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rat ist, sein 60jähriges Militärjubiläum feierte, halber Kaiser ein Telegramm gesandt, in dem es heißt:Mit berechtigtem Stolze können Sie auf ein schönes, verdienstvolles Soldatenleben zurückblicken. Zu den hervorragendsten Posten berufen, haben Sie im Kriege wie im Frieden Ihre große militärische Begabung und Ihre un­ermüdliche Arbeitsfähigkeit gleich pflichttreu wie erfolgreich zum Nutzen der Armee angewendet. Die Ueberlieferung durch Ihre Schriften von wertvollen Erfahrungen an kommende Gene­rationen wird reiche Früchte tragen. Ihrer vor­trefflichen Dienste eingedenk, freue ich mich, Ihnen meine herzlichen Glückwünsche an Ihrem Feier­tage darzubringen."

Berlin 29. April. Der in der Kr iminal­geschichte ungewöhnliche Fall einer nächtlichen Schwurgerichtssitzung am Tatort eines Kapitalverbrechens ereignete sich gestern an der Stelle des Mordes der Verkäuferin Rakowski durch den Friseur Jünnemann. Um 11 Uhr abends fand sich in dem Bäckerladen, in dem die Rakowski ermordet worden ist, der Vorsitzende des Schwurgerichtes mit den Richtern, Geschworenen, dem Staatsanwalt und dem Ver­teidiger, dem Gerichtsarzt und mehreren Kriminal­kommissaren ein. Der Angeklagte erschien ge­fesselt und von zwei Kriminalbeamten geführt. Er mußte den Hergang der Bluttat schildern. Um die gleiche Beleuchtung, die in der Mord­nacht geherrscht hatte, herzustellen, wurden zeit-, weise die Gasflammen ausgedreht. Das Gericht besichtigte auch die oberen Räume des Hauses, um festzustellen, ob der Todesschrei der Rakowski in ihnen gehört werden konnte.

Aus London wird gemeldet: Paulhan ist der Flug von London nach Manchester geglückt, er kam 5.30 Uhr in Manchester an. Graham White stieg um 2.50 Uhr in Northampton auf, passierte um 3.30 Uhr Rugby und ging später in Polceworth, 10 Meilen von Lickfield, nieder: er kann wegen eines Motor­defektes seinen Flug nach Manchester nicht fort­setzen. Paulhan wurde bei seiner Landung von einer viel tausendköpfigen Menschenmenge enthusiastisch begtüßt und beglückwünscht. Jeder wollte ihm die Hände drücken, aber der Aviatiker schien kaum zu wissen, um was es sich handelte. Er sah völlig erschöpft aus. Mit dem Sonderzug, der ihm von London aus gefolgt war, fuhr er zum Zentralbahnhof von Manchester. Er hat die 183 englische Meilen lange Strecke in 3

Stunden und 56 Minuten zurückgelegt. Das ist eine Strecke von Stuttgart nach Bonn. Er hat den Preis von 200000 gewonnen.

Berlin 29. April. Zum Fluge Paul- Hans nach Manchester wird aus London noch gemeldet: Der Manchesteiflvg steht trotz der Lorddebatten über eine Manchesterpolitik im Vordergrund des Jnterc sses.Wright telegraphierte, sowie er die Nachricht von Paulhans Sieg er­halten hatte, ihm aus Polesworth seine herz­lichen Glückwünsche und fügte hinzu:Der bessere von uns hat gesiegt!" In Manchester beschloß man, auf der Wiese, wo Paulhan landete, ein Denkmal zu errichten. Mittags begab sich Paul­han, begleitet von Farman, nach dem Rathaus. Zahlreiche Menschenmengen brachten ihm trotz strömenden Regens herzliche Kundgebungen dar. Im Rathaus wurde Paulhan vom Lordmajor, dem französischen Generalkonsul und den Rats­herrn empfangen. Der Lordmajor hielt eine Ansprache, und erklärte, Paulhans Tat werde in der Geschickte fortleben. Paulhan sprach als­dann dem Lordmayor und den übrigen Herren seinen Dank aus und kehrte mit seiner Gattin abends nach London zurück.

