Amtr- und Anzeigeblatt für den Gberaintsbezlrl Calw.
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AmM«he Bekanntmachnngen.
Die Schuttheitzeniimter
werden veranlaßt die Anträge ans Berleihuug des Feuerwehrdienstehrenzeichens spätestens bis 25. Juli 1910 unter Beachtung des Min.-Erlasses vom 1. November 1906 (Min.-Amtsbl. S. 321) beim Oberamt einzureichen.
Calw, 5. Juli 1910.
K. Oberamt. Amtmann Rippmann.
Tagesuemgkeiteu.
Wildberg 5. Juli. JnGültlingen gerieten die Schwäger Haug, die nicht gut mit einander stehen, in eine Streiterei, die zu Tätlichkeiten überging. Der Maurer Haug erhielt von dem Schwager und dessen Sohn Schläge auf den Kopf. Er zog hierauf das Messer und verletzte durch Stiche in das Bein, die Achsel und den Kopf den alten Haug sehr schwer und besten Sohn Jakob durch einen Messerstich hinter dem Ohr gleichfalls gefährlich. Bei letzterem traten Lähmungserscheinungen auf.
Wildbad 4. Juli. Anläßlich des Besuchs de« Königspaares überreichte Seine Majestät König Wilhelm verschiedenen Herren Auszeichnungen und zwar dem K. Bad- kommiffär Oberst z. D. Frhr. v. Gemminge« Kommenthurkreuz 2. Klasse des Friedrichs- Ordens, Herrn Baurat Kuhn das Ritterkreuz
Kronenordens, den HH. Stadtschultheiß Bätzner und Fabrik-Direktor Schnitzer je den Friedrichs-Orden 2. Klaffe; ferner erhielten Herr Kurtaxeinnehmer Seeber und Herr Baddiener Seiffert die silberne Verdienst-Medaille.
Heimerdinge» OA. Leonberg 5. Juli. Bei der Ausbesserung eines zu seinem Anwesen
Mittwoch, Sen 6. Zuli MO.
führenden Privatwegs ist der verheiratete Bauer j Karl Feucht dadurch schwer verunglückt, daß ! ihm von zwei Mitarbeitern aus Versehen eine Anzahl Ziegelsteine auf den Kopf und die Schultern geworfen wurden. Feucht wollte sich noch in seine Wohnung begkben, brach aber nach wenigen Schritten ohnmächtig zusammen. Sein Zustand läßt da« Schlimmste befürchten.
Stuttgart 5 Juli. Heute mittag wurde ein jüngerer Mann vor dem Hotel Marquardt von einem Automobil beim Ueberschreiten der Schloßstraße angefahren und zu Boden geschleudert. Ernstere Verletzungen trug er nicht davon. Die Personalien wurden von der Schutzmannschaft festgestellt. — Zu gleicher Zeit versagte bei der Straßenbahn der Strom, wodurch eine Betriebsstörung von etwa 25 Min. eintrat.
Stuttgart 5.Juli. Für Fabrikanten und Händler von Automobilen ist künftig die Steuerfreiheit von Probefahrten aufgehoben. Fahrten mit „Probe-" oder „Vorführungswagen", die zur Darlegung der Vorzüge eines bestimmten Systems als „Typ" in den Fahrdienst eingestellt werden sollen, sofern sie auf öffentlichen Wegen oder Plätzen stattfinden, insbesondere auch dann, wenn die Fahrten dazu dienen, bestimmten Kauf- liebhabern den Gang, die Leistungsfähigkeit des Typs vorzuführen, sind künftig nur mit Erlaubnisscheinen gestattet.
Stuttgart 5. Juli. Bezüglich der Gewährung von Beihilfen an arbeitslos gewordene Tabakarbeiter, für welche 4^/« Mill. Mark vom Reichstag bewilligt worden und nunmehr aufzebraucht sind, hat der Bundesrat neue Bestimmungen erlassen. Bisher wurden an arbeitslos gewordene Tabakarbeiter Unterstützungen gewährt, welche mindestens dreiviertel des entgangenen Arbeitsverdienstes betrugen. Vom 16. Juli ab
vt,u?«pr.t.d. 8 tadt'/PLHil.m.Lrä?erl.Ml. I.?b. Postbezug»»», k, L. Ort«, u. Nachbarort»»»»!. >/^LHrl. Mk. 1.20, im Fernoertetz» Mi. t.ro. Bestell?. in Württ. »0 Pf?., in Bayern u. Reich «i Pf?.
! erfolgt aber eine andere Bemessung. Die ge- ! schädigten Tabakarbeiter werden in drei Gruppen unterschieden: solche, die eigenen Hausstand haben und noch für den Unterhalt von mindestens drei nicht erwerbsfähigen Familienangehörigen zu sorgen haben; solche, die für den Unterhalt eines oder zweier Familienangehörigen zu sorgen haben, und sonstige Tabakarbeiter. Die Beihilfen werden nun vom 17. Juli bis zum 1. Oktober gezahlt für die erste Gruppe mit °/i», die zweite mit 7/io, und die dritte mit °/i° des bisherigen Unterstützungsbeitrags. Vom 2. Oktober ab bi» 3. Dezember erhält die erste Gruppe ^/i° und die zweite Gruppe °/i», während die dritte Gruppe vom 1. Oktober ab keine Entschädigung mehr erhält. Nach dem 3. Dezember werden keine Beihilfen mehr geleistet. Nur in besonderen Fällen ist der Reichskanzler ermächtigt, Beihilfen zu gewähren, jedoch nicht über den 1. April 1911 hinaus.
