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Amts- Md MzeZgMM sür den Oheramtsbezirk Calw.

85. Jahrgang.

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Kreitag, den 18. Mar; 1910.

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TergeKKeniFZeiten.

Z Calw 17. März. An Stelle des wegen Wegzugs von seiner Funktion zurückgetretenen Herrn Otto Krüger, Fabrikanten hier, ist in der Sitzung des Kassenvorstands vom 14. März Buchdruckereibesitzer Paul Adolfs hier pr. Akklamation in provisorischer Weise zum Vor­sitzenden der Bezirkskrankenkasse bestellt worden.

* Calw 18. März. Die kürzlich er­schienen Ausführungsbestimmungen zu der V o lk s- schulnovelle regeln auch den Schuleintritt des jüngsten Schüler. Die Schulpflicht beginnt bei den Kindern, welche im Kalenderjahr das 7. Lebensjahr zurücklegen. Es dürfen aber auch Kinder, welche noch nicht im 7. Lebensjahre stehen, in die Volksschnle eintreten. Das vom 1. April ds. Js. an geltende Gesetz bestimmt hierüber: Es steht den Eltern frei, ihre Kinder schon im 6. Lebensjahre zur Schule zu schicken, wenn dieselben gehörig entwickelt sind und innerhalb 5 Monaten nach dem Aufnahmetermin das 6. Lebensjahr vollenden. Die Vollzugs­bestimmungen sprechen sich zu dieser Frage da­hin aus, daß am 1. Mai 1910 die Schule erst­mals zu besuchen haben: alle im Jahre 1903 geborenen Kinder, sowie sämtliche Kinder, die in der Zeit vom 1. Januar bis 1. Mai 1904 geboren sind.

Calw. Die heutige Nummer enthält die amtliche Aufforderung zur Anmeldung der Schuldzinse, Renten und Lasten für die diesjährige Festsetzung der Einkommen st euer. Die Beachtung dieser Aufforderung ist für die Steuerpflichtigen, welche keine Steuererklärung abgeben, von besonderer Wichtigkeit, da amtliche Erhebungen über nicht angemeldete abzugsfähige Beträge zu unterlaßen sind und derjenige Steuer­pflichtige, «welcher die Anmeldung in der Zeit vom 1. bis 8. April unterläßt, des Vorteils, welchen ein Abzug der Schuldzinse für den Steueransatz zur Folge hat, verlustig geht und auf nachträgliche Berücksichtigung unangemeldeter Abzüge keinen Anspruch hat. Kleine Beträge können schon die Einreihung in eine niedere Steuerstufe bewirken. Die vielfach verbreitete Meinung, es werden für die in dem Grundbuch eingetragenen Hypotheken die Schuldzinse von amtSwegen ermittelt, ist unrichtig, ebenso die Annahme, daß eine einmalige Anmeldung der Schuldzinse in einem Vorjahr genüge. Irgend welche Nachteile können den Steuerpflichtigen durch die Anmeldung der Schuldzinse nicht ent­stehen, da alle mit der Einkommensteuer beschäf­tigten Personen zur strengsten Wahrung des Dienstgeheimnisses verpflichtet sind.

Calw. Zu unserer Notiz über die Ein­führung von neuen Lesebüchern wird uns mitgeteilt, daß der Preis für die neue Fibel von derUnion Deutsche Verlagsgesellschaft" nachträglich auf 60 ^ (nicht 55) festgesetzt wurde.

Calw 18. März. Gegenwärtig gastiert eine Theatergesellschaft hier, die unter der Direktion des Hm. Beyschlag sehr Tüch­tiges leistet. DaS Repertoire ist gut gewählt, und abwechslungsreich, die Leistungen der Mit­glieder zum Test vorzüglich. Die Künstlergruppe pflegt mit gutem Erfolg da« Volksstück und -da«

ihm verwandte Luststück und vermeidet alles, was etwa unfein erscheinen könnte. Auch sind alle Darbietungen von einer großen Liebe zur Sache getragen, so daß selbst der durch den Besuch größerer Theater verwöhnte Zuschauer freund­liche Anerkennung nicht vorenthalten kann, ja ihr für manche theatergeschichtlich interessante Anregung zu danken hat. Es wäre zu wünschen, daß die nächsten Aufführungen der Gesellschaft ein gut besetztes Haus bringen; sie verdient es, daß man sie unterstützt.

Altensteig 17. März. Der Zug 3.05 Uhr nachmittags erlitt bei der Cementbrücke unterhalb der Station Berneck dadurch einen Unfall, daß die Kuppelung an einem Wagen ab- riß und so plötzlich Maschine und Güterwagen weiterdampften. Die Störung wurde sofort bemerkt, der abgebrochene Kuppelungspuffer durch einen anderen ersetzt und nach viertel­stündigem Aufenthalt konnte die unterbrochene Fahrt wieder fortgesetzt werden. Der Anschluß in Nagold wurde noch erreicht.

