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Donnerstag» de« 23. Anni 1910.

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Amtliche Bekanntmachungen.

De« Schuttaffe»»

welche die Anweisung für de» Turnunterricht bestellt haben, werden die bestellten Exemplare mit Rechnung in den nächsten Tag n zagehen. Die Bezahlung erfolgt am einfachsten gelegentlich der Beztrksschulversammlung an das Unterzeichnete, welches den Betrag für alle Exemplare schon ein- gesandt hat.

Calw, 22. Juni 1910.

K. Evgl Bezirksschulamt. Schmid.

Tagesuerrigkeite«.

Weilderstadt OA. Leonberg 22. Juni. Der Mitte der 30er Jahren stehende Landwirt Lorenz Siegle fuhr mit seinem mit einem Pferd bespannten Heurechen nach Hause, das Pferd machte eine rasche Bewegung, wodurch Siegle rücklings in den Rechen auf den Hinterkopf fiel und lebensgefährlich verletzt wurde. Er wurde bewußtlos in seine Wohnung verbracht.

Stuttgart 22. Juni. Das Preisgericht für den Wettbewerb zur Erlangung von Plänen für den Neubau eines Gebäudes für die Generaldirektion der Staatseisenbahnen hat nunmehr seine Entscheidung getroffen. Dar­nach wurde die Summe des 1. und 2. Preises zu zwei gleichen zweiten Preisen zusammengelegt. Den einen 2. Preis 7000) erhielt die Arbeit der Architekten Schlösser und Weirether- Stuttgart, den andern 2. Preis (-^ 7000) die Architekten R. Lemp und H. Riethmüller- Stuttgart. Außerdem wurden zwei 3. Preise zu je ^ 4000 zuerkannt und 3 Arbeiten zum Ankauf um je 1000 empfohlen.

Stuttgart 22. Juni. Der„Staatsanz." schreibt: Die nunmehr erfolgte Anberaumung der Ersatzwahl im 2. Württ. Reichstagswahl­kreis auf den 30. Juli hängt damit zusammen, daß der Reichskanzler durch ein in den letzten Tagen beim Ministerium des Innern eingetroffenes Rundschreiben die Regierungen der Bundesstaaten ersucht hat, Ersatzwahl zum Reichstag entsprechend der vom Reichstag gefaßten Resolution tunlichst innerhalb einer Frist von 70 Tagen von einer Mandatserledigung an anzuberaumen und nur ausnahmsweise eine Hinausschiebung der Neu­wahl bis zu 90 Tagen stattfinden zu lassen. Das Ministerium des Innern, das bisher mit Rückficht auf die Erntegeschäfte, den 20. August d. I. als Wahltag in Aussicht genommen hatte, hat unter solchen Umständen von dieser Termins­bestimmung, die eine Ueberschreitung auch der 90tägigen Frist bedeutet hätte, absehen zu wollen geglaubt. Damit entfiel freilich auch die Mög­lichkeit der von der Regierung für wünschenswert erachteten Rücksichtnahme auf die mit Ernte­arbeiten beschäftigte Landbevölkerung. Der Ent­schluß, die Reich ttagSwahl im 2. Wahlkreis auf den nächsten, nunmehr praktisch noch möglichen Zeitpunkt festzusetzrn, wurde der Regierung aber durch die Erwägung erleichtert, daß eine Ab­kürzung des Wahlkampfes, der sehr erbitterte Formen anzunehmen scheint, auch der ländlichen Bevölkerung de» 2. Wahlkreises erwünscht sein dürfte, sowie durch den Umstand, daß da» Be­streben nach Bestimmung eines allen Wählerkreisen

gleichermaßen passenden Wahltermins lediglich zu Mißdeutungen der Absichten der Regierung geführt hat.

Stuttgart 22. Juni. Die Kandidaten­liste für die Ersatzwahl im 2. Reichstags­wahlkreis darf nun als abgeschloffen gelten, nachdem der Landtagsabgeordnete Dr. Wolfs die Kandidatur des Bundes der Landwirte angenommen hat. Bekanntlich kandidieren Ziegelei­besitzer Oettinger-Endersbach für die Natio­nalliberale (Deutsche) Partei und für die fort­schrittliche Volkspartei, sowie Landtagsabgeordneter Keil für die Sozialdemokratie.

Stuttgart 22. Juni. Das diesjährige Sommerfest der Nationalliberalen (Deutschen) Partei des I. ReichStagLwahl- kreises findet am Sonntag, 10. Juli auf der Terrasse zu Hohenheim statt. Die Hauptrede hat Prof. Dr. Kindermann-Hohenheim über­nommen. — Die Stuttgarter Studentenschaft beging gestern abend in herkömmlicher Weise die Sonnwendfeier am Bismarckturm. Prof. Dr. Harnack hielt eine Ansprache, in der er die Persönlichkeit Bismarck- würdigte.

Stuttgart 22. Juni. (Schwurgericht.) Der verheiratete Zimmermann Wilhelm Deeg von Nellmersbach OA. Waiblingen raubte in der Nacht zum 27. April bei Winnenden einem Mann seinen Zugbeutel mit 589 ^ Inhalt. Der Beraubte hatte zuvor in einer Wirtschaft mit seinem Gelde geprahlt. Der Räuber wurde noch in der gleichen Nacht verhaftet. Die Ge­schworenen billigten ihm mildernde Umstände zu. Das Urteil lautete hiernach auf drei Jahre Gefängnis.

