwachen die unangenehme Wahr­nehmung machen, daß ihm der fremde Reisende, der spurlos verschwunden war, den ganzen Geldbetrag entwendet hatte. Von dem Täter fehlt noch jede Spur.

Heilbronn 15. Juli. Der 37 Jahre alte Bauunternehmer August Haag von Flein errichtet gegenwärtig in Sontheim einen Neubau. Während eine» gestern viedergegangenen Gewitter­regens suchte er mit einigen Arbeitern in der Bauhütte Unterstand, in der er plötzlich von einem Blitzstrahl getroffen wurde und tot zu Boden sank. Die anderen Leute in der Hütte wurden durch den gewaltigen Luftdruck ebenfalls zu Boden geworfen; einer wurde an der linken Seite leicht verletzt; die übrigen Arbeiter blieben unversehrt.

Gmünd 15. Juli. Sehr bezeichnend für die gegenwärtig schlechten Zeitkäufe ist die au» dem Luftkurstädtchen Lorch gemeldete Nachricht, daß die Kurkonzerte diesen Sommer infolge Mangels an genügender Beteiligung abgesagt werden mußten. Ganze 38 Interessenten fanden sich für das Unternehmen, da« sonst auch besonder» aus Gmünd starken Zuspruch erfahren hatte, da die Konzerte von der Gmünder Militärmufik gespielt wurden. Der Verschönerungsverein, der die Sache sonst in die Hand genommen hatte, verzichtete auf eine Veranstaltung, für die die Mittel zur Deckung nicht beschafft werden konnten. Besonders vermißt werden diese Konzerte von den auswärtigen Kurgästen.

Ellwangen 15. Juli. Der von hier gebürtige 24jährige Tapezierer Friedrich Babel ist von der Strafkammer in München unter der Anklage, seine Geliebte, die gleichaltrige Schmieds­tochter Elise Tauschhuber au» Hohenlinden auf ihr ausdrückliche» und ernsthaftes Verlangen ge­tötet zu haben, zu der Mindeststrafe von 3 Jahre» Gefängnis verurteilt worden.

Pforzheim. (Margeritentag). In der gestern abgehaltene« Schlußsitzung de» Komitees wurde eine Gesamteinnahme von 13358 80 Mark festgestellt. Nach Abzug der 1858.80 Mark betragenden Unkosten (für Blumen, Konzerte, Inserate, Drucksachen, Sammelbüchsen, Porto u. a. m. sowie Reserve für noch zu er­wartende Ausgaben, verbleibt ein Reinertrag von 11500 Mark. Diese Summe wurde an Ober­bürgermeister Habermehl zur Zuweisung an den Fond für Errichtung von Walderholungs­stätten abgeliefert.

Sigmaringen 15. Juli. Die 18jährige Tochter de» Landwirt» Kleiner von Laiz wurde auf dem Nachhausewege vom Blitz ge­troffen und war sofort tot. In ihrer Gesell­schaft befand sich ihr lljähriger Bruder, dem gar nichts geschah. Das Mädchen trug eine« Holz­reche» auf der Schulter. Der Blitz zerriß ihr die Kleider und schleuderte ihre Schuhe mehrere Meter weit von den Füßen. In der Laizer Kiesgrube wurde eine Frau vom Blitze betäubt. In Krauchenwie» schlug der Blitz in da» Hau« de» Johann Abt und in da» Haus de» Wirts Boos zum Bahnhof. Elfterem brannte Wohnhaus und Scheune bis auf dem Grund nieder. Letzterem brannte die Scheune ab. Die Leute befanden sich während de» Gewitters auf dem Felde.

Vom Allgäu 15. Juli. Als eine Folge der Zündholzsteuer ist die Betriebsein­schränkung der Zündholzfabrik Kempten anzu­sehen. Die Fabrik, die seither bei normaler Beschäftigung 150 Arbeiter beschäftigte, hat ihren Betrieb bi» auf 20 Arbeiter eingeschränkt.

München 15. Juli. Au» Anlaß de» 90jährigen Geburtstage» de» Prinz­regenten, der im nächste» Jahr gefeiert wird, haben die bayerischen Städte beschlossen, an den Regenten eine Adresse und einen

kunstgewerblichen Gegenstand zu überreichen. Die Entscheidung über da», wa» die Stadt dem Prinz- regenten übergeben soll, ist dem Städtetag über­lasten worden. Weiter ist eine Sammlung durch ganz Bayern geplant, deren Ertrag dem Regenten zu einer Stiftung übermittelt werden soll.

