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beiden Insassen des Automobils, sämtliche aus Plieningen, wurden herausgeschleudert. Einer der Passagiere, mit Namen Walz, blieb tot am Platze liegen, ein zweiter wurde mit lebensge­fährlichen Verletzungen ins Krankenhaus geschafft.

Stuttgart 1. April. In neuerer Zeit find zahlreiche Fälle bekannt geworden, aus denen hervorgeht, daß die von der Deutschen Kolonial­gesellschaft errichtete unter der Oberaufsicht des Reichs stehende Zentralauskunftsstelle für Auswanderer in Berlin IV Schel- lingstraße 4 noch nicht genügend bekannt ist. Die Stelle und ihre Zweigstellen erteilen auf mündliche oder schriftliche Anfragen auswande- rungSlustigen Personen unentgeltlich Aus­kunft über die Auswanderungsziele und über sonstige Auswanderungsangelegenheiten. Es ist den zur Auswanderung entschlossenen Personen nachdrücklich anzuraten, nicht eher auszuwandern, als bis sie bei einer dieser Stellen sich über die Verhältnisse de» Ortes oder Landes, nach dem sie auswandern wollen, erkundigt haben.

Eßlingen 1. April. Heute hat der wohl älteste noch aktive Rechtsanwalt Württembergs, Gottlob Fr ick, seine Praxis niedergelegt, nach­dem er im Alter von beinahe 80 Jahren gestern noch am Landgerichte plädiert hatte. Das ab­nehmende Gehör zwang ihn, den Beruf, den er seither in voller geistiger und körperlicher Frische in seltener Pflichttreue ausgeübt hat, aufzugeben. Als vor 10 Jahren das neue bürgerliche Gesetz­buch eingeführt wurde, hat der damals 70jährige alte Herr sich noch mit bewundernswerter Tat­kraft in dessen Bestimmungen eingearbeitet. Frick ist ein hochangesehener Mann und war ein viel beschäftigter Rechtsanwalt, dessen reiches Wissen, lauterer Charakter und vornehme Gesinnung von allen Seiten anerkannt werden.

Eßlingen 1. April. Mit dem heutigen Tage hat die Metzgergenossenschaft beim Schweinefleisch einen Abschlag um 5 ^ pro Pfund eintreten lassen, sodaß jetzt folgende Fleischpreise gelten: Ochsenfleisch 85 <), Rindfleisch 80 Schweinefleisch 85 Kalbfleisch 90 Hammel­fleisch 6676 s je für das Pfund.

Heidenheim 1. April. Bei den Auf­räumungsarbeiten der durch den Brand in der Dampfziegelei zerstörten Gebäude stürzte gestern nachmittag plötzlich eine Umfassungsmauer ein und begrub 9 Leute unter sich. 4 Ver­unglückte erlitten schwere Verletzungen, 5 wurden leichter verletzt. Bei den Schwerverletzten dürfte jedoch keine Lebensgefahr bestehen.

Neckarsulm 1. April. Vor dem Schöffengericht hatten sich 19 Personen zu ver­antworten unter der Beschuldigung des Dieb­stahls beziehungsweise der Hehlereri in den hiesigen Fahrradwerken. Nach längerer Ver­handlung, bei der eine größere Reihe von Zeugen und ein Sachverständiger vernommen wurden, verurteilte das Gericht 18 von 19 Angeklagten zu Freiheitsstrafen von zwei Monaten bis zu einem Tag Gefängnis. Bei einem Teil der An­geklagten ist die Strafe durch Untersuchungshaft verbüßt.z

Tuttlingen 1. April. Die Ehefrau des Lammwirts Franz Maier in Liptingen machte Feuer an und benützte zur Nachhilfe die Erdölkanne, die explodierte. Das Feuer ergriff sofort die Kleider der Frau, die, um Hilfe rufend, brennend auf die Straße sprang, wo ihr die herbeigeeilten Nachbarn zur Hilfe kamen und das Feuer zu ersticken suchten. Leider find die Brandwunden namentlich am Leib derart, daß nach Aussage des Arztes wenig Hoffnung auf Erhaltung des Lebens besteht. Trotz der vielen Warnungen in den Zeitungen, die Erdölkanne zum Anfachen des Feuers nicht zu benützen kommt es immer wieder vor.

Tuttlingen 1. April. Ein sinniges Geschenk bescheerte die benachbarte Stadtge­meinde Möhringen ihren sämtlichen Entlaß- schülern: Jeder erhielt einen jungen Obstbaum. Die jungen Leute sollen dadurch zur Obstbaum­kultur angeregt werden.

