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Donnerstag, den 12. Mai 191V.
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Stuttgart 11. Mar. Die Zweite Kammer nahm heute zunächst in der Schluß abstimmung die Novelle zum Beamtengesetz mit sämtlichen 69 abgegebenen Stimmen an und beriet dann den Gesetzentwurf betr. die Aenderung des Sporteltarifs für die Verleihung eines Bergwerks. Die Sportel beträgt für die Ausfertigung der Verleihungsurkunde 300 bis 3000 und im Falle der Nichtbetreibung des Bergwerks im dritten Jahr nach der Verleihung 150 für jedes weitere Jahr 50 mehr. Remb old-Aalen (Ztr.) erstattete den Bericht des Finanzausschußes, dessen Anträgen nach kurzer Beratung zugestimmt wurde. Morgen findet die Schlußabstimmung statt. Hierauf trat das Haus in die Beratung des Gesetzentwurfs betr. die Abänderung der Landesfeuerlöschordnung ein. Nach Art. 1 sind die Gemeinden mit freiwilliger Feuerwehr berechtigt, von den Einwohnern, die keinen Feuerwehrdienst leisten, eine jährliche Abgabe bis zu SO (bisher 10 zu erheben und zwar in 3—5 festen Nbgabe- stufen. Der Berichterstatter Schmid Neres- heim (Ztr.) beantragte Zustimmung. Feuerstein (Soz.) wünschte eine Bindung der Sätze, damit die Arbeiter nicht in die höheren Stufen eingestellt werden. Der Ausschußantrag wurde angenommen. Hoffmeister (wild) bedauerte, daß die bürgerlichen Kreise, namentlich die Bauwerkmeister, sich dem Feuerwehrdienst immer mehr abgeneigt zeigen. Vor 30 Jahren sei es noch Ehrensache gewesen. RöSler (D. P.), Schaible (B.K.) und Schock (V.) begrüßten die AbgabenerhShung. Dr. Mülberger (D.P.) hätte lieber drei Stufen gesehen und empfahl, die Privatfeueroerficherungsgesellschaften zu den Abgaben heranzuziehen. Minister v. Pischek
erwiderte, daß diese Gesellschaften schon jetzt 2 pro Mille ihrer Bruttoeinnahmen an die LcmdeS- feuerlöschzentralkasie abzuführen haben. Art. 2 bestimmt u a. nach dem AuSschußantrag: Entstehen einer Gemeinde bei einem Brandfall durch Räumung des Brandplatzes Kosten von mehr als 100 so ist die Gedäudebrandversicherungs- anstalt nach einem mit der Höhe der Kosten steigenden Verhältnis heranzuziehen und zwar für die Teilbeiträge von über 100—500 ^ mit 50 °/°, von 501—2000 ^ Mit 60 °/°, von 2001—10000 ^ Mit 70°/°, von 10 001 und mehr mit 75 °/°. Schmid- Neresheim (Z.) empfahl einen Antrag seiner Partei, wonach die Gebäudebrandverficherungsanstalt den Gemeinden vollen Ersatz leisten soll. Schach (Z.) regte die Aufnahme einer Bestimmung an, wonach die Gebäudebrandversicherungsanstalt auch für Schaden aufkommen soll, den die Feuerwehrleute erleiden. Maier- Rottweil (Z.) unterstützte diese Anregung. Feuer st ein (Soz.) erklärte sich mit dem Antrag Schmid einverstanden, selbst auf die Gefahr hin, daß der Entwurf zurückgezogen werde. Nachdem die Regierung 75 °/° ihres Prinzips preisgegeben habe, könne sie die weiteren 25 °/° auch noch dreinschenken. Schaible (B.K.) wünschte eine Verfügung des Ministers, daß die Landjäger nicht nur berechtigt, sondern auch verpflichtet sind, gegen den Mißstand einzuschreiten, daß die Feuerwehrleute ins Wirtshaus sitzen, anstatt sich an der Brandlöschung zu beteiligen. Röder (D.P) betonte, seine Partei stimme in erster Linie für den Ausschußantrag. Felg er (V.) trat für den Zentrumsantrag ein, der durchaus gerechtfertigt sei. Schick (Z.) begründete einen Eventualantragseiner Partei, wonach dieGebäude- brandversicherungsanstalt an den Gemeindekosten bis zu 500 -E (also nicht erst von 100 ^ an)
mit 50 °/° sich beteiligen soll. Minister v. Pischek führte aus, die Feuerwehrleute aus dem Wirtshause zu holen, sei nicht Sache des Landjäger«, sondern des Feuerwehrhauptmanns. Der Entwurf sei durch die großen Dorfbrände in JlSfelv, Binsdorf und Darmsheim veranlaßt worden. Damals entstanden den Gemeinden unverhältnismäßig hohe Kosten. Hier zeige sich, daß wenn die Regierung 4 Finger biete, die Kammer stet» geneigt sei, die ganze Hand zu ergreifen. Bevor nicht das GebäudebrandverficherungSgesetz geändert sei, habe er starke Bedenken gegen den Antrag Schmid. Er bitte dringend um Annahme des Ausschußantrag». Der Antrag Schmid sei weder gerecht noch zweckmäßig, weil die AbräumungS- arbeiten dann objektiv weit mehr Kosten verursachen und die Gebäudebrandversicherungsanstalt zu schwer belasten würden. Wenn man sich in Bälde mit dem Gebäudebrandversicherungsgesetz beschäftige, könne man sich mit der Frage der Uebernahme sämtlicher Kosten befaßen. Nach weiteren Ausführungen der Abgg. Rösler (D.P.) und Krug (Z.) erklärte Körner (B.K.), daß ein Teil seiner Freunde dem Antrag Schmid zustimme. Es sprechen noch Schaible (B.K.), Feuerstein (Soz.) und Minister v. Pischek, worauf der Antrag Schmid mit 53 gegen 26 Stimmen bei 1 Enthaltung (Keßler) angenommen wurde. Nach weiterer unwesentlicher Erörterung wurde die Beratung geschloffen. Die Schlußabstimmung findet morgen statt.
