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Charlottenburg, als infolge des böigen Windest da« Gerüst zu wanken anfing. Ehe noch dien Arbeiter sich in Sicherheit bringen konnten,.? stürzte ein Teil des Gerüste« in sich zusammen. Drei Arbeiter wurden unter den Trümmern begraben. Auch an anderen Stellen richtete der. plötzlich auftretende Sturm Schaden an. An der. Ecke der Marien- und Luisenstraße wurden durch den Luftdruck zwei große Schaufensterscheiben; zertrümmert. Die ausgestellten Waren wurden durcheinander geworfen. Ein vorübergehender- Bote erlitt durch Glassplitter erhebliche Schnitt wunden an den Armen und Beinen. , -
Dom zertrümmerten 2 II.
Weilburg 26. April. Die Strandunss'- stelle des 2 II bietet heute vormittag ein ziemlich unverändertes Bild. Mannschaften des 160,1 Infanterieregiments aus Diez und Gendarmen hielten während der Nacht Wache. Infolge M ziemlich starken Windes, der die ganze NaHt hindurch herrschte, wurde der Hintere Teil des gestrandeten Luftschiffes, der auf dem Gipfel detz. Weberbergs auf dem Dache de« dortigen Pa,?' villons und in den Bäumen des Abhanges festsgß, etwas weiter herabgedrückt. Schon seit dem frühen Morgen strömten von allen Seiten zu Fuß, zu Wagen und per Bahn Tausende nach der Unfallstelle und bewundern den dem entfesselten Element zum Opfer gefallenen Luftschiffrieseir. Die Abrüstung des Schiffes wird heute fortgesetzt. Major Neumann weilt bereits seit dem frühest Morgen an der Strandungsstelle, um die Demoff- tierungsar beiten zu überwachen und zu leiten. ^
Wei Iburg 26. April. Heute mittag trafen hier 20 Mann vom Luftschifferbataillon in Köln und 60 Pioniere von Kassel unter Führung eines Hauptmanns und zweier Leutnants mit Gerätschaften ein und bezogen Quartier. Noch heute soll mit den Aufräumungs- und Bergungsarbeiten des verunglückten Luftschiffes begonnen werden.
Köln 26. April. In militärischen Kraissn verlautet, daß das Luftschiff 2 III vom Staat angekauft und sofort nach Köln überführt werden soll, damit die Luftschiffübungen nicht unterbrochen werden. msd
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Friedrichshafen 26. April. Der Luftr schiffbau Zeppelin hat gestern abend den Oberingenieur Dürr, Kapitän Lau und Dr. Eckentzr an die Unfallstelle des Luftschiffs 2 II nach Limburg abgesandt. rsfr
Stuttgart 26. April. Ueber die Kätift strophe des Luftschiffes 2 II wird der „FrtStkf. Ztg." aus fachmännischen Kreisen geschrieben!! Die Zerstörung bedeutet einen harten Schlag-füv das Ansehen des starren Systems, das die Beliebtheit des Grafen Zeppelin in .ÄK öffentlichen Meinung hervorgerufen ist. Hex ganz zu Unrecht! Wenn hier ein System^D tadeln ist, so ist es das der Militärverwaltung welche die Parade der Luftschiffe vor dem Kaiser, trotz des ungünstigen Weiters und trotz des Ab-, ratens der Meteorologen durchsetzte, am Tage der Abfahrt — so wird uns versichert — IM dem Kommandeur der Verkehrstrvppen, > v§ Lyncker, gesagt worden, daß die Luftschiffß,
-wohl nach Homburg gelangen würden, doch voraus- 2 sichtlich in absehbarer Zeit nicht wieder zurück- ^ fahren könnten, weil andauernd westliche Winde in Aussicht ständen. Die Fahrt wurde trotzdem ' angetreten, und, wie bekannt, mit gutem Erfolge. Aber die Rückfahrt machte, wie vorauszusehen war, Schwierigkeiten. Das N-Luftschiff wurde entleert, die Fahrt der übrigen verschoben. Als nun in der Nacht vom Samstag zum Sonntag zwischen zwei Tiefdruckgebieten vorübergehend ruhiges Wetter auftrat, hat der Parseval-Ballon die günstige Situation mit schnellem Entschluß benutzt. Wäre das Luftschiff 2 II ebenfalls Mitgefahren, so würde auch dieses voraussichtlich glücklich in Köln angekommen sein. Statt dessen hat man darauf bestanden, bis Sonntag zu warten und ist dann trotz ungünstiger Wetteraussichten losgefahren, ohne die Wertertelegramme abzuwarten. Das hat sich bitter gerächt. Man ist noch nicht so weit, daß die Luftschiffe dem Wetter zum Trotz auf Befehl eines Vorgesetzten fahren können, nur durch möglichste Ausnutzung aller Vorteile, welche die Wetterkunde bietet, kann man mit den bisherigen Motor-Luftschiffen günstige Erfolge erzielen. Keineswegs darf man das starre System für den Mißerfolg verantwortlich machen. Auch ein Parsevalballon hätte am Sonntag die Fahrt nicht durchführen können, wenngleich er infolge seiner Konstruktion nicht zertrümmert worden wäre, sondern hätte entleert werden können. Die Zeppelin-Ballons verlangen eben eine gediegenere Ausbildung der Führer. Die Luftfchiffkatastrophen des Aprils 1910 werden zur Folge haben, daß man die Meteorologie bei der Ausbildung der Ballonführer mehr in den Vordergrund stellt.
