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Dienstag, den 21. Juni 1910.
v«,ua»pr.t.I>. ktaotl/^LHrl.m.LrLgerl.Mk. 1.2«. Postbe»uglpr. I.b. Ortk- u. NachbarortSoerk. -/^lährl. Ml. 1 . 20 , im Fernverkehr Al. 1^0. vestellz. in Württ. «0 Pfz.. in Bayern u. Reich 42 Psz.
Amtliche Vekanntmachnngen.
Bekanutmachnug,
betreffe»- staatliche Schutzimpfung gegen Schwetnerotlauf.
Wo ein Bedürfnis sich zeigt, können von jetzt ab bis Oktober noch Schutzimpfungen gegen Schweinerotlaus vorgenommen werden.
Die Schweinebefitzer werden unter Bezugnahme auf- die Bekanntmachung vom 4. Februar (C. W.-Bl. Nr. 29) zur Nachmeldung impfbedürftiger Schweine unter Hinweis darauf aufgefordert, daß Entschädigungsletstung nur für die öffentliche Impfung vorgesehen ist, nicht für die private, und daß für etwaige Verluste durch Schweinerotlauf innerhalb der auf die Impfung folgenden 5 bezw. 12 Monate Entschädigung gewährt und sonach mit Bezahlung der Jmpfgebühr eine Art Versicherung gegen Verluste durch Schweinerotlauf erzielt wird. Die Anmeldungen haben bei den Ortsvorstehern zu erfolgen.
Diese werden beauftragt, noch durch ortsübliche Bekanntmachung und in geeigneten Fällen durch Eröffnung an einzelne Schweinebefitzer zur Anmeldung aufzufordern, die Anmeldungen in ein Verzeichnis einzutragen und dieses sofort hieher vorzulegen.
Calw, 20. Juni 1910.
K. Oberamt.
Amtmann Rippmann.
Sorromaeus-EnzMika.
Die Antwort des Papstes.
Die Norddeutsche Allgemeine Zeitung Nr. 157 vom 15. Juni 1910 enthält folgende Mitteilung:
Der Ministerpräsident Herr v. Bethmann Hollweg hatte in der Antwort, die er am 9. Juni im Abgeordnetenhause auf die Interpellationen
über die Borromäus-Enzyklika erteilte, Mitteilung von der durch ihn eingeleiteten diplomatischen Aktion gemacht. Ueber den Verlauf und das Ergebnis dieser Aktion teilen wir das Nachstehende mit:
Am 6. d. M. war dem preußischen Gesandten beim Vatikan telegraphisch die Weisung erteilt worden, dem Kardinalstaatssekretär folgende Note zu übergeben:
„In der Nummer 9 der ^cts ^postolicse Zectis ist unter dem Datum dts 26. Mat eine Enzyklika „Lclitse gsepe clei ore gententiae" veröffentlicht worden, deren neunter Absatz Urteile über die Reformatoren und die der Reformation zugetanen Fürsten und Völker enthält Diese Urteils sind nicht auf den dogmatischen und kirchen- regimentlichen Gegensatz der Konfessionen beschränkt, sondern sie erstrecken sich zugleich auf das moralische Gebiet.
Es hat nicht ausbleiben können, daß diese Urteile eine tiefzehende Erregung in allen evangelischen Kreisen Preußens hervorgecufen haben, welche sich in ihren religiösen, sittlichen und staatlichen Empfindungen, die untrennbar mit der Geschichte der Reformation verbunden find, schwer verletzt fühlen.
Die Königlich preußische Staatsregierung sieht sich daher veranlaßt, gegen diese auch an das preußische Episkopat gerichteten Kundgebungen Verwahrung einzulegen. Zugleich weist sie darauf hin, daß die Verantwortung für Störungen des konfessionellen Friedens, welche eine Folge des Rundschreibens sind, allein diejenige Stelle trifft, von der es ausgegangen ist. Dies glaubt die preußische Regierung, die beim Apostolischen Stuhle im Interesse guter Beziehungen zwischen Staat und Kirche eine diplomatische Vertretung unterhält, durch ihren Vertreter mit umso größerer Berechtigung aussprechen zu können, als sie ihrerseits, treu ihren verfassungsmäßigen Aufgaben, bestrebt ist, mit
allem Ernst und mit allen Mitteln die Wahrung und Festigung des Friedens zwischen der evan- gel scheu und der katholischen Bevölkerung deS Staates zu fördern."
Der Gesandte hat diesen Auftrag am 8. d. M. ausgeführt und dabei der ihm erteilten Instruktion gemäß die bestimmte Erwartung ausgesprochen, daß die päpstliche Kurie Mittel und Wege finden werde, die geeignet seien, die au» der Veröffentlichung der Enzyklika sich ergebenden Schäden nach Möglichkeit zu beseitigen. Insbesondere müßten wir erwarten, daß die Enzyklika in den deutschen Diözesen weder von der Kanzel verkündet, noch in den bischöflichen Verordnungsblättern veröffentlicht würde.
Am 11. d. M. ist dem Gesandten amtlich erklärt worden, daß der Papst bereits de» deutschen Bischöfen de« Befehl gegeben habe, eine solche Verkündung und Veröffentlichung zu unterlassen.
