157. Amts- md Anzeigeblatt für den Gberamtsbezirk Calw. 8S. Zch,«,.

MAN

UM

Lt§ch-d«Ag»1irg»! jAovtyg, Äiinttaü, IWitiwLch, »8»»rsr«8, Krsiisg «nst SamStag. Hns«ilsnrp«it r /,«t!r ;s» stitnsr s. s-xkikort«; nutzer Seztrk rr Mg.

TaKSsNeNigkettm.

Auf Grund der mit Erfolg .abgelegten Divlomhauptprüfung wurde der Grad eines Diplom-Ingenieurs erteilt: für Bauingenieure: Stotz, Rudolf von Weilderstadt.

O Bad Liebenzell. Ein Beweis, welcher Beliebtheit sich unsere Kur- und Bade- stadt erfreut, ist die stattliche Zahl ständiger Kurgäste, die alljährlich zur Erholung hieher kommen. Es wird deshalb der Beschluß der Kurverwaltung, wonach Kurgäste, die schon 10 Jahre ununterbrochen die Kurtaxe hier bezahlen, im 11. Jahre frei sind, in verschiedenen Fällen praktisch werden. Dies ist eine Genugtuung für die Kurverwaltung, deren Bestreben ist, den werten Gästen de« Aufenthalt möglichst angenehm zu mache«. So sind auch für die diesjährige Saison eine Reihe von Veranstaltungen geplant, zu den täglichen Vormittags- nnd NachmiltagS- bezw. Abendkonzerten der Kurkaprlle kommen ein Militärkonzert und ein Konzert eines großen Instrumental-Vereint. Verschiedene Beleuchtungen der König Wilhelm-Anlagen und der Burgruine finden statt. Ein Waldfest mit Konzert und Tanz, sowie ein Kinderfest am Jakobifeiertag (35. Juli), das insbesondere auch für die Kinder der Kurgäste bestimmt ist, werden abgehalten. Am 11. August wird sodann ein großes Kunst­feuerwerk abgebrannt werden.

Rotfelden 5. Juli. Eine freudige Ueberraschung ist in diesen Tagen der Witwe des nun vor 3 Jahren beim Kalkbrennen verunglückten Zieglers Ehr. Sautter hier zu teil geworden. Von der landw. BerufSgenoffen- schaft des Schwarzwaldkreises erhielt sie die Mit­teilung, daß ihr, samt ihren Kindern, nun doch noch eine Rente zugebilligt worden sei. Besonder» erfreulich daran ist, daß ihr dieselbe auch für die verflossenen 3 Jahre, von dem Tod ihres Mannes an, nebst dem Sterbegeld autbezahlt wird, was eine namhafte Summe ausmacht. Die Beschäftigung des Verstorbenen, bei der er verunglückt ist, wurde als versicherungspflichtiger Nebenbetrieb der Landwirtschaft angesehen, weil er das Material seinem Grund und Bode« entnommen hatte. Der Verwaltungsaktuar der Gemeinde, Herr Schwarzmaier in Nagold, ist auf die Angelegen­heit gestoßen zu einer Zeit, als die Witwe Sautter längst alle Hoffnung auf Unterstützung aufgegeben hatte, und hat sich in dankenswerter Weise ihrer und ihrer 7 Waisen angenommen. Seinen sach­kundigen Bemühungen und dem Entgegenkommen de» Genoffenschaftsvorstandes, welcher'zunächst den Verjährungseinwand ganz Lezw. teilweise geltend machen wollte, ist es zu danke«, daß die vaterlose Familie noch jetzt nach Jahren zu ihrem Recht und zu der so angebrachten Unterstützung gekommen ist. (Gesellsch.)

