Galmer 1lloil>e»blii!!.
Donnerstag
Beilage z« Nr. 131.
9. Jnni 191«.
Privat-Anzeigen.
Für die vorzügliche
Ülaubeurer kareableiche
Der Bilwitzschneider.
Erzählung von Jos. Baierlein.
übernehmen Leinwand und Faden zur Besorgung
6e8ek>v. veu8otüe.
Äiecl>i§cl»e weine
äienen niebt nur als
HsvIiHneins kür äen täKlieben Oebraneb, sonckern verclen aueb immer mebr als
Xranlignv/ölng unä ZtärlcungsmittsI
voll Vision bersten verorünet.
leb einpkeble naebstebencke seit litisi" 18 Issknsn erprobte Lorten:
1 blasebe roit 6! »8
20 Liter
Lsnrlia, Häbrixer Rotwein, ausserorckent-
lieb beliebt unä preisvnräiA ....
—.95
19.-
Sanio»-WI»>»lLS»G, kster. Lüssrvein . .
1.10
22.—
<1ie Krone
aller Lüävsine, 4—5Mbri^, blutbiläenä,
bei 1211.
stärbenä nnä belebenä.
2.—
L 1.80
ferner, solange Vorrat
vagnssr, 4säbr. rn Nb. 3.50 ü
ie xan 2 e
Klasebe.
Lmil OsorZ-11.
^USVSI'lLSuG-
IIZLvI
Verkaufs rvexsn IlmruK xu ^säsiu anusbiudarsu kreise.
IViltt. Lross, pkor^ksirn, s-kniio«-«,-. s.
Z« ter Ni;;«« Zährerreit, Mri eine» zuk» 7r»»>! bereit!
Den besten gesündesten und billigsten Haustrunk bereitet man aus dem echten »Plschinger Apfelmoststoff Dieser Apfelmoststoff besteht nur aus tadellosen Früchten, ist deshalb gesetzlich erlaubt und gibt ein überaus wohlschmeckendes, bekömmliches und sehr billiges Getränk:
Pro Liter nur 6—7 Pfennige! Plochinger Apfelmoststoff ist von allen besseren Geschäften eventuell direkt von VVsiss L 6o., klovbinxsu a. zu beziehen!
(Fortsetzung.)
Zehntes Kapitel.
Als Fritz Steiner erwachte, stand die Sonne schon hoch am Himmel. Verwundert schaute er um sich. Wo befand er sich denn? Wie war er hierhergekommen in dies kleine Stübchen mit den kahlen weißgetünchten kahlen Wänden und dem unsauberen Bretterboden? Wer hatte ihn zu Bett gebracht. Lauter Fragen, auf die er keine Antwort hatte. Er richtete sich mit dem Oberleib im Bett empor, sank aber, indem er mit beiden Händen an seinen Kopf griff, mit einem leisen Wehruf wieder zurück in die Kiffen.
O, wie seine Schläfen glühten, wie ihn der Kopf schmerzte! Scharfe Messer schienen das Gehirn nach allen Seiten hin zu durchwühlen; das Blut rann stürmisch durch seine Adern, und die Pulse hämmerten so stark und rasch, als läge er in einem hitzigen Fieber. Und dazu peinigte ihn eine entsetzliche Uebelkeit, die Zunge klebte ihm am Gaumen.
Nach und nach tauchte in seinem vom Dunst de» Alkohol» verdüsterten Gehirn die unklaren Erinnerungen an die Erlebnisse de» gestrigen Tages auf —, nur langsam und stückweise, aber je länger er nachdachte und sann, desto deutlicher gestalteten sich die Bilder vor seinem geistigen Auge und erfüllten ihn mit einem so intensiven Mißbehagen, daß er diese» fast wie ein körperliche Marter empfand.