Am 13. d. M. hat die Kurie dem Gesandten folgende vom Kardinalstaatssekretär Unterzeichnete Note behändigt:
„Der Unterzeichnete Kardinalstaatsfekcetär hat die Ehre, Seiner Exzellenz dem preuß scheu Herrn Gesandten den Empfang der gefälligen Note vom 8 d. M. wegen der Erregung, die in der preußischen Bevölkerung nach der Veröffentlichung der Enzyklika „kiclitae ssepe« sich gezeigt hat, zu bestätigen. Der Heilige Stuhl glaubt, daß der Ursprung dieser Erregung darauf zurückzuführen ist. daß der Zweck nicht richtig erkannt worden ist, auf den die Enzyklika gerichtet war, und daß daher einige ihrer Sätze in einem Sinne ausgelegt worden find, der den Absichten deS Heiligen Vaters völlig fremd ist. Es liegt daher dem Unterzeichneten Kardinal daran, zu erklären, daß Seine Heiligkeit mit wahrem Bedauern die Nachrichten von einer solchen Er-
Der Bilwitzschneider.
Erzählung von Jos. Ba irrlein.
(Kortsetzxng.)
Achtzehntes Kapitel.
Am Abend schickte der Bauer seinen Sohn vom Feld fort in« Dorf, um sich dort beim Schmied wegen eines neubeschlagenen Wagenrad» zu erkundigen. Er gebrauchte diesen Vorwand, um Franz nicht in der Nähe zu haben, wenn es beim Birnbaum zu einer heftigen Szene kommen sollte. Vergaß die Stiefmutter auf ihre Pflicht, so durfte der Stiefsohn sich wenigstens nicht mit eigenen Augen von deren Schande und der dem Vater zugefügten Schmach überzeugen.
Den Tag über hatte der Rodershofer seiner Frau heimlich, aber scharf aufgepaßt. Anfang» konnte er nichts bemerken, wa» seinem Argwohn neue Nahrung geboten hätte. Je weiter indessen der Abend vorschritt, um so unruhiger zeigte sich Babette; sie gab, wenn sie von den Dienstboten angeredet wurde, keine oder nur verkehrte Antworten, hielt manchmal in Gedanken versunken in der Arbeit inne und stierte wie geistesabwesend vor sich hin oder seufzte laut auf.
Der Bauer biß die Zähne zusammen. Was brauchte seine Frau sich zu beunruhigen, wenn sie nichts böses im Sinn hatte? Wäre sie entschlossen gewesen, das Stelldichein nicht zu gewähren, dann hätte sie die Zeit desselben wohl ohne große Aufregung verstreichen lassen. Nun aber lastete ersichtlich ein Druck auf ihrer Seele, und der Rodershofer schrieb ihn der Sorge zu, ob ihre Zusammenkunft mit dem Unteroffizier auch glücklich und unauSgespät verliefe.
Kurz vor Sonnenuntergang verließ der Bauer das Feld. Er wollte nach Hause, rief er dem auf der angrenzenden Brache weidenden Schäfer zu, weil es ihm nicht ganz extra sei. Gewiß sei da» Fäßchen Bier, das
der Ankerwirt heute heraufgeschickt habe, eine gepanschte Brühe gewesen. Ganz wohl bemerkte er, daß Babette seine Entfernung gerne sah; wa» ihn in seinen Mutmaßungen bestärkte; denn natürlich mußte sie ihren Mann als den gefährlichsten etwaigen Zeugen des geplanten Rendezvous betrachten.
Der Bauer ging jedoch nicht nach Hause. Er begab sich vielmehr zum Birnbaum, fand dort die vom Schäfernazi aufgestellte Hütte richtig vor und traf nun Anstalt, sie für seine Zwecke zu benützen. Wer sich in dem hölzernen Hause verbarg, konnte jedes laute Wort belauschen, da» im Umkreis von zehn Schritten gesprochen wurde; ja einzelne Bretterfugen ermöglichten sogar einen Ausblick auf das, wa» außerhalb der Hütte vorging. Zudem hatte der Rodershofer sein Werk mit größter Vorsicht vorbereitet. Niemand, der die Hütte sah, konnte ahnen, daß sie von einem Fremden zum Versteck benützt wurde; denn sie diente ausschließlich dem Schäfer zur Nachtherberge und andere Leute hatten darin nicht« zu schaffen.
Da aber der Schafhirt seine Herde, noch beim Hohlwegacker hütete und die Bäuerin die» sehen mußte, so konnte sie die Anwesenheit der Hütte beim Birnbaum, wenn sie ihr auch überraschend kam, doch nicht in Furcht versetzen. Sie mußte das Schäferhaus unbedingt für leer halten. Auch gab es keine Möglichkeit, sich vom Gegenteil zu überzeugen, wenn man den Schlüssel au» dem Schloß der kleinen Tür zog und sie von innen verriegelte.
Al» der Bauer beim Holzbirnbaum ankam, sah er sich zuerst sorgfältig nach allen Seiten um und kroch dann, nachdem er sich vergewissert hatte, daß er von niemand beobachtet wurde, und daß sein im Griffe feststehendes Messer sich an der gewohnten Stelle in seiner Lederhose befand, in den länglichen Kasten, den er von innen verriegelte. So sah das Schäferhaus für jeden von außen ganz harmlos aus. Der Schafhirt hatte sich dasselbe auch verhältnismäßig bequem eingerichtet. Zwar ei»