wscur.

126.

AM- asö AiytiMstt sSr Se» MeramtrSezirt Lad».

85. IaykMtz.

»dqq»!i»llirgrtaz«; ÄkontSL, »isnttiz.

-- ' -amrtag. Znsertkon«pr»i1

»»»»»,«taa. Frritag uai, i» Wsz, v»o A«sl« "

. m-t-rz. . .

für Madt v. B»«!»k4»»t«; außer S«rir!N Big.

Freitag» Zen 3. Juni 1910.

, , -.i.d.«tadt-^SHr!.m.TrSaerl.M!. I.2S. Postbezuggpr k.L. Orts- u. NachbarortSverk. >/^LHrl. Ml. 1 . 2 ». im Fernverkehr Ml. 1.»o. Bestellg. in Württ. so Pfg., in Bayern u. Reich 4L Psg.

Amtliche Bekanntmachungen.

As die Ortsschnlritte.

Etwaige Bestellungen zu gemeinsamem Bezug der neu bearbeiteten Anweisung zur Erteilung des

Turnunterrichts (Mmtst.-AmtM. 1909, Sette 49) werden bis zum 15. d M. erbeten.

Calw, 2. Juni 1910.

K. ev. Bezirksschulamt. Schund.

Tagesueuigkeiteu.

Calw. Der Stadtauflage der heutigen Nummer sind Wahlzettel zu der am Sonntag stattfindenden Kirchengemeinderatswahl beigelegt. Der Kirchengemeinderat hat be­schlossen diesmal keinen Wahlvorschlag zu veröffentlichen.

Calw. In Monakam wurde in letzter Zeit die Kirche erweitert und ein neues Pfarr­haus gebaut. Nächste Woche wird nun dort auch ein eigener Pfarrer seinen Einzug halten. Von jetzt an wird Monakam mit dem bisher zu Mött- lingen gehörigen Filial Unterhaugstett eine selb­ständige Pfarrgemeinde bilden.

Nagold 2. Juni. Die Amtsversammlung beschloß die probeweise Einführung von Auto­mobilfahrten von Herrenberg-Nagold- Haiterbach. Die Amtsschadenumlage wurde auf 82000 ^ festgesetzt.

Stuttgart 2. Juni. (Strafkammer.) Wegen unlauteren Wettbewerbs hatte sich der Heilkundige Hermann Meier von Unter­türkheim zu verantworten. Der Angeklagte spielte sich als großer Heilkünstler auf. Er er­ließ in der hiesigen Zeitung marktschreierische Inserate, in denen er ankündigte, daß er jede

Krankheit heilen könne. Ein auswärtiger Arzt stellte Strafantrag. Der Angeklagte erklärte, er sei der Ueberzeugung, daß jede Krankheit heilbar sei. Er behauptet trotz seiner mangel­haften Ausbildung, daß er in der Lage sei, jede Krankheit zu erkennen. Meier ist gelernter Buch­binder. Er las Bücher über die Willenskraft, nahm dann bei einem Magnetiseur Unterricht in Magnetismus und Suggestion und bildete sich schließlich in der Krankenpflege aus. Er will schon große Erfolge erzielt haben. Der Vor­sitzende meinte, der Angeklagte müsse bald durch große Inanspruchnahme ein reicher Mann werden, wenn er jede Krankheit heilen könnte; er lebt in bescheidenen Verhältnissen. Die Verhandlung endigte mit der Freisprechung des Angeklagten.

Tübingen 2. Juni. In der Decker'schen Ziegelei ist dem Kantineführer die Kaffe mit einigen Hundert Mark gestohlen worden. Der Verdacht richtet sich gegen einige aus dem Ge­schäft ausgetretene Arbeiter.

Hochdorf OA. Kirchheim 2. Juni. Der 57 jährige Chr. Etzel und der 28jährige Avolf Schmid waren im hiesigen Steinbruch beschäftigt. Bei den Sprengungen versagte trotz vorschrifts­mäßiger Ladung ein Schuß und nach längerem Zuwarten entschlossen sich die beiden Arbeiter, diesen herauszubohren. Dabei entstand eine Explosion. Die zwei Arbeiter wurden zu Boden geschleudert und blieben bewußtlos liegen. Etzel wurde im Gesicht schwer verwundet und mußte auf einem Wagen in seine Wohnung verbracht werden, Schmid war leichter verletzt und konnte seine Wohnung selbst aufsuchen. Etzel wurde ins Krankenhaus geschafft. Bei beiden Verunglückten sind die Augen am schwersten verletzt, doch hat der Arzt Hoffnung, ihnen die Sehkraft zu erhalten.

Göppingen 2. Juni. Nach vorausge­gangenem Streit zwischen ausgesperrten und nicht ausgesperrten Zimmerleuten, die vom Maienfest heimkehrten, wurde gestern abend nach 8 Uhr der ausgesperrte 22 Jahre alte Zimmer­mann Schüle von dem nicht ausgesperrten 34jährigen Zimmermann Schwenzle erstochen. Der Tod trat nach kurzer Zeit infolge Verblutung ein. Schwenzle versetzte sich darauf, anscheinend um Selbstmord zu üben einen Stich in den Oberschenkel; er mußte ins Krankenhaus verbracht werden.

Großgartach 1. Juni. Mit der Sauer­wurmmottenvertilgung ist hier am letzten Samstag begonnen worden. Doch scheint die Motte hier nicht so zahlreich aufzutreten wie in den Bezirken Besigheim und Brackenheim, da an 2 Abenden nur 2600 Stück gefangen wurden.

