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Vom Bodensee 14. Juli. Daß Kinder ihre» Schutzengel haben, zeigte sich in Konstanz, rvo ein 1 '/»jährige» Kind an» dem dritten Stockwerk eine» Hause» am Münsterplatz auf die gepflasterte Straße fiel und keinen wesentlichen Schaden nahm. — Schon die letzte Woche sind ziemlich viel Blau selchen, namentlich durch die Klusgarnfischer, gefangen worden. Aber auch diese Woche scheinen die ergiebigen Fänge noch anzuhalten. Der vielbegehrte Bodenseefisch ist zum ersten Mal in diesem Jahr zu einem außergewöhnlich billigen Preis zu bekomme«.
Pforzheim 14. Juli. Heute kam wieder ein Goldhehlereiprozeß zur Verhandlung. Der Schmelzer Halferich stahl in einer Pforz- heimer Goldscheideanstalt, in der er beschäftigt war, Goldabfälle und schmolz sie zusammen. Die eingeschmolzenen Stücke, die einen Wert von mehreren Tausend Mark hatten, brachte er dem Goldschmied Albert Bischofs, der ihm dafür 700 ^ bezahlte. Bischofs verkaufte wieder das gestohlene Gold für 12 000 ^ an den Fabrikanten Karl Schroth. Hälferich erhielt dafür 1 Jahr 6 Monate Gefängnis, Bischofs 1 Jahr 3 Monate und Schroth 6 Monate Gefängnis.
Hamburg 13. Juli. Der Dampfer „Attika" der Bremer Dampferlinie „Atlas" ist am 6. Juli im ägäische» Meer untergegangen und zwar, wie der Kapitän meldet, durch vulkanischen Au»bruch oder ein Seebeben. Die Mannschaft konnte sich auf Booten retten, sie wurde durch einen französischen Dampfer ausgenommen und in Oran gelandet. Der vollversicherte Dampfer fuhr für die deutsche Levante» linie, die bekanntlich sämtliche Anteile der „Atlas" besitzt, mit einer vollen Ladung Getreide von Noworossijsk nach Hamburg. Das 1906 auf der Quebeckschen Werft in Bremen erbaute Schiff war 1780 Ton» brutto und 1106 Ton» netto groß.
Innsbruck 14. Juli. Bei einer kirchlichen Feier in Sand bei Täufers stürzte infolge Ueberlastung ein Balkon ein, auf dem 20 Personen Aufstellung genommen hatten. Sämtliche wurden verletzt, zwei darunter lebensgefährlich.
Wien 13. Juli. Die Arbeitslosigkeit hat hier in den letzten Tagen stark zugenommen, besonders haben diejenigen Wiener Gewerbe, welche Luxusartikel erzeugen, unter der Krise schwer zu leiden. Die Krise ist eine Folge der agrarische» Hochschutzzollpolitik, die den Haushalt des Bürgertums so stark belastet. In der Nacht zum Montag waren alle Nachtasyle infolge de» regnerischen Wetter» überfüllt, Hunderte mußten abgewiese» werden.
Thun 14. Juli. Gestern ist nach 3'/»jähriger Bauzeit die 3600 Meter lange elektrische Drahtseilbahn auf de» 2350 Meter hohen Niesen eingeweiht worden. Diese Bahn ist die längste Drahtseilbahn der Schweiz und hat eine Steigung bi» zu 66 °/°.
BernrischteS.
(Zur gegenwärtigen Regenperiode.) Das heurige Jahr darf und muß bis jetzt nach dem Charakter der letzten Zeit zu den nassen Jahrgängen gerechnet werden. E» ist deshalb von Interesse zu wissen, welche Jahre des vergangenen Jahrhunderts sich durch Regenwetter auszeichneten. Nach älteren Aufzeichnungen waren er die Jahrgänge, die nachstehend geschildert sind: 1816 ersoff bei dem immerwährenden Regen die Gerste, der Weizen geriet nicht, die Heuernte war Ende Juli und die Fruchternte Ende August. 1818 regnete e« ihm Frühjahr 3 Monate fast ununterbrochen; darnach kam eine lange Trocken- periode. Weizen und Wein gerieten gut. Ein nasse» Frühjahr ist auch 1817 zu verzeichnen; doch waren Heu- und Getreideernte früher und das Jahr im allgemeinen gut. Anno 1833 war ein nasse» Frühjahr und ein trockener Sommer. Frucht, Heu und Wein gerieten nicht, wohl aber Kartoffeln und Obst. Im Jahre 1837 gab e« nur Heu. 1846 folgte auf ein nasses Frühjahr eine große Hitze. ES geriet nur der Wein. 1860 regnete es während de» ganzen Jahre», so daß alles verdarb. Mitte Oktober fiel schon Schnee und die Trauben wurden nicht reif. Ein nasse» Jahr, das reich an Hagel und Un-
gewittern war, war da» Jahr 1867. Im Frühjahr wurde vom Hagel alles zerschlagen. Ein später Herbst ließ nicht» mehr aufiommen, sodaß die Leute übel daran waren. Hoffen wir nun, daß sich das Wetter des heurigen Jahre», das in der letzten Zeit sich durch anhaltenden Regen au»zeichuete, sich endlich ändern möge.