Köln 26. April. Die „Köln. Ztg." beklagt sich über den Verlust des in Köln stationiert gewesenen 2II mit folgenden sympathischen Ausführungen : Das Schmerzliche an dem Unfall ist, — vom materiellen Verlust ganz abgesehen — der Umstand, daß es das nationale Luftschiff ist, das Zeppelinsche, das wieder so schwer heimgesucht worden ist. Keines unserer Luftschiffe ist so deutscher Eigenbau wie das Zeppelinsche; an keinem nimmt das Volk in seinen weitesten Schichten so warmen Anteil, wie an ihm; hat es doch gerade an den Zeppelinschen Schöpfungen, mitbangend und mithoffend, die Geschichte des Lenkballons miterlebt, hat es doch mitgelitten, und mittriumphiert gerade mit dem Zeppelinschen Luftschiff. Und für Köln liegt ein doppelter Anlaß zur Trauer vor. „Denn er war unser!" Er war nicht nur unser, weil er in unserer Luftschiffhalle in Bickendorf als „Kölner Hausherr" untergebracht war, er war unser in viel höherem Sinne. Graf Zeppelin selbst hat ihn uns hierher gebracht. Nach zähem Ringen mit Wind und Wetter mußte Sommer 1909 der nach Echterdingen erst recht zum nationalen Helden gewordene Kämpfer vom Bodensee zwar unverrichteter Dinge wieder samt dem Luftschiff nach Frankfurt zurückeilen, aber kurz darauf gelang es ihm doch, sein Fahrzeug nach Köln zu steuern, bejubelt und gefeiert von jung und alt, von hoch und niedrig. Seit dem 5. August 1909 hat dann das Luftschiff hier geweilt, und von jenem Tage an zählt der Charakter Kölns als Lufthafen.
Vermischtes.
Die Mutter des Luftschiffers. Die Mutter des bei der Ballon-Katastrophe von Reichensachsen gelöteten Führers Karl Luft erläßt für die ihr zuteil gewordenen Beweise der Teilnahme eine öffentliche Danksagung, die das prächtige Zeugnis einer seelenstarken Frau ist; sie sagt: „Die Gewißheit, daß das letzte Lebensjahr meines lieben Sohnes sein glücklichstes unü ihm der Flug in die Lüfte der höchste und reinste Genuß war, verleiht mir Kraft, das Furchtbare zu ertragen. Sehnsüchtig ging er von Hause fort und beglückter kehrte er stets zurück. Seiner Mutter hat er es immer gedankt, daß sie seiner Sehnsucht Verständnis entgegenbrachte und nicht durch kleinliche Sorgen ihm die Freude verdarb. Nur das Bewußtsein, daß dieser jähe Tod ein vollbcfriedigtes Leben geendet und es mir vergönnt gewesen, es ihm lieb und in seinem Sinne lebenswert zu machen, hält mich aufrecht. — Frau Marie Luft."
Zum Tierschutz.
