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^ Calw 13. Juni. Das Konzert des Liederkranzes, welches am Samstag im Badischen Hofe stattfand, zeigte ein sehr reichhaltiges Programm, das mit dem Männerchor „O Schutzgeist alles Schönen" von Mozart eröffnet wurde. Außer diesem Chor wurden unter der strammen Leitung von Hauptlehrer Stirm- li nger sehr wertvolle Kompositionen ausgeführt. ES ist nicht genug anzuerkennen, wenn die älteren Hauptvertreter der Literatur für Männerchor im Vordergrund der Männergesangvereine bleiben. Daß Silcher immer wieder gepflegt wird, ist selbstverständlich. In vorzüglicher Ausführung erklang das reizende Liedchen „An die Treulose" und „Klage", volkstümlich gewordene Melodiken, die ihren Widerhall bei jedem Konzertbesucher ohne Unterschied der musikalischen Bildungsstufe finden werden. Der „Waldmorgen" von Köllner und „Frühlingseinzug" von Jüngst rief dank de» abgerundeten Vortrags großen Beifall hervor. Mit Ausdruck wurde der „Trompeter an der Katzbach" gesungen, eine Komposition, die prächtige Schönheiten aufweist und tiefes Empfinden wiedergibt. Ein Treffer in jeder Beziehung ist Mendelssohn-Bartholdys „Festgesang an die Künstler". Die herrliche Erfindung des Meisters macht umso tieferen Eindruck, als sich die angewendeten Mittel den Voraussetzungen des Gedichts anschmiegen und eine Instrumentalbegleitung die poetische Stimmung in genialer Weise zeichnen hilft. Dementsprechend war der Erfolg des Stückes auch ein ganz bedeutender. Die Instrumentalbegleitung wurde von der Stadtkapelle in lobenswerter Weise durchgeführt. Den zündenden Abschluß des Konzert» bildete der Chor „Beim Wandern" von Wörz, ein äußerst ansprechender und stimmungsvoller Chor eines
Dienstag» den 14. Zum 1910.
unserer neueren Komponisten. Als Solisten hatte der Verein Opernsänger Ludwig Eybisch vom Wilhelma-Theater in Stuttgart gewonnen. Der Sänger hat sich mit seinen vortrefflichen Leistungen aufs beste hier eingeführt. Er verfügt über eine herrliche Tenorstimme, die durch ihre Fülle und Kraft und den ruhigen, angenehmen, satten Ton die Zuhörer sehr sympathisch anspricht und eine vorzügliche Ausbildung erhalten hat. Alle Gesänge wurden von dem Vortragenden mit Erfolg gesungen, so namentlich die „Gralserzählung" aus Lohengrin von Wagner, „Ungeduld" von Schubert, die „launische Dame" von Reinhard und „Frühlingslied" von Gounod. Die Vorträge wurden mit so großem Beifall ausgezeichnet, daß der Sänger sich zu mehreren Zugaben entschloß, was von den Zuhörern mit lebhafter Freude ausgenommen wurde. Frl. Emilie Schwämmle und Hauptlehrer Stirmlinger trugen 3 vierhändige Klavierstücke vor, nämlich die Zampa-Ouvertüre von Herold, Lustspiel-Ouverture von Keler-Bela und Trotzköpfchen von -Tourbis. Sämtliche Stücke wurden mit großer Exaktheit, weichem vollem Ton und gutem Verständnis vorgetragen und mit reichem Beifall belohnt. Frl. Schwämmle und Opernsänger Eybisch wurden mit Blumensträußen und einem Blumenkorb ausgezeichnet. Das Konzert war sehr gut besucht und nahm einen in allen Teilen hochbefriedigenden, äußerst genußreichen Verlauf.
X Calw. Bei der am letzten Sonntag im Gasthaus zum Schwanen abgehaltenea zahlreich besuchten Versammlung ehemaliger Angehöriger des Jnf.-Reg. 126 Straßburg i. E. wurde die „Vereinigung ehemaliger 126er, Ortsgruppe Calw und Umgebung" gegründet. Hiebei wurden Bauwerkmeister Rapp- Calw zum Vorsitzenden und Postunterbeamter
8i»u-»pr.i.d. Stadl-/^LHrl.m.rrSacrl.Mk. I.Sb. Postbezugtpi i. L. Ortr- u. Nachbarort«»»!. '/.iLhrl. MI. I.M. im Fernverkihi AI. 1.30. Bestell», in Württ. 30 Pf»., in Bayern u. Reich t 2 Ps».
Bacher-Calw zum Kassier gewählt. Auf Anfragen aus der Versammlung, ob durch den Beitritt in die neu gegründete Vereinigung den Militärvereinen Mitglieder entzogen werden könnten, wurde ganz besonders darauf hingewiesen, daß die Vereinigung nur eine Jnteressenver- einigung sei, welche sich nach Abhaltung des im Jahr 1916 stattfindenden 200jährigen Regimentsfestes wieder auslösen werde, den Militärvereinen daher keine Mitglieder entzogen würden. Gewünscht wurde u. a., die bis jetzt der Vereinigung noch nicht beigetretenen ehemaligen 126er aufzufordern, sich in Bälde der Vereinigung anzuschließen. Nach Zstündiger Verhandlung wurde die Versammlung durch den Vorsitzenden geschloffen.
