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Samstag, den 28. Mai 1910.
vezuarpr.i.d.Ttadt'/sjährl.m.rrägerl.Mk. i.LS. BostbezugLp f.L. OrtS- u. NachbarortSvert. '/uährl. Mk. 1.20, im Fernver'«h LLk. i.Sv. Bestellg. in Vürtt. 80 Pfg., in Bayern u. Reich 42 Psg
TssesLesißkette».
-X-Simmozheim 28. Mai. Gestern nachmittag */-3 Uhr zog ein heftiges Gewitter mit starken elektrischen Entladungen über unfern Ort. Unter gewaltigem Donnerschlag fuhr der Blitz in den Kirchturm, in die Kirche und Sakristei, allerdings ohne zu zünden, doch ist der angerichtete Schaden nicht unbeträchtlich.
Stuttgart 27. Mai. Für das württem- bergifche Denkmal bei Champigny sind bis heute 26 500 ^ Spenden eingegangen.
Stuttgart 27. Mai. In der heutigen Sitzung des Finanzausschusses wurde zunächst im Beisein des Staatsministers des Innern, v. Pischek, die Frage der besonderen Regelung der Gemeindesteuerreform behandelt und von einem Ausschußmitglied im Anschluß an frühere Ausführungen die Dringlichkeit dieser Frage betont. Der Staatsminister gab zu, daß falls eine grundsätzliche Aenderung der Staatssteuergesetzgebung mit Schaffung einer Vermögenssteuer und unter Ueberlafsung der Ertragssteuern an die Gemeinden jetzt nicht zu erwarten sei, die Situation gegenüber früher sich geändert habe und auf dem Gebiet der Gemeindesteuerreform unabhängig von der Staatssteuerreform vorzugehen sei; die Realsteuern mit dem unbeschränkt hohen Satz gegenüber der Beschränkung der Einkommensteuer auf 50°/° für die Gemeinden könnten für die einzelnen Steuerzähler zu großen Härten führen und es komme zunächst eine Erhöhung der Anteilnahme der Gemeinden an den staatlichen Einkommensteuern über den bisherigen Satz von 50 °/° in Frage; aber nur eine mäßige Erhöhung auf höchstens 75 °/° sei nach der bisherigen Entwicklung und dem früheren Widerspruch der Ersten Kammer
in Aussicht zu nehmen. Die Wertzuwachssteuer wurde jetzt vom Reich beansprucht und eine Anteilnahme mit 40°/° der Gemeinden dabei vorgesehen. Die Lustbarkeitssteuern seien 1903 von der Mehrheit abgelehnt worden und an eine Erhöhung des Anteils der Gemeinde mit 1°/° an der Kapitalsteuer sei mit Vorsicht zu gehen, da die Kapitallisten schon von den erhöhten Einkommensteuerzufchlägen betroffen werden; eine reichsrechtlich an sich nicht verbotene Wildpret- und Geflügelsteuer, wie sie in einer Eingabe der Stadt Ulm vertreten werde, habe wohl keine Aussicht. Von den Rednern einer Fraktion wurde die Verwunderung ausgesprochen, daß gegenüber früher, zumal 1902, so wenig Stimmung für die Vermögenssteuereinführung und die Vorschläge des Referenten im Ausschuß sich zeige, nachdem doch die Vermögenssteuer die einzig richtige Besteuerung darstelle und höchstens eine gewisse Revision der Grundstücksverkehrswerte, falls sie gegenüber dem Vertragswert als unrichtig sich Nachweisen ließen, in Betracht kommen könnte. Die bloße Ueberführung der Ertragssteuern in ihrer rohen Form an die Gemeinden könne nicht befürwortet werden und es sei nach allen Erfahrungen nicht verständlich, daß eine Vermögenssteuer nicht auch auf die Verkehrswerte sollte aufgebaut werden können. Ferner wurde die Besteuerung der Genossenschaften und unter diesen jene der Konsumvereine näher erörtert und als der steuerlichen Gerechtigkeit wenig entsprechend bezeichnet. Diese Besteuerung berühre in weitem Umfang die Allgemeinheit und sei durch die Reform von 1903 ganz erheblich gesteigert worden. Der Vorsitzende v. Kiene stellte den Antrag, die Regierung zu ersuchen: 1) die zur Beurteilung der Wirkungen einer Vermögenssteuer auf die ver
schiedenen Berufsstände und Gemeinden bereits eingeleiteten Erhebungen fortzusetzen und über das Ergebnis derselben in einer weiteren Denkschrift den Ständen Mitteilung zu machen und in tunlichster Bälde einen Gesetzentwurf vorzulegen, der eine Erweiterung der Besteuerungsrechte der Gemeinden, insbesondere u. a. eine mäßige Erhöhung der nach Artikel 23 des Gemeindesteuergesetzes vom 8. August 1903 zulässigen Gemeindeeinkommensteuer vorsieht. Ministerialdirektor v. PistoriuS wandte sich gegen die Bemängelung der Besteuerung der Genossenschaften; letztere seien nicht schlechter gestellt, als die Aktiengesellschaften. Der Umsatz des Gewerbetreibenden sei wohl unbrauchbar als Maßstab für die Veranlagung zu einer Vermögenssteuer. Die betreffende Stelle, Seite 86 der Denkschrift, werde mißverstanden; ein bestimmter Vorschlag werde dort nicht gemacht; regelmäßig werde ein Zeitraum von drei bis fünf Jahren für die Feststellung des mittleren Reinertrags eines gewerblichen Betriebskapitals zu Grunde gelegt; von einer Rechtlosigkeit des Gewerbetreibenden bei seiner Einschätzung, wie behauptet worden, sei absolut keine Rede. An einer Reihe von Einzelbeispielen für Staat und Gemeinde wurde nachzuweisen versucht, daß nicht allein da» Prinzip der Leistungsfähigkeit im ganzen Steuerwesen maßgebend sein dürfe, sondern daneben auch das Prinzip des Interesses, der Leistung und Gegenleistung Mitberückstchtigung finden sollte. Das Maß dieser Verbindung beider Prinzipien sei freilich schwierig, aber der ungefähre Durchschnittsweg führe auch hier zum relativ gerechtesten. Morgen Fortsetzung.