Stuttgart 8. Juli. In der heutigen Sitzung der Zweiten Kammer wurden die Anträge des BauordnungSauischuffe» zu den abweichenden Beschlüssen der Ersten Kammer beraten, die sich im wesentlichen auf den Art. 3 » (Genehmigungsrecht des Ministeriums des Innern) und auf den Art. 29 (Gebäudehöhe) beziehen. Der Berichterstatter Abg. Eisele (Bp.) schildert die Bestrebungen, in Art. 3 s. eine Verständigung durch den Antrag der Kommission herbeizuführen, der dahin geht, daß die Beschlüsse der Gemeinde-

Hamstag, Zrn 9. Juli 1910.

kollegikn über die Feststellung oder Aufhebung einer Ortsbausatzung der Genehmigung des Mi­nisteriums des Innern bedürfen und daß das Ministerin« da» Recht und die Pflicht hat, die Genehmigung unter de» mehrfach erwähnten Voraussetzungen zu versagen. Der Abg. Häffner (D.P.) erklärt im Namen seiner Partei, daß diese prinzipiell auf dem Standpunkt der Ge­nehmigung steh-, die Verantwortung für das Scheitern de« Gesetzes aber nicht übernehmen wolle. Minister v. Pischek wies nochmals darauf hin, daß das andere Haus weiter nicht enrgegenkomme. Häffner erklärte im Namen seiner Partei, daß diese für den Kommissions- antrag stimme. Gegenüber der ablehnenden Haltung der Volkspartei, deren Redner der Abg. Haußmann für ein Festhalten au der seit­herigen Forderung eintrat, erklärte der Abg. Lindemann (Soz), daß seine Partei dar Ge­setz an Art. 3 s. nicht scheitern lasse. Auch die Abgg. R e m b o l d - Aalen (Z.) und Kraut (Bbd.) waren für Annahme de» Kommissionsantrags. Bei der Abstimmung wurde ein Antrag Hauß­mann, auf dem Beschluß der Zweiten Kammer zu beharren mit 65 gegen 30 Stimmen (Vp.) abgelehnt und hierauf der Aukschußantrag mit 66 gegen 19 Stimmen (Vp. ohne Gaiser) an­genommen. Hierauf wurden noch die übrigen Anträge der Kommission zu den verschiedenen Artikeln angenommen. Die Schlußabstimmung ergab die einstimmige Annahme des Gesetzes. Nächste Sitzung Samstag, 9. Juli; Tagesordnung: 6. Nachtrag zum Finanzgesetz, Sportelgesetz, Landwirtschaftskammer, Forstreservefonds.

Stuttgart 8. Juli. Die Po st Ver­waltungen nehmen vom Monat September an wieder Po st an Wärterinnen an. Ge­suche von Mädchen, die auf Grund ihrer Schul­zeugnisse ausgenommen werden können, werden jetzt schon vorgemerkt. Dagegen ist der Bedarf an Kandidatinnen für den mittleren und niederen Postdienst für das Etaisjahr 1910 gedeckt.

Eßlingen a. N. 8. Juli. Bekanntlich war anläßlich der hier abgehaltenen Tagung des Landesverbandes der Friseure Württem­berg« den Teilnehmern von der Stadt ein Imbiß gewährt worden. Die Kosten, die im Betrag von 150 ^ durch die Kollegien ge­nehmigt worden waren, wurden aber erheblich überschritten und die Rechnung belief sich auf 595 Die Angelegenheit war auch Gegen­stand der Erörterung in einem Teil der Presse geworden. In der letzten Sitzung der bürger­lichen Kollegien, in der die Sache erörtert wurde, gab Oberbürgermeister Dr. Mülberger die Er­klärung ab, daß man ursprünglich nur mit einer Beteiligung von 70 bi» 80 Personen an der Tagung gerechnet habe; es seien aber viel mehr Leute gekommen. Der Landesverband der Friseure habe nach der Erörterung der Angelegenheit in der Presse um Zusendung der gesamten Kosten­rechnung gebeten, die Kommission habe sich auf den Standpunkt gestellt, die Mehrkosten im In­teresse de» Ansehen» der Stadt, deren Gast­freundschaft berühmt sei, auf die Stadtkaffe zu übernehmen. Dem widersprach der sozialdemo­kratische Gemeinderat Schlegel, der dafür eintrat, daß diejenigen Personen, die die Sache ver­schuldet hätten, auch die Angelegenheit in Ord-

