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Breitag, de« 6. Mai 1910.
Ve,ua»pr. i. b. Stadt'/ijdhrl. m. s.d. Ort»- u. Stachbarortlvert.'/, ««. U»o. «estell,. tu WSrtt. »0
>erl.Mk. t.d». Postbezugspr rl. Mk. I.ro, imFernverteh i ., in Bayern u. Reich »r Pfg.
Amtliche »eikarmtrnachimge«.
Au die Ortsbehördeu für die Arb eiterst ersich eruug.
Unter Hinweis auf den Erlaß des Vorstands der Versicherungsanstalt Württemberg, betreffend die QuittrmgSkarte» für die Invalidenversicherung vom 10. Februar 1900, Nr. 306 (Min -Amtsblatt S. 57), werden die Ortsbehörden zur Einsendung der im abgelaufenen Vierteljahr an sie abgegebenen alten Quittungskarten (als portopflichtige Dienstsache) veranlaßt.
Calw, 4. Mai 1910.
K. Oberamt.
Amtmann Ri pp mann, A-V.
TsseSlterliskeiten.
n Calw. Bei dem hiesigen Missionsfest sprach zuerst Dekan Roos im Anschluß an den Himmelfahrtstext über den Segen des erhöhten Christus für die ganze Welt. Sodann berichtete Missionssekretär Müller von Basel über die Schwierigkeiten der Arbeit in Ostindien, wie allerdings viele in den Schulen gebildete Hindus eine Hochachtung vor dem Christentum haben, ja wie ein pensionierter Staatsanwalt in einem heidnischen Verein einen Vortrag über die Person Jesu Christi gehalten und denselben mit einem Gebet zu ihm begonnen habe, aber bis jetzt nicht Christ geworden sei, weil jeder Ueber- tretende aus seiner Kaste und Familie ausgestoßen wird. Er konnte aber auch ein Beispiel'erzählen von einem jungen Mann, der trotz Drohungen, Mißhandlungen und Entziehung des Vermögens den Uebertritt wirklich vollzog. Pfarrer Daur von Deckenpfronn gab im Anschluß an Psalm 117 noch einige Züge aus seinen Erlebnissen in Ostindien, wo er in früheren Jahren besonders in
der Schularbeit gestanden war. Er beleuchtete besonders die Not und die Lieblosigkeit des Heidentums, wie z. B. bei einem großen Brandunglück nur die Christen den Verunglückten zu Hilfe kamen, weil die Heiden sich vor Verunreinigung und Verlust ihrer Kaste fürchteten. — Nach dem Gottesdienst beantworteten im Kaffeehaus die Redner noch einige Fragen und erfreuten die Anwesenden durch weitere Mitteilungen.
Calw 4. Mai. Am letzten Dienstag gab die Theatergesellschaft .Beyschlag ihre letzte Vorstellung. Nur wenigen Schauspielertruppen, die in unserer Stadt Vorstellungen gaben, gelang es so wie der Beyschlag'schen die Gunst des Publikums zu erringen und sich diese andauernd zu erhalten. Ihr Spiel erfreute sich einer von Woche zu Woche zunehmenden Anerkennung und der Besuch konnte die Gesellschaft wohl befriedigen. Unter den zum Teil sehr tüchtigen Kräften ragt Fräul. Tony Beyschlag besonders hervor, ihrer Mitwirkung war es auch besonders zu danken, daß die Gesellschaft sich mit gutem Erfolg an das schwierige „Schauspiel" wagen konnte. Die Leistungen der Truppe verbürgen ihr bei einer Wiederkehr sicherlich eine freundliche Aufnahme.
Altbulach 6. Mai. Heute nacht 11 Uhr ist das Wohn- und Oekonomiegebäude des Jakob Rentschler auf der Höhe vollständig abgebrannt. Das Vieh konnte gerettet werden, dagegen wurde sämtliche Fahrnis ein Opfer der Flammen, die Nachbargebäude blieben unbeschädigt. Brandstiftung erscheint zweifellos.
^ Unterreichenbach 4. Mai. Bei der heute stattgehabten Wahl eines Ortsvorstehers für die hiesige Gemeinde, ist der seit dem Tode des Schultheißen Scholl als Amtsverweser berufene Verwaltungs-Assistent Karch aus Calw
mit 139 Stimmen — der großen Mehrheit von 149 Wahlberechtigten — als Gewählter hervorgegangen. Abgestimmt haben 144, wovon 2 ungültig. Durch seine pünktliche Geschäftsführung hat er das Vertrauen der Einwohner hier erworben, so daß eine geschloffene Einigkeit zu stände kam, die alles parteiliche von vornherein ausschloß, denn von den 12 Bewerbern erschienen nur 6 zur Vorstellung. Zwei dieser 6 in Frage kommenden, schieden während dieser aus, so daß nur noch 4 zur Wahl standen, von welchen der Verwalt.-Assistent TreiberWildbad, Ellwanger- Murrhardt und Grauer-Heilbronn, am gestrigen Tag ihre Kandidatur öffentlich zurückzogen, als ihnen die Einigkeit eines Zusammengehens bekannt wurde.