Niedernhall OA. KünzelSau 2. Juni. Großes Aufsehen erregt die Verhaftung eines 13jährige Knaben und seiner Eltern. Er hat im Laden des Kaufmanns Foß hier ca. 12 gestohlen. Vor drei Jahren schon hat er über 300 ^ entwendet. Damals wurde das Silber­geld bei ihm gefunden, drei Hundertmarkscheine wollte er weggeworfen haben. Jetzt gestand der jugendliche Dieb, daß er damals die Hundert­markscheine seiner Mutter gegeben habe. Die Eltern leugnen.

Oberndorf 2. Juni. Der gestern abend 6.40 Uhr nach Rosenfeld abgegangene Kraft­wagen schwebte auf der Neckarbrücke in großer Gefahr in den Fluß zu stürzen. Ein vor­ausgehendes Fuhrwerk mit Bierflaschen, dessen Pferd scheute, fiel in der Nähe der Brücke um, wodurch der Chauffeur den Kraftwagen zu weit links steuerte, so daß letzterer mit dem steinernen

Der Bilwitzschneider.

Erzählung von Jos. Baierlein.

(Fortsetzung.)

Als Fritz Steiner aus dem Eichstätter Seminar zurückkam, hatte des Försters Töchterlein auch bereits die Kinderschuhe ausgetreten und das erste lange Kleid angelegt. Babette Weigand galt für das schönste, zugleich auch für das sittsamste Mädchen im Dorfe und war ihres Vaters

vergötterter Liebling. Ach, hätte er ihren Wünschen und Bitten etwas

mehr Widerstand entgegensetzen können! Aber der zärtliche Vater brachte solches nicht übers Herz, und diese Schwäche sollte sich in der Folge schmerzlich rächen. Denn kaum hatte Fritz Steiner das schöne Wesen erblickt, da brannte er schon lichterloh für dasselbe.

Er fand keine Rast mehr und keine Ruhe, bis er Babette seine Gefühle kundgegeben hatte, und hielt sich für den Glücklichsten aller

Sterblichen, als das unerfahrene Kind ihm geschämig gestand, daß auch

sie ihm gut sei. Wie wäre das auch anders möglich gewesen. Fritz Steiner war ein so hübscher Junge, ganz anders als die Burschen im Dorfe mit ihren groben Gesichtern und schwieligen Händen; er konnte so gut sprechen und ihr die Zukunft, die sie an seiner Seite verleben würde, so rosig ausmalen. Daß Fritz sie nicht mit reinem Herzen, sondern nur mit den Sinnen liebte, davon hatte sie ja keine Ahnung, wie sie auch nicht» davon wußte, daß in seiner Brust vielleicht ihm selber verborgen, zwei Dämonen wohnten, die nur durch seine dermaligen Verhältnisse in Ketten niedergehalten wurden, an denen ihre Liebe zu Grunde gehen sollte: Ein grenzenloser Leichtsinn und die glühende Sehnsucht nach Lebensgenuß.

Babettes Schutzengel fügte es, daß sie schon bald, nachdem sich das Verhältnis zwischen den zwei Liebenden angesponnen, von ihrem Vater

auf einem Spaziergange überrascht wurde, den sie gemeinsam mit Fritz unternommen hatte. Es kam zu ernsthaften Auseinandersetzungen zwischen dem Förster und seiner Tochter; doch führten diese nicht zu dem von Ersterem gewünschten Erfolg.

Babette wollte die Bande, die sie mit Fritz Steiner verknüpfte, nicht lösen, sondern versuchte, alle Einwendungen ihre» besorgten Vaters durch Schmeicheln und Bitten zu zerstreuen. Was lag denn daran, daß Fritz noch keine Stelle hatte und selbst noch von des alten Lehrers Kummerbrot zehren mußte. Einmal mußte er ja doch angestellt werden, freilich zuerst nur als Hilfslehrer, und als solcher konnte er noch nicht heiraten. Dann aber wurde er Verweser, und da ging es schon leichter. Es gebe genug Lehrer auf Verweserposten, welche Frauen haben. Fritz und sie seien auch noch so jung, daß ein paar Jährchen Wartezeit gar keinen Schaden täten.

Die beiderseitige Armut falle gleichfalls nicht schwer ins Gewicht, denn erstens brauche dann keines dem anderen etwas vorzuwerfe», auch dürfe sich keines über das andere erheben, und zweitens sei sie ja die Armut gewöhnt; überdies habe sie sorgsam Haushalten und sparen gelernt, sodaß auch sie mit Wenigem auszukommen vermöge. Ob etwa das nicht mehr wert sei als eine große Mitgift? Kurz, Babette verstand so ein­dringlich zu bitten und so herzbeweglich zu flehen, daß sie alle Bedenken des schwachen Vater», dessen ein und alles sie war, sieghaft überwand.

Der Förster willigte, wenn auch erst nach langem Widerstreben, ein, seine Tochter als mit Fritz Steiner verlobt zu betrachte»;, verharrte aber darauf, des letzteren Vater ohne Verzug von der Sachlage zu verständigen, wie der alte Lehrer sich zur Angelegenheit stelle.

Da ging es denn im Schulhaus gerade so, wie zuvor in der Wohnung des Hackelförsters. Auf der einen Seite ernste Vorstellungen und Abmahnungen, auf der anderen lebhafte Bitten und wiederholte Beteuerung, daß Fritz nie und niemals und in alle Ewigkeit nicht von