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von neuem die Annahme, daß das Filstal in den ersten Jahrhunderten nach Christi ausgedehnte alemannische Siedlungen aufzuweisen hatte.
Tuttlingen 14. März. Letzten Samstag wurden im Gasthaus z. Engel zwei volle Bierfässer, die im Hausgang standen, gestohlen. Dieser Bierdiebstahl soll schon längere Zeit betrieben werden. Nun ist der mutmaßliche Täter, ein Fabrikarbeiter, am Samstag durch die Polizei ermittelt worden.
Vom Mummelsee 13. März. Hier hat sich eine Liebestragödie abgespielt. Ein Leutnant vom Jnf.Reg. Nr. 25 in Rastatt wurde mit einem in Karlsruhe wohnhaften Mädchen erschossen aufgefunden. Der Offizier hatte einen Brief an den Oberst des Regiments geschrieben, daß er über Mummelsee nach Otten- höfen gehe, wo er sich das Leben nehmen werde.
Berlin 14. März. (Reichstag.) Präsident Graf Schwerin Löwitz eröffnet die Sitzung um 12'/, Uhr Am BundesratSiifch sind der Reichskanzler v. Bethmann Hollweg sowie die Staatssekretäre Frhr. v. Schön, Delbrück, Mermuth, firw Lisco anwesend. Auf der Tagesordnung stehen dir Eta s des Reichskanzlers und des Auswärtigen Amts Eingegangen ist der Entwurf der
Reichrverstcherungeor^ung. Abg. V 0 n d er s ch e e r
<Ztr.) erklärt: Meine pol^^n Freunde find für ei»- Unterstützung der imer<.'Elen Schieds- gerichteöewegung. Nach der besteheno-..^ Beisassung von Eisaß-Lothringen ist der Reichstag dessen gesetzgebende Körperschaft, das Laudesparlam^It aber höchstens sein Hilsssenat. Das ist ein schwer zu ertragender Zustand. Elsaß-Lothringen muß den anderen Bundesstaaten gleichgestellt werden. Reichstag und Bundesrat müßten als Faktor der Landesgesetzgebung vollständig ausscheiden. Ferner wünschen wir Einführung des Reichstagswahlrechtes für den Landesausschuß. Die von dem Reichs, kanzler geforderten Garantier« werden voll erfüllt. Die Bestrafung des Abg. Wett erli in dem bekannten Beleidigung-Prozeß war verhältnismäßig hart. Eine nationalistische Partei mit f anzöstschen Tendenzen existiert nicht. Präsident Graf Schwer in- Löwitz teilt mit, daß zuerst über die elsaß-lothringische Frage, dann über die allgemeine äußere und innere Politik und endlich üder die Resolutionen gesprochen werden soll. Abg Dr. Gregoire (Els.- Lothr.): Schwerer als die Zuständigkeit der Reichstages ist die Abhängigkeit vom Bundesrat. Wir erstreben bundesstaatliche Selbständigkeit bei Ausschaltung des Bundesrats und Einführung des allgemeinen Wahlrechts für die Landesvertretung, die möglichst noch vor der Einführung der Verfassung erfolgen soll. Die große Mehrheit der Bevölkerung mißbilligt es, daß eine edelmütige, wenn auch nicht kluge Privathandlung der Gräfin Wedel in die öffentliche Diskussion getragen worden ist und daß dadurch die von einem starken Willen getragene Politik unseres Statthalters angegriffen wurde. Wir wollen Deutsche sein und ein deutscher Bundesstaat werden. Das würde auch in Frankreich Genugtuung und eine Abspannung Hervorrufen und eine weitere Annäherung zu Frankreich würde allgemein anerkannt werden. Abg. Böhle (Soz): In der Forderung der französischen Sprache fütz- die Volksschulen, die lediglich wirtschaftliche Bedeutung hat, ist sich die ganze Bevölkerung einig; ebenso in der Forderung der Autonomie. Man sollte