Tübingen 27. Mai. Das Erdbeben, das gestern früh im Elsaß, in der Schweiz, im Schwarzwald rc. verspürt wurde, bemerkte man
Der Bilwitzschneider.
Erzählung von Jos. Baierlein.
(Fortsetzung.)
„Und ein Briefe! hat er mitgebracht an unsrigen Bauer von seinem Sohn, weil sie alle zwei zusammen bei einer Eschkadron stehn tun in demselbigen München drunt. Und der Bauer ist ganz weg g'wesen vor lauter Freu', wie er das Briefe! hat g'lesen g'habt. Den Unteroffizier hat er gleich mitg'nommen zum Ankerwirt und mich hat er vorausg'schickt, damit ich dir die Post auSricht'. So, Bäuerin, steht die Sach' und jetzt weißt alles. Jawohl!"
„Nein", sagte die Rodershoferin, „alles noch nicht. Wer ist denn alsdann der Unteroffizier, von dem daherplauderst? Ist er aus dem Dorf und kenn' ich ihn etwan auch?"
„Hab' ich dir da» nicht schon g'sagt?" fragte der Hütjunge zurück.
„Nein, du Depp!" schrie ihm statt der Bäuerin die Magd zu. „Kein Sterbenswörtel hast verlauten lassen, wer der fremde Gast eigentlich ist."
Liesl brannte nämlich vor Neugierde, über den vom Hütbuben so flott beschriebenen Reitersmann näheres zu erfahren. Da kam sie aber schön an! DaS dem Jungen zugeschleuderte Schimpfwort hatte diesen höchlichst erbost. Mit zornsprühenden Augen stellte er sich vor die Dirne und knirschte ihr zu:
„Meinst mich mit dem Depp? Nun warte nur, das will ich dir eing'säuern! Was mischest denn du dich in die Red', wenn ich der Bäuerin eine Post ausricht von ihrem Mann? Glaubst wohl gar, der Herr Unteroffizier wird sich in dein g'scheckteS G'friß verlieben, du zaundürre Böhmack enhex? Pfifferling sind auch zum essen, aber gut find'» nicht! 'S
erste was ich tu', soll sein, daß ich dem Herrn Unteroffizier von deiner Hexerei verzähl' und ihm sag', wie du löffelst') und zauberst, aus den Karten wahrsagst und Traum deutest ärger als die verflankteste °) Zigeunerin. Jawohl, das alles verzähl' ich.dem Steinerfritz!"
„JeffaS Maria?" schrie da die Bäuerin auf mit einem so gellenden Tone des Entsetzen«, daß die Magd die Erwiderung auf des Hütejungen Schmährede vergaß. Bestürzt sah sie auf die Frau, die bleicher als die Wand am Herd lehnte und mit unnatürlich weit geöffneten Augen in» Leere starrte, als zeige sich ihren Blicken eine schreckliche Vision. Sie war im Begriffe gewesen, einen Deckel von der Pfanne zu heben, hatte ihn aber in der Erregung des Moments mit der zitternden Hand nicht festhalten können, so daß er klirrend auf die eiserne Herdplatte niederfiel.
„Hast dir g'wiß die Hand verbrüht mit dem heißen Kochdampf?" forschte Liesl, welche den Aufschrei der jungen Frau einem körperlichen Schmerz zuschrieb. „Laß schauen; ich will sie dir besprechen, ich kenn' eine Sympatie gegen Brandwunden."
„Tu's nicht, Bäuerin!" warnte Hans eindringlich, „tu'S nicht! Keinen Finger reichst derer böhmischen Fuchtel! 'S beste für eine verbrannte Hand ist allemal ein g'riebener grüner °) Erdäpfel. Nur einen Augenblick wennst warten tust, alsdann reib ich dir einen, und mach dir einen Umschlag. Jawohl!"
Während Hans und Liesl sich um sie zu bemühen versuchten, hatte die Frau ihre Fassung wieder gefunden. Sie strich mit dem Handrücken über die Stirne, als wollte sie eine beängstigende Vorstellung verscheuchen, sagte aber mit fester Stimme:
0 An den Lostagen durch geheime Künste die Zukunst erforschen. Zerrissen. Zerlumpt.
Roher.