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Montag, den 23. Mai 1910.
Bezuatpr.i.d. Ttadt V^SHrl. m. LrLgerl. Mk. I.ÜS. Postbezugtp ".S>" " " ' . . . — - -- - -
s.d. Ort«- u. NachbarortSuerk. . vtk. I.so. BesteNg. in Württ. »0
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. Mk. 1.L0, im Fernverkehr in Bayern u. Reich IS Big.
««ttiche vekanirtmachrmgeir.
Bekanntmachung betr. die Zusammensetzung der Bezirksfarrenfchaubehörde.
Gemäß § 16 Abs. 1 der Vollz -Verf. zum FarrenhaltungSgesetz vom 1. Dezember 1897 (Reg.- Bl. S. 21) wird hiemit bekannt gemacht, daß die Bezirksfarrenschaubehörde für den Zeitraum vom 1. Mai 1910 bis 30. April 1913 wie folgt zusammengesetzt ist:
s) ordentliche Mitglieder: Oberamtstierarzt Peiffer in Calw, zugleich Vorsitzender,
Schultheiß Hanselmann in Liebelsberg, zugleich Stellvertreter des Vorsitzenden, Gutspächter Fahrjon auf Hof Dicke, b) Stellvertreter:
Gemeindepfleger Dongus in Deckenpfronn, Gemeinderat Ko pp in Möttlingen,
Schultheiß Lörcher in Oberkollwangen.
Calw, 20. Mai 1910.
» K. Oberamt.
Amtmann Rippmann A.-V.
TageSuexigkeitev.
Calw 23. Mai. Gestern beehrten die württembergischen Minister mit Frauen unsere benachbarten Bad- und Lufknrorte mit ihrem Besuch. Nach einem im „Unteren Bad" in Liebenzell eingenommenen Frühstück fuhren die hohen Herrschaften mit Zug 11.14 Uhr nach Hirsau und besichtigten daselbst unter Führung von Herrn Dekan RooS-Calw und Gemeinderat L. Wagner-Ernstmühl die Anreliuskirche und das Kloster. Von hier fuhren die Herrschaften in Wagen nach Bad Teinach, verweilten dort längere Zeit im Badhotel und statteten auch Zavelstein einen Besuch ab. Die Rückkehr nach Stuttgart erfolgte abends im Salonwagen.
^ Calw 21. Mai. Bei den in den letzten Wochen vor der Handwerkskammer Reutlingen stattgefundenen außerordentlichen Meisterprüfungen hat noch weiter die Prüfung bestanden und sich damit das Recht zur Führung des Meistertitels und zur Anleitung von Lehrlingen erworben: Ludw. Geh ring, Glaser aus Gechingen.
A- Althengstett 21. Mai. Nach kurz vorangegangener Krankheit ist heute Gemeindepfleger Weiß an einem Herzschlag gestorben. Weiß war u. a. Mitglied des Gemeinderats und Bezirksrats. Er erfreute sich bei seinem offenen lauteren Charakter allgemeiner Achtung und Beliebtheit. Die hiesige Gemeinde trauert um einen ihrer wertesten Bürger.
Wildbad 20. Mai. Die Bergbahn beförderte an den beiden Pfingsttagen 5061 Personen. Die zweimal täglich verkehrende Autoverbindung Wildbad-Baden-Baden ist seit 1. Mai wieder in Betrieb. Auch der täglich dreimalige Autoverkehr nach Enzklösterle ist wieder ausgenommen. Die Frequenz beträgt 1990 Personen.
^ Herrenberg 21. Mai. Die freiwillige Feuerwehr Herrenberg begeht am Sonntag, den 10. Juli, das Fest des 50jährigen Bestehens und zugleich die Weihe ihrer neuen Fahne.
Bondorf OA. Herrenberg 21. Mai. Durch die Besonnenheit des Hirschwirts und seiner Frau wurde ein Brandunglück verhütet. Ein ebenso übermütiger wie bösartiger Gast hatte im Abort an der Acetylengasleitung einen Arm abgerissen, so daß das Gas ausströmte. Der Wirt bemerkte die Bosheit bald, verschloß die Oeffnung mit dem Finger bis ihm Hilfe
wurde und verhinderte so eine Explosion und den Brand der Wirtschaft. Ein der Tat verdächtiger Gast wurde verhaftet.
Gärtringen OA. Herrenberg 21. Mai. In der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag landete infolge eines Gewitters der Ballon „Schwaben", mit drei Augsburger Herren besetzt, ganz in der Nähe unseres Ortes. Nachdem da» Gewitter vorbei war, stieg der Ballon wieder auf und flog in der Richtung nach Horb weiter. Die Fahrt von Augsburg nach Gärtringen dauerte vier Stunden.