Köln 15. Juli. Nach erfolgter ärztlicher Besichtigung sind die Leichen der bei Leich­lingen verunglückten Lustschiffer zur Beerdigung freigegeben worden. Da sämtliche Tote au» Elberfeld und Barmen sind, sind sie bereits dahin verbracht worden. Es wird angeregt, an der Unglücksstelle für die Opfer der Katastrophe einen Gedenkstein zu errichten. Den Hinter­bliebenen des Hrn. Erbtlöh hat der Kron­prinz folgende« Telegramm zugehen lasten: Spreche Ihnen anläßlich des schrecklichen Unglück» meine wärmste Teilnahme au». Mögen Sie in der allgemeinen Trauer um den Verlust de« vortrefflichen Mannes Trost finden. Auch de» Hinterbliebenen der tapferen Begleiter sage ich mein herzlichste» Beileid."

Berlin 15. Juli. In der Lichtenrader Erprestersache sind neue Drohbriefe an die Familie Kraatz und an da» Berliner Polizei­präsidium gerichtet worden.

Berlin 15. Juli. Das Treiben der Erpresserbande, die das Attentat auf den Hofgutbefitzer Kraatz in Lichtenrade verübt hat, wird immer verwegener. Nachdem gestern mittag die Familie Kraatz eine Postkarte unflätigen Inhalts erhalten hatte, erhielt sie abends einen weiteren Brief, in dem ihr gedroht wird, daß da» Haus in die Luft gesprengt werden solle. Die Polizei bewacht während der Nacht da» Anwesen. Trotz umfangreicher Sicherheitsmaß­regeln der Polizei befinden sich die Kraatz'schen Familienmitglieder in furchtbarer Erregung. Beim Polizeipräsidium ist gestern ein Brief ein­gegangen, in dem der Schreiber von der Polizei 1000 ^ fordert, die an der Berolina nieder­gelegt werden sollen, unter der Angabe, die Täter des Lichtenberger Attentats seien ihm bekannt. Der Schreiber droht, im Weigerungsfall würde das Polizeipräsidium in die Lust gesprengt.

Berlin 15. Juli. Ueber Berlin und auch über Potsdam ist gestern ein sehr schweres Gewitter niedergegangen. Gegen 5 Uhr schlug der Blitz in eine alte Rüster, unter der der gerade in Potsdam angekommene Vizewacht­meister Harms vom Feldartillerie-Regiment 3 in Brandenburg, ein zwölfjähriger Schüler und ein Hauptmann standen. Der Baum bildete plötzlich ein Flammenmeer, als gerade das Glockenspiel der Potsdamer Garnisonskirche ertönte. Die drei Personen, die unter dem Baume Schutz ge­sucht hatten, wurden zu Boden gerissen. Aus der Kommandantur eilten sofort Soldaten herbei und bemühten sich um die Verunglückten. E« gelang ihnen schließlich, sie ins Leben zurückzu­rufen. Alle 3 litten unter Lähmungserscheinunge«.

Marktberichte.

Biberach-Riß 13. Juli. (Wochen­viehmarkt.) Auf den Markt wurden auf­getrieben: 68 Farren, 55 Ochsen, 52 Kühe, 117 Kalbinnen und Rinder. Der Erlös war durchschnittlich 400 ^ bei Farren, 500 ^ bei Ochse», 420 ^ bei Kühen, sowie 120450 ^ bei Jungvieh. Die Zufuhr war ziemlich stark, der Handel lebhaft. Auf der Eisenbahn kamen 27 Wagen mit zusammen 292 Stück zum Ver­sand; Kälber kamen 96 zu Markt und zum Verkauf zu 4450 ^ für 1 Pfund Lebendgewicht. Mastschweine wurden 33 Stück aufgetrieben und zu 4851 ^ für 1 Pfd. Lebendgewicht verkauft. Läuferschweine wurden 25 Stück aufgetrieben und 15 das Stück um 5255 ^ verkauft. Milchschweine wurden 400 Stück aufgetriebm und 320 zu 1625 ^ pro Stück verkauft. Versandt wurden von letzteren nach Leutkirch, Ehingen, Langenau, Niederstotzingen und Herma­ringen. _

Standesamt Cal».

Geborene.

9. Juli. Wilhelm, S. d. Bartholomäus Weihing,

Lokomotivheizers hier.

9. Juli. Berta Marie, T. d. Heinrich Klingler,

Malergehilfen hier.