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«undgebung in Sachen der SorromSnr-EnMika.
Der württ. Hauptverein des Eoang. Bundes
hat in Sachen der päpstlichen Borromäus-Enzyklika folgende Kundgebung beschlossen:
Die päpstliche Enzyklika vom 26. Mai ds. Js., ein Rundschreiben an die ganze katholische Christenheit und als solches von allgemein maßgebender Bedeutung in der katholischen Kirche, enthält Schmähungen der Reformation und der Reformatoren und Beschimpfungen der deutschen Nation und ihrer evangelischen Fürsten von einem solchen Grade, wie sie seit langer Zeit nicht dagewesen sind. Es werden in diesem Schriftstück die Reformatoren, also Männer wie Luther, Melanchthon, Brenz, als „Feinde des Kreuzes Christi", als „Männer irdischen Sinnes, deren Gott der Bauch ist", als „Leugner der Hauptstücke des Glaubens", hingestellt; es werden die Fürsten der Reformation, die Ahnherrn des deutschen Kaisers und unseres Königs, „als die am meisten verkommenen Fürsten" geschmäht; es wird das ganze geschichtliche Ergebnis der Reformation als „Zerrüttung von Glaube und Sitte", als „Seuche der Laster und Zerstörung der Zucht" gebrandmarkt. Hiegegen genügt uns nicht die Berufung auf das Urteil unbefangener, auch katholischer Geschichtswissenschaft, die zu ganz entgegengesetzten Ergebnissen gekommen ist, sondern wir fühlen uns gedrungen, vor der Oeffentlichkeit nachdrückliche Verwahrung einzulegen gegen diese zügellose Beschimpfung der religiösen Heldenzeit und der größten Befreiungstat unseres Volkes; gegen diese unberechtigte Herabsetzung deutscher Fürsten, deren Nachkommen noch jetzt auf deutschen Thronen fitzen und zugleich Bischöfe der reformatorischen Landeskirchen sind; gegen diese an maß ende Nichtachtung evangelischer Glaubenskräfte und Lebenswerte und alles dessen, was moderne Kunst seit bald 400 Jahren auf dem Boden des Protestantismus geleistet
Mittwoch, Zen 15. Zuni MO.
hat. Wir erheben entrüsteten Einspruch gegen diese neueste rücksichtslose Päpstliche Störung des konfessionellen Friedens, die umso verletzender wirkt, weil sie ohne jeden Anlaß und ohne Beachtung der Proteste gegen die CanifluS-Enzyklika von 1897 die damaligen Beschimpfungen noch überbietet und wir wissen uns darin eins mit Tausenden von Katholiken, die das friedenstörende Vorgehen ihres Oberhauptes in tiefster Seele mißbilligen. Wir stellen vor der Oeffentlichkeit das Verlangen, daß unserer Konfession von seiten der römischen Kirche dasjenige Maß von Achtung entgegengebracht werde, das ihrer unbestrittenen Bedeutung für die deutsche Kultur wie ihren verfassungsmäßigen Rechten entspricht. Müssen nicht jetzt endlich jedem evangelischen Christen und deutschen Protestanten die Augen darüber aufgehen, wie notwendig für den inneren Frieden des Deutschen Reiches und für das Zusammenleben der Konfessionen eine tatkräftige Abwehr der ultramontanen Machtbestrebungen ist?
Der Evangelische Bund ist vor 23 Jahren zu diesem Zweck gegründet worden und steht seither auf der Wacht. Er zählt zur Zeit etwa 380000 Mitglieder; soll er ein wirklicher Volksbund zur Wahrung der deutsch-protestantischen Interessen werden, so müssen alle gut deutsch und gut evangelisch gesinnten Männer und Frauen ohne Unterschied der kirchlichen Richtung und der politischen Partei, ihm beitreten, und so in ihrem Teile milhelfen, daß die Segens- güter der Reformation als die Grundlage moderner Kultur und deutscher Gesittung unserem Volke erhalten bleiben.
Der Vorstand des württ. Hauptvereins des Evang. Bundes.
Tagesuerrigketterr.
* Calw 14. Juni. In der Juninummer der Schwarzwaldvereinsblätter findet sich ein interessanter Bericht über „Die Urkunden und Altertumssammlung der ehemaligen
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schwäbischen Reichsstadt Weil"'. ES wird hierin mitgeteilt, auf welche Weise unsere Nachbarstadt (Weilderstadt) in kurzer Zeit zu einer Altertumssammlung und zu einem Altertumszimmer gekommen ist und welche Gegenstände gesammelt und geordnet sind. Es wäre auch für Calw erwünscht, wenn die Altertumsfreunde hiesiger Stadt zusammenstehen und Mittel und Wege finden würden, um zu verhindern, daß wertvolle Stücke aus hiesigen Familien durch Händler weggebracht werden. Durch Anlegung einer Sammlung könnte mancher Gegenstand der Stadt erhalten werden, zumal das Interesse für die Sache bald geweckt wäre. Ein ebenso interessanter Artikel ist eine Studie von Eb. Nestle-Maulbronn über „Etwas vom Teinach". Mitgeteilt wird die Predigt, die der Tübinger Professer B. Raith bei der Enthüllung der lurris ^.ntonis, (beschrieben von Regierungsrat Voelter) am Dreieinigkeitsfest 1673 gehalten hat. In der Schrift wird Teinach nicht da» Teinach, sondem der Teinach genannt, e» kommt der sehr nette Ausdruck hier vor: Der Nagoldfluß wird bei dem Teinach wudeln. Hugo Schäfer-Heilbronn führt die Leser in einer Wanderung zu verschiedenen „fränkischen Edelsitzen" nördlich von Hall, Oehringen und Crailsheim und weiß dabei allerlei über die Sehenswürdigkeiten der Schlösser und Burgen zu berichten. Die Zeitschrift enthält ferner noch den Kassenbericht des Schwarzwaldverein« für 1909, einen Auszug aus dem Protokoll der Hauptversammlung in Sulz und Nachrichten aus den Bezirksvereinen. Schöne Bilder tragen zum Verständnis des gediegenen Inhalt« der reich ausgestatteten Nummer bei.
