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Tagesueuigkeite«.

Vom Hagenschieß, 17. Jani. Die in der letzten Woche begonnene Heuernte hat durch das am Dienstag einsetzende Regenwetter eine jähe Unterbrechung erfahren. Ein großer Teil des Kleeheues ist aber gut eingebracht worden, indessen lagert noch ziemlich viel, das beinahe dürr war und nun durch das Regen­wetter gelitten hat. Wi-senheu ist noch sehr wenig eingeführt, gemäht aber ist sehr viel. Das Futter stand sehr schön, ebenso stehen die Ge­treidefelder ausgezeichnet. Leider hat sich infolge der heftigen, anhaltenden Regenschauer schon viel Getreide gelagert, doch ist zu hoffen, daß die glücklich wieder erschienene Sonne den Schaden wieder gut macht.

Stuttgart 17. Juni. (Strafkammer.) Der Unfall, der sich am 21. März nachmittags an einem Eisenbahnübergang in Eßlingen ereignete, beschäftigte heute die Strafkammer. Angeklagt der fahrlässigen Eisenbahntransportgefährdung und der fahrlässigen Tötung war der Hilfswärter Georg Lutz. Der Angeklagte versah an jenem Nachmittag den Schrankendienst am Fabrikstraßen­übergang. Ein Fuhrmann wollte vor dem Passieren eines von Plochingen kommende» Personenzuges mit seinem Einspännerfuhrwerk »och über die Gleise hinüber. Der Angeklagte gab dem Drängen des Fuhrmanns, ihn hinüber zu lassen, nach und öffnete die Schranke, ob­gleich er wußte, daß der Zug fällig war. Kaum war der Fuhrmann mit seinem Wagen auf da« erste Gleis hereingefahren, als der Zug heran­nahte. Lutz rief dem Fuhrmann zu, er solle halten, es reiche nicht mehr, worauf dieser vom Wagen herabsprang, um das Pferd zum Halten zu bringen. Obgleich der Lokomotivführer auf den Zuruf des Angeklagten sofort bremste, wurde das Fuhrwerk doch noch vom Zug erfaßt. Die Deichsel wurde abgerissen und der Wagen, auf dem sich mehrere Kisten befanden, umgeworfen. Der Fuhrmann wurde unter die Lokomotive ge­schleudert und eine Strecke weit geschleift; er wurde mit zertrümmertem Schädel tot heroor- gezogen. Der Getötete hätte besser getan, wenn er auf dem Wagen geblieben und die Zügel angezogen hätte. Ein Verschulden des Angeklag­ten wurde darin erblickt, daß er die Schranke öffnete, ohne sich durch einen Blick auf die Strecke und da» Einfahrtssignal von dem Heran­nahen des Zuges zu überzeugen. Er wird als zuverlässiger und nüchterner Mann geschildert. Die Strafkammer erkannte gegen ihn auf einen Monat Gefängnis. Der Staatsanwalt hatte zwei Monate Gefängnis beantragt.

Stuttgart 17. Juni. (Strafkammer.) Ein gewerbs- und gewohnheitsmäßiger Vogel­fänger ist der Kesselschmied Johann Baßler von Gaisburg. Er wurde wegen unerlaubten Vogelfangs schon öfters bestraft und kürzlich er­hielt er vom Schöffengericht wegen der gleichen Uebertretung wieder 6 Wochen Hast. Gegen da» schöffengerichtliche Urteil hatte er Berufung eingelegt. Die Strafkammer fand jedoch keinen Anlaß, die Strafe herabzusetze».

Maulbronn 17. Juni. Seit einigen Tagen wird in dem benachbarten Oelbronn der 40 Jahre alte Straßenarbeiter Steinbrenner

vermißt. Die Feuerwehr suchte ihn bereits vergeblich. Jetzt soll der Aalkistensee abgelassen werden, da man vermutet, seine Leiche darin zu finden. Der Mann hinterläßt eine Frau und neun unmündige Kinder.

Gmünd 17. Juni. In der gestrigen nichtöffentlichen Gemeinderatisitzung wurde die sofortige Dienstentlassung des Polizeiamt- manns Stadelmaier ausgesprochen. Die Untersuchung der wegen Unterschlagungen im Amt Verhafteten dauert noch an. Zum Stell­vertreter ist Aktuar Schopp bestellt worden. Da Fahndungswachtmeister Schweinbenz die Hausmeisterstelle am städt. Realgymnasium und an der Realschule erhalten hat, wurde Polizei­wachtmeister Ri eg er zum Fahndungswachtmeister gewählt. Die hiedurch erledigte Polizeiwacht- meisterstelle erhielt Schutzmann Fußeder.