Friedrichshafen 1.April. DieTyroler Hütekinder sind heute früh 8.20 Uhr in einem Sonderschiffe aus Bregenz hier an­gekommen.

Vom Bodensee 1. April. (Ein Zeppelin-Luftschiff für die Brüsseler Weltausstellung.) Eine interessante Um­ladung wurde gestern nachmittag am Konstanzer Trajekihafen vorgenommen. Das Modell eines Zeppelin-Luftkreuzers, das in aller Stille auf der Friedrichs Hafener Werft für die Brüsseler Weltausstellung angefertigt worden ist und gestern früh auf dem Wasserwege von Friedrichshafen aus eingetroffen ist, wird mittelst Kran auf die Eisenbahn verladen. Das Modell ist annähernd 7'/s Meter lang, vollständig aus Metall ge­arbeitet und dem neuesten, noch in Arbeit befind­lichen 2-Luftkreuzer nachgebildet. Die Ballon­hülle besteht aus feinem Stahlblech. Ein Abmontieren des Miniatur-Luftschiffes ist daher nicht möglich. Obschon das Modell nur als Schaustück gedacht ist und eine Auftriebsmöglich­keit nicht besitzt, ist jede Einzelheit aufs Sorg­fältigste auk gearbeitet. Sogar die vornehme Inneneinrichtung der Kabinen, wie sie der im Bau befindliche 2 4 erhalten wird, ist an dem Modell zu bewundern. Das Luftschiffmodell soll zunächst einige Tage in Luzern zur Ausstellung gelangen, da die Stadtverwaltung Luzern neuer­dings mit dem Plane umgeht, ein Zeppelin- Luftschiff zu erwerben und auf eigene Rechnung Vergnügungsfahrten um den Rigi und um den Pilatus einzurichten.

Bruchsal 1. April. Der vorgestern nach­mittag hier verunglückte, von Stuttgart gebürtige Lokomotivführer Reichhardt ist gestern, ohne das Bewußtsein wieder erlangt zu haben, gestorben.

München 1. April. Die Korrespondenz Hoffmann meldet: Aus Anlaß des großen Eisen­bahnunglücks in Mülheim am Rhein hat der Prinzregent dem Kaiser folgendes Bei­leidstelegramm gesandt:Die Nachricht von dem schweren Unglück bei Mülheim a. Rh., dem so viele blühende Menschenleben zum Opfer gefallen find, hat mich mit aufrichtiger Teil­nahme erfüllt. Es ist meinem Herzen Bedürfnis, Dir und der preußischen Armee die Versicherung meines innigsten und herzlichsten Beileids zum bringen." Der Kaiser antwortete:Für den herzlichen Ausdruck Deines Mitgefühls an dem schweren Unglück bei Mülheim sage ich Dir tiefbewegt an dem traurigen Geschick so vieler junger, wehrhafter Männer in meinem und der preußischen Armee Namen meinen aufrichtigsten Dank."

Berlin 1. April. Das Militärluft­schiff N 3 ist völlig wieder instandgesetzt. Es soll in der übernächsten Woche den Reichstags­abgeordneten vorgeführt werden.

Berlin 1. April. In dem Prozeß gegen den verantwortlichen Redakteur desVorwärts", Richard Barth, der beschuldigt wurde, durch eine Reihe von Artikeln zur Veranstaltung von Ver­sammlungen unter freiem Himmel und zu Auf­zügen ohne die vorgeschriebene Anzeige oder Genehmigung und dadurch zum Ungehorsam gegen das Vereinsgesetz aufgefordert zu haben, erkannte das Schöffengericht Berlin-Mitte wegen Ueber- tretung des Reichsvereinsgesetzes und Vergehens gegen die 88 110 und 111 R.St.G. auf 1 Monat Haft, sowie Einziehung und Vernichtung der betr. Exemplare und der zu ihrer Herstellung benutzten Platten und Formen.

Düsseldorf 1. April. Maler Pro­fessor Andreas Aschenbach ist gestorben.

Königshütte (Oberschles.) 1. April. Heute mittag explodierte in einem Hause der Har­denbergstraße in der Wohnung des Schneiders Muskalla der Küchenofen. Die Explosion ist anscheinend durch ein in den Kohlen befind­liches Dynamitstück verursacht worden. Der neunjährige Sohn Muskallas wurde sofort ge­tötet. Frau MuSkalla ist schwer, drei Kinder sind leichter verletzt.

