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Jnteressenpolitik, neben der Förderung nationaler Interessen. Förderung der Weltwirtschaft und Welt­politik, speziell einer äußeren Handelspolitik, und endlich maßvolle Pflege der Hebung der breiten Schichten und der neuen Mittelschichten. Der Redner schloß: Der Liberalismus hat die Zukunft nicht zu scheuen; nach der Ablehnung der Reichsfinanzrefoim von 1909, dem Eintreten für die gerechte Erbschafts­steuer, der Ablehnung der preußischen Wahlreform geht er mit Kraft in den kommenden Kampf. Wie Deutschland ist er schon oft tot gesagt; wie Deutsch­land wird er unter den wuchtigen Angriffen seiner Gegner eine Gesamtüberzeugung und Gesamtorgani­sation entfalten. Die überaus klaren und sachlichen Darlegungen des ausgezeichneten Redners wurden bon der Festversammlung wiederholt mit lebhaften Beifallskundgebungen ausgenommen. Das Sommer­fest, bei dem sämtliche 28 Gemeinden deS Wahl­kreises vertreten waren, hatte sich bei dem äußerst günstigen Wetter eines sehr zahlreichen Besuchs zu erfreuen; es wurde verschönt durch Vorträge einer Musikkapelle und treffliche Darbietungen des Sänger- kranzes Plieningen. Dem Sommer fest war vor­mittags in Plieningen eine Wahlkreisver­sammlung vorausgegangen, in der der Vor­sitzende Dr. B i ck e s - Feuerbach über die politische Arbeit des abgelaufenen Jahres berichtete. Daran schlossen sich die Berichte der Vertrauensmänner aus den einzelnen Gemeinden des Wohlkreises, die im ganzen kein ungünstiges Bild boten. Auch wurden die ersten Vorbereitungen für die Reichstags­wahl 1911 getroffen; es ist alle Hoffnung vor­handen, daß die Partei mit einem aussichtsreichen Kandidaten in den Wahlkampf wird eintreten können. In den Wahlkreisausschuß wurden weitere Vertreter von Plieningen und Vaihingen beigewählt. Der Wahlkreisvorstand verbleibt in seiner bisherigen Zusammensetzung: Vorsitzender Chemiker Dr. Bickes- Feuerbach; Stellvertreter des Vorsitzenden Ge­meinderat Apotheker Reihlen-Stuttgart und v. Dit- terich-Möhringen; Kassier Ebcrh. Fetzer-Stuttgart; Schriftführer Redakteur Dr. Schönleber-Stuttgart; Beisitzer Etübler-Stuttgart. Zum Schluß wurden noch 5 Vertreter für den uationalliberalen Parteitag in Kassel gewählt.

vermischtes.

sWoher kommt da« schlechte Wetter?) Für die Ursache des schlechten Wetters, das jetzt so viele Erholungsbedürftige doppelt schwer trifft und an den kalten völlig verregneten Juli des vergangenen Jahres gemahnt, gibt Camille Flammarion im Newyork Herald eine interessante Erklärung. Er weist auf die außerordentlichen Regenmengen hin, die im Juni und Juli des Jahres 1909 niedergingen und die eine für diese Sommermonate ungewöhnlich niedere Tem­peratur mit sich brachten. Bemerkenswert ist, daß diesen kühlen Hochsommermonaten in den letzten Jahren fast immer ein schöner, warmer September und Oktober folgte. Das Publikum sucht nach Erklärung für diese ungewöhnliche Erscheinung und die verschiedenartigsten Gründe werden angegeben, um das Phänomen zu deuten. Man denkt vielfach an den Kometen, aber man vergißt dabei gewöhnlich, daß alle Weltteile, Afrika und Amerika ebenso gut wie Europa, verwandte Witterungserscheinungen ausweisen müßten, wenn der Komet auf die Wolkenbildung und auf den Regen überhaupt einen Einfluß hätte. Auch die Sonnenflecken werden erwähnt, ober darauf ist zu erwidern, daß an den Sonnen- flecken in diesem Jahr überhaupt nichts Be- werkentwerteS zu beobachten ist. Aber die ver­stimmten Gemüter finden immer neue Möglich­keiten, um den "Sommer de» Mißvergnügens zu erklären; phantastische Zusammenhänge werden geknüpft, man verbindet die Witterungslage mit dem Polareis, mit den Hertz'schen Wellen, mit der drahtlosen Telegraphie, ja sogar die elektrischen Straßenbahnen werde« angeklagt, den vielen Regen zu verschulden. In Wirklichkeit ist das Problem viel einfacher zu lösen. In den Ver. Staaten, insbesondere in den östlichen Staaten hat man unter schweren Hitzwellen zu leiden

