N'SV'.N
78.
Amts- und AnzeiMM sür den Gderamkbezlrk Calw.
85. ZahrgW.
Urs<h»k»mrji«taz«: Montag, Diinrtaa, Mittwoch, r»a»«»1taa, Kreitag und Panirtag. znsert>on»preU lo Wsg. pro Znl, sür Stadt n. »rzirlrorte; außer «ezirt 1 i Mg.
Mittwoch, den 6. April 191V.
VezuaSpr.t.d.Stabt ^LHrl.m.TrLgerl.Mk. i.LS. PostbezugSpr. f.d. OrtS- u. NachbarortSverk. */zjährl. Mk. i.LO, im Fernverkehr Mk. 1 . 80 . Bestellg. in Württ. SV Pfg., in Bayern u. Reich 42 Pfg.
Amtliche Betamrtrnachunge«.
Bekanntmachung.
Nachdem mit dem 1. April ds. IS. die neuen Grundsätze für die Berechnung der MarschgebShr- »iße in Kraft getreten sind, werden die Gemeindebehörden angewiesen, die in ihren Händen befindlichen Marschgeldertabellen an das K. Bezirkskommando einzusenden.
Calw, 4. April 1910.
K. Oberamt.
Amtmann Rippmann
Bücher und Vorbilder der Bibliothek, sowie (auf kurze Zeit) Patentschriften, ferner auch Gegenstände aus den übrigen Sammlungen, soweit bei einzelnen derselben aus besonderen Gründen abweichende Bestimmung getroffen ist.
Motoren und Maschinen werden auf Wunsch in Betrieb gesetzt.
Größere Gruppen von Besuchern können, sofern ein Beamter frei ist, auf dem Bureau des Museums einen Führer erhalten.
Stuttgart, 17. März 1910.
Mosthaf.
die weltberühmte Waldseemüller-Weltkarte de» Jahres 1507, auf der zuerst der Name Amerika erschien, zu besichtigen.
Stuttgart 5. April. Aus dem Bezirk Böblingen wird dem Schwäb. Merkur geschrieben: Der Bau der Schönbuchbahn stößt neuerdings auf beträchtliche Schwierigkeiten. Der mächtige, hart am Südrand der Gemeinde Weil im Schönbuch aufgeschüttete Bahndamm ist an verschiedenen Stellen in Bewegung geraten, so daß im Lauf der letzten Woche ein Wohnhaus in seiner Nähe aus Gründen der Sicherheit geräumt werden mußte. Die umfassenden Arbeiten zur Befestigung des Dammgrundes durch Schlagung von Pfählen und Einbau von Dohlen und Sicherungen sind sofort tatkräftig in Angriff genommen worden. Da die gefährdete Strecke nicht allzulang ist, wird zu hoffen sein, daß durch diese außerordentlichen Arbeiten die Fertigstellung der ganzen Linie nicht aufgehalten oder doch nicht allzusehr hinausgezögert wird.
Stuttgart 4. April. Der heurige Pferdemarkt wird, wie bereits früher kurz gemeldet, am 18. und 19. April abgehalten. Händler von Luxuspferden haben Gelegenheit, in den städtischen Stallungen 108 Pferde einzustellen und ' sie in der Reithalle vorzuführen. Die von der Eisenbahnverwaltung von jeher eingeräumte Vergünstigung beim Transport auf den württembergischen Bahnen gilt für den Her- transport vom 14. bis 19. April, für den Wegtransport vom 18. bis 33. und wieder vom 25. bis 27. April. Die Annahme von Pferden zum Transport auf den württembergischen Eisenbahnstationen ist auch am Sonntag, den 17. April, genehmigt. Mit dem Pferdemarkt ist die vom württembergischen Rennverein veranstaltete Frühjahrslotterie verbunden. Auf dem Markte selbst wird ein Standgeld von 50 ^ pro Pferd erhoben. In der Gewerbehalle ist gleichzeitig die übliche Ausstellung nebst Verkauf von Wagen und Sattler-
Offenhaituug des Landesgewerbemuseums und der Bibliothek.
Während des Sommers find geöffnet
die Sammlungen der kunstgewerblichen uud der technischen Abteilung des LandeSgewerbemuseumS an den Wochentagen von 10-12'/- und 2—5 Uhr, an den Sonntagen von 11—3 Uhr,
die Sammlung der Gipsabgüsse an den Wochentagen von 10-12'/- Uhr, an den Sonntagen von 11—3 Uhr,
die Bibliothek mit Lesesaal, Zeichensaal und Zeitschriftenzimmer an den Wochentagen von 10—12 «vd 2—6 Uhr (SamStagL bis 5 Uhr), außerdem Freitags von 8—10 Uhr abends, an den Sonntagen von 11—1 Uhr.
An den höchsten Festtagen (Neujahrsfest, Erscheinungsfest, Palmsonntag, Karfreitag, Osterfest, Himmelfahrtsfest, Pfingstfest, Weihnachtsfest), sowie am Haupttag des Volke s-sts bleiben die Sammlungen und die Bibliothek geschloffen.
Der Eintritt ist jedermann unentgeltlich gestattet.
Die Patentauslegestelle mit den deutschen Patentschriften und sonstigen Veröffentlichungen des Reichspatentamts über Patent-, Muster- und Zeichenwesen, ferner die Sammlung ausländischer Patentbeschreibungen usw., und die Sammlungen von Adreßbüchern, Ausstellungskatalogen, Preislisten und ähnlichem Nachschlagmaterial sind während der Kanzletstunden (an Wochentagen von 8—12 und 2 bis 6 Uhr) zur Benützung zugänglich (Bureau links vom Haupteingang).