Plötzlich fuhr er mit einem Schreckensschrei in die Höhe. Sein Geld! Wenn er es im Rausche verloren, oder wenn man e» ihm gestohlen hätte! Trotz Uebelkeit und Kopfschmerz verließ er da» Bett, stellte sich auf die Beine und fuhr mit vor Aufregung und Furcht zitternden Fingern in die Tasche des Beinkleides, worin er seine Börse verwahrt hatte. Gott sei Dank! Bestohlen schien er nicht zu sein, denn der Geldbeutel war vorhanden, und in der Tasche klapperten auch einige lose Silberlinge. Jedoch welche» Entsetzen erfaßte ihn, als er seine Barschaft nachzählte! War e» denn möglich? Er traute seinen Augen nicht und zählte das Geld zwei-, dreimal. Aber e» blieb, wie es war: von den mehr als hundertzwanzig Mark, die er bei der Sparkaffe erhoben, fand er noch einen Rest von neunzig Mark vor; da» andere war in der vergangenen Nacht flöten gegangen! Fritz spürte die größte Lust, sich die Haare auszuraufen!
Allein, was hätte ihm da« geholfen? So beschränkte er sich darauf, sich selber bittere Vorwürfe zu machen, und, während er sich wusch, Pläne zu entwerfen, wie er durch geringere oder weniger zahlreiche Einkäufe die Verschleuderung des Geldes vor seinen Angehörigen in der Heimat vertuschen könne. Daß er vor allem und unter jeder Bedingung sich von der Harfenistengesellschaft losmachen müsse und zwar auf Nimmerwiedersehen, lag für ihn klar zu Tage; denn wenn er sich über sein leichtsinniges Treiben auch nur bis zu jenem Zeitpunkt Rechenschaft geben konnte, wo er für die Schnurranten Essen bestellt hatte, während ihn sein Gedächtnis hinsichtlich der späteren Vorfälle bis Mittemacht schmählich im Stiche ließ — so schloß er doch ganz richtig, daß er sein Geld nur für die Harfenisten und mit ihnen vergeudet habe, und daß die» wieder geschehen könnte, wenn er mit dem lustigen Völklein in näherer Berührung bliebe.
Um einer solchen Gefahr auszuweichen, faßte er dm Entschluß, die Trennung sofort zu vollziehen. Wäre er diesem Vorsatz treu geblieben, so hätte vielleicht alle» noch gut enden können, trotz de» ziemlich verpfuschten Anfanges seiner Reise. Aber schon wieder regten sich die in seiner Brust wohnenden Dämonen und drängten ihn auf die schiefe Bahn. Der Gedanke, die schöne Gabriele nicht mehr zu sehen, schnitt ihm durch'« Herz. Was mußte das liebreizende Mädchen, das so freundlich und zuvorkommend gegen ihn gewesen, von ihm denken, wenn er sich ohne Abschied hinwegschlich wie ein Dieb in der Nacht? Nein, da» durste er nicht; das verbot ihm schon, wie er sich einredete, seine Ehre.
Und wa» lag denn im Grunde daran, wenn er die kurze Strecke von Hirschau bis Amberg noch in Gabriele« Begleitung zurücklegte? Auf dem Wege konnte er den prickelnden Genuß, den ihm die vertrauliche Unterhaltung mit dem schönen Wesen bot, noch gründlich ausnutzen, und daß man ihm dabei nicht wieder in den Geldbeutel stieg, dafür wollte er schon sorgen! Er war doch gewiß Mann genug, um etwaige Zudringlichkeiten zurückzuweisen.
In Amberg sodann ging die Trennung auch leichter vor sich; im Lärm und Trubel der Dult fiel das Abschiednehmen sich nicht schwer. Statt also seine ursprüngliche Absicht auszuführen, den Rest der Reise allein zu vollenden, beschloß er, sich beim Wirt zu erkundigen, ob die Harfenisten da» Gasthaus schon verlassen hätten. Waren sie bereit» aufgebrochen, so wollte er ihnen Nacheilen, um sie einzuholen; befanden sie sich noch im Hause, so wollte er in der Gaststube auf ihr Erscheinen warten.
BW