Aus London, 10. Juli, wird dem „Berl. Lokalanz." berichtet: Bei einer Vorstellung zu Coventry erlitt Miß Viola Spencer, eine bekannte Fallschirmkünstlerin und Aviatikerin, furchtbare Verletzungen. Die junge Dame war zur Feier eine» Sportsfeste» zu Poleshill bei Coventry mit einem Ballon aufgestiegen und ließ sich au» einer Höhe von etwa 1000 Fuß mit einem Fallschirm nieder. Zum Entsetzen der Zuschauer fiel sie auf da» Dach der Centaur- Fahrradfabrik nieder. Hier verwickelte sie ihre Füße in die Telephondrähte, und sie stürzte kopfüber mit dem zusammengeklappten Fallschirm au» einer Höhe von über 40 Fuß zur Erde. Als man Miß Spencer aufhob, war sie bewußtlos und blutüberströmt; man brachte sie in einem Auto zum Hospital, wo schwere Verletzungen an Armen und Beinen, sowie am Rücken festgestellt wurden. Die Verunglückte ist 25 Jahre alt und hat seit Jahren Fallschirmvorstellungen gegeben ; dabei hat sie schon oft gefahrvolle Unfälle erlitten, doch bisher immer, ohne lebensgefährliche Verletzungen davonzutragen. Zugleich beansprucht Miß Spencer auch, die einzige englische Aviatikerin zu sein. Sie war eben au» Frankreich zurückgekehrt, wo sie erfolgreich mit einem Bleriot-Eindecker Flüge vollführt hat. Ihr aeronautischer Name war Miß Spencer-Kavanagh. Nach den letzte« Berichten hat sich der Zustand der Schwerverletzten ein wenig gebessert, ist aber noch sehr ernst.
Die Franzosen wachsen. Aus Pari» wird berichtet: Im Aufträge des französischen KriegSministeriumS ist in der Armee eine große Enquete veranstaltet worden, die darauf abzielt, die Schwankungen in der Durchschnitts körper- größe de» französischen Soldaten zu verfolgen, um so ein Bild von den physiologischen Entwicklungtendenzen des französischen Volke» zu erhalten. Die statistischen Feststellungen haben ergeben, daß die Franzosen wachsen. Zwar ist der Unterschied nicht groß, aber immerhin ein Wachstum. Im vergangenen Jahre war die durchschnittliche Körpergröße des Soldaten 1,661 Meter, in diesem Jahre beträgt sie 1,662 Meter, sodaß ein Wachstum von 1 Millimeter zu konstatieren bleibt. Der größte Soldat der fanzösischen Armee mißt 1,98 Meter, der kleinste Soldat 1,18 Meter. Da» letzte Maß beweist übrigen», daß eine Minimalgröße im französischen Heere nur noch auf dem Papier besteht.
Marktberichte.
Stuttgart 14. Juli. Die Obstpreise auf dem heutige« Großmarkt waren: Kirschen 22—28 Heidelbeeren 18—20 A Himbeeren 30—35 A Stachelbeeren 10—11 A Johannisbeeren 14—16 ^ per Pfund. Neue einheimische Kartoffeln kosteten 7—8 ^ per Pfund.
Eingesandt.