gehabt. Die Temperatur ist bis zu 133 Grad F. im Schalten gestiegen. Und da» gleiche wird aus Tunis berichtet. Nun haben wir seit den letzten zwei Monaten sehr starke westliche Winde zu verzeichnen. Die Hitzwelle aus Amerika bildet große Dampfmengen, die durch die Winde über den Atlantischen Ozean nach Osten geführt werden. Wenn diese Dämpfe dann an der Grenze de» europäischen Kontinents, sei es an der fran­zösischen Küste oder an den englischen Inseln, ankommen, stoße» sie auf eine kühle, neblige Atmosphäre. Jeder Sonnenschein befördert die Verdampfung der Erde, es entstehen Wolke«, die zu Regen werden. Die westlichen Winde beschleunigen und verstärken nun diesen Prozeß und lasten nun über den europäischen Kontinent die angesammelten Regenmengen niedergehen. Da« kann sich nur ändern, wenn in Amerika die Hitze verschwindet oder die Richtung de» Windes umschlägt. Dann wird auch die Sonne in unseren Breiten wieder ihre Macht erlangen. ES ist bemerkentwert, daß kühles feuchtes Wetter in Mitteleuropa im allgemeinen mit einer heißen trockenen Temperatur in Amerika zusammenfällt. Nun hat die Erde in unseren Breitengraden bereits große Feuchtigkeitsmengen ausgenommen; diese müssen erst wieder verdunsten, und da» kann nur geschehen, wenn wir längere Zeit starke heiße Sonne haben. Wenn dies nicht eintritt, so wird voraussichtlich auch der Herbst regnerisch sein. Alle Anzeichen sprechen dafür, daß die Hitzwelle in Amerika nicht fortdauern wird. U»S bleibt die Hoffnung, daß der Wind wechselt und daß dann die Weiterhähne ihren alten Ruf wieder rechtfertigen. Wenn erst der Wetterhahn wieder nach Osten zeigt, wenn östliche Winde den aus Amerika herüberströmenden Feuchtigkeitsmengen cntgcgcntreten, dann wird bei uns alles gut werden und die Sonne wird über den Regen siegen.

Amtliche und Privatanzeigen.

X. Kmlsgefichl Lalw.

In das Handelsregister, Abteilung für Gesellschaftsfirmen, Nr. 64, wurde heute unter der Firma:

Baumwollspinnerei Calw, G. m. b. H.,

eingetragen:

Durch Beschluß der Gesellschafter vom 17. Juni 1910 wurde bestimmt: der Geschäftsführer Konrad Wagner, Fabrikant in Calw, ist vom 1. Juli 1910 ab befugt, für die Gesellschaft allein zu zeichnen.

Im übrigen bleibt die Zeichnungsbesugnis des Prokuristen und der Ausschußmitglieder in Fällen der Abwesenheit oder Krankheit des Geschäftsführers unverändert bestehen.

Ten 8. Juli 1910.

Amtsrichter Ehmann.