Gmünd 17. Juni. Die gestrige Sitzung der bürgerlichen Kollegien hatte sich mit einem Gesuch moderner Art zu befassen. Eine Anzahl Handelsschüler wünscht nämlich eine Aende-^ ru»g des OrtSftatutS, das alle jungen Kausleute, auch die Gehilfen, zum Besuche der Schule bis zum 18. Lebensjahre verpflichtet. Hier ist es noch vielfach der Brauch, auch Volksschüler dem Kauf­mannsstande zuzuführen. Diese Volksschüler haben dann bereits mit 17 Jahren ausgelernt. Es ist schon vorgekommen, daß solchen jüngeren Leuten mit dem Tage der Beendigung ihrer Lehrzeit von ihrem Chef gekündigt wurde, weil sie noch schulpflichtig sind. Da in der Tat der Tagesunterricht für die Kontorarbeit recht störend ist, fanden die jungen Leute keine Stelle mehr. Die Handelsschüler wurden in ihrem Vorgehen auch von den Prinzipalen unterstützt, die sich gleichfalls darüber mißfällig äußern, daß ihre Gehilfen noch die Schule besuchen müssen. Auch der Schulvorstand, Handelslehrer Schneiderhan, und der Handelsschulrat geben im Gutachten zu, daß die jungen Leute in ihrem Fortkommen ge­hindert werden. Der Handelsschulrat hat daher beschlossen, die Gehilfen am 1. August von ihrer Verpflichtung zum Schulbesuch zu entbinden. Hiezu wird die Genehmigung des Handelsober­schulrats eingeholt. Die bürgerlichen Kollegien gaben ihre Zustimmung. Gemeinderat und Kom­merzienrat Erhard teilte mit, daß bei der Firma Erhard und Söhne die Volksschüler eine vier­jährige Lehrzeit zu bestehen hätten. Im 4. Jahr bekämen sie Gehilfengehalt, könnten aber ohne Anstand ihre Schulpflicht erfüllen. Dadurch kommen sie den jungen Leuten mit dem Ein­jährigenzeugnis gegenüber nicht in Nachteil. Eine Aenderung des Ortsstatuts wird in Erwägung gezogen.

Gmünd 17. Juni. Dieser Tage hatte der Kleemeister im Bezirk sehr viel seines Amtes zu walten. Man nimmt an, daß die vielen Verendungen von Pferden von nassem und dämpfigem Futter herrühren. Auch bezüglich der Fütterung mit neuem Futter sollte man Vorsicht walten lassen.

Welzheim 17. Juni. Wie bestimmt verlautet, hat die Volkspartei nun beschlossen, bei der Landtagsersatzwahl am 15. Juli einen eigenen Kandidaten aufzustelle«.

Rottweil 17. Juni. Sett gestern mittag

wird der Untertertianer Adolf Hauser ver­mißt. Man vermutet, daß ihm ein Unglück zugestoßen ist.

Ulm 17. Juni. Die Passagierluft­fahrten mit It 2 VII.sind von Friedrichshafen aus wegen des Hochwassers für nächsten Sonntag abgesagt. Die neue Dampfspritze der Feuerwehr wurde gestern mittag 12 Uhr nach dem Donauwasserwerk beordert, um daselbst den durch das Hochwasser vollgelaufenen Maschinen­raum auszupumpen. Obwohl die Spritze fast 12 Stunden ununterbrochen arbeitete und über 700 000 Liter Wasser beförderte, gelang e« uur teilweise, solches zu entfernen, da, je höher die Iller und die Donau stiege«, aus so mehr Ritzen und Löchern da« Wasser nachdrang, so daß noch eine größere Pumpe und ein Lokomobil beordert werden mußten.

Ulm 17. Juni. (Pferdemarkt.) Zu­fuhr 567 Stück, wovon 300 verkauft wurden. Preise zwischen 65 und 1500 Gesamt­umsatz 280 000

Friedrichschafen 17. Juni. Erstaunen erregt hier die Veröffentlichung eines Korresp.- Bureaus, daß I- 2 VII schon gestern abend einen Ausstieg unternommen habe und daß eine zweite Fahrt heute früh erfolge. Gestern nach­mittag und während der vergangenen Nacht wurden die Motore und Propeller durch Dauer­läufe einer eingehenden Erprobung unterzogen; mit welchem Erfolg ist bi« zur Stunde noch nicht bekannt, aber das ist sicher, daß die Gaszellen noch nicht im Tragkörper des Schiff« angebracht sind und daß deshalb mit der Füllung des Schiffs noch nicht begonnen werden kann. Ein Aufstieg am heutigen Tag ist deshalb wohl nicht zu erwarten. DaIt 2 VII" spätestens am Mittwoch nach Düsseldorf abreiseu muß, dürste die SonntagSfahrt der Ulm er Karnevalgesellschast nicht ausführbar sein. Die Zeit von heute bis Mittwoch ist sehr kurz für die Erprobung auf die Fahrtüchtigkeit eine» Flugschiffes, da« in wenigen Tagen schon eine Fernfahrt antreten und iu den Besitz der Lust- schissbauaktiengesellschast übergehen soll.

(Schrv. Merk.)

Vom Bodensee 17. Juni. Die Laugen- argener Wartehalle an der Dandebrücke steht bis an die Sitzplätze unter Wasser. Die Argen führt viel kleines Gesträuch, Bäume, ja 1012 Meter lange, gewaltige Baumstämme mit sich und bildet an der Mündung in den See eine ernste Gefahr für die Dampfschiffe, die nur mit reduzierter Fahrgeschwindigkeit diese Stelle passieren können und vorsichtig den langen Baum­riesen auSweichen müssen. In Friedrichshafen betrug die Pegelhöhe des Bodensees gestern mittag 5,40. Die Steigung dauert an. ES scheint aber heute zum Stillstand zu kommen.

Pforzheim 17. Juni. Wie leichtfertig oft Kredit gegeben wird, zeigt eine Verhandlung de« hiesigen Schöffengerichts. Der Hausierer Engelbert Witt ich hier bestellte in einer Wein­handlung iu Schallstadt zweimal je fünfzig Flaschen Sekt, die Flasche zu 5.50 ^ und erhielt auch die erste Sendung geliefert, obgleich er nicht im Stande war zu zahlen. Er wurde zu 6 Wochen Gefängnis verurteist.