Stuttgart 5. Juli. (Schöffengericht.) Auf eine eigenartige Weise wußte der Tuchhändler Wilhelm Bert sch seine Tuchstoffe an den Mann zu bringen. Er erschien bei einer Reihe hiesiger Bäckermeister, die durch Inserate einen Bäckerlehrling suchten und sagte zu ihnen, er habe für sie einen bestimmten Lehrling, sein Pflegesohn wolle Bäcker werden. Durch das Angebot veranlaßte er die Bäckermeister, die froh waren, einen Lehrling zu bekommen, ihm Tuch- stoffe abzukaufen. Der Lehrling kam aber nicht und als sich die Meister näher erkundigten, erfuhren sie, daß sie einem Schwindler zum Opfer gefallen waren. Bertsch wurde wegen Betrugs in zwei Fällen zu einer Woche Gefängnis verurteilt. Der Staatsanwalt hatte drei Wochen beantragt. In weiteren 16 Fällen wurde das Verfahren vorläufig eingestellt.
Die Goldinsel.
Seeroman von Clark Russell.
(Fortsetzung.)
In der Nähe des Oberlichtes stand Oberst Bannister mit dem Journalisten Johnson. Man brauchte nicht besonders hinzuhören, um zu verstehen, wie der Oberst über die Zeitungsschreiber Herzog. Das Gespräch wurde allmählich so laut, daß es wie ein heftiger Zank klang, denn Herr Johnson wehrte sich tapfer. Alle Augenblicke fiel er dem Oberst ins Wort: Gut, ich gebe Ihnen da» zu ... — Ich will da» nicht leugnen . . . — Bitte erlauben Sie . . . — Ganz recht, aber was wollen Sie denn, wenn wir Zeitungsschreiber nicht wären ... — Diese und ähnliche Einwürfe brachten den kleinen Brausekopf in solche Glut, daß ich es für ratsam hielt, mich außer Schußweite zu halten, um nicht bei einem plötzlichen Heiterkeitsausbruch, den ich kaum mehr zu unterdrücken vermochte, von einer gefährlichen Entladung getroffen zu werden.
Als ich bei der Kampanje vorüberging, kam gerade Fräulein Temple, gefolgt von CoÜedge, die Kajütentreppe herauf. Sr sprach mit großer Lebhaftigkeit und sie sah sehr vergnügt aus. Beide bemerkten mich nicht und traten ganz in meiner Nähe an die Reling.
Ich erinnere mich, hörte ich sie sagen, daß mein teurer Vater von Lord Sandown sprach. Ist nicht Lady Jsabella Fitz-James eine Tante von Ihnen, Herr Colledge?
Leider ja. Ich hoffe aber, Sie kennen Sie nicht. Sie schreibt immer Bücher, misten Sie, und hält sich für schrecklich klug, dabei aber ist ihre Unterhaltung so trocken wie der Streuselkuchen, den sie mir immer al« Knabe gab.
Zum erstenmal hörte ich sie hell auflachen. O, ich habe sie doch kennen gelernt, und sie gefiel mir gut.
Vielleicht verschmäht sie es, in Gesellschaft ihrer eigenen Familie klug zu sein.
Was führt sie eigentlich nach Indien? lenkte er auf ein anderes Thema.
Nur der Wunsch meines Onkels. Er konnte seines Alters und seiner Kränklichkeit wegen die Reise zu uns nach England nicht wagen, wünschte aber sehnlichst, daß wenigsten« ich einige Monate zu ihm hinüber käme, da meine Mutter, wie Sie wohl misten werden, gelähmt ist und infolgedessen noch weniger reisen kann wie der Onkel.
Habe mit Bedauern davon gehört, murmelte Colledge.
Ich werde aber nicht lange bleiben, fuhr sie fort. Wahrscheinlich kehre ich mit diesem selben Schiff zurück.
Bei George! Ich hoffe, das tun Sie! rief er lebhaft. Habe mich auch schon zur Rückfahrt buchen lasten. Während dreier Monate kann ich jagen, soviel mein Herz begehrt. Ich will nur einige Tiger abtun, misten Sie, und mich an ein oder zwei wilden Elefanten versuchen. Bei George, das Fell de» ersten Tigers, den ich schieße, sollen Sie haben, wenn sie es gütigst annehmen wollen.
O, Sie find sehr freundlich, lächelte sie schalkhaft, indem sie den Kopf etwas zur Seite wandte. Dabei traf ihr Auge mich, und sofort wich der Ausdruck der Belustigung von ihrem Gesicht. Mit einem geringschätzigen Kräuseln der Oberlippe glitt ihr Blick eisig und fremd an mir vorüber.
So also, mein feines Dämchen, dachte ich, betrachten Sie alle», was nicht im Adelsalmanach zu finden ist? Na, mich soll da» nicht anfechten.
Colledge, der ihrer Wendung gefolgt war, bemerkte mich nun auch. Ah, Dugdale, schrie er, könne» Sie mir nichts über Zubereitung von Tigerfellen sagen? Ich meine nämlich, misten Sie, in welcher Zeit sie zu Teppichen oder dergleichen Zeug verarbeitet werden können?
Darüber kan« ich Ihnen keine Auskunft geben, entgegnete ich kurz. Ich habe mich nie mit Tigerfellen befaßt.