Ausgeliehen werden innerhalb Württembergs
Tagesueuigkeiteu.
)!( Calw. Beim Wiederbeginn des Schießens der hiesigen Schützengesellschaft ist es angezeigt die hiesigen Bürger, welche Freude an diesem schönen männlichen Sport haben, aus die hier so äußerst günstige Gelegenheit demselben zu huldigen, aufmerksam zu machen. In unserem ganzen engeren Vaterland findet sich kein so ideal schön gelegener Schieß- stand wie hier, dabei ist dank der günstigen finanziellen Verhältnisse der Gesellschaft, der Jahresbeitrag ein verhältnismäßig recht niederer. Jeder der Soldat war zählt das Scheibenschießen zu seinen liebsten militärischen Erinnerungen und sollte deshalb die ihm hier gebotene Gelegenheit Aug' und Hand noch mehr zu üben sich nicht entgehen lasten. Aber auch solche, die nicht die Ehre hatten Soldat zu sein, werden sich mit der Büchse bald vertraut gemacht haben und die Stunden, die sie im Schützenhaus verbringen, zu ihren schönsten zählen. Jeder Interessent ist freundlichst eingeladen dem Schießen beizuwohnen; ein Besuch im Schützenhaus verpflichtet noch nicht zum Beitritt.
Stuttgart 5. April. Wie der Schwäb. Merkur hört, ist der amerikanische Expräsident Rooseveltvon dem Fürsten Waldburg-Wolfegg eingeladen. Schloß Wolfegg einen Besuch abzustatten und dort den „Taufschein Amerikas",
Bernhard von der Eiche.
Roman von Baronin Gabriele v. Schlippenbach.
(Fortsetzung.)
Im Herd brannte das Strauchfeuer und warf rote Lichter durch die Hüttentür, eine Kuh brüllte auf der nahen Matte, und der zottige Hund lief wachsam um die Herde, deren melodisch gestimmte Glocken hin und wieder leise läuteten. Die beiden jungen Menschen hatten das Gefühl, als seien sie sich schon lange bekannt, sie unterhielten sich munter. Nichts streifte ihr eigentliches Leben, die Stellung, die sie einnahmen. Wozu hier das ergründen wollen, was gesellschaftliche Form gewöhnlich verlangte. Wie losgelöst von lästiger Etikette kamen sie sich vor, der Mensch trat dem Menschen gegenüber ohne viel zu fragen: „Wer bist du? Was tust du gewöhnlich? Welchem Stande gehörst du an?"
„So", sagte die Fremde, „ich hoffe, Sie find satt geworden; wir haben tüchtig aufgeräumt unter den Eßwaren der Sennerin."
Sie standen von ihren Holzschemeln auf und gingen wieder an ihren früheren Platz, von wo aus sich die Schönheit der Berge am besten zeigte. Dazwischen polterte etwas mit lautem Geräusch zu Tal, die Kirchenstille unterbrechend.
„Das ist der Steinschlag", erklärte einer der Führer, und er fing an, den beiden Reisenden von den vielen Unglücksfällen zu erzählen, bei denen er zugegen gewesen war. Erst kürzlich hatte ein aus der Bergeshöhe mit gewaltiger Wucht herabsausender Stein einen Touristen getötet. Die Fremde erschauerte; ihr junges lebensfrisches Wesen sträubte sich bei dem Gedanken an Tod und Vergehen. Sie hatte sich auf einem Felsblock
niedergelaffen, Bernhard lag halb zu ihren Füßen im weichen Almgrase. Der zweite Führer hatte eine Zither aus der Hütte geholt und spielte wunderhübsch darauf. Er und die Sennerin sangen dazu. Der kräftige Baß des Burschen, der Helle Sopran des Mädchens einten sich zu jenen muntern Schnadahüpferln und Volksliedchen, die ihren Weg weit ins Land genommen haben. Und leise summten Bernhard und die Fremde die Melodien mit, die sich durch ihre Einfachheit schmeichelnd ins Ohr stahlen.
Es war spät geworden, die Müdigkeit meldete sich.
„Gute Nacht," sagte die Fremde und hielt Bernhard die Hand hin, „ich kann die Augen kaum mehr offen behalten."
„Gute Nacht, gnädiges Fräulein," entgegnete er, „morgen in der Frühe muß ich aufbrechen." Ein leichtes Bedauern klang hindurch.
„O, wir haben wohl denselben Weg," sagte sie, „ich will nach Lauterbrunnen hinunter. Und Sie?"
Es hatte in seiner Absicht gelegen, noch eine weitere Tour zu machen, aber er gab es auf und erwiderte, daß auch er nach Lauterbrunnen wollte.
Auf duftendem Heu ruhte es sich in der Sennerin Kammer gut, so daß die Fremde sogleich fest einschlief. Trotz seiner Müdigkeit blieb Bernhard noch eine Weile draußen mit seiner Zigarre. Er fragte sich, wer wohl die junge Dame sei.
Die beiden Führer schnarchten schon, al« Eiche sich neben ihnen ausstreckte, um in einen festen, traumlosen Schlaf zu verfallen.
Am andern Morgen waren die Berge in dichte Nebel gehüllt. Al» sich die kleine Gesellschaft früh vor der Sennhütte versammelte, wurde ein eiliges Mahl eingenommen. Dann brach man auf; es war empfindlich kalt. Der Führer der fremden Dame schritt voraus, hinterher kamen Bernhard und seine Führer.