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erzielt worden ist. Sie wirst dann einen ge­schichtlichen Rückblick auf den Werdegang der Vorlage und führt aus, daß, nachdem die Staati- regierung den Parteien soweit entgegengekommen sei, niemand ihr einen Vorwurf machen könne, das Scheitern der Vorlage verursacht zu haben und protestiert gegen die demokratische Behauptung, die Regierung hätte aus Rücksicht auf ihre Autorität zn einer gegen die Konservativen ge­richteten Auflösung des Abgeordnetenhauses schreiten müssen. DieNordd. Allg. Ztg." schließt: ES handelt sich um eine einschneidende Aenderung der Verfassung. Solche Fragen pflegen nicht auf den ersten Anhieb gelöst zu werden. Die sachliche Haltbarkeit der Lösung ist für die Regierung und das Land wichtiger als die Schnelligkeit.

Berlin 1. Juni. Als erste deutsche Stadt hat dem Grafen Zeppelin, dessen Geschlecht bekanntlich aus Mecklenburg stammt, bei seinen Lebzeiten das mecklenburgische Städtchen Buetzow ein Denkmal errichtet. Die Einweihung fand gestern nachmittag statt. Für das Finanzmini­sterium waren erschienen Herr v. Schuckmann. Ferner waren anwesend Oberjägermeister von Monroy und Geheimrat vr. Baller. Die Familie Zeppelin vertrat Constantin Zeppelin aus Ebers­walde. Das Denkmal macht einen eigenartigen Eindruck. Auf einem Erdwall erheben sich 24 Granitfindlinge, welche den 24 Hufen des Dorfes Zepelin entsprechen. Die Findlinge sind durchschnittlich einen Meter hoch und werden links und rechts von zwei mächtigen alten Eichen flankiert. Inmitten dieser Naturanlage erhebt sich auf einem Granitsockel ein alter grauer Granitfindling von 3'/? Meter Höhe. Die Vor­derseite trägt eine bronzene Tafel mit der In­schrift:Dem Grafen Ferdinand von Zeppelin an der Ursprungsstelle seines Geschlechts. 1286 bis 1910." Auf der Rückseite des Steins ist das Wappen der Grafen Zeppelin angebracht mit dem bekannten Eselskopf, den die jüngere Linie führt. Nach der Enthüllungsfeier fanden Vorführungen von alten mecklenburgischen Dorf­tänzen statt. Graf Zeppelin hat an den Schulzen seines Slammorls ein Schreiben ge­richtet, in dem es heißt:Gott hat es mir ge­lingen lasten, die Luftschiffahrt zum erstenmal in gebrauchstüchtiger Gestalt in die Welt einzuführen. Dadurch ist ein sehnlichster Wunsch der Mensch­heit erfüllt worden. Zu den besonders wertvollen Ehrungen, die mir zuteil wurden, gehört die Absicht der großherzoglichen Behörden im Verein mit dem Dorfe Zepelin, an diesem Ort, wo meine Väter gesessen haben, einen Denkstein zur

dauernden Erinnerung an mein Tun zu errichten. Dafür spreche ich allen Beteiligten meinen herz­lichen Dank aus. Graf Ferdinand Zeppelin, General der Kavallerie."

Berlin 1. Juni. Nach dem B. T. wird der Prozeß gegen die ehemalige Frau v. Schöne­beck, der am 6. Juni vor dem Schwurgericht in Allenstein beginnen sollte, voraussichtlich einer Vertagung verfallen. Die Angeklagte soll un­längst bei einer Fahrt im Automobil einen Krampfanfall erlitten haben. Sie sei ohnmächtig geworden, habe um sich geschlagen, sei mit der Faust in eine Glasscheibe gefahren und habe sich dabei eine Ar er durchschnitten, sowie andere erhebliche Verletzungen zugezogen.

Paris 31. Mai. (Die Katastrophe des Pluviose.) Der Admiral Bellue ist gestern Abend hierher zurückgekehrt. Er erklärte, es sei unmöglich, bei der anhaltenden starken Meeres­strömung die RettungSarbeiten weiter zu ver­folgen. Er befürchtet, daß alle weiteren Versuche,. den Pluviose zu heben, unmöglich sein werden, zumal die Versandung an der Stelle, wo das Boot liegt, schnell fortschreitet, und in kürzester Zeit das Boot schnell begraben sein dürfte. Die Torpedoboote, die an der Unfallstelle zusammen­gezogen waren, sind in den Hafen zurückgekehrt Trotzdem werden die Taucher, falls es das Wetter heute früh gestattet, noch einmal versuchen, an das versunkene Boot heranzukommen und die Ar­beiten wieder aufzunehmen.

Petersburg 1. Juni. LautMorgen­post" ist Graf Buturlin, der Erbe eines Ver­mögens von 7 000 000 Rubeln, plötzlich gestorben. Ein ärztliches Cor cilium stellte fest, daß ein Giftmord vorliege. Der Schwager und der Arzt des Verstorbenen wurden verhaftet.