Stuttgart 22. Juni. Die Sammlung für das Württemberger-Denkmal bei Champigny hat bi« jetzt 38100 ergeben. In den nächsten Tagen wird sich Professor Fremdim Auftrag des Württ. Kriegerbundes nach Champigny begeben, um an Ort und Stelle mit dem dortigen Steinmetz Perot die Aufstellung vorzubereiten. Zu den Einweihungsfeierlichkeiten haben sich bis jetzt 204 Teilnehmer angemeldet.

Marbach a. N. 22. Juni. Die Vorstands­mitglieder des zur Zeit in Stuttgart weilenden Schwäbischen Sängerbundes Brooklyn brachten gestern am Schillerdenkmal eine Huldi­gung dar, für die unser Stadtschultheiß im Namen de» Schwäbischen Schillerverein» dankte. — Im Stadtgarten zu Stuttgart gab gestern abend der Schwäbische Sängerbund Brooklyn da- einzige öffentliche Konzert während seiner ganzen Reise.

Maulbronn 22. Juni. Berechtigtes Aufsehen erregt laut „Neckarzeitung" die Ver­haftung des Schultheißen Goll in Freuden­stein, die vom Vorstand de» Maulbronner Amts­gerichts auf dem dortigen Rathau» vorgenommen wurde. Al« Gründe werden gerüchtweise Ur­kundenfälschung und Unregelmäßigkeiten beim Darlehenikaffenverein, dessen Vorstand Goll ist, genannt. Goll wurde vor etwa 4 Jahren zum Ortsvorsteher in Freudenstein gewählt und er­freute sich anfangs allgemeiner Achtung, seine Jagdliebhaberei scheint aber mit der Zeit seine Amtsführung beeinträchtigt und seine Ausgaben über seine Kräfte gesteigert zu haben. Nun ist

eingetreten, was man in weiteren Kreisen schon eine Zeit lang vorausgeahnt hat.

Tübingen 22. Juni. Der Reichskanzler wird morgen Donnerstag nachmittag in Stutt­gart eintreffen, im Hotel Marquardt absteigen und sich dann im Automobil zu kurzem Besuch der Majestäten, des Königs und der Königin, nach Bebenhausen begeben.

Tübingen 22. Juni. Bei der Ein­weihung der Bahn Tübingen-Herrenberg bemerkte der Ministerpräsident Dr. v. Weiz­säcker humoristisch, die Eisenbahnverwaltung werde sogar dem 2000. Studenten gern eine Freifahrt nach Stuttgart auf der neuen Bahn zur Verfügung stellen. Jetzt hat man die» Ver­sprechen tatsächlich eingelöst. Der glückliche 2000., Herr Klink, erhielt von der Generaldirektion eine Anweisung für eine einmalige freie Fahrt nach Stuttgart und zurück und für eine Fahrt von hier nach Herrenberg und zurück und zwar — erster Klasse! — Wenn die Generaldirektion alle Versprechen so prompt halten könnte! — Die Feier für den 2000. Studenten wird am Sonn­tag wiederholt werden, da der Platz heute in der Platanenallee nicht zureicht, auch noch weitere Kreise der Bürgerschaft daran teilnehmen zu lassen.

Tübingen 22. Juni. Postmeister Wanner ist heute morgen, nachdem er bi» gestern abend noch den Dienst versehen hatte, im Alter von 52 Jahren einem Schlaganfalle erlegen. Er ist geboren in Holzgerlingen, war früher Sekretär in Urach und sodann 8 Jahre in Laupheim im Dienst. Seit Oktober vorigen Jahres versah er den Dienst als Postmeister am Postamt II in Tübingen als allseitig beliebter Beamter.

Bückinge« OA. Heilbronn 22. Juni. Spat abends fuhren 2 Metzgerburschen mit dem Fahrrad, ohne eine Laterne zu haben, durch das Dorf. Als sie der Schutzmann Sannwald an­hielt, verprügelten sie ihn. Der eine davon konnte noch festgehalten und seine Persönlichkeit festgestellt werden.

Rottweil 20. Juni. (Strafkammer.) Die Harfenmacher» Ehefrau Katharine Pfister von Trossingen verließ im November 1909 ihren Mann und 7 Kinder, um mit einem verwitweten Holzbildhauer, mit dem sie ein Verhältnis unter­hielt, nach Amerika durchzubrennen. Um die Mittel zur Reise zu bekommen, fälschte sie auf den Namen ihre« Mannes mehrere Wechsel über zusammen 1800 machte auch eine Reihe von Einkäufen bei Trossinger Geschäftsleuten ohne zu bezahlen. Der Mann erhängte sich kurz nach der Abreise seiner Frau. Diese selbst kehrte nach einigen Monaten samt ihrem Liebhaber von Amerika zurück, da der Gedanke an ihre un­versorgten Kinder ihr doch keine Ruhe ließ. Wegen Urkundenfälschung und Betrugs erhielt sie heute eine Gefängnisstrafe von 9 Monaten. Ihr der Hehlerei angeklagter Liebhaber wurde freigesprochen.

Ulm 22. Juni. Der in Neu-Ulm woh­nende Schneider Schle Haus streifte abends beim Arbeiten die Petroleumlampe vom Tisch. Die Lampe explodierte und das brennende Oel ergoß sich über den Boden. Der