Morttag
Calmer Mo^eiUm
Beilage z« Nr. «6.
21. «Srz ISIS.
Prival-Anzeigen.
Sernhard von der Eiche.
Aahrmis-Bersteigernng.
Infolge Todesfalles und Umzug werden am Mittwoch, den 23. März, vormittags von 9 Uhr an und nachmittags von 2 Uhr an, in der Wohnung deS Herrn Buchhändlers Panl Olpp, Obere Marktstraße 23, gegen Barzahlung folgende Gegenstände verkauft:
Fraaenkleider, Leibweitzzeug, Küchengeschirr nebst einem vollständigen Porzellan-Service, Schreiawerk: 1 Piano, 1 eichener Weitzzengschraak, 1 Schreibtisch und Sessel, 3 eichene Tische, 2 Bücherständer, 1 feiner Sofa mit 4 Fauteuils, 1 brauner Plüschsofa mit 6 Sesseln, ferner 1 poliertes Büffet, 1 Berttkow, 1 Nähtisch, 1 Regulatenr, 1 Kinderwagen, 1 Linoleum, Spiegel, Bilder und Bücher, 1 Waschständer, 2 Bücherständer nebst allgem. Hausrat.
Bemerkt wird, daß sämtliche Möbel für eine Aussteuer passen und fast noch neu find.
Liebhaber sind eingeladen.
Stadtinventierer ttolb.
HoilkliWiMMe
neueste Formen, große Auswahl zu billigsten Preisen, empfiehlt
8(;d8.1!)vrlv) llutmaeksr.
Bad Liebenzell.
Vergebung von Bauarbeite«.
Zur Erbauung eines Wohnhauses für Herrn Friedrich Wurster beim Rathaus habe ich nachverzeichnete Bauarbeiten zu vergeben:
Grab-, Mauer-, Beton- und Steinhauerarbeiten, Zimmer-, Blechner-, Dachdecker-, Gipser-, Schreiner-, Glaser-, Schlosser-, Maler-, Jnstallations-, Platten-, Terrazo- und Tapezier-Arbeiten, Walzeisen-, Tapeten- und Rolladenlieferung.
Pläne, Bedingungen und Arbeitsbeschrieb liegen auf meinem Büro in Pforzheim, Krouprinzenftraße 26, zur Einsicht auf und sind die bezügl. Unterlagen gegen Erstattung der Auslagen von da zu beziehen.
Die verschl. Angebote find mit entspr. Aufschrift versehen, bis längstens Dienstag, den 22. März 1910, nachmittags 6 Uhr, anher einzureichen.
Zuschlagsfrist 14 Tage.
Liebenzell
Pforzheim
-, den 16. März 1910.
Battwerkmeister Geist, Architekt
Kunfifiirberei und chemische Waschanstalt
IS.Miktei'. sitiittgsrl
Telefon 2986 s Torstraße 21 empfiehlt sich bei kommender Saison im Färben und Reinigen von Herren- und Damengarderobe«, in seidenen und wollenen Stoffen, Möbelstoffe«, Teppichen, Portieren, Spitze«, Federn, Pelzwerk re. Tüll- und Spitzenvorhäuge werden gewaschen und mittels Spannrahmen wieder wie neu hergestellt.
Postsendungen werden rasch und pünktlich ausgeführt und in solider Verpackung zurückgesandt.
Einen sehr gut erhaltenen
Tnlhenmgkil
verkauft
A. Nonnenmacher,
Calw.
Setze 1 winterte
Althengstett.
Korb und einige gutüber-
KaßkiidikmiMktt,
unter 20 die Wahl, dem Verkauf aus.
Jakob Dürr.
Roman von Baronin Gabriele v. Schlippenbach.
Liebenau im Harz, 10. August 19 . .