Wien 29. April. Oberleutnant Hof­richter hat ein Geständnis abgelegt.

Vermischtes.

Ein furchtbares Familiendrama hat sich in Nürnberg ereignet. Als der 44 Jahre alte Rektor der höheren Töchterschule Dr. Herberich, von einem Spaziergang nach Hause kam, trat ihm seine Frau mit dem Revolver entgegen. Er wandte sich zur Flucht. Seine Frau eilte hinter ihm her und feuerte drei Schüsse auf ihn ab, die ihn sämtlich in den Rücken trafen. Der Schwcrverwundete brach an der Haustüre zusammen und war in wenigen Augenblicken tot. Darauf richtete die Frau die Waffe gegen sich selbst. Ein Ingenieur schlug sie ihr jedoch in dem Augenblick, als sie abdrücken wollte, aus der Hand, sodaß die Frau sick nur eine leichte Verletzung am Oberschenkel beibrachte. Sie wurde in Haft genommen. Herberich erfreute sich allgemeinen Ansehens als Lehrer wie als Gelehrter. Die Frau, eine Frankfurterin, namens Berns, steht anfangs der 50er Jahre. Ihr Vater war ursprünglich Offizier. In erster Ehe war sie mit dem Zeitungsverleger Dillinger in Karlsruhe

verheiratet, der mehrere Jahre dem Reichstag angehörte. Der erschossene Herberich hatte später bei ihr gewohnt, die Ehe soll eine reine NeigungS- heirat gewesen sein. Ihr war ein jetzt 8 Jahre altes Töchterchen entsprossen. Die Motive der Tat sind noch nicht genau ermittelt. Einerseits nimmt man an, daß die Frau Grund zu Eifer­sucht zu haben glaubte, wozu aber in Wirklich­keit keinerlei Anlaß Vorgelegen haben soll. Viel­leicht ist der Tat auch nur ein Streit der Ehe­leute verangegangen. Durch eine letzte Nachricht gewinnt diese Lesart an Wahrscheinlichkeit. Es wird nämlich gemeldet, daß außer der Gattin auch der in Nürnberg weilende älteste Stiefsohn des Ermordeten, der Student am Münchener Polytechnikum Dillinger, wegen Verdachts der Anstiftung zum Morde verhaftet worden ist. Der Grund würden Geldforderungen dieses Studenten gewesen sein, die bei dem Stiefvater auf Widerspruch stießen, von der Mutter aber unterstützt wurden. Wie es heißt, bestreitet aber der junge Dillinger, von dem Vorhaben seiner Mutter etwas gewußt zu haben.

Standesamt Calw.

Geborene.

22. April. Alftrd Ludwig, S. d. Robert Kieninger, Bürstenfabrikanten.

G estorb ene.

25. April. Ernestine Wilhclmine Walz, ledige Nälher'n, 69 Jahre alt.

25. Johanna Margarete Müller, geb.

Bodemer, Steinbrechers Witwe, 63 Jahre 10 Monate alt.

28. Emilie Sofie, T. d. Albert Bächler,

ZimwerwanuS. 5 Wochen alt.

28. Jakob Ludwig Schlaich, Schuhmacher,

Witwer, 85 Jahre 6 Monate alt.

Reklameteil.

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Amtliche «d PkdmtMißr».

K. Forstamt Enzklösterle.

im schriftliche« Aufstreich

aus I Wanne 7, 14, 42, 43; Schön­garn 11; III Dietersberg 9, 11, 17; IV Htrschkopf 13, 15; VII Kälberwald 4, 13, 29:

Forchen-Laugholz: 770 Stück mit Fm. 1581., 404 II-, 277 III., 84 IV., 28 V., 4 VI. Klasse; Forchen-SSg- Holz : 36 Stück mit Fm. 13 1, 16 II. 2 III. Kl.; Tanuen-Langholz: 3638 Stück mit Fm. 1006 1, 640 II., 710 III., 415 IV., 393 V., 106 VI KI; Tanuen-Sägholz : 360 Stück mit Fm. 279 I, 131 H, 15 III Klasse.

