LMM
Amis- M AszeLgMM sür -es Oheramtr-eM Calw
»W 129
85. ZayrMz.
M8MlkW«M!<H
MM
>MZ
ftvl!
LrLL
PiichsisiArLtiaz«! Montaii, «i»««ta», Mitisoktz, <»»»«« 1 t«s. Uriitag l»»S «»m«taz. Ans»rtio»«pr«ir S N?L> pro Z,i!» sS» «tabtu.»«»iÄ»ort»; miß» »,,^t I^S Psg.
Dienstag, Lr« 7. Zum 1910.
8 «»»S«pr.i.d. ktadt >/^LHrI. m. TrLgerl. Mk. I.SS. Bostbezuzly: s, S. Ort«- u. Nachbarort«»»!. ^Lhrl. Mt. I.S0, im gernvrrtrh - Mk. r.SV. v«kir!tz. tn Würir. »o Pf»., in Bayern u. Reich 12 Pjg.
Amtliche Vekanntrnachungen.
Die Lchultheitzeuämter
erhalten mit der nächsten Post je ein Exemplar der neuen „Vorschriften zur Uniformierung der Feuerwehren des Wiirtt. Landes feuerwrhrveibands" zur Uebermittlung an die Feuerwehlkommandanten.
Gemäß Min.-Erl. vom 10. März dS. Js. (Mtn.-Amtsbl. S. 165) ist darauf hinzuwirken, daß bei der gemeinderätlichen Festsetzung der Gradabzeichen der Führer die Vorschläge des Landesfeuerwehrverbands tunlichste Berückstchtigung finden. Auch sollten bei ohnehin erforderlichen Neuanschaffungen von Mannschaftshelmen und Dienst- rücken und bei Neuuniformierung die Muster des Verbands gewählt werden.
Ealw, 6. Juni 1910.
K. Oberamt.
Amtmann Ripp mann A.-V.
Tagesueuigkeite«.
* Calw 6. Juni. Der BezirkSobst- bauvereiu veranstaltete gestern eine praktische Demonstration im Pinziercn der Zwergodst- bäume im Garten von Privatier Schoenlen. Die Demonstrationen in den vorzüglich angelegten und ausgezeichnet im Stand gehaltenen Obstgarten wurden von Oberamtsbaumwart Wid- mann ausgeführt. Die zahlreich erschienenen Obstzüchter folgte» mit großem Interesse den Belehrungen über Zweck des Sommerschnitts im Gegensatz zum Winterschnitt und der Ausführung des Schnittes selbst. An Pyramiden, Spindeln, Palmetten und Cordons wurde gezeigt, wie der Baumfreund den Baum zu behandeln habe, bannt die Möglichkeit von Fruchtauge» gegeben werde. Diese praktischen Demonstrationen haben für jeden Baumfreund einen äußerst großen Wert;
sie regen das Interesse für die Pflege des Obstbaums mächtig an und reizen zu Versuchen, die die Freude an den Bäumen immer mehr steigert. Die nächste Versammlung des Vereins wird voraussichtlich in Unterreichenbach stattfinden.
X. Calw. In kurzem wird unsere Stadt um eine zeitgemäße Einrichtung reicher sein, da in dieser Woche noch mit dem Bau des schon längst geplanten Licht-Luftbades begonnen wird. Durch das dankenswerte Entgegenkommen der bürgerlichen Kollegien wurde die sogenannte Badwiese zwischen dem Färber Wörner'schen und Zimmermann Kirchherr'schen Anwesen an der Nagold gelegen, für Luftbadezwecke unentgeltlich zur Verfügung gestellt. Wenn die Badwiese auch nicht allen Anforderungen eines idealen LuftbadeplatzeS entspricht, so bot sie doch von den wenigen sonst noch in Betracht kommenden Plätzen die meisten Vorteile (zentrale Lage — zugleich allerdings der gewichtigste Nachteil —, Wassernähe, günstige Sonnenverhältniffe, und schattenfpendende Bäume). Was die Größenfrage anlangt, so ist diese leider eine Geldfrage. Luft und Licht sind billig, nicht aber daS Holz, mit dem man die ziemlich hohen Schutzmauer» gegen Lüsternheit und Prüderie aufzurichten gezwungen ist. Die Umzäunung eines Raume« von 30 m Länge und 15 m Breite (in der Mitte abgeteilt zur Gewinnung eines Männerund eines Frauenbades von je 15 w im Geviert) kostet mit bescheidenster Inneneinrichtung rund 1000 Davon wurden schon vorige« Jahr von eifrigen und opferfreudigen Interessenten der Sache gegen 650 ^ gezeichnet. Dieses Geld wird im Laufe der nächsten Zeit zum Einzug gebracht, wobei dann auch an den Türen aller geklopft werden wird, bei denen man eine offene Hand für das gemeinnützige Unternehmen
glaubte voraussetzen zu dürfen. Wer sich übergangen fühlen sollte, hat jederzeit Gelegenheit, sein Scherflein anzubringe«. Ueber die Nützlichkeit des Licht-LuftbadeS in hygienischer Hinsicht und im Interesse aller unter dem Namen Körperkultur zusammengefaßten Bestrebungen brauchen keine Worte mehr verloren zu werden. Die Tatsache, daß bald jede große, mittlere und selbst kleine Stadt sich einer derartigen Einrichtung erfreut, sagt genug. Und schließlich ist Calw auch ein Luftkurort, von dem man so was erwarten kann! — Näheres über Eröffnung, Preise und dergl. wird in Bälde publiziert werden.