Stuttgart 11. Mai. Zu der Meldung des Reuter'schen Bureaus über den Ausbruch von Unruhen in Aünchau in China erfahren wir, daß auch bei der Liebenzeller China- Jnland-Mission ein Telegramm eingetroffen ist, daß in Aünchau Unruhen ausgebrochen find; doch fehlen auch hier Einzelheit en. Die Misfions-
bernhard von der Eiche.
Roman von Baronin Gabriele v. Schlippenbach.
(Fortsetzung.)
JneS hatte vor einigen Wochen einen Brief von Irmgard Gerard au» Christiania erhalten; sie machte eine Nordlandsreise. Daß sie mit keinem Wort nach Rößlingen und dem Hochofenchef fragte, gab JneS zu denken.
„Hardy," sagte das junge Mädchen, sobald sie mit dem Bruder allein war, „hast du dich mit Irmgard gezankt oder habt ihr irgend ein Mißverständnis gehabt?"
„Warum Kleines?"
„Sie erkundigt sich nie nach dir."
Er zuckte etwas ungeduldig die Schultern.
„Ja, weshalb soll sie es auch?" versetzte er. „Ich bin in ihren Augen nur ihr Angestellter, der Hochofenchef des Werke», das ihr zum größten Teil gehört."
Er brachte da» Gespräch auf ein anderes Thema. Aus seiner ganzen Art und Weise merkte Ine«, daß es dem Bruder peinlich war, über Irmgard Gerard zu sprechen. Während der Wochen, die JneS in Rößlingen blieb, gewann sie die Ueberzeugung, daß Bernhard und Luise glücklich waren und gut zu einander paßten. Daß die junge Frau ihren Mann grenzenlos liebte, sah JneS bei jeder Gelegenheit, sie war der gebende, er der empfangende Teil. Aber auch sein ernste» Gesicht trug den Stempel eines zwar ruhigen, aber zufriedenen Glückes. Al» Bernhard von der Eiche in Trier bei Osterfest) gewesen, war die Rede wieder auf den verstorbenen Gatten Irmgard« gekommen. In dem alten Mahagonischreibtisch hatte der Rechtsanwalt einen Bogen gefunden, der geschäftliche Aufzeichnungen über das Soll und Haben des reichen Mannes auf
wies. Als Eiche die Handschrift sah, stutzte er. Diese keulenartiaen Buchstaben glichen dem Brief, den der Major von der Eiche seinem Sohne als einzigen Anhaltspunkt in der dunklen Sache gegeben, die ihn jahrelang beschäfttgt hatte. Als die hohen Zahlen geschrieben wurden, die Osterfeld auf dem vergilbten Papier im Schreibtisch des Millionärs fand, mußte Gerard schon sehr reich gewesen sein. Er stand aber kein Datum darunter; auch war der Ort nicht erwähnt, in dem diese Aufzeichnungen niedergeschrieben wurden.
Bernhard sagte Osterfeld nichts, aber ein leiser Verdacht bemächtigte sich seiner, zugleich das unbehagliche Gefühl, mit gebundenen Händen stehen zu mäßen. Er konnte auf eine bloße Vermutung hin nicht Vorgehen, und tat er es, so brachte das über die unschuldige Frau des alten Mannes viel Peinliches. Auf der anderen Seite sah er das Auflläreu des Geheimnisse» als ein Vermächtnis seines Vaters an. Im Zwiespalt dieser Gefühle drohte Bernhard seine Ruhe zu verlassen. Er beschloß nach hartem Kampf mit sich, vorläufig noch keinen Schritt zu tun, der Licht in die dunkle Sache bringen konnte. Vielleicht waren es alle« Zufälligkeiten und er sah mehr dahinter, als wirklich war. Er hoffte es beinahe und beschloß, es der Zeit zu überlaßen, welche Rolle er zu spielen habe.-
„Ines", sagte Luise eines Tages, „du mußt mir etwas versprechen; ich habe e» dir schon lange sagen wollen."
Sie saßen auf einer Bank im Garten und arbeiteten die zierlichen Baby-Sächelchen, die im Oktober im Hause des Hochofenchefs nötig wurden.
„Ja, Liebste gern, sage es mir," versetzte JneS freundlich.
„Komm zu mir, wenn — wenn unser Kindchen un» geschenkt wird, und sollte es mit mir schlecht gehen — so bleibe bei Hardy und dem Kinde."
„Aber Luise, wie kannst du nur solche traurige Gedanken hegen!" rief JneS erschreckt.
„Fühlst du dich sehr elend?"