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Samstag

»eilage M Nr. 13 S.

18 . Juni 1910 .

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Stuttgart.

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Der Bilwitzschneider.

Erzählung von Jos. Baierl ei».

(Fortsrtznng.)

Wegen der Wertlosigkeit des Inhalts steckte der Schlüffe! zu dem Wandkästchen stets im Schloß. Mit raschen Schritten trat Fritz Steiner an das Kästchen heran, öffnete es, suchte nach dem Gebetbuch der Bäuerin, das er nach dem auf der Seite vor dem Titelblatt stehenden Vermerk Babette Roder von Rodershof" sofort als das richtige erkannte, und verbarg sein Brieflein zwischen den Blättern dort, wo die Meßgebete begannen. An jener Stelle mußte es die junge Frau finden, sobald sie das Buch aufschlug und ihre Andacht begann. Nachdem der Unteroffizier sein Werk derart vorbereitet hatte, verließ er ohne von jemand bemerkt worden zu sein, die Stube.

Am andern Tag zogen die Leute vom Roderhof in die Kirche. Auch Fritz Steiner hatte sich ihnen angeschloffen, aber nicht au« innerem frommem Drang, um an geweihter Stelle vor Gott zu stehen und Einkehr in seinem Gewissen zu halten, sondern lediglich, um zu erfahren, ob Babette seinen Zettel entdeckte und wie sie sich beim Lesen desselben benehme. Solches konnte er auch bei einiger Aufmerksamkeit ohne große Mühe gewahr werden. In den oberpfälzischen Kirchen sind nämlich die Andächtigen streng nach den Geschlechtern geschieden. Fritz brauchte daher seinen Platz unter den Männern nur so zu wählen, daß er die Roders­hoferin im Auge behielt, dann konnte er auch wahrnehmen, welches Schick­sal seinem Briefe Vorbehalten war. In der Seele des nur nach Genuß Lechzenden regten sich keine Skrupel über die furchtbare Verantwortung, die er auf sich lud, indem er das Gotteshaus als Mittel für seine sünd­haften Zwecke mißbrauchte, und während der heiligen Handlung, die sich auf dem Altäre vollzog, über finstere Anschläge brütete! Als die Roderhofer'schen in der Kirche eintrafen, war eben das drittmalige und letzte Läuten, welches den Beginn des Hochamts anzeigte, verklungen. Babette nahm ihren Platz auf der Weiberseite ein, kniete nieder, bekreuzigte sich und schlang den Rosenkranz um ihre Finger. Im Kirchenstuhl auf der anderen Seite kniete der Bauer mit seinem Sohn, der ebenso wie Steiner­fritz, welcher aufrecht hinter ihm stand, heute die Uniform trug. Die Mägde befanden sich in der Vorhalle beim Hauptportal der Kirche, auf der Empore derselben hatten die Knechte sich Plätze gesucht. Fritz verwandte kein Auge von der ihm schräg gegenüber knieenden Bäuerin. Ein Zeichen mit der Sakristeiglocke, der Priester im Ornat tritt, von den Meßdienern be­gleitet, an den Altar; die Orgel setzt ein, und ihre brausenden Töne wogen durch den Raum, brechen sich an den Pfeilern und erfüllen die hohen Wölbungen mit Wohlklang. Auf dem Musikkorps singen sie das Kyrie eleison". Als der Priester das Staffelgebet begann, griff Babette nach dem vor ihr liegenden Gebetbuch und schlug es auf. Den Steiner­fritz durchzuckte es wie ein elektrischer Schlag. Er sah, sah deutlich, daß die Bäuerin das Papierchen fand und es entfaltete. Sie las es, indem sie dasselbe gleich einem Heiligenbildchen auf den Blättern de« ge­öffneten Buches liegen ließ. Aber während sie las, ging ein Beben durch ihre Gestalt, die Hände zitterten, dann flog ein scheuer Blick hinüber nach dem Kirchenstuhl, worin der Bauer und ihr Stiefsohn waren. Doch diese bemerkten nichts von dem Vorgang; sie waren in das Lesen der Meßge­bete vertieft. Ein Seufzer hob hierauf die Brust der jungen Frau; sie bog das Papier langsam zusammen, knieff e« in vier, fünf Falte», bi« sie es leicht in der Hand verbergen konnte, und steckte es in die Tasche ihres Kleids. Da sie die Manipulation, um nicht die Aufmerksamkeit ihrer Nachbarinnen zu erregen, nur mit den Fingern der rechten Hand ausführen konnte, hatte sie eine ziemliche Zeit gebraucht, sich aber so vorsichtig dabei benommen, daß die kleine Scene jedermann mit Ausnahme de« Unteroffiziers entgangen war. Gleichwohl fühlte sie sich aufs tiefste erschüttert. Das durch ihren Traum vorhergesagte Unheil war eingetroffen und drängte zur Katastrophe. Wenn nicht alle Zeichen trügten, wenn sie den Zeilen, die sie soeben gelesen, trauen durfte, standen ihr noch Wirrsale der schlimmsten Art und ein Seelenkampf bevor, gegen den ihre bisherige», durch die Anwesenheit der Steinerfritz verursachten Leiden gering anzuschlagen waren. O, daß doch ein Strahl der Erleuchtung ihre» verdüsterten Geist erhellte und ihr den Weg wiese aus all' diesen Bedrängnissen! Aber leider schien ihr jeder Trost verschlossen. Wa« sie in den Zeilen des Unteroffizier« gelesen, war so furchtbar, daß e« ihr da« Blut in den Adern gerinnen machte, und doch kannte sie kein Mittel, dem auszuweichen, was ihr zu­gemutet wurde. Sollte sie sich ihrem Manne entdecken? Er war doch ihr natürlicher Beschützer! Aber dann hätte sie auch Mitteilen müssen, was der fremde Soldat zu begehren sich erdreistete, und davor hielt sie eine brennende Scham zurück. Wie konnte sie es über die Lippen bringen, daß Fritz Steiner sie mit LiebeSanträgen verfolgte, um eine Zusammenkunft bestürmte und das ganze Rodersche Haus bedrohte, wenn er abgewiesen würde?! Während des Hochamts und der darauffolgenden Predigt, deren Worte unverstanden vor ihrem Ohr vorüberglitten, marterte sie sich fort­während mit solche« trüben Gedanken. Als aber der Gottesdienst zu Erü»e