Stuttgart 6. Juni. Heute Mittag zwischen 13 und 1 Uhr brach in den Keller - räumen der Gewerbehalle, in der sich gegenwärtig die Fachausstellung des deutschen Klempner- und Jnstallateurverbande» befindet, ein gefährlicher Brand aus. Nur dem energischen Eingreifen der Feuerwehr gelang eS, ein größeres Unglück zu verhüten. In den unteren Räumen war auf bi« jetzt noch nicht aufgeklärte Weise ein Feuer entstanden, das an den dort aufgespeicherten Materialien und verschiedensten Waren reichlich Nahrung fand. Insbesondere bestand große Gefahr für die Lagervorräte der Firma Hallmayer. Branddirektor Jacoby, der mit beiden Löschzügen auf dem Brandplatz erschien, ging mit aller Energie gegen den Brandherd vor. Die kolossale Rauchentwicklung hinderte allerdings ein weiteres Vordringen und man mußte sich zunächst darauf beschränken, die Vorräte von der Brandstelle zu entferne» und für den Abzug des undurchdringlichen Qualms zu sorgen. Gleichzeitig schleuderte man von allen Seiten mächtige Wafsermassen in die riesigen Kellerräume, um auf jede Weise da» Feuer an weiterer Ausdehnung zu verhindern.
Der Bilwitzschneider.
Erzählung von Jos. Ba irrtei«.
(Fortsetznng.)
Eine Reihe von Lastfuhrwagen, die vor dem Hause hielten, kennzeichneten den Gasthof, als eine Herberge mittleren Ranges, wie sie gerade seinen Wünschen entsprach. Als er die Gaststube betrat, fand er sie gefüllt mit allerlei Leuten, welche dtz Dult nach Amberg führte. E« gab Lebkuchkrämer und Bürstenhändler, Verkäufer von Schnittwaren und Spielzeug, Tiroler, welche Teppiche und Handschuhe feilbieten wollten, Italiener mit Gipsfiguren, Glücksspielinhaber, Fuhrknechte, kurz ein Sammelsurium von Gästen, die alle nach Amberg zogen, um dort Geld zu verdienen. Wenn diese Leute sämtlich hier übernachten wollten, war es zweifelhaft, ob für Fritz noch ein Bett übrig war. Dieser wandte sich daher an den Wirt, der gemeinsam mit einer Kellnerin und einer halb erwachsenen Tochter beschäftigt war, seine mitunter ziemlich ungeduldigen Gäste zu bediene» und ihrem mannigfachen Begehren gerecht zu werden.
„Herr Gastgeber!" sagte er, „kann ich in Ihrem Hause nächtigen? Haben Sie noch ein Kämmerlein für mich frei?" Der Wirt musterte den Fragenden mit kritischen Augen. Daß er nicht zu den Fieranten gehörte, sah er auf den ersten Blick; auch die abgetragene, zu enge und zu kurze Kleidung deutete auf nichts besondere». Drum wunderte es ihn, daß der Fremde eine besondere Kammer forderte. In solchen Gasthöfe« gibt e« nämlich stets mehrere mit Betten vollgepfropfte Säle und größere Zimmer; iu den einen schlafen gemeinsam die Männer, in den andern die Frauen. Falls Mangel an Platz ist, kommt es auch nicht selten vor, daß die Betten doppelt belegt werden. So ein Nachtlager kommt dann billig zu stehen, und wenn e» auch unbequem ist — ein paar Stunden kann man'» schon aushatte».
„Will denn der junge Herr allein schlafen?" fragte der Wirt.
„Ja, ich bin es nicht gewohnt, mein Zimmer mit einem Fremden zu teilen."
„Da könnt' man schon Rat schaffen. Der Buchbinder von Neu- stabil, der allemal bei mir über Nacht bleibt, ist heute nicht 'kommen, dem fein Bett, das einschichtig in der Kammer steht, ist noch frei, wenn'S der junge Herr habe» will. Aber es kost' ein Markel."
„Eine Mark?" fragte Fritz unangenehm berührt. „In kleinen oberpfälzischen Herbergen zahlt man in der Regel für das Bett nur dreißig bi» fünfzig Pfennig, in den Wirtshäusern auf dem platten Lande manchmal noch weniger."
„Haben'» etwan 'glaubt, ich werd' Ihnen umsonst b'hatten?" ent- gegnete der Wirt spöttisch. „Nein, bester Herr! Morgen geht die Dult an drinn' in Amberg; da krieg' ich heut noch Marktleut' g'nug, und wenn Sie da« Bett nicht wollen um eine Mark, bekommt'» halt wer ander»!" „Doch, doch — ich nehme e«," sagte Fritz, der müde war zum Umfallen.
„Schön. — Ist auch was zum Nachtessen g'fällig? Ein schweinerner Braten ist noch da und ein Gurkensalat."
„Ja, bringen Sie mir davon; doch lassen Sie mir vor allem ein Gla» Bier reichen, — ich verdurste."
„Soll gleich g'scheh'n. Setze«'» Ihrer nur nieder, junger Herr! Wo finden wir denn noch ein schöne« Platzl für Sie? Schaun's einmal, dort drüben in der Ecken am großen Tisch, — neben der Harfenisten-
G'sellschaft!-Als Fritz saß und die müden Beine unter dem Tisch
ausstrecken konnte, empfarü» er ein wonnige» Behagen. Er sah sich in der mit Tabaksrauch angefüllten Stube um und betrachtete die Anwesenden. Was er sah, hatte nicht« Anstoßende« für ihn, wenn auch da» ungeniert laute Sprechen der Gäste, ihr schallende» Gelächter, die Art, wie sie mit den Deckeln der Biergläser klapperten, und wie sie die Knoche»