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der Fahrt durch den Kanal morgen vormittag etwa um 11 Uhr in Kiel eintreffen.

Calai S. Heute nachmittag wurden sämt­liche 37 ertrunkenen Seeleute desPlu- viose" feierlich beerdigt.

Calais 22. Juni. Heute nachmittag hat das Leichenbegängnis der Opfer des Pluviose" unter allgemeiner Teilnahme statt­gefunden. Mittags waren Präsident FalliöreS, Ministerpräsident Briand, der Marineminister, der Kriegsminister die Abordnungen des Parla­ments und die fremden MarineattachSs, unter ihnen auch der deutsche, eingetroffen. Sobald Präsident Fälliges in der Bürgermeisterei, wo die 27 mit der Nationalflagge bedeckten und mit Blumen reich geschmückten Särge aufgestellt waren, erschienen war, wurden die Särge auf Geschütz­protzen gestellt und, während die Glocken läuteten und Geschützdonner ertönte, setzte sich der Leichen­zug unter den Klängen eines Trauermarsche« nach der Kathedrale in Bewegung. In der Kathedrale, deren Innere- mit schwarzen Stoffen behängt war, wurden die Särge von Artilleristen vor dem Chor aufgestellt. Links vom Chor nahmen Präsident FalliäreS und die Minister Platz. In Anbetracht der vorgerückten Stunde wurde eine Messe nicht, gelesen. Der Bischof von ArraS erteilte die Absolution und gleich darauf setzte sich der Zug nach dem Zucker- depot in Bewegung, wo die Särge provisorisch verbleiben sollen. Der Bürgermeister von Calais, der Marineminister und Fallisres hielten darauf Reden, in denen den ruhmvoll für da« Vaterland gestorbenen Seeleuten Worte höchster Anerkennung gezollt wurden.

Vermischtes.

(Milch fälsch ung.) Bei den in den letzten Jahren durch die verschiedensten Gerichts­behörden zur Aburteilung gelangten, in Stutt­gart anhängig gewordenen Milchfälschungsfällen wurde gegenüber der von sachverständiger Seite erfolgten Feststellung eines bald mehr oder weniger großen Wasserzusatzes von seiten der betr. Milch­produzenten fast regelmäßig zeltend gemacht, sie hätten, weil dies allgemein so üblich sei, den Melkkübel mit etwas Wasser ausgeschwenkt und dieses Wasser der Milch zugesetzt. Nach den Erfahrungen der diesseitigen Sachverständigen handelt es sich hiebei keineswegs um einen etwa allgemein geübten Ortsgebrauch, sondern um einen säst immer nur von wenigen geübten Mißbrauch,

bezw. eine lediglich zur Beschönigung einer vor­genommenen Milchwäfserung dienenden Be­hauptung. Im Hinblick darauf haben die ver­schiedenen Gerichte übereinstimmend in allen zur Aburteilung gelangten Fällen diese» Einwand nicht als stichhaltig und eine solche Manipulation (Milchwäfserung) als eine Verfälschung der Milch angesehen, so daß stets eine Bestrafung der betr. Milchproduzenten erfolgt ist. Dies zur Warnung.