Serajewo 1. Juni. Der Kaiser be­sichtigte gestern nachmittag die Kirchen aller Konfessionen, sowie das Rathaus. Der Monarch, der sich eine« ausgezeichneten Befindens erfreut, war von den herzlichen Ovationen, die ihm die Bevölkerung überall bereitete, sichtlich angenehm berührt. Nach dem Hofdiner reisten die Minister­präsidenten nach Wien bezw. Budapest zurück.

Newyork 1. Juni. Für einen Flug im Aeroplan von Newyork nach Chicago warfen Interessentenkreise Chicgo« einen Preis von 25 000 Dollars aus. Als Bedingung wird gestellt, daß die 1000 Meilen lange Strecke in höchstens drei Tagen im Aeroplan zurückgelegt werden muß. (Berliner Tageblatt.)

New-Jork 1. Juni. DerBrokliner Schwäbische Sängerbund" trat heute auf einem

Dampfer der Hamburg-Amerika-Linie mit eine« starken Sängerchor und zahlreichen Angehörige» eine Reise nach Deutschland an. Vor allem wird die engere schwäbische Heimat besucht werden.

vermischtes.

Von Peter Rosegger. Die Nachrichten über das Befinden des erkrankten Peter Roseggers lauten befriedigend. Die behandelnden Aerzte hegen sichere Hoffnung auf eine wenn auch lang­same Zunahme der Kräfte. Peter Rosegger denkt noch nicht an das Alter. Wir lesen in der letzten Nummer seinesHeimgarten", wie jung er sich noch fühlt an Leib und Herz:

Aber Großvater, deine Haare sind ja wie ein Wintertag!" rief mein vierjähriger Enkel, als er mich nach längerer Zeit wieder einmal sah.Als ob der Kleine im sonnigen Süden schon weiße Wintertage gesehen hätte! In seinem zweiten Lebensjahre hatte er freilich einen nor­dischen Winter erlebt und der ist ihm eingefallen beim Auftauchen meiner weißen Haare. Ich hatte es übrigens selbst nicht gewußt. Mein Spiegel ist nicht ganz aufrichtig. Oder bester, ich schaue zu oft hinein. Da merkt man die Veränderung nicht, denn die Gewohnheit hält mit ihrer Allmählichkeit gleichen Schritt. Alle drei Jahre einmal sollte man in den Spiegel schauen, um das Alter recht inne zu werde». Die stete Kiänklichkeit täuscht auch über die An­zeichen des Alters hinweg. Ich habe mich vor fünfundzwanzig Jahren zur Zeit meiner schwersten Leiden älter gefühlt als etwa jetzt. Nur das Aussehen meiner Jugendgenosten, wenn ich manch­mal einem begegne, sagt mir schmunzelnd: Schau, so siehst auch du aus! Ansonsten ist mir nicht anders zumute, als in meinen Jugendtagen. Die Welt ist gerade noch so schön, wenn nicht noch schöner, ich bin gerade noch so kindisch und die Zukunft liegt gerade so reizend unbestimmt und geheimnisvoll vor mir, als ob die fröhliche Erden­wanderung erst anginge. Und auf einmal kommt ein so kleines Knäbleinwesen, dessen Vorursache einst ich gewesen, und sagt: Dein Haar ist wie ein Wintertag! Wie oft hat man in früheren Jahren gesagt: Wenn es sein muß, ich bin bereit! Und nun auf der Höhe dieser Jahre nimmt man jede höfliche Erinnerung für eine Störung. Der Junge hat bei seinem Wintertag ja wohl nur an das Rodeln gedacht."

Milche «>> sWetmieiim.

Forstamt Liebenzell.

We-bauaNord.

Die zur Beseitigung der Rutschungen am Dennjächthalde- und Tannbrunnen­weg erforderlichen Erd- und Maurer­arbeiten werden am SamStag, den 4. Juni, nachmitt. 2 Uhr, auf der Forstamtskanzlei vergeben.

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Stadtpfleger Dreher.

Calw, 2. Juni 1910.

Todesanzeige.

Teilnehmenden Freunden und Bekannten gebe ich die Nachricht, daß

Friiulei» Sofie Hlwßmann

gestern Abend nach längerem Leiden im 87. Lebens­jahr sanft verschieden ist.

Im Namen der trauernden Hinterbliebenen

Carl Kleirrbub.

Beerdigung Freitag nachmittags 5 Uhr.

vanlsagung.

Für die uns beim Hinscheiden unseres l Kindes

Rudolf

erwiesene Teilnahme, sowie für die zahlreichen Blumen­spenden sprechen wir unseren herzlichen Dank aus.

FerS. Seathaller und Frau.

BmsWtt

ist zur Bereitung eines gesunden H austrunkes vorzüglich.

Niederlage« i« Calw: Apotheker Iti. ttarlmkmn, K. Otto Vinyon.