Paris 1. April. Der Kriegsminister zählte im Verlause seiner Rede die Arbeiten und Entwürfe im Interesse der Luftschiffahrt auf, die im nächsten Jahre 20 Millionen FrcS. erfordern würden. Er wies sodann eine ganze Anzahl der gegen ihn erhobenen Vorwürfe zu­rück. Er sei fest entschlossen, der Armee alle

Mittel für die Entwicklung der Luftschistahrt zur Verfügung zu stellen. Nachdem Re Mond die Ueberlegenheit Deutschlands auf dem Gebiete der Luftschiffahrt betont hatte, nahnHHr Senat eine Tagesordnung an, dahin gehend)» tzer Senat wünsche, daß der Kriegsminister unverzüglich die Selbständigkeit und den Fortschritt der Militär­luftschiffahrt sicher stelle, und spreche Rer Regie­rung sein Vertrauen aus. Sodann Wurde die Sitzung aufgehoben.

Mailand 1. April. In Oberitalien ist nach den warmen Frühlingstagen de« Winter wieder eingekehrt. Starke Sch neeffälle sind eingetreten und das Thermometer ist gestern weit unter Null gesunken. In Triest war? 'den ganze« Tag über die Rettungsgesellschaft bei Personen tätig, die vom Sturm zu Boden geschleudert und verletzt wurden. Die Arbeiten am Hafen ruhten fast vollständig. Die furchtbare Bora, die mit 74 Kilometern Geschwindigkeit einsetzte, erreichte zeitweise die Geschwindigkeit von 100 Kilometern in der Stunde.

Budapest 30. März. (Das': Brand­unglück in Ungarn.) In Oekoerito sind seit gestern wieder 8 Personen, welche schwere Brand­wunden erlitten hatten, gestorben. Die Be­erdigungen in Schacht- und Einzelgräbern dauern ununterbrochen fort. Die genaue Zahl der Ver­unglückten, ist noch immer nicht bekansit, da die Listen der Festteilnehmer aus der Umgebung noch nicht vorliegen. Doch schätzt man amtlich die Zahl der Gelöteten auf 338, die: Zahl der noch lebenden Verletzten auf 53. iiAnter den Getöteten befanden sich 18 Soldatm- 3 neu­geborene Kinder, 3 Kinder im AlterMs zu 5, 33 im Alter bis zu 12 Jahren, HL Männer und Frauen im Alter über 50 ZMre. Die übrigen Todesopfer sind Burschen iDÄlter bis zu 25 und Mädchen von 15 bis zu ätz Jahren.

Vermischtes.

Was soll man auf Wanderungen trinken? Der Herausgeber verschiedener an­erkannt trefflicher Reisehandbücher,§ Julius Wais, empfiehlt in seinem bereits irr Mehrfacher Auflage verbreitetenAlbführer" ".>Tee oder schwarzen Kaffee, im Notfälle auch mrr Wasser mit Zucker, vor allem Zitronensaft, Mt Zucker­wasser gemischt, und Milch, weiter Mineralwasser, mit Fruchtsäften gemischt.Bier, Wem, Most, überhaupt geistige Getränke, sagt er,?- sind auf Wanderungen entschieden zu vermeiden, sie alle machen matt und schläfrig.rs.Die künst­

lichen Limonaden sind nichts für sden Durst.

Das beste ist Quellwasser. Man nehme

deshalb keine geistigen Getränke zu sich/'Wer die WaiS'schen Ratschläge befolgt so bemerkt ein erfahrener Tourist, der besonders auch viel mit der Jugend wandert, dazu, her macht gar bald die angenehme Erfahrung- daß Er­müdung viel später eintritt, die Hitze weniger Schweißtropfen fordert, die Kälte sich leichter er­tragen läßt, die Ausdauer zunimmt und die Fähigkeit, eine schöne Landschaft auf die Seele wirken zu lasten, sich steigert."

Standesamt Calw.

Geborene.

19. März. Emilie Sofie, T. d. Albert Bächler, Zimmermanns.

22. Alfred, S. d. Haushälterin Luise

Berta Fritz.

23. Johann Georg, S. d. Johann Georg

Erhardt, Fabrikarbeiters.

29. Pani, S. d. Franz Xaver Schürer,

HilfswagenwärterS.

30. Erwin Heinrich, S. d. Albert Schmid,

Lokomotivführers.

Gestorbene. '

28. März. Arthur Eichinger von Altmüusterol, Handelsschüler, 19 Jahr« alt.

1. April Marie Wiihelmtne Bauer« Sägmühle- besitzersWwe.,vonHtrsau.69Jahrealt.

Reklameteil.

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