Die Radiumenergie der Erde. Ueber die ungeheuren Kraftmengen, die die Radium­vorräte der Erde bergen, macht dieUmschau" interessante Mitteilungen, die einem Vortrag über Radiumwert in der Natur" von Dr. Karl Kurz entnommen sind. Die Geschwindigkeit mit der die Radiumstrahlen in den Weltraum aus­gehen, wandelt sich beim Durchdringen der Ma­terie in Wärme um und damit wird da« Radium zu einer unerschöpflichen Wärmequelle für die Erde. Untersuchungen haben ergeben, daß ein Gramm Radium in einer Stunde genügend Wärme ausstrahlt, um ein gleiches Quantum Wasser von Null Grad zum Sieden zu bringen. Dazu kommt, daß die Kraftabgabe des Radiums jahrzehntelang fortdauert, während Kohle nach dem Verbrennen erschöpft ist. Die Erde enthält gegen 25 Millionen Tonnen Radium; das würde einer Kraftmenge von 3 Billionen Bogenlampen ewsprechen. Ein kleinerer Haushalt, der im Jahre etwa 100 Zentner Kohlen verbraucht, würde seinen Heizbedarf mit etwa 13'/» Gramm Uran völlig decken können. Das Uranbergwerk in Cornwall bringt für sich allein jährlich bereits 10 Tonnen Uran hervor. Ein Hundertstel dieser Produktion würde völlig genügen, um eine Groß­stadt wie München ein ganzes Jahr lang mit Heizkraft zu versorgen. Eine Tonne Uran wird in England heute mit 40 000 ^ bezahlt. Es ist interessant, zu untersuchen, wie sich die Heiz­kosten mit Uran zu den Kosten der Kohle ver­halten. Ein kleinerer Haushalt verbraucht im Jahre rund 180 ^ für Kohlen. Diese 100 Zentner Kohlen können durch 12 '/- Gramm Uran ersetzt werden, die heute etwa 50 ^ kosten. Für die gleiche Kraftmenge, die wir heute aus den Kohlen ziehen und die mit 180 ^ angesetzt ist, würde man bei Verwendung von Uran nur 50 ^ bezahlen, kurz, der ganze Haushalt würde im Jahre '/- ^ für Heizmaterial aufwenden. Einstweilen fehlt freilich noch eine Methode, die es ermöglichen, die Radiummengen der Erde praktisch zu verwenden, aber es steht wohl außer

Zweifel, daß es der Wissenschaft gelingen wird, in absehbarer Zeit auch dieses Problem zu lösen.

Marktberichte.

Kirchheim u. T. 21 . Juni. (Woll- markt.) Der Markt war etwa so stark wie im Vorjahr befahren. Das Geschäft entwickelte sich gegen nachmittag des ersten Tage« und wurde bis abends ziemlich verkauft. Die Preise be­wegten sich in denselben Grenzen wie auf dem Markte in Ulm, beste Sachen u. a. die König­lichen und die Graf Rechberg'schen Wollen wurden nur mit 2/3 ^ Abschlag gegen Vorjahr verkauft. Der Durchschnitt der Kirchheimer Wollen wechselte den Besitzer zu Preisen, die etwa 6 ^ unter den Vorjährigen liege» und wird für diese Genre der Durchschnittspreis etwa 146148 ^ be­tragen, für die hiesige Gegend und für da» badische Bauland dürfte interessiere», daß die Wollen von Giebler in Künsbach bei Künzelsa« mit 138 diejenige von Weimar, in Buchen, mit 124 ^ bezahlt wurden. Am zweiten Tag wurde der Markt bei gleichbleibenden Preisen vollends geräumt.

Gaildorf 21.Juni. Dem Junivieh­markt waren 283 Stück Vieh: 58 Ochsen, 66 Kühe und 159 Stück Rinder und Jungvieh zugeirieben. Bei der in Aussicht zu nehmende» reichlich ausfallenden Heuernte hielten Verkäufer sehr zurück, um schließlich zu sehr guten Preisen abzusetzen. Verkauft wurden 141 Stück Vieh, 40 Ochsen zu 350-600 27 Kühe zu

175530 und 74 Stück Jungvieh z« 120540 ^ pro Paar. Der Gesamtumsatz betrug 52870

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Amtliche und Privatanzeigen.

Zwangs-Versteigerung.