Z Calw 14. Juni. Das Gesamtkollegium der Kgl. Zentralstelle für Gewerbe und Handel hat die Gepflogenheit, einmal im Jahr eine Sitzung in einer der Industriestädte unseres Lande» zu halten. Einer Einladung der Handelskammer Calw folgend gab das Kollegium gestern unserer Stadt die Ehre seines Besuches; um 10 Uhr vormittags fand die geschäftliche Verhandlung desselben im großen Rathaussaal hier unter dem Vorsitz vonStaats- rat Präsident v. Mosthaf statt. Dabei wurde die Versammlung im Namen der Stadt von Stadtschultheiß Conz begrüßt. An die Versammlungen schloß sich ein gemeinschaftliches Mittagsmahl unter Beteiligung zahlreicher Mitglieder des hiesigen Handels- und Gewerbestande» im Gasthof z. Waldhorn an. Hier wurden die Gäste im Namen der Handelskammer Calw von dem Vorsitzenden derselben, Fabrikant Georg Wagner, begrüßt. Der Redner wie» in seiner Ansprache darauf hin, daß die hiesige Stadt bei ihrer ungünstigen Lage im engen Nagoldtal und bei ungenügenden Wasserkräften
Der Bilwitzschneider.
Erzählung von Jos. Baierlein.
(Fortsetzung.)
Der Empfang, den die Bäuerin dem Unteroffizier bereitet hatte, war nicht geeignet gewesen, ihn in seinen selbstgefälligen Trugschlüffen zu bestärken. Sie war ihm so schroff begegnet, daß ihr Benehmen absolut keine andere Deutung zuließ, als die eines gegen ihn gefaßten Widerwillens in höchster Potenz, und es war ihm deshalb nicht schwer gefallen, den Rodershof am CharsamStag gleich wieder zu verlassen. Während er aber damals einsam dem Dorfe zuschritt, stellte sich da» Bild der schönen zürnenden Fra« vor seinem geistigen Auge so lebhaft dar, daß er e» in greifbarer Plastik zu sehen wähnte und seine sinnliche Phantasie daran erhitzte. Diese» junge liebreizende Wesen, das jetzt den Lebensabend eines
alternden Mannes verschönte, könnte seine Frau sein, wenn-ja
wenn! Er mochte den häßlichen Gedanken nicht ausdenken.
Warum war er nur mit hinaufgestiegen zum RoderShof? Hätte er sich nicht Vorhersagen können, daß sein Besuch dort droben ein so jähes Ende finden müsse? Aber ihn hatte eine geheimnisvolle Macht getrieben, der verratenen Geliebten noch einmal zu nahen. Die Versuchung, mit eigenen Augen zu erproben, ob eine« andern Weib noch seiner gedenke in Liebe oder Haß, war so verlockend, und als er den alten Roder gesehen und Vergleiche zwischen ihm und seiner eigenen Person angestellt hatte, da war er der Versuchung unterlegen. E» war ja undenkbar, daß Babette ihn ganz vergessen hatte, und wenn sie ihn jetzt wiedersah im Glanz der Uniform als Unteroffizier ihres Stiefsohnes, dann mußte die Wagschale wohl zu seinen Gunsten sinken und die alte Liebe in ihrem Busen aufs neue erwachen.
Eine so junge, süße Frau hing unmöglich mit innerer Herzens
neigung am viel älteren grämlichen Manne! Das hätte nach Fritz Steiners Auffassung gegen die Natur verstoßen, und deshalb versprach er sich von seinem Besuch auf dem RoderShof — trotz allem und allem, wa« zwischen ihm und Babette lag — ein reizvolles, pikante» Abenteuer. Nun war ihm aber, wie der Großknecht Michel sich ausgedrückt hatte, der Schnabel sauber geblieben und er selbst hatte den Staub des Bauernguts von den Füßen geschüttelt. War er nicht doch zu voreilig gewesen?
Der RoderShofer hätte ihn sicher nicht fortgelaffen, wenn er nur im geringsten den Wunsch zu bleibe» zu erkennen gegeben hätte! Wenn ihr abweisendes Benehmen nur die Maske gewesen wäre, um die wieder auflodernde Liebe zu ihm vor dem vielleicht eifersüchtigen Mann zu verbergen? Bei dieser Mutmaßung, die für eine egoistische Eitelkeit viel Wahrscheinliches hatte, fühlte der Soldat sich selbst ganz Feuer und Flamme und er nahm sich vor, Babette unter allen Umständen noch einmal in den Weg zu treten, um zu erfahren, ob er sich täusche oder nicht. Wie wir wissen, wurde ihm die Ausführung dieses Vorhaben» ungemein erleichtert, da der Bauer seinem Weibe befohlen hatte, sie selbst müsse den Unteroffizier wieder nach dem Rodershof zurückgeleiten. Fritz befand sich allein daheim, als er am CharsamStagabend nach der kirchlichen Andacht Babette raschen Schritte» auf das Schulhaus zukommen sah. Er war der Meinung, die junge Frau suche ihn freiwillig auf zu einer Zeit, wo sein Vater, der auch Mesnerdienst versah, noch in der Kirche zu tun hatte, und sie habe sich von ihrem Manne heimlich losgemacht, um den ehemaligen Geliebten allein zu treffen.
„Sie kommt — sie kommt!" jubelte er, „und wie sie eilt, damit keine Minute verloren geht! Ich habe recht gehabt; sie liebt mich noch immer und war heute morgen nur zum Schein böse auf mich, um ihrem Alten eine Nase drehen zu können!" Als sie über die Türschwelle trat, pochte sein Herz vor wildem Entzücken.