Böblingen 14. Juni. Sonntag abend 4 Uhr brach in dem Wohngebäude von Eugen
Der Bilwitzschneider.
Erzählung von Jos. Baierlein.
(Fortsetzung.)
Auf diese Weise war es der jungen Frau gelungen, den Steinerfritz nach dem Roderhof zurückzubringen, ohne ihn an der Hand zu führen. Sie hatte ihn eingeschüchtert, und fühlte mit einer Art grausamer Befriedigung, daß sie eine Waffe gegen ihn besaß, und in der Lage war, das ihr zugefügte Leid dadurch zu vergelten, daß sie den Uebeltäter in immerwährender Furcht vor Aufdeckung seines schlechten Streiches hielt. Vielleicht hatte diese Furcht, verbunden mit der in des Soldaten Brust neu entflammten Leidenschaft, diesen zu jenen fortgesetzten Annäherungsversuchen an die Bäuerin aufgestachelt, die schließlich zwar nicht die Aufmerksamkeit des Rodershofers, aber doch des Großknechts Mich! erregten.
Vierzehntes Kapitel.
Die Tage und Wochen verstrichen, Frühling und Sommer waren ins Land gezogen und im August war der Sohn de» Rodershofers und dessen Unteroffizier wieder in der Heimat eingetroffen. Fritz Steiner hatte Wort gehalten: es war ihm geglückt, für Franz Roder und sich selbst Ernteurlaub zu erwirken. I» B^iehung auf Franz hatte sich die Sache verhältnismäßig leicht abgewickelt; schwerer hatte es gehalten, bi» der Unteroffizier Urlaub bekam, und nur die Erwägung, daß er zum Zahlmeister- afpiranten ernannt und in die Kanzlei versetzt werden sollte — die er schon längst heiß ersehnte —, hatte den Ausschlag gegeben. Man wollte dem jungen Mann Gelegenheit bieten, noch einmal seinen Vater zu besuchen, da er in seiner künftigen Stellung Jahre lang auf keinen Urlaub mehr rechnen durfte. Als die zwei Soldaten auf dem Rodershof eintrafen, wurden sie vom Bauer mit großer Herzlichkeit empfangen. Namentlich der Haussohn, der an Stattlichkeit der Erscheinung dem Unteroffizier
in nichts nachstand, erfreute sich der liebevollsten Willkomms. Wenn der wortkarge Vater auch keine lange Begrüßungsrede hielt, so zeigten seine warmen Blicke doch deutlich, welche Freude er über die Heimkehr seines Franz empfand, und auch in der Bäuerin Augen konnte man lesen, daß die Ankunft des Stiefsohnes sie angenehm erregte. Man hatte mit Hilfe des Eisenbahnfahrplans ausgerechnet, daß zwei Militärs gegen Mittag auf dem Hof eintreffen würden, und selbstverständlich mit dem Essen auf sie gewartet. Nun saßen sie beide mit am Tisch und ließen sich in ihren Waffenröcken von den Ehehalten bewundern, die sich wieder einmal an zweierlei Tuch nicht satt sehen konnten. Da die Erntearbeiten schon in vollem Gange waren, drehte sich das Gespräch zwischen dem Bauer, der Bäuerin und den Urlaubern, nachdem man das Thema, wie die Reise ausgefallen, zuerst gründlich erschöpft hatte, natürlich um die Ausgiebigkeit des heurigen Kornschnitts und die heutige Beschäftigung auf den Feldern. Und da an den Ernteaussichten nicht nur Herr und Frau, sondern auch alle Dienstboten Interesse nahmen, so war letzteren ausnahmsweise gestattet, ihrerseits gleichfalls sich in das Tischgespräch zu mischen und hier und da ihre Meinung zu sagen. Am ausgiebigsten machte der Hütjunge Hans von dieser Erlaubnis Gebrauch, da dessen flinke« Zünglein, wie die Leser ohnehin bereits wissen, nicht gerne stillstand.
„Jetzund können wir morgen mit dem Schneiden auf der großen Blößen anfangen, weil du da bist, Franz," sagte der Bauer im Laufe der Unterhaltung. Wir haben nur noch auf dich g'wartet, damit wir den Fleck auf einmal zwingen. Alle« muß zusammenhelfen, daß wir fertig werden; auch die Bäuerin und die LieSl müsse«, wenn sie 'kocht und da« Essen 'tragen haben, mit schneiden. Wir brauchen alle Hand' morgen."
„Alsdann hilf ich auch schneiden, Bauer. Jawohl!" meinte der Hütjunge.
„Du bleibst bei deinigem Vieh," lehnte jedoch der Rodershofer da» Anerbieten ab. Das war Hans gar nicht recht; denn die Schnitter er-