Im Wege der Zwangsvollstreckung sollen die auf Markung Neuhengstett belegenen, im Grundbuch von Neuhengstett, Heft 123,

Abteilung l Nr. 1, 2, 3, 4, 5, 6 , 7, 8 , 9, 10,11, 12 , 13, 14, 20,

21, 22, 23, 24, zur Zeit der Eintragung des Versteigerungs- Vermerkes auf den Namen des Heinrich Ayaffe, Wilhelm's Sohn, Bauern und Kaufmanns in Neuhengstett eingetragenen Grundstücke:

Anschlag:

Geb. Nr. 35 4 a 8 qm Wohnhaus mit Scheuer, Schweinstall

und Hofraum in der unteren Gasse 5010 Güter Nr. 4 7 61 Gros- u. Baumgarten 100

463

23

37

Acker in Bergäckern

400

,,

663

16

,,

74

,,

Acker in Plattenäckern

200 ^

464

22

60

Acker in Bergäckern

400 ^

,,

685

17

9

,,

Acker in Klingenäckern

200 ^

,,

,,

920

15

82

Acker und Wiese im großen Gewand

250 ^

960

15

64

Acker im kurzen Gewand

200 ^

,,

919

16

43

Acker und Wiese im großen Gewand

250 ^

809

14

57

Acker im langen Gewand

200 ^

138

16

84

,

Acker in WäldleSäckern

350

258

7

98

Acker in Melonenackern

150 ^

259

8

34

Acker in Melonenäckern

150 ^

1049

16

65

Wiese in G-obeuwiesen

400 ^

569

16

33

Ack>r in Madenäckern

100 ^

462

18

26

,,

Acker in Bergäckern

300

961

15

4

Acker im kurzen Gewand

200

,,

139

16

3

Acker in WäldleSäckern

250 ^

826

16

Wiese im langen Teilacker

300

Gesamtanschlag

9400

am Dienstag, de« 9. August 1910, vormittag- 10 Uhr, auf dem Rathause in Neuhengstett versteigert werden.

Der Versteigerungsvermerk ist am 17. Juni 1910 in das Grundbuch eingetragen.

Es ergeht die Aufforderung, Rechte, soweit sie zur Zeit der Eintragung des Versteigerungsvermerks aus dem Grundbuch nicht ersichtlich waren, spätestens

MuH

im Versteigerungstermine vor der Aufforderung zur Abgabe von Geboten an­zumelden, und, wenn der Gläubiger widerspricht, glaubhastzu machen, widrigen­falls sie bei der Feststellung des geringsten Gebots nicht berücksichtigt und bei der Verteilung des Versteigerungserlöses dem Ansprüche des Gläubigers und den übrigen Rechten nachgesetzt werden.

Diejenigen, welche ein der Versteigerung entgegenstehendes Recht haben, werden aufgefordert, vor der Erteilung des Zuschlags die Aufhebung oder einstweilige Einstellung des Verfahrens herbeizuführen, widrigenfalls für das Recht der Versteigerungserlös an die Stelle des versteigerten Gegenstandes tritt.

Calw, den 22 . Juni 1910.

Kommissär:

Bezirksnotar Feucht.

K. Forstamt Calmbach.

Wadelholzstammholz-

Merkauf

im schriftliche« Aufstreich

aus dem ganzen Forstbezirk Langholz: 1728 Tannen, 152 Fichten mit Fm. 1160 1, 397 11, 327 III. 200 IV., 181 V., 29 VI Kl, 742 Forchen mit Fm. 269 I., 424 II., 304 III., 46 IV., 12 V. Kl.; Abschnitte: 414 Tannen, 57 Forchen mit Fm. 257 1 , 128 II, 37 IN. Kl.

Die bedingungslosen, auf ganze und Zehntelsprozenten des Taxpreises des betreffenden Loses zu stellenden Gebote sind unterzeichnet, verschlossen und mit der AufschriftAngebot auf Stamm­holz" bis spätestens Mittwoch, den 6 . Juli 1910, vormittags 10'/, Uhr, beim Forstamt einzureichen, woselbst zu dieser Stunde deren Eröffnung und die Entscheidung über den Zuschlag erfolgt. Losverzeichniffe unentgeltlich, Schwarzwälderlisten gegen Bezahlung vom Forstamt.

Gesucht wird auf 1. Juli ein kräftiges

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Frau Fried». Wenz,

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