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Erst nach drei Tagen sollte sie nach Liebenau reisen. Sehr höflich aber bestimmt hatte es die Frau Kommerzienrätin gewünscht, da sie einige gesellschaftliche Verpflichtungen erledigen mußte und die Kinder dann ohne Aufsicht blieben.

Ja, das ist das Mitgefühl der Abhängigkeit," dachte Herta,unfrei sein ist bitter, darum will ich ein Ende machen, so oder so.

Der Augenblick war für Randen trefflich gewählt, um seine Werbung anzubringen. Sie war entschlossen ja zu sagen, nur wollte sie es ihm nicht zu leicht machen. Er mußte fühlen, daß sie ihren Wert kannte, daß sie sich der Huld voll bewußt war, die sie ihm erwies. Herta reiste abends ab. Sie hatte einen weiten Weg und konnte erst am andern Morgen in Liebenau ankommen. Randen mußte von Herlas Abreise erfahren haben. Er war auf dem Bahnhof, nahm für sie das Billet und besorgte das Gepäck und brachte ihr einen Strauß köstlicher Rosen. ES war ihr lieb, so als Königin behandelt zu werden und doch mischte sich etwas wie leise Ungeduld in dieses Gefühl. Konnte er denn nicht warten, bis sie ihm ihre Antwort gab. In der Jagdjoppe, mit der Kappe erschien er ihr noch häßlicher als im GesellschaftSanzuge. Nein, nein, sie hatte sich ihren Lebensgefährten ganz anders gedacht; er glich in nichts von Friedrich Randen.

Ich hoffe, Sie finden zu Hause Ihren Herrn Vater nicht allzu krank", sagte Randen kurz, ehe der Zug abging.Jedenfalls erinnern Sie sich, daß ich Ihnen tief ergeben bin. Ein Wink von Ihnen und ich eile dorthin, wo Sie sind, wo Sie wollen, Gott segne Sie."

Die Worte waren sehr warm gesprochen. Noch einmal ruhten die Hände ineinander, Randen lüstete die Kappe und der Zug setzte sich in Bewegung.

Herta dachte:Er ist ein guter Mensch, ich müßte wirklich versuchen, ihn zu lieben." Sie seufzte und lehnte sich in die Polster zurück.

Ein Plan wurde von ihr erwogen. Sie ahnte nicht, wie krank der Vater war, sie wußte auch nicht, wie schlimm es um die pekuniären Ver­hältnisse zu Hause stand. Ihr glühender Wunsch war, nach München zu gehen, um sich im Malen auszubilden. Sie wollte jetzt die Frage anregen, vielleicht konnte der Vater ihr Geld geben. Sie hatte selbst gespart und sich oft vieles versagt, um von der hohen Gage etwas zu erübrigen, und doch hätte sie gern elegantere Toiletten gehabt, schönen Schmuck, alles, was der Reichtum vergönnte. Verächtlich sah sie auf ihr schlichtes, graues Reisekleidchen nieder. Frau Wellmer ließ bei einer Wiener Schneiderin arbeiten, trotzdem saßen die teuren Sachen nicht gerade schön auf ihrer kurzen, starken Figur. Ja, wenn Herta, die dreihundert oder vierhundert Mark für solch schickes Helles Tuchkostüm bezahlt hätte, wie wäre da erst ihre gertenschlanke, ebenmäßige Gestalt zur Geltung gelangt.

In ihrer Eitelkeit taxierte Herta ihr allerdings recht hübsches Talent zu hoch; sie war überzeugt, daß sie es zu Ruhm und Ehre bringen mußte. Bisher hatte sie ja ganz gute Stunden gehabt, wenn sie erst sich in München ausbildete, dann sie schloß die Augen. Goldene Visionen zogen an ihrem Geist vorüber; sie dachte nicht mehr an den Mann, der sie so treu und aufrichtig liebte.--

Im grauen Dämmern des Morgens kam die Reisende auf dem Friedrichsbahnhof in Berlin an. Sie fühlte sich müde und zerschlagen. Der Zug nach Liebenau ging erst in einer Stunde. Herta setzte sich in den Wartesaal und bestellte Kaffee.

Bist du es wirklich?" redete eine Stimme sie an und eine etwas auffallend aussehende junge Dame trat auf sie zu. Sie trug einen langen, erbsgrünen Automobilmantel, auf dem Kopf eine karrierte Mütze, unter der rotbraunes, lässig frisiertes Haar hervorquoll. Ihre übergroße, hagere Gestalt entbehrte jeder Anmut und hielt sich schlecht; die Hellen Augen unter den starken Brauen wurden von einem Kneifer bedeckt.

Thea, wo kommst du her?" rief Herta überrascht.

Direkt aus der Jsarstadt, aus München, ich habe dort das letzte Jahr studiert.

Ach, das interessiert mich aber, erzähle!" rief Herta.

Thea Schönhausen setzte sich zu ihr. Sie fing lebhaft zu sprechen an und schilderte in leuchtenden Farben das Leben auf der Akademie, die Freiheit des Verkehrs unter den Malem und Malerinnen. Ihre eigene Person war bei allem im Vordergründe; sie sprach von ihrem Können wie von etwas Großem.

Herta hörte mit Neid zu. Ja, was fehlte der Schulfreundin! Sie konnte sich nach ihrer Neigung ausleben. Dieses Schlagwort der Zeit hatte für das junge Mädchen, das in abhängiger Stellung lebte, etwas geradezu Berauschendes. Daß Thea Schönhausen eine Zigarrette rauchte, daß ihre Finger die schlecht entfernten Farbenspuren trugen, berührte Herta allerdings peinlich, aber schließlich dürste man sich nicht an solchen Aeußerlichkeiten stoßen, wo es sich um idealere Zwecke handelte. Daß die moderne, realistische Richtung oft das Ideal in den Staub zog, daran dachte Herta nicht. Mit brennendem Interesse lauschte sie, ein tiefer Seufzer hob ihre Brust.

Wann kommst du nach München?" fragte Thea endlich.

Vielleicht bald," entgegnete Herta, der es in allen Gliedern vor Sehnsucht prickelte, das schöne freie Leben in der bayerischen Hauptstadt kennen zu lemen. O gewiß, es würde gehen. Der Vater würde es möglich machen, ihre Bilder würden gefallen und schnell Käufer finden.

Na, das wird mich freuen," sagte die Malerin.Wenn du Rat und Auskunft brauchst, so wende dich an mich, Färbergraben 35. Ich kehre bald dorthin zurück. Ich besuchte nur hier meine Asten und mache heute eine Studienreise nach Thüringen. Du weißt doch, ich male Landschaften."

Herta notierte sich die Adresse. Bald darauf ging der Zug ab. Thea begleitete sie auf den Bahnsteig und schüttelte ihr mit weitgestrecktem Ellbogen die Hand. _ Morts, folgt.)

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