Leonberg 17. März. Eine eigenartige Aufklärung erhielt das iait berühmt gewordene stehen gebliebene Pferd am Leonberger Roß - markt. Das Pferd soll schon vor dem Roß­markt von einem Händler an einen Degerlocher Wirt verkauft worden sein und zwar, wie die Leonberger Zeitung hört, für 350 ^ Das Pferd hatte aber derartige Mängel, daß es am hiesigen Pferdemarkt dem Händler wieder zurück­gegeben wurde und also noch nicht 250 ^ wert war. Bekanntlich wurde das Pferd vor acht Tagen ohne Garantie öffentlich versteigert um 800 Gestern nun kam der Degerlocher Wirt und wollte die Einnahmen einstreichen, er hatte aber falsch gerechnet, die Ausbezahlung wurde ihm verweigert und es wird sich nun zeigen, ob man sich auf diese Art bereichern darf, ohne daß hier ein Weg zum Einschreiten gegeben wäre. Es wäre ein schweres Unrecht, wenn der Käufer, der 800 ^ für das unbrauch­bare Tier bezahlte, unter diesen Umständen nicht auf Rückgang des Kaufes dringen könnte. Wie hier gesprochen wird, soll der wirkliche Besitzer bei der Versteigerung anwesend gewesen sein, was auf die Sache ein besonderes Licht wirft.

Stuttgart 17. März. Die Sozial­demokraten Stuttgarts planen für morgen abend eine große Demonstration gegen die preußische Wahlrechtsvorlage. In Cannstatt und bei Dinkelacker, eventuell auch noch in einem dritten Saal, sollen Versammlungen zur Feier des 18. März stattfinden und in Verbindung damit soll gegen das preußische Wahlrecht demon­striert werden. Bei Dinkelacker wird die bekannte Führerin der Sozialdemokratie, Klara Zetkin, sprechen.

Untertürkheim O.A. Cannstatt 17. März. Wie die Cannstatter Zeitung erfährt, hat die Daimler-Motorenfabrik, deren Manöver- Automobile nunmehr, wie schon gemeldet, vom Reich übemommen werden, einen Auftrag vom kaiserlichen Hof erhalten. Der Kaiser hat vier Automobile bestellt, von denen zwei für seinen persönlichen Gebrauch und eines von be­sonderer Konstruktion für die Feldküche be­stimmt find.

Eßlingen 17. März. Infolge der an­haltenden guten Witterung macht die Vege­tation über Erwarten rasche Fortschritte, sodaß auch hier bereits blühende Aprikosen anzutreffen sind. Die Apfel- und Birnbäume entwickeln sich gleichfalls rasch, die Frühbirnen dürften bald in die Blüte eintreten. In den Weinbergen wird fleißig gearbeitet und gegenwärtig der Schnitt der Reben vollzogen. Die Frühjahrssaat hat bereits begonnen, der Baumsatz ist zum größten Teil schon beendet. Die Saatfelder entwickeln sich schön und auch die Futtergräser zeigen üppigen Wuchs. Mit dem Herrichten der Kartoffelfelder wird überall begonnen.

Enzbach O.A. Maulbronn 17. März. Gestern spielten mehrere Knaben mit einer Platzpatrone, die sie sich auf bis jetzt unbekannte Weise zu verschaffen wußten. Dabei entlud sich die Patrone plötzlich und verletzte den 11- jährigen Sohn des Werkführers Jakob Bossart im Gesicht, an der Hand und an der Brust schwer. Der verunglückte Knabe wurde noch gestern nachmittag in das Kinderspital nach Pforzheim gebracht.

Sondernach OA. Ehingen 17. März. Der Bauer Peter Wetzel von Gundershofen schickte zwei Knaben hieher um Kleesamen zu besorgen. Unterwegs wurden sie von einem 19jährigen Handwerksburschen angefallen, der ihnen gewaltsam die Hälfte des mitgenommenen Geldes abnahm. Der beherzte neunjährige Benedikt sprang weinend dein Dieb nach und verlangte das gestohlene Geld (5 zurück. Angesichts der nahen Häuser gab der Stromer die entwendete Summe zurück und eilte Mün- singen zu, wo er abends noch festgenommen und in das Gefängnis eingeliefert wurde.

Wäschenbeuren O.A.Welzheim 17.März. Dieser Tage wurde aus einer Metzgerei ein geschlachtetes Schwein gestohlen. Haus­suchungen bei verschiedenen Leuten waren erfolglos.

Sau lg au 17. März. Ein Post- kuriosum, das zum Glück im Lände einzig dastehen dürfte, wird durch öffentliche Beschwerde desOberländer" bekannt. Es besteht darin, daß aus dem hiesigen Postamt selbst bei stärkstem Andrang von den mehreren Schaltern nur ein einziger geöffnet ist bei der Sonntagsdienstzeit von 1112 Uhr und das im Warteraum an­gesammelte Publikum Punkt 12 Uhr eingeschloffen und nicht wieder ins Freie gesetzt wird, bis sämtliche Anwesenden an dem einzigen Schalter abgefertigt sind. Es kam infolgedessen schon wiederholt vor, daß das gesamte Publikum bi» zu Dreiviertelstunden eingesperrt blieb und ge­duldig warten mußte, bis sich die Tore seine« Gefängnisses wieder öffneten.

Berlin 17. März. (Reichstag.) Am Bundesratstische Reichskanzler v. Bethmann-Holl- weg, die Staatsminister Delbrück, Frhr. v. Schön, Wermuth und Krätke. Präsident Graf Schwerin- Löwitz eröffnet die Sitzung um l0'/4 Uhr. Zunächst werden ohne Debatte in 3. Lesung der Gesetzentwurf einer Ergänzung des Besoldungs­gesetzes und das Reichskontrollgesetz angenommen. Sodann tritt das Haus in die 3. Beratung de« Reichshaushaltsetats und des Etats für die Schutz-