Neugeborene Hunde und Katzen werden im Frühjahr und im Sommer das Licht der Welt erblicken. Es muß dringend empfohlen werden, davon nur die wirklich schönen und kräftigen Tiere leben zu lassen und auch nur diejenigen, für welche man sicher einen guten Abnehmer oder Liebhaber weiß. Es ist grundfalsch, die jungen Hunde und Katzen zwecklos groß zu ziehen, weil man sich nicht gern von den drolligen Tieren trennen möchte. Endlich werden sie an Hinz und Kunz verschenkt und keiner kümmert sich mehr darum, wo die einstigen Lieblinge geblieben sind. In den meisten Fällen werden die verschenkten oder billig verkauften Tiere den neuen Besitzern bald eine Last. Schlagen, Stoßen und Vernachlässigen der Tiere sind alsdann die Folgen. Habgierige Hunde- züchter lassen oft zu viel Tiere bei der Hündin liegen. In der Regel geht es aber nicht nach Wunsch, weil die Hündin zu schwach ist, um eine größere Anzahl Hunde ernähren zu können. Geht die Hündin ein, so folgen bald die übrigen Tiere, und der Züchter hat den Schaden. Ein Ersäufen der Tiere ist grausam und darf niemals vorgenommen werden. Durch einen starken Schlag auf das kleine Köpfchen werden die Tierchen ohne Quälerei getötet. Zum Schluß sei noch bemerkt, daß die Jungen von Hunden und Katzen sich natürlich desto bester entwickeln, je weniger ihrer sind. Fünf Junge sind bei einer gut genährten und kräftigen Hündin gerade genug. Will man von jungen Katzen fest- stellkn, welche am kräftigsten zu werden verspricht, so nimmt man der alten Katze alle Jungen fort, und dasjenige, welches die Katze zuerst nach dem Lager trägt, wird das beste in Zukunft sein. Nur die scheuen Katzen bringen die zunächst liegende kleine Katze in das Lager, hier würde das Gesagte trügen.
n Reklametril?
Iw.SIU'tS
Amtliche und prwÄtanzsigen.
Katholische Volksschule Calw.
Am Montag, den 2. Mai, beginnt die katholische Volksschule das neue Schuljahr. Schulpflichtig sind alle im Jahr 1903 geborenen Kinder, ferner nach dem neuen Schulgesetz auch alle, welche in der Zeit vom 1. Januar bis 30. April 1904 geboren sind. Die in der Zeit vom 1. Mai bis 30. September 1904 geborenen Kinder können, wenn sie gehörig entwickelt sind, gleichfalls ausgenommen werden.
Die Aufnahme geschieht vormittags 9 Uhr im Lokal der katholischen Volksschule hinter dem Rathaus.
Gebnrts- und Impfscheine haben die Eintrstenden mitzubringen.
Calw, den 27. April 1910.
Der geschiistsfiihrende Vorsitzende des lath. DrISschulrats.
Stadtpfarrer Heberle.
K. Forstamt Hirsau.
Brennholz-Verkauf
am Dienstag, den 3. Mai, vorm. 9 Uhr, im „Hirsch u. Lamm" in Hirsau aus Staatswald IV Altburgerberg Abt. 10 Holzwasen, V Lutzenhardt Abt 14 Hühnerteich, 16 Schwartenhau, 17 Gründle, 20 Zellerkopf, 25 Lärchengarten, 26 Markgrafenwald, 27 Langeplatte, 29 Viehtrteb, 32 Ernstmühlerklinge, 38 alte Steige, 47 Felsenmeer, 48 Kirchhalde. 49 Mühlrain und 50 Miß:
Rm Eiche: 1 Klotzh., Birke: 2 Klotzholz, Buche: 44 Schtr., 83 Prgl., 24 Klotzh., 50 Anbruch, Nadelholz: 3 Schtr, 29 Prgl., 238 Anbruch; ferner Reisig auf Hausen gesch. zu 625 buch, und 5805 Nadelholzwellen, sowie 42 Flachenlose gesch. zu 6440 Nadelholzwellen und 2650 Schlagraum.
Zur Mogbereitung
empfehle ich:
Is. Korinthen «L".,.
sowie den vorzüglichen Heilbronner.
rnoststoff
— 1 Liter kommt auf 5—6 A —