Stuttgart 21. Mai. Zu dem neuesten WasserversorgungSprojekt der Stadt Stuttgart, das von den hygienischen Referenten des Medizinalkollegiums Obermedizinalrat Dr. Scheurlen und Baurat Groß, dem StaatS- techniker für da» Wasserversorgungswesen, in Anregung gebracht wurde, liegen jetzt einige nähere authentische Angaben vor. Durch Bohrungen, die im letzten Winter auf der Markung von Langenau in größerer Anzahl vorgenommen wurden, sowie durch Wasserentnahmen, die während des Monats April ununterbrochen. Tag und Nacht mittels zweier Zentrifulgalpumpen und Lokomobile bewerkstelligt wurden, ist die ursprüngliche Annahme vollauf bestätigt worden, daß es sich hier um einen außerordentlich starken, von der Alb gegen die Donau fließenden Grundwasserstrom handelt, dessen Wasser alle Eigenschaften besitzt, die in hygienischer Beziehung an eine große zentrale Wasserversorgung zu stellen sind. Außerdem wurde durch eine größere Anzahl abessynischer Brunnen die Beeinfluffung des Grundwasserstroms durch Ausschöpfen beobachtet. Auf Grund dieser Beobachtungen kann angenommen werden, daß bei geeigneter Ausdehnung der Wasserversorgungsanlage der Bedarf für Stutt,
Der Bilwitzschneider.
Erzählung von Jos. Baierl ein.
Erstes Kapitel.
„Grüne Weihnachten, weiße Ostern." Die alte Bauernregel hatte sich auch anno 189 . wieder bewahrheitet. Ostern fiel in jenem Jahr verhältnismäßig früh, und die Sonne war noch nicht kräftig genug gewesen, den erst nach Neujahr massenhaft vom Himmel herabgeschüttelten Schnee von den Feldern und Wiesen wegzutauen, welche, mit dichten Tannen- und Föhrenwaldungen, mit Dörfern und Einöden untermischt, die langgestreckten Abhänge des oberpfälzischen Waldes bedecken.
Da» Sprichwort hatte also Recht behalten — bis auf da» Wort „weiß"; denn weiß waren die Schneewehen, die sich um den mitten im Forst gelegenen RoderShof auftürmten, am Charsamstag nicht mehr. Sie zeigten vielmehr eine schmutziggraue Farbe, ähnlich dem mit Nebelwolken verhüllten Himmel, über welchen eine bleiche Morgensonne nur spärliches Licht auSgoß. Die Apfel- und Birnbäume im Obstgarten des Roderhof» schüttelten mißmutig und mürrisch ihre Zweige im scharf aus Böhmen herüberpfeifenden Wind, und ein hungriger Rabe, der von der Höhe de» Dachfirst» nach einem Frühstück ausgespäht hatte, krächzte ebenso mürrisch seinen unmelodischen Ruf, bevor er sich erhob, um mit schwerfälligem Flügelschlag dem dunklen Forst zuzustreben.
Im Gegensatz zu dem trübseligen, frostigen Anblick, den die Landschaft bot, erschien der Rodershof freundlich und anheimelnd. Zwar waren die Dächer des Wohnhause», der Stallungen und Scheunen gleichfalls mit einer hohen Schicht Schnee belegt, aber über ihnen kräuseln sich Wolken blauen Rauchs, die, aus dem Kamin aufsteigend, eine geheizte Stube und ein warmes Morgenessen verrieten ; der Hosraum war der kommenden Feiertage wegen aufgeräumt und befand sich in bester Ordnung;
die Fensterscheiben blinkten, und die Läden waren mit grüner Oelfarbe neu angestrichen worden. In der an die Wohnstube grenzenden, mit roten Ziegelsteinen gepflasterten Küche glänzte der Herd, glitzerte das frischgescheuerte Kupfergeschirr und duftete die Luft »ach verbrannten Wachholderbeeren; das Wohnzimmer selbst war neu geweißt worden, und die mit trockenem Sand bestreuten Dielen schimmerten in festtägiger Reinheit.
Schön war er so, der Rodershof, geputzt von außen und innen. Das schien auch der Bauer zu fühlen, der auf dem Ehrenplatz am mächtigen, in der Ecke unter dem großen Kruzifix angebrachten Eichentisch saß. Denn sein Gesicht, in welchem fünfzig unter harter Arbeit verflossene Lebensjahre ihre Spuren zurückgelaffen, war heute freundlicher, und seine grauen Augen blickten weniger ernst als gewöhnlich. Um seine schmalen Lippen spielte sogar ein Anflug von behäbigem Schmunzeln, als er im Kreise seiner Dienstboten sich umsah, die am gleichen Tisch mit ihm die Milchsuppe verzehrten. Charsamstag gilt nämlich auf dem Lande bereits als halber Feiertag, und ihm zu Ehren erhielt auch da» Gesinde Milch zum Frühstück statt der obligaten Kartoffelsuppe.
„Hab' mich vorhin umg'schaut in Haus und Stall", sagte der Bauer, „und g'funden, daß schon aufg'räumt ist für den heiligen Ostersonntag. Also können wir mit gutem G'wiffen alle 'nunter geh'n ins Dorf und im Hochamt bleiben. Nur die Liesl muß mit der Bäuerin da» Hau» hüten und ihr beim Kochen helfen. Habt'» mich verstanden?"
Ein Murmeln der Ehehalten sollte auSdrücken, daß ihnen die Willensmeinung des Bauern vollständig klar sei.
„Ich hoff aber, fuhr der Letztere fort, „daß mir keines von Euch die Kirchen schwänzt! Mein kleiner Finger hat mir'» nämlich verzählt. Sollt' man'» denken, daß es schlechte Leut' geben könnt', die sich am gestrigen Charfreitag während der Grabpredigt in de» Ankerwirt» Hintere» Stübl setzen und dort tarokken! Noch dazu aus freier Hand und da»