Amt»- md Anzetgeblatt für den Gderamtrbeztrt Calw
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Sk!q,tnlln<irtaL«: Montaz, DtenStaa, Mittwoch, »»onirttag, Frkitas und LamStaz. Ansertton«>wet!! S M,. pro Z«il» skr «tadt u.»r,ir»orte; nutzer «e,ir!>» Bs,.
Donnerstag, den 24. Mar; 1910.
Sezuulpr.t.d. Stadt'/^khrl.m.rrägerl.Mk. I.SS. Postbezu»«pr. k.d. Ort», u. Nachbarortsverk. >/»jkhrl. Mk. t.Sv, ini Aernoertehr Ml. !.»». Bestrllz. in Württ. so Psg., in Bayern u. Reich 4L Psy.
Amtliche Bekanntmachungen.
Die Agentur der Württ. Sparkaffe tn
Unterreicheubach ist dem G.metndepfleger Louis Bader daselbst übertragen worden.
Calw, 27. März 19 lO.
K. Oberamt. Amtmann Ripp mann.
Tagesueuigkette«.
Calw. (Ostersonderzüge.) Ueber die Osterfeiertage kommen folgende Sonderzüge zur Ausführung:
am Karfreitag:
Sonderzug Calw—Pforzheim: Calw ab 5.45 Nm.,
Pforzheim an 6.42 „
am Ostersonntag:
1
2
s
Pforzheim ab 6.36 Vm. 10.30 Vm. 1.00 Nm.
Calw,. 7.29-38
„ 11.28-30 „
an 1.57 „
Teinach an 7.44
„ 11.36 „ —
halten in Ernstmühl nicht an.
4 5
Calw
ab 5.45 Nm.
9.09 Nm.
Pforzheim
an 6.42 „
7
9.M „
6
Wildbad
ab 5.5ö Nm.
7.55 NM.
Neuenbürg Bhf.
„ 6.20 „
8-21 „
Pforzheim
an 6.40 „
8-42 „
am Ostermontag:
alle mit Ausnahme des unter Ziff. 1 aufgeführten
Die Sonderzüge führen nur Wagen 3. und 4. Klaffe und halten, soweit oben nicht besonderes angegeben ist, auf allen Zwischenstationen an. Bei ungünstiger Witterung bleibt Zurück
ziehung des einen oder andern SonderzugS Vorbehalten.
Am Samstag 26., und Dienstag, 29. ds., werden die Arbeiterzüge 1177 Pforzheim ab 5.43 Nm. nach Unterreichenbach und 1189 Pforzheim ab 5.46 nach Neuenbürg Bhf. nicht ausgeführt. Zug 1191 hält an diesem Tage in Engelsbrand an.
Ueber die auf den andern Strecken der württ. Staatsbahnen verkehrenden außerordentlichen Personenzüge gibt ein Anschlag auf sämtlichen Stationen Aufschluß.
Calw 23. März. 11 Zöglinge der Spöhrer'schen Höheren Handelsschule haben gestern das Einjähr.-Examen vor der Kgl. Prüfungskommission in Stuttgart bestanden.
Seine Majestät der König haben am 22. März d. Js. allergnädigst geruht, den Poftprak- tikanten I. Klasse Woiber zum Oberpostassistenten in Calw zu ernennen. '
— Die K. Generaldirektion der Posten und Telegraphen hat am 19. März eine Postgehilftnstesie in Calw der Postanwärterin Anna Schmidt übertragen.
Leonberg 23. März. „In Anwesenheit des Herrn Oberregierungsrates Baier von der K. Zentralstelle für die Landwirtschaft fand am 18. März die Schlußprüfung der landwirtschaftl. Winterschule Leonberg statt. Nach Schluß der Prüfung erhielten sämtliche Schüler des oberen Kurses Prämien in Form von lehrreichen Büchern. ES wurden aus dem Bezirk Calw die nachfolgenden Schüler mit Prämien betraut: Christian Braun, Liebelsberg; Wilhelm Dongus, Deckenpfronn; Otto Gehring, Gechingen; Joh. Hammann, MartinSmooS; Georg Mayer, Neubulach; Friedrich Rentschler, Altbulach; Friedrich Sautter, Altbulach; Fritz Süßer, Decken
pfronn. — Im Anschluffe an die Prüfung fand in der „Sonne" ein gemeinschaftliches Mittagessen statt."
S tuttgart 23. März. Für das Kriegerdenkmal in Champigny sind bei der Hauptsammelstelle bis jetzt 7 500 eingegangen. Bei dem württembergischen Kriegerbund ist die Nachricht eingelaufen, daß das Gelände, auf welchem das Denkmal zu stehen kommt, samt Anlage nun definitiv in das Eigentum des Bundes über-^ gegangen sei.
Fellbach O.A. Cannstatt 23.