Trotzdem au» dem „Eingesandt" von gestern der Agrarier spricht, der an den hohen Eier- und Butterpreisen eine Freude haben muß, stellte er einige Behauptungen auf, die der Berichtigung bedürfen. Einmal ist gegenwärtig wohl Badezeit, aber unsere Luftkurorte sind infolge des anhaltenden Regenwetters leer, nichtsdestoweniger ist die Butter teurer al» im vorigen Jahr, wo da» ganze Nagoldtal mit „Luftschnappern" wie gespickt war. Wenn aber trotzdem der Einwand der Kur- und Badezeit aufrecht erhalten werden sollte, so verweise ich auf die Markt statistik einer badischen Kur- und Fremdenstadt, Freiburg i. Br., nach welcher am 4. Juli da» Pfd. Butter 1.15 am Ballen aber nur 1.05 gekostet hat. Zum zweiten, so sagt I^unurius, gehe die Viehhaltung ständig zurück! Man höre, sehe sich aber gleichzeitig die Ergebnisse der letzten Viehzählung in Württemberg an! E» wird daraus eine bedeutende Viehvermehrung zu ent
nehmen sein. Solche Argumente find doch zu bauernbündlerisch! Wenn sich der Einsender nur einmal die Mühe nehmen und persönlich auf de« Wochenmarkt einkaufen wollte, so könnte er, solange er vor de« Korb einer Bäuerin steht, u« seinen Bedarf an Butter zu decken, e« erlebe«, daß die Bäuerin innerhalb 3 Minuten zwei Mal um je 5^ aufschlägt, bloß weil einige weitere Kaufsliebhaber während dieser Zeit an den Korb herangetreten sind. Dabei macht die Bäuerin durchaus keinen Unterschied, ob sie einen Halbpfündleskonsumenten oder einen Butterprotzen vor sich hat. Neben dieser Geriebenheit unserer Bäuerinnen, die nie mit sich handeln lassen, trotzdem sie die» selbst bekanntermaßen doch am besten fertig bringen, ist ein anderer Umstand noch mit Schuld an de« horrende» Preisen. Kaum haben die Bauersfrauen auf dem Markt Aufstellung genommen, da kommt auch schon ein halbes Dutzend Händlerinnen, die ganze Körbe voll Eier und Butter aufkaufen und jeden Preis bezahlen, wa» natürlich wesentlich zu einer ungesunde« Preissteigerung beiträgt. Wo ist da der Gemeinderat? Dieser genehmigt die Abhaltung der Wochenmärkte, um einerseit» den Einwohnern unserer Stadt und andererseits den Leuten au» den umliegenden Ortschaften eine bequeme Einkauf»- und Verkaufsgelegenheit zu verschaffen. Der Gemeinderat sollte de« Aufmarsch der Händlerinnen vor 10 Uhr vormittag» einfach nicht dulden und durch Schaffung eine» OrtSstatutS den Händlerinnen gegenüber im Notfall von seinem Hau»recht auf dem Marktplatz Gebrauch machen! So lange die» aber nicht der Fall ist, muß sich das Publikum selbst wehren.
Wer von Euch Hausfrauen wagt es daher, trotz der Bedenken des Agrarier» I^unurius am nächsten Wochenmarktrtag einmal keineButter zu kaufen? Zeiget, daß Ihr Euch nicht nur in Euren Kaffeekränzchen über die hohen Preise ungehalten äußern, sondern auch einmal die Konsequenzen au» Eurem Unmut ziehen könnt!
, Oivis.
Letzte Nachrichte«.
Heilbronn 15. Juli. Im benachbarten Sontheim wurde bei dem mittag» ausgebrochenen, rasch vorübergehenden Gewitter der Steinhauer Haag von Flein erschlagen. Er blickte zum Giebelladen eine« von ihm erstellten Neubau» hinaus und wurde vom Strahl, der an der Wand niederfuhr, getroffen.
Tübingen 15. Juli. Wie von amtlicher Seite berichtigend mitgeteilt wird, ist die Nachricht, daß gegen den auf Urlaub befindliche« Stadtpfleger Heusel ein Disziplinarverfahren eingeleitet sei, unzutreffend.
Gottesdienste.
8. Soantag «ach 17. Juli. Vom Turm:
Nr. 347. Predigtlied: Nr. 345, Allgenugsam Wesen rc. 8 Uhr: Frühpredigt, Stadtpfarrer Schmid. 9'/, Uhr; Hauptpredigt, Dekau RooS. 1 Uhr: Christenlehre mit den Söhnen.
Si«««1ag, 19. Juli. 9 Uhr: Predigt und Eröffnung der Diözesan-Synode, Pfarrer Wagner von Nen- hengstett.
Z>o««er»tag, 21. Juli. 8 Uhr abends: Bibelstunde i« VereinShan», Dekan Roos.
Samstag, 23. Juli. 6'/- Uhr abends: Vorbereitung und Beichte im VerrinShauS, Stadtpfarrer Schmid.
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Im Sommer geborene Kinder machen den Müttern oft Sorge, da die Kuhmilch in der heißen Jahreszeit leicht verdirbt. Die Ernährung mit „Kufeke", seine leichte Verdaulichkeit und seine Wirkung auf die feinflockige Gerinnung der Kuhmilch verhindern die Darmgärungen und verhüten dadurch das Auftreten von Magen-Darm» krankheiten.