„Mein lieber Sohn, ich fühle mich sehr krank; mein Gichtleiden nimmt zu und quält mich Tag und Nacht. Heute habe ich den Arzt auf Ehre und Gewissen gefragt, wie lange ich noch leben kann. Er wollte nicht recht mit der Sprache heraus, da habe ich ihm gesagt, daß ich endlich Klarheit haben will. Zu Kuckuck, ein alter Soldat, der, wie ich, im Jahre 1870 die großen Schlachten mitgemacht hat, die Deutschlands Größe befestigten, ein Mann, der dem Feind Aug in Aug gegenüberstand und schwer verwundet wurde, der darf sich nicht vor dem Tode fürchten. Nun, das schien unserm guten Doktor einzuleuchten, er hat mir volle Wahrheit gegeben. Sie lautete so, wie ich es glaubte. Meine Tage sind gezählt, mein Junge, bald ruft mich der große Schicksalslenker zu sich. Ich fürchte mich nicht, wie ich dir schon sagte, aber mein Herz ist recht sorgenvoll, wenn ich an deine Schwestern denke. Herta steht ja auf eigenen Füßen, da sie ihr Lehrerinnenexamen machte. Gern hätte sie ihr Talent zum Malen ausgebildet; leider fehlten mir die Mittel dazu. Ich weiß, daß deine ältere Schwester sich widerwillig darein fügt, in einem fremden Hause eine abhängige Stellung einzunehmen. Ihr hochfahrender, unlenksamer Sinn leidet unter der Abhängigkeit. Es wäre mir eine Beruhigung gewesen, sie vor meinem Tode an einen braven Mann verheiratet zu sehen, einen Mann, der ihrer Eigenart gerecht wird. Meine Pension erlischt nach meinem Tode. Ich hinterlasse Euch nur eine kleine Summe, die sich in drei Teile zersplittert. Du mein lieber Sohn, bist nach meinem Scheide« der natürliche Beschützer deiner Schwestern; ich lege sie dir ans Herz, besonders unsere kleine Ines, die ja noch im zarten Alter von 16 Jahren steht. Ich habe vielleicht nicht recht an ihr gehandelt, daß ich sie nicht auch in eine größere Stadt schickte, wo sie, wie Herta, ihr Lehrerinnenexamen machen konnte, aber ich konnte mich nicht entschließen, mich von meinem Sonnenstrahl zu'trennen, der durch seine Gegenwart meine Krankenstube mit Licht und Wärme erfüllte. Ines hat, so viel es hier zu ermöglichen war, gute Lehrer gehabt. Sie ist ein liebe», selbstloses Wesen ganz der Mutter Ebenbild. Du mein geliebter Sohn, bist nun Assistent beim Hochofen in H . . geworden; dein Weg liegt vor dir. Bei deiner Energie und deinem Ehrgeiz kannst du es weit bringen; du bist «ein Stolz, auf dich setze ich meine Hoffnung. Du wirst unserm alten Namen Ehre machen und unser Wappenschild hoch halten.
Und nun muß ich schließen; meine Kräfte sind erschöpft. Komme bald, e» dürste sonst leicht zu spät werden. Ich habe dir eine wichtige Enthüllung zu machen, du hast ein Recht, e« zu erfahren, mein Junge.
ES erwartet dich voll Ungeduld dein alter treuer Vater
Freiherr Bernhard v. d. Eiche, Major a. D.
Der Empfänger dieses Briefes war gerade vom Hochofen nach Hause zurückgekehrt. Es hatte wieder einen heißen Arbeitstag in der Glut der Augustsonne gegeben. Der junge Assistent hatte überall mit angepackt, wo e« not tat. Er hatte mitten im Tosen, Fauchen, Hämmern und Zischen der Oefen gestanden, um nach dem Rechten zu sehen, hatte die Arbeiter angespornt, ermutigt, aber oft auch gehörig gescholten.
„Kerls, seht Ihr denn nicht, so muß e» gemacht werde«. Wenn Ihr die Sache richtig anfaßt, geht e«!"
Wie wohltuend wirkte die Ruhe seine» bescheidenen Heim» auf den Müden. Er strich sich das dichte, blonde Haar aus der erhitzten Stirn und wechselte den Anzug, säuberte die Hände und trat dann an den schlichten Birkenholzschreibtisch. Da erblickte er den Brief des Vater» und hastig öffnete er ihn. Sein klare», graues Auge war leicht umflort, als er nachdenklich das Blatt zusammenfaltete.
„Ich muß zu ihm!" das stand bei dem Assistenten fest. Langsam schritt er in dem Zimmer auf und nieder. Ein Ausdruck von Sorge ließ sein junges Gesicht älter erscheinen; denn Bernhard von der Eiche zähste erst 36 Jahre, ein Alter, in dem die meisten seiner Freunde noch käne selbstständige Lebensstellung errungen hatten. Sein heißer Wunsch, so wie Vater und Großvater den Soldatenrock zu tragen, ward ihm versagt, denn der Major wäre nicht im stände gewesen, dem Sohn eine Zulage zu geben. So ergriff Bernhard junior ein Brotstudium, schlug sich schlecht und recht auf der Bergakademie in Freiburg in Sachsen durch, war ein beliebter Kamerad und Student und stand seit zwei Jahren auf eigenen Füße«, erst als Chemiker mit nur hundert Mark monatlich, dann seit kurzer Zeit als Assistent des Hochofenwerkes in H ... Auch hier war sein Gehalt noch bescheiden, aber es ermöglichte ihm, die beiden Stübchen zu miete«, und sich anspruchslos zu möblieren. Manche« liebe alte Stück au» dem Elternhause, hatte außerdem den weiten Weg nach Mitteldeutschland angetreten und immer, wenn Bernhard Eiche über die Schwelle seine» Heime» trat, fühlte er sich glücklich. Verdruß und Aerger, deren e« mehr al» genug auf dem Werk gab, schwiegen, um einer behaglicheren Au»geglichenheit Raum zu geben.