auch, wie in Frankreich, die Kirche vom Staate trennen. Mit der jetzigen Regierungsweise ist man nicht bloß in Elsaß-Lothringen, sondern in ganz Deutschland unzufrieden. Abg. Naumann (Fortschr. Vpt.): Deutschland hat den Elsaß-Lothringern den Umtausch der Staatsangehörigkeit zu schwer gemacht. Wirtschaftlich hat das Land Vorteile gehabt. Für die Erfüllung seiner politischen Wünsche hat Deutsch, land jedoch zu viel schulmeisterliche Aengstlichkeit bewiesen. Hieber (natl.): Die organische Fortentwicklung des Reichslands hat in den 40 Jahren seines Bestehens leider keine erheblichen Fortschritte gemacht. Man sollte das Land nicht als Beuteobjekt betrachten, sondern als Heimatland deutscher Sitte, das auch innerlich für Deutschland zurückgewonnen werden soll. Notwendigerweise muß ein Volksparlament geschaffen werden durch ein freies Wahlrecht. An dem Rechte des Kaisers, den Statthalter zu ernennen und abzuberufen, wollen wir nichts ändern. Reichskanzlerv Bethmann-Hollweg:Jch erachte es für außerordentlich dankenswert, daß sich heute eine eingehende und lebhafte Debatte über die elsaß-loihringsche Verfassung entwickelt hat. Die Art und Weise und der warme Ton, mit welchem diese Angelegenheit behandelt worden ist, kann der Lösung der Frage nur dienlich sein. Die Erweiterung der politischen Selbständigkeit halte auch ich für nötig. Ich habe bereits am 13. Dezember
v. I. eine Erweiterung der politischen Selbständigkeit des Reichslandes zugesagt, jedoch ousgeführt, daß im Interesse des Re cheS entsprechende Garan- tieeu gefordert werden müssen. Ich gebe nichts auf den sogenanuten Hurrapatriotismus; aber Loyalismus und staatstreue Gesinnung sind solche Garantie««. Wenn aber im Gegensatz dazu direkt deutschfeindliche Gesinnungen immer wieder zum Ausdruck kommen, so wird es jeder verstehen, daß ein solches Moment die Gewährung größerer Selbständigkeit nicht gerade erleichtert. Man soll allerdings einzelne Vorgänge nicht übertreiben, sofern sich in ihnen nicht die wahre Gesinnung der Bevölkerung abspiegelt. Ich habe einen Gesetzentwurf, der sich mit der Weiterbildung der elsaß-lothringschen Verfassung beschäftigt, ausarbeiten lassen. Dieser Gesetzentwurf ist fertig gestellt. (Lebh, Bravo, Ziruf bei den Sozialdemokraten: Abwarten!) Ich werde Ihnen über den Inhalt d'es s Entwurfes selbstverständlich erst im einzelnen Mitteilung machen können, wenn das Stadium des Bundesrats durchlaufen sein wird. Die staatsrechtlichen Schwierigkeiten werden dabei überwunden werden und ich kann nur der Hrffnung Ausdruck geben, daß das Bestreben des kafferlichen Statthalters und der Reichsleitung, bald zum Abschluß zu gelangen, auch von der elsaß lochringischen Bevölk.rung in gleich nachhaltiger Weise gefördert werde, wie es dmch die heutige Verhandlung des Reichstags gefördert wordul ist. Abz. Ricklin (Elf): Der Landesausschuß besteht nicht aus illoyalen Notabel», die im Herzen Franzosen sind. Der sogenannte Nationalismus ist nichts als berechtigter Partiku- larismrs, der in letzter Zeit zu schroff aufgetreten ist. Erhalten wir die Autonomie, so wird sich §Isaß-Lothringen von keinem Land an Loyalität übtttreffin lassen. Abg. Höffel (Reichsp): Die Erklärung des Reichskanzlers wird das Gefühl des Mißtrauens kn Elsaß-Lothringen