X. Amtsgericht Lalw.

In das Handelsregister, Abteilung für Gesellschastsfirmen, ist unter Nr. 76 heute eingetragen worden die Firma:

M. Horkheimer, Kunstbaumwollwerke, Filiale Hirsa«, Sitz in Zuffen­hausen, Zweigniederlassung in Hirsau, OA. Calw. Offene Handels­gesellschaft. Geschäftsbetrieb: Fabrikation von Kunstbaumwolle, Sortieranstalt für Woll- und Baumwollabfälle. Teilhaber: Moritz und Richard Horkheimer in Zuffenhausen. Die Firma hat eine Zweigniederlassung in Hirsau, OA. Calw, errichtet.

Den 8. Juli 1910.

Amtsrichter Ehmann.

ElkktchitStsimk der Mt CM

E. St. C.

Nachdem die Bedingungen für Stromlieferung und Hausinstallation zwischen der Stadt und den SiemenS-Schuckert Werken, G. m. b. H. in Berlin, vereinbart sind, werden dieselben gedruckt und Ende dieser Woche mit verbind­lichen Anmeldeformularen den Abnehmern zugestellt.

Vorläufig wird bekannt gegeben, daß

1) die Hausanschlüsse vom Leitungsnetz bis zur Hauptbleistcherung, die Aufstellung und der Anschluß der Elektrizitätszähler vom Elektrizitätswerk selbst,

2) die Installationen im Innern der Gebäude nur vom Elektrizitätswerk und den vom Gemeinderat zngelafsenen Privatiustallateure« ausgeführt werden dürfen.

Calw, den 11. Jnli 1910.

StadtschrUHeitzeuarrrt.

Conz.

Schwellert-Berkaitf.

Am Mittwoch, den 13. Jnli, nachmittags 5 Uhr, wird eine größere Partie abgängige Eisenbahnschwellen auf dem hiesigen Bahnhof im öffentlichen Aufstreich verkauft.

Calw, den 11. Juli 1910.

Körrigl. Bahnmeisterei.

Ii. keslMgyMigsiiim.

Die Aufnahmeprüfung in die I. Klasse findet am Samstag, den 16. Juli, vormittags 8 Uhr bei Hrn. Präzeptor Bäuchle, diejenige in die Vor­klasse am Montag, den 18. Juli, vormittags 9 Uhr bet Hrn. Präzeptor Jett er statt. Anmeldung bis spätestens 15. Juli beim K. Rektorat. Wegen der Ausnahme von Mädchen bitte ich die betreffenden Eltern, sich am Donnerstag, den 14. Jnli, zwischen 11 und 12 Uhr persönlich auf meinem Amtszimmer einfinden zu wollen zum Zweck der Mitteilung der Bedingungen, an welche die K. Ministerialabteilung durch Erlaß vom 14. Januar 1909 die Zulassung von Mädchen geknüpft hat.

Calw, 6 Juli 1910.

tt. Rektorat.

vr. Weizsäcker.

Danksagung.

Für den Wiederaufbau des durch Brand teilweise zerstörten Syrische« Waisenhauses in Jerusalem sind mir aus der Stadt und dem Bezirk Gaben im Gesamtbetrag von 500 ^ zugekommcn. Den Spendern großer und kleiner Gaben sei hiemit herzlich gedankt und GotteS Vergeltung gewünscht.

Dekan Roos.

Liebelsberg.

KekmtMlhnng.

DaS Beerensammeln in den hiesigen Gemeindewaldungen ist für Auswärtige bei Strafe verboten.

Gemeinderat.

Neuweiler.

KekWlmchW.

Das Beerensammeln in den hiesigen Gemeinde- und Privatwaldnngen ist für Auswärtige bei Strafe verboten.

Gemeinderat.

Calmbach.

KkkamtmchW.

Wegen Vornahme von Arbeiten zu Wasserleitungs-Anschlüssen wird die Vizinalstraße nach Würzbach von Mittwoch, den 18. dS. Mts. an, auf drei Tage für Langholzfuhrwerke gesperrt.

Den 9. Juli 1910.

Schultheißenamt.

Hoernle.

Sechmmgrsornmlare

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