Amts- und Anzelgeblatt für den Gberamtsbezirk Calw.
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Mittwoch, den 13. Juli 1910.
Tagesueuigkeite«
.'. Oberkollbach 13. Juli. Gesten» nachmittag um 3 Uhr schlug während eines Gewitters der Blitz in das Haus de« Matthäus Kirn ohne jedoch zu zünden, er beschädigte die Wände, fuhr in den Schweinestall und verletzte dort 2 Schweine derart, daß sie geschlachtet werden mußten. Von den Bewohnern des Hauses kam niemand zu Schaden.
Stuttgart 12. Juli. Die Erste Kammer hat gestern und heute verschiedenen Kommissionsantkägen und Beschlüssen der Zweiten Kammer ihre Zustimmung erteilt, so dem Kommissionsantrag zu dem Entwurf betr. weitere Aenderungen de« Beamtengesetzer, für dessen Inkrafttreten als Termin der 1. September ds. I«. festgesetzt wurde, ferner dem Gesetzentwurf betr. die Einwirkung von Armenunterstützung auf öffentliche Rechte «ach den Beschlüssen der Zweiten Kammer und dem Gesetzentwurf betr. eines Staatsbeitrags von 200000 ^ für die Errichtung eines Kunstausstellungsgebäudes in Stuttgart und schließlich dem Gesetzentwurf betr. den 5. Nachtrag zum Finanz- gesetz über die Verwendung etwaiger Ueber- schüffe aus der Branntweinsteuer. — Ferner hat die Erste Kammer heute bei der Beratung der Bauordnung dem vom andern Hause angenommenen bedingten Genehmigungrrecht der Regierung zugestimmt, ebenso den übrigen Kommissionsantkägen. — Eine längere Erörterung entspann sich bei der Beratung der Denkschrift über den Neubau der Tierärztlichen Hochschule. Der Antrag der Finanzkommisston ging auf Beitritt zu dem Beschluß der Abgeordnetenkammer der sich gegen den Fortbestand der Hochschule ausspricht und die Staatsregiernng
ersucht, die zur Aufhebung erforderlichen Einleitungen zu treffen. Ein Antrag de» Präsidenten v. Sandberger, „die Beschlußfassung über die Aufhebung der Hochschule im jetzigen Zeitpunkt auszusetzen, die vorläufige Fortführung der Schule unter Beschränkung auf die absolut notwendigen Bauausgaben gutzuheißen und falls die Besserung der Staatseinnahmen die Fortführung der Hochschule gestattet, ihre Verlegung nach Tübingen und die Angliederung an die Landesuniversität zu befürworten" wurde gegen 7 Stimmen abgelehnt und darauf der Antrag der Kommission angenommen.
Stuttgart 12. Juli. In der heutigen Sitzung der Zweite» Kammer machte der Abg. Schaible die Mitteilung, daß die Staatsschuld Ende Juni 604467 928 ^ 58 ^ betrug. Da« Haus beriet zunächst den Gesetzentwurf betr. den Reservefonds der Staatseisenbahnen. Dr. v.Kiene (Ztr.) erstattete den Ausschußbericht. Die Anträge der Kommission wurden nach kurzen zustimmenden Bemerkungen der Minister v. Geßler und v. Weizsäcker ohne Debatte angenommen, ebenso in der Schlußabstimmung der ganze Entwurf mit sämtlichen 65 abgegebenen Stimmen. Ohne nennenswerte Debatte wurde auch der Gesetzentwurf betr. die Abänderung der Landesfeuerlöschordnung erledigt und sodann die Denkschrift über den Entwurf einer Güterverbindungsbahn Münster-Stuttgart Hauptbahnhof und Stuttgart Nordbahnhof. Der Abg. Baumann (D.P.) erklärte, er habe sich trotz de» Einblicks in verschiedene Pläne nicht entschließen können, seine Ansicht über den Nutzen der Münsterlinie aufzugeben. Die Denkschrift sei zu begrüßen, weil sie das bisher immer vermißte Betriebsprogramm für den Güterverkehr bringe. Die Münsterlinie hätte eine günstigere
Einfahrt (weniger Neigung) in den Hauptbahnhof ermöglicht und wäre ein Ausgleich gewesen zwischen den Rangierbahnhöfen von Kornwestheim und Untertürkheim einerseits und dem Hauptgüterbahnhof andererseits. Die Münsterlinie sei jedenfalls eine Anlage, die recht wohl geeignet sei, eine gründliche Besserung de« Güterverkehr« herbeizuführen. Er bitte, da« Projekt wohlwollend zu prüfen. Ministerpräsident v. Weizsäcker führte au», die Generaldirektio» habe auf Wunsch der Kammer da« Projekt nochmal» prüfen lasten. Diese Prüfung sei ohne Voreingenommenheit erfolgt (Liesching: na, na!) Eine Reihe von Bemerkungen de« Vorredner« seien unrichtig gewesen. Da« Hau« sei gar nicht in der Lage, in die Detail» einzudringen. Der Einzelne besitze gar nicht die Unterlagen für ein richtige» Urteil. So hätten die Betrachtungen in der Presse die Finanzen gar nicht beachtet. Eigensinnig halte die Generaldirektion an ihrem ursprünglichen Plane nicht fest. Jetzt wüste aber die Entscheidung fallen; die letzte Stunde sei gekommen. Teurer werde die Sache.sicher bei der Münsterlinie. Man dürfe sich nicht auf den Standpunkt stellen, daß es auf einige Millionen nicht mehr ankomme. Wa» sich nicht schlechterdings als erforderlich erwiesen habe, dafür sei er nicht zu haben. Die Verwaltung habe noch größere Aufgaben in der Zukunft außer der Stuttgarter Bahn, und nicht die Münsterlinie, sondern diese Aufgaben machten ihm schlaflose Nächte. Die Münsterlinie würde auch den Rosenstein zerstören. Woher wolle denn Baumann wissen, daß der Rosenstein sowieso für Bauquartiere aufgelassen werde? Er freue sich, daß da« Projekt nochmal» gründlich geprüft worden sei. Mt umso ruhigerem Gewissen werde er in der Lage sein, seine ablehnende Stellung zu dem
Die Goldinsel.