zum größten Teil beheben. Die Autonomie wird ein Werk der Versöhnung zw-schen den nationalen Gegensätzen sein. Abg. v. Dziembowski (Po!.): Wir empfinden volle Sympathie mit den Elsaß-Lothringern und freuen uns, daß ihr Wunsch nach Autonomie bald erfüllt werden soll. Abg. Emmel (Soz): Die Frage der nationalen Garantien hätte längst als erledigt betrachtet werden müssen. D.e Einführung des Reichstagswahlrechts für die Landesvertretung ist notwendig. Abg. Hauß (Ztr) dankt allen Parteien, einschließlich der sozialdemokratischen, daß sie heute die elsaß-lothringische Frage so wesentlich gefördert haben, ebenso dem Reichskanzler für den in Aussicht gestellten Entwurf. Es folgt die allgemeine Debatte über die innere Politik. Abg. Frank-Ratibor (Ztr) wünscht Anerkennung der polnischen und mährischen Sprache als Versammlungssprache im Wahlkreise Ratibor. Abg. Haußmann (Fortschr. Vp ): Eine Verminderung der Spannung zwischen Frankreich und Deutschland ist freudig zu konstatieren. Besseren Beziehungen zu Italien wird das Land große Sympathien entgegenbriugen. Besondere Wichtigkeit ist, einem freundlichen Verhältnis zu England beizn- treten. An der dänischen Grenze könnten die jetzigen Grundsätze der Regierung revidiert werden Die innere Lage ist durchaus unklar. In der Wahl- rcchtsfrage widerspricht sich der Reichskanzler hier und im Abgeordnetenhaus. Die Regierung muß eine Regierungspartei hinter sich haben. Abg. Wommelsdors (natl): Die Maßnahmen der Polizeiverwaltungeu in Nord-Schleswig der dänischen Agitation gegenüber sind durchaus berechtigt. Abg. v Dziembowski (Pole): Angesichts der preußischen Politik muß man sich fragen, ob überhaupt die staatsbürgerliche Gleichberechtigung besteht. Abg. Haussen (Däne): Wir werden auf dem Boden der Verfassung energisch den Kampf für unsere staatsbürgerlichen Rechte führen. Damit schließt die Debatte. Dos Geholt deS Reichskanzlers wird bewilligt und sodann die Weiterberatung auf morgen nachmittag 1 Uhr vertagt. _
Vermischtes.
(Das ist ein Geschäft, das trägt noch etwas ein.) Der soeben erschienene Rechenschaftsbericht der Reichs bank hat sich wiederum, wie seit einigen Jahren, mit dem ungetreuen Oberfaktor der Reichsdruckerei, Grünenthal beschäftigt. Wie noch bekannt sein dürfte, hat Grünenthal, der die Anfertigung der Tausendmarkscheine in der Reichsdruckerei zu beaufsichtigten hatte, viele Hunderttausend Mark solcher Scheine für sich angefertigt. Die „Grünenthaler" waren keine Fälschungen im Sinne des Wortes, sondern Grünenthal nahm die in seiner Verwahrung bis zum Aufdrucken der Nummer befindlichen fertigen Scheine und versah sie mit fingierten Nummern. Die so in
den Handel gekommenen Tausendmarkscheiue waren demnach durchaus „echt", und nur durch das Anhalten der Scheine und die Kontrolle der Nummern konnten erst nach und nach die „Grünenthaler" festgestellt werden. Nachdem schon im vorigen Jahre für 316000 ^ Tausendmarkscheine mit doppelten Nummern entdeckt worden sind, teilt die Reichsbank mit, daß im abgelaufenen Geschäftsjahr wiederum für 258000 Mark Tausendmarkscheine entdeckt worden sind, die Grünenthal für sich angefertigt hatte. Zu einem Prozeß war es seinerzeit nicht gekommen, da Grünenthal im Untersuchungsgefängnis in Moabit Selbstmord beging.