B»zua«pr.i.d. Stadt NI. LrLaerl.Mk. r.üb. Postbezug«!.'» Pb.Ort«- u. NachbarortSverk.>/^ähr!.Mk. 1.20.imAernoerkeh» Stk. t,zo. Bestell-. in Württ. so Psg., in Bayern u. Reich ir BfS.

nung bringen. Bei der Abstimmung wurde der Antrag der Kommission auf Uebernahme der Kosten durch die Stadt mit 8 gegen 7 Stim­men abgelehnt. Nach Schluß der öffentlichen Sitzung gab Bürgerausschußobmann Raff seinem Bedauern über diesen ablehnenden Beschluß des Gemeinderats Ausdruck und erklärte im Namen der Mehrheit de» BürgerauSschuffe», daß dieser mit einem solchen Verhalten unmöglich einver­standen sei. Ein Mangel im Gesetz verhindere den Bürgerausschuß, der Allgemeinheit durch Ab­stimmung auch seine Meinung kund zu geben.

Eßlingen 8.Juli. Die hies. Friseur­innung erläßt heute eine öffentliche Erklärung, wonach sie sich durch dev Beschluß des Gemeinde­rats vom 5. Juli moralisch verpflichtet fühlt, den Betrag von 150 für den gespendeten Imbiß auf der Burg zurückzuerstatten.

Asperg OA. Ludwigsburg 8. Juli. Die. Leiche eine» etwa 25jährigen, mit weißer Bluse, blauem Oberrock, gelben Schnürschuhen und einem Korbhut mit rote« Schleifen bekleideten Mädchen» wurde unweit des hiesigen Bahnhofs auf dem Gleis ausgefunden. Die Unglückliche, deren Persönlichkeit bis jetzt noch unbekannt ist, hatte sich von dem gleichen Zug, mit dem sie kurz zuvor aus der Richtung Ludwigsburg an­gekommen war, überfahren lasten, doch wurde man erst einige Zeit später infolge einer von dem Führer des fragliche» Zuges veranlaßten Benachrichtigung von Bietigheim auf den traurigen Vorfall aufmerksam. Die Tote wurde hier ins Armenhaus verbracht.

Asperg OA. Ludwigsburg 8. Juli. Die Persönlichkeit des jungen Mädchen», das sich hier vorgestern abend vom Zug überfahren ließ, ist nunmehr festgestellt. ES ist die Tochter eines Kolporteurs in Ludwigsburg. Ueber den Beweg­grund zur Tat hat man noch nichts erfahre».

Besigheim 8. Juli. Auf dem hiesigen Bahnhof wurde ein mit Vieh beladener Wagen ausgeladen. Dabei machte man die Wahr­nehmung, daß ein Stier nahezu verendet im Wagen lag. Nach seiner Schlachtung zeigte sich, daß da» Tier von Milzbrand befallen war. Die erforderlichen Vorsichtsmaßregeln wurden sofort durchgeführt.

Vom Zabertal 8. Juli. Die Zaber war in den beiden letzten Tagen infolge des anhaltenden Regens wieder über die Ufer ge­treten und hatte vielfach die Wiesen überschwemmt. Die Kartoffel- und Tabakfelder standen wieder unter Wasser. Die so notwendigen Arbeiten de» Zwicken» und BindenS in den Weinbergen können nicht vorgenommen werden, weil der Boden zu naß ist. Die Gemüsegärten leiden sehr unter zahllosen Schnecken. Stachel- und Johannisbeeren schlägt der Regen auf, so daß sie am Stocke faulen. Die Erdbeerernte ist ver­nichtet. Die Kartoffeln ersaufen im Boden. Da» Getreide steht noch schön, der Körneransatz aber braucht Sonne und keinen Regen mehr. Trotz der verschlechterten FutterauSsichten ziehen die Viehpreise besonders für Kälber an, auch ist ein Mehlaufschlag eingetreten, da die Händler und Müller mit keiner großen Fruchternte mehr rechnen. Allenthalben hört man Befürchtungen äußern, daß ein schlechter Jahrgang und eine teure Zeit bevorstehe.