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Mittwoch, dt« 8. Zum 1910.
H»,uarpr.I.L. Stadt'/^LHrl.m.TrLaerl.Mk. t.Sb. Postbezugtpi s.d. Ort», u. Nachbarort-verk. >/^LHrl.Mk. t.»o, im Fernaerkq> Vit. l.«o. «estellz. in württ. »0 Psz.. in Bayern u. «eich «r Psg.
Tagesueuigkelteu.
^ Calw. Aus Anlaß des 25jährigen Bestehens des Bienenzüchterverein» Calw gedachte der Verein voriges Jahr eine Bezirks - ausstellung zu veranstalten. Da aber letzte« Bienenjahr in dem größten Teil des Oberamts für die Imker recht schlecht ausfiel, so konnte an die Ausführung dieses Plans nicht gedacht werden. In seiner letzten Sitzung hat nun der Vrreins- ausschuß beschlossen, daß die Ausstellung dieses Jahr und zwar vom 20.—22. August hier stattfinden solle, vorausgesetzt, daß die Erträgnisse der Bienenzucht dieses Jahr bessere werden als 1909 und daß sich recht viele Bienenzüchter an derselben beteiligen. Der Landwirtschaftliche Bezirksverein Calw hat in dankenswerter Weise einen schönen Beitrag zur Ausstellung in Aussicht gestellt. Hoffentlich findet der Verein auch sonst «och hochherzige Gönner, die ihn bei dem Unternehmen unterstützen, sei es durch Stiftung von Ehrengaben oder Preisen, wie da« auch an anderen Orten geschieht, oder sei es durch Beihilfe mit Rat und Tat. Soll eine Ausstellung wirkungsvoll werden, so ist vor allem vielseitige Beteiligung nötig. Bei der Landesausstellung in Stuttgart hat der Bezirksverein, der ja zu den größten des Landes gehört, mit seiner Kollektivausstellung Hervorragendes geleistet; möge es ihm auch diesmal gelingen!
Beihingen OA. Nagold 7. Juni. Ochsenwirt Proß von hier war heute morgen auf seinem Dache mit Reparaturen beschäftigt und stürzte 5 m hoch ab. Er erlitt schwere innere Verletzungen und einen Armbruch.
Stuttgart 7. Juni. Da» „Neue Tagblatt" schreibt: „Ueber da» Befinden des Königs werden in auswärtigen Blättern Nachrichten ver
breitet, die eine gewisse Beunruhigung Hervorrufen könnten. Es ist darin von einem Darmleiden die Rede, von dem der König befallen sein soll. In der Tat litt ja der König vor einigen Wochen an influenzaartigem Unwohlsein, das ihm längere Zeit die Pflicht der Schonung auferlegte. Beim Rennen am Pfingstmontag fiel auch da« angegriffene Aussehen des Königs allgemein auf. Auch wurde die Absage des königlichen Besuches bei der Eröffnung der Flaschner- Ausstellung in Stuttgart und beim Kriegsr- bundestag in Ludwigsburg viel besprochen. Wie wir jedoch von gut unterrichteter Seite erfahren, ist das Befinden des Königs in Bebenhausen durchaus befriedigend und gibt zu irgendwelchen Besorgnissen keinen Anlaß. Die Reise nach Stuttgart bezw. Ludwigsburg wurde aufgegeben, weil die Aerzte geltend machten, daß die Beteiligung bei den beiden Veranstaltungen angesichts der heißen Witterung für den König zu anstrengend sei.
Stuttgart 7. Juni. Im Neckar in Untertürkheim ertrank beim Baden ein 25 Jahre alter Schlaffer. Der Leichnam ist noch nicht geborgen. — Auf dem Seilerwasen in Cannstatt wurde der Leichnam eines seit 1. ds. MtS. vermißten 14 Jahre alten Dienstmädchen» au« dem Neckar geländet. ES liegt Selbst - mord vor.
Stuttgart 7. Juni. Eine Parteikorrespondenz hatte verbreitet, daß die staatlichen Hüttenwerke und besonders das Hüttenwerk Wasseralfingen im Etatsjahr 1909 besonders günstig abgeschlossen und einen beträchtlichen Ueberschuß gegenüber dem Voranschlag erzielt haben. Der „Staatsanzeiger" ist in der Lage mitzuteilen, daß dies nicht der Fall ist, daß vielmehr die Ertragsablieferung sowohl der Hütten
werke in ihrer Gesamtheit als des Hüttenwerk« Wafferalfingen hinter dem Etat zurückgeblieben ist.
Stuttgart 7. Juni. Zur BorromäuS- Enzyklika erhält der „Staatsanzeiger" eine Zuschrift von einem sich weder zu den Modernisten noch zu den Reformern rechnenden katholischen Geistlichen, der darin sagt, er sei geradezu erschrocken über die unnötig harte Auslassung der Enzyklika in den Stellen, an denen die Protestanten Anstoß nehmen. Vor Pfingsten habe die katholische Geistlichkeit Andachten zu halten gehabt zur Wiedervereinigung der Christenheit; gehe man aber so vor, wie die Enzyklika, so werde dieses Ziel jedenfalls ferner als je gerückt. Die deutschen Bischöfe sollten hier ei« offenes Wort finden, um dem Heiligen Vater nahe zu legen, daß er auf die getrennten Glaubensbrüder mehr Rücksicht nehme. Von den katholischen Geistlichen Württembergs dürfe man ruhig versichern, daß ihrer viele jene anstößigen Stellen im Rundschreiben des Papstes sehr bedauern.