Die Köpenicker sind vorsichtiger geworden. Das zweite Bataillon des Elisabeth-Regiments hatte kürzlich eine Nachtübung bei Köpenick. Damit den Mannschaften am frühen Morgen Kaffee gegeben werden kann, fuhr ein Hauptmann des Regiments nach Köpenick und bestellte bei einem dortigen Gastwirt für 400 Mann Kaffee. Das war dem Wirt verdächtig. Kaum hatte der Herr Hauptmann sein Lokal verlassen, so klingelte er bei dem Elisabeth- Regiment an und fragte, ob die Sache mit dem Kaffee, den der Hauptmann bestellt hatte, denn auch seine Nichtigkeit habe. Diesmal entpuppte sich zur Freude des Köpenicker Restaurateurs der Offizier als ein echter Hauptmann.
Calw.
Konfirmation WO.
Am Sonntag, den 10. April, werden in der ev. Stadtkirche konfirmiert:
Knaben:
1. Georg Wagner.
2. Karl Deuschle.
3. Otto Knecht.
4. Adolf Hehl.
5. Hermann Linkenheil.
6. Adolf Miller.
7. Max Georgii.
8. Ludwig Reichert.
9. Eugen Schnierle.
10. Albert Hammer.
11. Albert Reinhardt.
12. Erwin Schiler.
13. Gustav Widmann.
14. Adolf Schrog.
15. Fritz Schmelzte.
16. Wilhelm Weber.
17. Alfred Hammann.
18. Michael Greule
19. Erwin Köhler.
20. August Schaub.
21. Erwin Schweizer.
22. Max Ludwig.
23. Otto Dittus.
24. Otto Hennefarth.
25. Wilhelm Schaffert.
26. Karl Burkhardt.
27. Hermann Dierlamm.
28. Georg Notacker.
29. Ernst Kirchherr.
30. Eugen Barth.
31. Hans Frank.
32. Hellmut Hölder.
33. Emil Andreata.
34. Hermann Schechinger.
35. Otto Krebser.
36. Adolf Rentschler.
37. Richard Semmler.
38. Reinhold Schmid.
Mädchen:
1. Johanna Wagner.
2. Frida Deuschle.
3. Helene Knecht.
4. GetrudBretschneider.
5. Sophie Bretschneider.
6. Hermine Weizsäcker.
7. Emilie Maier.
8. Emma Hiller.
9. Emma Beutler.
10. Maria Eisenhardt.
11. Sophie Beck.
12. Anna Rau.
13. Paula Schmidt.
14. Eugenie Herzog.
15. Frida Mann.
16. Elisabeth Theurer.
17. Johanna Dittus.
18. Anna Schneider.
19. Marie Bühler.
20. Josephine Nagel.
21. Emilie Schneider.
22. Maria Münz.
23. Luise Dingler.
24. Emma Pfrommer.
25. Anna Maier.
26. Luise Grießler.
27. Anna Hellmann.
28. Eugenie Ungerer.
29. Luise Vogt.
30. Anna Frey.
31. Marie Hammann.
32. Katharine Rappold.
33. Emilie Bacher.
34. Elsa Hammer.
35. Elise Schühle.
36. Klara Kusterer.
37. Hildegard Vin?on.
38. Emma Jourdan.
39. Martha Maier.
40. Luise Hiller.
41. Luise Essig.
42. Klara Beutter.
43. Marie Theurer.
44. Luise Störr.
45. Frida Braun.
46. Gertrud Beck.
47. Helene Groß.
48. Pauline Kirchherr.
49. Emma Stüber.
50. Helene Herzog.
51. Pauline Häcker.
52. Emma Ayasse.
53. Emilie Weber.
54. Klara Schnaufer.
55. Hedwig Talmon.
56. Sophie Knoll.
57. Elise Grammer.
58. Renate Carl.
59. Irene Schüz.
60. Emilie Kurz.
61. Gabriele Böhringer.
Knaben:
1. Karl Lutz.
2. Adolf Rieppi
3. Richard Schaich.
4. Joseph Wild.
5. Joseph Huber.
6. Max von Kreß.
7. Fritz Schnetzer.
Mädchen:
1. Julie Bollinger.
2. Rosa Wolf.
3. Agnes Felder.