S«roman von Clark Russell.
(Fortsetzung.)
Der Kapitän konnte den ganzen Morgen kein Auge von ihm wenden. Immer und immer wieder sah er abwechselnd mit dem ersten Maat durch da» Fernrohr zu ihm hin, und dann zischelten beide miteinander. Da» fiel mir denn doch schließlich auf, und al« ich Prance einmal erwischte, fragte ich: Sagen Sie bloß, was Sie mit dem Schiff haben? Sie scheinen ja jeden Nagel dran zu zählen.
Hm, blinzelte er mich von der Seite an, Sie haben e« ja auch schon lange betrachtet. Wa« halten Sie al« früherer Seemann von dem Burschen?
Daß e« ein Prachtkerl ist. Nie sah ich schönere Formen eine« Schiffsrumpfs, nur die Bemastung scheint mir für den schlanken Leib etwas zu hoch. Meinem Geschmack nach-.
Nein, nein, da« meine ich nicht, unterbrach er mich ungeduldig.
Na wa» denn sonst?
Ob der Kerl ehrlich aussieht.
Aaah! So ist es gemeint! rief ich überrascht.
Pst! nicht so laut, mahnte er mich mit einem Blick nach mehreren in der Nähe befindlichen Herren und Damen. Nur keine« vorzeitigen Schrecken. Vielleicht ist e« ja nichts als ein Verdacht de» Kapitäns. Er hat jedoch einige Erfahrung mit Rittem solcher Art und ist deshalb vorsichtig.
Kann ihm niemand verdenken. Aber wa« hat seinen Verdacht erregt?
Einerseits die zahlreiche Mannschaft und andererseits die auffällig starke Armierung mit Kanonen. Auf jeder Seite sech» hinter verschlossenen
Pforten verborgene Geschütze und dann ein unter Tauwerk und Segelstücken schlecht versteckter langer Tom gebe» wohl zu denken.
Aber an einen so großen Kerl wie wir, wird sich doch ein so kleines Bürschchen nicht wagen! Da» wäre doch eine Dreistigkeit, die-.
In diesem Augenblick rief der Kapitän, und der Maat eilte zu ihm. Infolge der immer mehr zunehmenden Dunkelheit erging der Befehl, verschiedene Segel zu kürzen und zu bergen. Die Bootsmannspfeife rief alle Mann auf Deck, und bald herrschte ein rege« Treiben in den Wanten und auf den Raaen.
Aber nicht allein gegen das heraufziehende Wetter, sondern auch noch Vorbereitungen anderer Art wurden getroffen. Kurz, ehe die Glocke zum zweiten Frühstück rief, befahl der Kapitän, alles klar zum Gefecht zu machen. Dieser Befehl schlug wie ein Blitz unter die Paffagiere. Alle» drängte zusammen und sah angst- und schreckensvoll, wie Säbel, Gewehre, Pistolen au» den Luken heraufbefördert, die Kanonen bereit gemacht und Kästen mit Munition aufgestellt wurden. Erst auf wiederholte« freundliches Zureden de« völlig ruhig erscheinenden Kapitän« ließ sich die Gesellschaft bewegen, mit ihm zum Frühstück hinunter zu gehen. Nur sämtliche Maat» blieben zur Ueberwachung der getroffene» Anordnungen auf Deck.
Natürlich wirkte die Furcht vor einem bevorstehende» Kampfe niederdrückend. Es wurde nur wenig genoffen. Man sah unter den Damen, mit Ausnahme von Fräulein Temple, die ihren gewöhnlichen hochmütigen Ausdruck zeigte, nur ängstliche Gesichter, und auch unter den Herren befanden sich mehrere, denen recht ungemütlich zumute zu sein schien. Die ersten Minuten herrschte vollkommene Stille; Herr Emmet war sehr gedankenvoll. Der junge Fairthome goß zerstreut ein Gla» Wein nach dem andern hinunter und drehte nervös an seinem eben erst ersprossenden Schnurrbart. Sein Freund Riley wischte fortwährend mit seinem Taschentuch sein Augenglas ab, und die andern aßen schweigend, ab und zu nur