Die bedingungslosen Angebote in ganzen und '/>» Prozenten der Tax­preise ausgedrückt, sind unterzeichnet, verschlossen und mit der Aufschrift Angebot auf Stammholz" bis späte­stens Freitag, de« 13. Mai, vorm. 11 Uhr, beim Forstamt einzureichen, worauf sofort im Waldhorn in Enz­klösterle die Eröffnung der Angebote erfolgt. Abfuhrtermin 1. Oktober 1910. Losverzeichnisse und Angebotsformulare unentgeltlich vom Forstamt.

Tunwerfammlung

nächsten Montag Abend im Lokal.

Der Turnrat.

Zwangsversteigerung.

Im Wege der Zwangsvollstreckung sollen die auf Markung Neubulach belegenen, im Grundbuch von Neubulach Heft Nr. 315, Abteilung!, Nr. 5 6 7, zur Zeit der Eintragung des Versteigerungsvermerkes auf den Namen des Peter Stöhr,

_ Kuihausbefitzers und seiner Ehefrau Elisabeth« geb. Wörnz

lreubulach, je zur Hälfte eingetragenen Grundstücke:

Geb. Nr. 129 Wohnhaus (Kurhaus) 1 a 24 qm,

b. Bienenhaus ... 12

c. Geflügelstall ... 20

Hofraum .... 4 29

Li «I Li jj , > M « BI Itt

5 a 85 qm,

a. Holzfchopf 25 qm (ohne Grund und Boden),

an der Heußstraße (Oberhaugstetter Schlipf), gemeinderätl. Schätzung einschl. der Zubehör

(Einrichtung zum Kurhausbetrieb) 14 000

Parz. Nr. 71 Baumwiese in den Kreuzgärten 19 s 95 qm

82/4 Wiese daselbst 14 53

gemeinderätl. Schätzungswert zusammen 1000

15 000

am Montag, den 27. Juni 1910, nachmittags 4 Uhr,

auf dem Rathause in Neubulach versteigert werden. ,

Der Versteigerungsvermerk ist am 23. April 1910 in das Grundbuch eingetragen.

Es ergciil die Aufforderung, Rechte, soweit sie zur Zeit der Eintragung des Versteigerungsvermerkes aus dem Grundbuch nicht ersichtlich warm, spätesten» im Versteigenmgstenuinc vor der Aufforderung zur Abgabe von Geboten an» zumelden und, wenn der Gläubiger widerspricht, glaubhaft zu machen, widrigen­falls sie bei der Feststellung des geringsten Gebots nicht berücksichtigt und bei der Verteilung des Versteigerungserlöses dem Ansprüche des Gläubiger» u«d den übrigen Rechten nachgesetzt werden.

Diejenigen, welche ein der Versteigerung entgegenstehendes Recht Hab«, werden aüfgcfordert, vor der Erteilung des Zuschlags die Aushebung oder einstweilige Einstellung des Verfahrens herbeizuführen, widrigenfalls skr da» Recht der Versteigerungserlös an die Stelle des versteigerten Gegenstand«» tritt.

Teinach, den 29. April 1910.

Kommissär:

Franz.

Gechingen.

Im BoWnitilNswkgc

verkaufe ich am Montag, de« 2. Mai, nachmittags 1'/. Uhr, gegen bare Bezahlung:

1 ue«e Flittkrschkridmaslhillk

für Krastbetrieb.

Zusammenkunft beim Rathaus.

Gerichtsvollzieher Ohngemach.

Lalvv

8tstt Karten.

Vsvlokts.

Lslw

^sperA.

l. Nsi 1910.

Abbitte.

Die in Beziehung auf Katharine Müller Witwe von Unterhaugstett verbreitete beleidigende Behauptung nehme ich mit dem Ausdruck des Be­dauerns als unwahr zurück und leiste öffentliche Abbitte.

Eva Marie Watz, Holzhauers Ehefrau von Unterhaugstett.

Wonatssrau

oder Mädchen für einige Tagesstunden gesucht.

Frau Dr. Fiedler, Teuchelweg.