Das 9 jährige Töchterchen des Fabrikarbeiters Wolf ist heute vormittag von einem Lastfuhr-C/ ^ werk überfahren und auf der Stelle getötet X worden. Wie man hört, soll den Fuhrmann keine Schuld treffen. ,
Marz,
Ludwigsburg 23. März. Bei der heutigen Landtagsersatzwahl für den verstorbenen Vertreter der „gütePSMst" LuiMgsburg, Bankdirektor Schnaidt (Vp.), "haben von 3730 Wahlberechtigten 2773, also 74,34°/» abgestimmt gegen 47,2°/« bei der Landtagsersatzwahl am 5. Dezember und 75,9°/« bei der.Nachwahl am 18. Dezember 1906. Die Zahl der Wahlberechtigten betrug damals 3283. Von den heute < abgegebenen Stimmest entfielen auf den Kandidaten der bürgerlichen Parteien, Gemeinderat Hoffmeister 1842 und auf Parteisekretär Pflüger (Soz.) 931. Hoffmeister ist somit gewählt. Bei der Wahl am 5. Dezember 1906 vereinigte der KanhKat der Volkspartei, der Deutschen Partei und^drs Zentrums zusammen 1866 (959 -s- 815 )- 92jh Stimmen auf sich, während der Kandidat der Sozialdemokratie 659 Stimmen erhielt. Bei der 2 Wochen spSchx. vorgenommenen Nachwahl stimmten die Sozial-
Sernhard von der Eiche.
Roman von Baronin Gabriele v. Schlippenbach.
(Fortsetzung.)
Noch ganz von dieser Begegnung erfüllt, reffte Herta weiter. ES war hell geworden. Allmählich änderte sich die um Berlin reizlose Gegend, die Höheuzüge des Harzes nahmen das Auge gefangen. So von den Strahlen der aufgehenden Sonne beleuchtet, bot sich hier ein entzückendes Bild dar.
„Wer das auf der Leinwand festhalten könnte!" dachte Herta. „Wer diese Tinten wiederzugeben verstünde, der wäre ein gÄßer Künstler. O, wenn ich es doch erreichte!"
Liebenau näherte sich. Eine quälende Unruhe hatte sich des jungen Mädchens bemächtigt. Sie stand am Ende des Wagenabteils und sehnte das Ende der Reise herbei. War es die Erregung, in die ihre Zukunftspläne sie versetzten, war es eins sie plötzlich packende Ahnung, daß es zu Hause doch ernster stand, als sie glaubte, — sie fühlte ihr Herz bange pochen. Als der Zug hielt, erblickte sie ihren Bruder; er war ihr entgegengekommen. Wie feierlich er aussah. Und mit einem Male wußte ste es: sie war zu spät gekommen. Noch ehe Bernhard es ihr sagte, erriet sie es, ihr Vater war nicht mehr am Leben.
Schwer stützte sie sich auf den Arm des Bruders. In diesem Augenblick erzitterte ihr ganzes Sein; das schwache Weib brauchte eine Stütze, um nicht zusammenzubrechen.
-S -X-
*
Es war ein sehr kleines Gefolge, da» den allen Soldaten zu Grabe geleitete. Fern von der geliebten Lebensgefährtin ruhte er unter der Erde. Die drei Kinder gingen hinter dem Sarge her, auf dem die militärischen
Abzeichen ruhten. Ines hatte den Arm des Bruders genommen; sie war dem Zusammensinken nahe. Ihr weiches, junges Gemüt war zermalmt von der Wucht des Schmerzes. In ihren tiefen Trauergewändern sah sie noch schmäler und kindlicher aus. Herta war an der Leiche'de» Vaters niedergesunken. Ihre dunklen Augen brannten, aber keine Träne feuchtete sie in diesem ersten Moment heißen Weher. Schwer nur fand sie die erlösende Erquickung der Tränen.
Major von der Eiche war in der Nacht gestorben, als seine älteste Tochter in der Eisenbahn saß und ihre ehrgeizigen Pläne spann. Der Sohn und sein kleiner Liebling hatten bei ihm gewacht und seine müden Augen geschloffen. Es schien, als sei die Lebenskraft des allen Mannes zusammengebrochen, nachdem er am ersten Tage der Ankunft Bernhard» die Enthüllung gemacht, die ihn schon lange gequält hatte. Von da an ging es sehr schnell abwärts.
„JneS", sagte Bernhard in der ernsten Stunde, in der der Todeü- engel über die Schwelle getreten war, „ich will dir Vater und Schutz werden, mein Kleines. Wo ich meine Heimat habe, da ist fortan auch die deine."
Fest und innig war sein Arm um die zarte Mädchengestalt gelegt. Sie schmiegte sich an ihn und bei allem Weh kam ein Gefühl glücklichen Geborgenseins über JneS von der Eiche.
Seil drei Tagen deckte die kühle Erde den Major. Die beiden älteren Geschwister waren allein, JneS war zur Ruhe gegangen. Herta fühlte, daß sie jetzt über ihren Wunsch, nach München zu gehen, mit Bernhard sprechen mußte. Sie war nicht gewohnt, zu zögern, deshalb sagte sie schnell:
„Hardy, ich muß mit dir über einen schon lange gehegten Plan reden."
„Nun, so teile ihn mir mit, Schwester."
„Ich möchte die Malerakademie in München besuchen," sagte sie.
Marge« am Karfreitag wird keiu Blatt ausgegebeu; die nächste Rümmer erscheint am LamSlag, nachmittags.