Unterreichenbach. Die Firma Speidel in Dillweißenstein, hat zur Erbauung einer „Dampfwaschanstalt" einen größeren Baugrund nahe bei der Nagold hier käuflich erworben.
Zuffenhausen 4. Mai. Gestern abend zwischen 8 und 9 Uhr wurden 3 Lehrlinge im Alter von 16 und 17 Jahren dabei abgefaßt, wie sie mit der Kaffe eines hies. Ladengeschäfts das Weite suchen wollten. Sie wurden festgenommen und gestanden eine ganze Reihe von Ladendiebstählen, die in letzter Zeit begangen wurden, ein. Die Bürschchen ließen alles, was nicht niet- und nagelfest war, mitgehen. Die Beute haben sie teilweise wieder zu Geld gemacht.
Stuttgart 4. Mai. Die Zweite Kammer nahm heute zunächst das Gesetz betr. die Errichtung einer Landwirtschaftskammer mit 60 gegen 2 Stimmen (Mülberger und Storz) bei einer Enthaltung (Liesching) an und besprach dann in zweistündiger Debatte die An-
Sernhard von der Eiche.
Roman von Baronin Gabriele v. Schlippenbach.
(Fortsetzung.)
„Solltest du je enttäuscht und flügellahm werden, so erwarte ich dich."
Warum fielen ihr diese Worte immer wieder ein? ES war, als rauschte der Wald um sie her, als flüsterten die Blumen. Sie schloß die Augen. Im halben Schlummer floh ihr die Wirklichkeit. Sie sah das alte Schloß im fernen Ostpreußen; fest und stolz stand es unter den weitwipfligen Kronen der Buchen. Der See schimmerte blau herüber. Da sprengte ein Reiter durch die Allee; er spornte sein feuriges Roß an, sein Auge suchte die, der sein edles Herz gehörte, der er seinen Namen gegeben. Und sie eilte ihm entgegen, sie warf sich in seine Arme.
„Friedrich!"
Herta erwachte aus ihrem Schlummer, lautes Lachen hatte sie geweckt. Sie sah eine Gesellschaft auf sich zukommen, an ihrer Spitze war Tea Schönhausen.
„Also hier findet man dich endlich," rief die Malerin, „wir konnten es uns gar nicht erklären, wo du steckst. Das ist nicht hübsch, daß du durchgegangen bist."
Tea küßte die bleiche Wange Frau von Randens.
Auch Mandel war da und einige von denen, mit denen Herta die Akademie besuchte, und eS schien ihr, als ob alle sie halb mitleidig, halb schadenfroh betrachteten. Alfredo wollte den Schwerenöter spielen und Herta Komplimente dazu sagen, wurde aber von Tea kurz abgefertigt. In ihrer kategorischen Art sagte sie: „Ihr geht voraus zum WirlShause und bestellt das Abendessen; ich habe mit meiner Freundin zu reden und will nicht gestört werden. Punktum, vorwärts!"
Lachend gehorchten die übrigen. Mandel warf einen seiner forschenden Blicke auf Herta und entfernte sich mit offenkundigem Bedauern.
„Nun, Schatz, es ist dir wohl nicht gut gegangen", sagte Tea und schob den Arm in den der jungen Frau. „Man sieht es dir an, daß du keine Seide spinnst. Warum um alles in der Welt hast du dich gedrückt? Ich muß sagen, daß ich ziemlich gekränkt bin. Ich erfuhr durch die Kollegen, daß du nicht mehr die Akademie besuchst; da dachte ich, daß du doch zu mir kommen würdest. Brauchst du Geld? Sage es offen. Ich habe gerade zwei kleine Skizzen verkauft, natürlich für einen Schleuderpreis, aber für einen guten Freund habe ich gern etwas übrig."
Herta ließ den Wortschwall geduldig über sich ergehen. Sie fühlte sich von TeaS Gutmütigkeit wohltuend berührt. Endlich ein Mensch, der ihr Interesse erwies in ihrer Verlassenheit.
„Nein, meine liebe Tea, ich brauche nichts", versetzte Herta. „Ich verdiene so viel, als ich gerade nötig habe."
„Na, viel kann es nicht sein, du siehst etwas reduziert aus", meinte Tea in ihrer burschikosen Art. „Für wen malst du denn?"
„Für den Laden von Münster L Strauß; Beyerstein riet mir dazu, — als — als er mir sagte, daß ich kein Talent habe." Ueberhastend fielen die letzten Worte über HertaS Lippen.
„So — hm, — na, es tut mir leid, ich hatte mehr in dir vermutet, hätte bir sonst wirklich nicht zugeredet, herzukommen."
„Und wie geht es dir?" fragte Herta, die das Gespräch von sich abzulenken wünschte.
„Mein Bild ist von der Kunstausstellung abgelehnt", entgegnete die Schönhausen verdrießlich, „sie verstehen dort nichts von der wahren Kunst. Ich nehme es mir aber nicht sonderlich zu Herzen. Weißt du, ich heirate nach 6 Wochen."
„Mandel?" fragte Herta lebhaft.
„Ich bewahre", lachte die Malerin, „einen Kolonialwarenhändler in