Untertürkheim OA. Cannstatt 7. Juni. Ein aus Fellbach gebürtiges Dienstmädchen, da» auf der Rückreise von Biberach begriffen war, in welcher Stadt es im Dienst gewesen ist, war in Untertürkheim ausgestiegen, um die letzte Strecke Weges nach Fellbach zu Fuß zurückzulegen. Kaum hatte es den Bahnhof verlassen, als ihr einfiel, daß sie ihr Handtäschchen im Zuge habe liegen lassen. In diesem befanden sich ihr ganzer Jahreslohn und die Zeugnisse. Durch den Bahnhofvorstand wurde sofort nach Cannstatt und Stuttgart telegraphisch Meldung gemacht und um eine Durchsuchung der Wagen gebeten. Das geschah auch, aber bei der Durchsuchung war das Täschchen nicht mehr aufzufinden.
Der Bilwitzschneider.
Erzählung von Jos. Baierlein.
(Fortsetzung.)
Der Trunk hatte die in ihm schlummernden Dämonen de» Leichtsinns und der Genußsucht entfesselt. Ohne mehr an den Zweck seiner Reise oder auch an die Herkunft des Gelbe» zu denken, an dem gleichsam das Herzblut de» alten Försters klebte, lag ihm nur daran, damit vor der schwarzäugigen blonde» Harsnerin zu renommieren. Die Erinnerung an Babette war zurückgetreten vor dem Wunsch, bei der Landfahrerin etwas zu gelten, sie sich günstig zu stimmen. Das dünkte ihm auch gelungen zu sein; denn das Mädchen ließ sich herbei, ein Gespräch mit ihm zu beginnen. In dessen Verlauf kam die Rede auf die Musik, die ja Fritz
Steiner schon infolge seines Berufes nicht fremd war. Und als er denn
auch eine hierauf bezügliche Frage der schönen Böhmin bejahte, rief diese erfreut aus: „Liebs Jesulein von Prag." Dann g'hörenS ja zu unserer Zunft, dann sinds ja auch ein Musikant und noch dazu ein richtiger Kolleg von mir und da dem Herrn Dworczak. Denn wissen'«, ich spiel' Violin: ich die erste und Herr Dworczak die zweit'. Die zwei anderen Madeln zupfen die Harfen. Nein, so was! Da muß ich mich doch gleich ein wenig 'nüber setzen an Ihre Seiten, damit wir bester mit einander plaudern können. Jsk» Ihnen recht?" Die Böhmin wartete die Antwort
nicht ab, sondern trug ihren Stuhl nach der andern Seite de» Tisches, wo sie sich neben Fritz niederließ. Am Beginne des Gesprächs hatte sie «och halbwegs hochdeutsch geredet, nach und nach war sie aber ins deutschböhmische Idiom gefallen, in welchem sie auch jetzt die Unterhaltung forlsetzte.
„Gelt," sagte sie, „Sie erlauben schon, daß ich plausch', wie mir der Schnabel gewachsen ist. So kommt'« mir dann auch vom Herzen,"
— hier traf den jungen Mann ein heißer Blick. — „Wissen'«, bei mir heißt'» halt: „Schmiede das Eisen wie dich selbst und liebe deinen Nächsten wenn er warm ist." Sie haben mir schon gleich gut gefallen, ich g'steh'S Ihnen offen und wenn's mir's nicht übelnehmen täten, möcht' ich Ihnen schon vorschlagen, daß wir zwei noch speziell anstoßen auf eine recht warme treue Freundschaft." Sie erhob ihr Glas, und auch Fritz nahm da« seinige, das die Kellnerin in diesem Moment samt dem bestellten Nachtessen aufgetrage» hatte. Er nahm sich nicht einmal Zeit, da« auf die zweite Doppelkrone herausgegebene Geld nachzuzählen, sondern steckte e« unbesehen in die Tasche seines Beinkleids. Al« aber die zwei Gläser aneinander klirrten und die Augen der Harfnerin wiederum die seinen suchten und sie mit magnetischer, nein, mit sympathischer Gewalt festhielten, da erfaßte ihn ein Sinnentaumel, dem er zu unterliegen drohte. Er fühlte den brennenden Wunsch in sich, das schöne Mädchen an sich zu reißen und den roten Mund zu küssen, der so reizend zu plaudern und so entzückende Geständnisse zu machen wußte. Die Worte der Harfnerin: „Sie haben mir schon gleich gut g'fallen," widerhallten in seinen Ohren und in seinem Herzen; wäre er nicht mitten unter diesen vielen lärmenden Gästen gewesen, hätte er sich zweifellos zu noch größeren Unbesonnenheiten verleiten lassen, als er sie leider schon in den nächsten Minuten begehen sollte. Denn jetzt hatte ihn der Leichtsinn gänzlich in den Fängen, und alle guten Vorsätze, mit denen er von zu Hause fortgegangen, waren aus seinem Gedächtnis weggewischt. Als er nach einem kräftigen Trunk da» Glas wegstellte, atmete er tief auf.
„Sie machen mich glücklich, Fräulein," sagte er mit sonderbar belegter Stimme, „daß Sie mich ihrer Freundschaft wert halten. Darf ich denn auch wissen, wie ich meine liebreizende Freundin zu nennen habe?"
„Wie ich heiß', wollen» wissen? Freilich. Ich heiß' Gabriele und die anderen zwei Madeln: Laura und Eveline." Von ihre» Eltern wurden die Harfenistinnen allerdings Margaretha, Magdalen' und Karline gerufen;