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Luegers Testament.

Der Wiener Oberbürgermeister Dr. Lueger hat ein politisches Testament hinterlafsen, in welchem er die Wahl des Prinzen Liechten­stein für die Leitung der christlich-sozialen Partei und Dr. Weiskirchners zum Bürgermeister der Stadt Wien empfiehlt. Er heißt aber jetzt schon, daß Prinz Alois zu Liechtenstein wegen Kränklichkeit ablehnen dürfte und daß die Führung der Partei gemeinsam Geßmann und Ebenhoch übertragen werden soll. Zum Bürgermeisterposten hat Geßmann bereits im Reichsrat seine Kandidatur angemeldet mit einer vielbemerkten Rede, in der er, der Führer der christlich-sozialen Bauern, über die schwere. Benachteiligung der Stadt Wien durch das Reich und Land klagte und sich zum feurigen Vorkämpfer der städtischen Interessen aufwarf. Mit ihm wird der Vize- bürgermeister Porz er konkurrieren, der um­gänglicher und beliebter, aber dafür ein Judenstämmling" ist. Die Frage der Wieder­besetzung des Bürgermeisterpostens ist nicht un­wichtig, weil für die Stadt Wien wie für das ganze Reich sehr viel davon abhängt, ob der Bürgermeister von Wien ein Mann von zuver­lässiger deutscher Gesinnung ist, wie Lueger trotz gelegentlichen Kokettierens mitseinem Böhm" doch war, oder ein Rom unbedingt untertäniger Klerikaler, womöglich mit geheimen Feindselig­keiten gegen das Deutschtum. Lueger vermachte sein ganzes Vermögen, das auf 120 000 Kronen geschätzt wird, seinen beiden Schwestern ; nach deren Tode soll de'' Nachlaß der Luegerstiftung für verarmte Gewerbe zufallen. Das Leichen­begängnis Dr. Luegers wird auf Kosten der Gemeinde Wien veranstaltet werden und Montag um V-12 Uhr vormittags stattsinden. Der Kaiser soll an dem Leichenbegängnis teilnehmen, ebenso sämtliche in Wien weilende Erzherzöge, das gesamte Ministerium, das diplomatische Korps, der größte Teil der Reichsrats- und Landtagsabge­ordneten, die Gemeinde- und Stadträte.

Vermischtes.

Der Handel mit alten Pferden zwischen England und Belgien. Eng­

lands alte arbeitsunfähige Pferde werden per Schiff nach Belgien geschickt, wo ein starke Nach­frage nach Pferdefleisch herrscht, das längst ein Nahrungsmittel, besonders auch der Arbeiter­bevölkerung geworden ist. An und für sich könnte der Tierschützer damit ja zufrieden sein. Was aber die Empörung aller fühlenden Menschen hervorruft, ist die Behandlung dieser zu Schlacht­zwecken nach Belgien eingeführten Pferde. Jede Woche kommen gegen vierhundert dieser armen Geschöpfe in Antwerpen zu Schiff an. Nach der Ausschiffung werden sie nach den am entgegen­gesetzten Ende der Stadt gelegenen Quarantäne- Ställen getrieben, wo sie einen Tag zubringen, ohne das geringste Futter zu erhalten. Am Abend werden sie, hungrig und erschöpft wie sie sind, ins Land hinein getrieben zu den verschiedenen Schlachthäusern, ja selbst 50 Kilometer weit bis Brüssel. Wenn man bedenkt, daß die Mehrzahl dieser abgebrauchten Pferde außerdem noch lahm und krüppelhaft ist, so kann man sich vorstellen, was diese unglücklichen Tiere unter den Peitschen­hieben der Treiber auf dem Wege zu erdulden haben. Ist es doch vorgekommen, daß Pferde bei ihrer Ankunft im Schlachthause zu Brüssel den Huf so abgelaufen hatten, daß der Fuß nur eine blutige, rohe Fleischmasse war! Schrecklich! wendet sich hier der Leser ab. Den Behörden in Belgien scheint es doch nicht schrecklich genug zu sein; denn die wiederholten Gesuche und Vorstellungen der belgischen Tierschutzvereine beim Landwirtschaftsminister und dem Bürgermeister von Antwerpen sind bis zum Sommer vorigen Jahres erfolglos geblieben. Nun hat aber das Vorstandsmitglied des Tierschutzvereins in Ant­werpen, Herr Leon von Peborg, der zugleich Mitglied des Gemeinderats ist, diese skandalöse Pferdequälerei von neuem im Gemeinderat zur Sprache gebracht und folgende drei Maßnahmen vorgeschlagen: 1) die Quarantäne-Ställe in nächster Nachbarschaft des Landungsplatzes für die Schiffe anzulegen, 2) ein Schlachthaus ebendort zu erbauen für Pferde, die nicht mehr imstande sind, bis zum städtischen Schlachthaus zu gehen, 3) die Empfänger derjenigen Pferde, die für das Innere des Landes bestimmt sind, zu verpflichten, diese per Eisenbahn zu transportieren und während der Fahrt zu

füttern und zu tränken. Diese Maßregeln sind vom Gemeinderat einstimmig angenommen und der Regierung, deren Mithilfe bei der Durch­führung unentbehrlich ist, als dringend vorgelegt worden. Außerdem hat der Gemeinderat auch den vierten Vorschlag von Herrn v. Peborg, ein­stimmig angenommen, nämlich eine Polizeivorschrist auszuarbeiten, durch welche die Empfänger der Pferde verpflichtet werden, die Tiere während ihres Aufenthalts in den Quarantäne-Ställen gehörig zu füttern und zu tränken. Die englische» Tierschutzvereine haben ihrerseits durch ihre fort­gesetzten Bemühungen, die von der Presse aufs lebhafteste unterstützt worden sind, ein Gesetz erreicht, das die Ausfuhr von alten und kranken Pferden bedeutend einschränkt. Auf Grund dieses Gesetzes ist ein Pferdehändler, der ein unheilbar krankes Pferd, das längst hätte getötet werden müssen, noch nach Belgien ausführen wollte, auf die Klage des Tierschutzvereins hin zu einer Geldstrafe von 40 ^ und zur Tragung der Gerichtskosten verurteilt worden.

Standesamt Calw.

Geborene.

10. März. Luise, T. d. Heinrich Benz, Hilsswärters. Gestorbene.

5. März. Karoline Friedrike Sattler, qeb. Berg, Schuhmachers Ehefrau, 77 Jahre 10 Monate alt.

9. Karl Eugen Holringer, Schullehrer a D.,

48 Jahce 5 Monate alt.

10. Luise, T. d. Hilfswärters Benz hier.

Reklameteil.

Uolienloke

Usfer-fflocken

geben cieliksie Luppen,

Ppilvslllek fiii> Alt u. Uung. kewsbpie Ninklernsknung.

li gsjdsa klköten mit ile« öillje üök Lelniittmn.

Amtliche und Privatanzeigen.

Hirsau.

Fahrnis-Verkauf.

In der Konkurssache des Karl Dnrler, Waldhornwirts hier, kommt am

Mittwoch, de« 16. ds. Mts., nachmittags von 1 Uhr an im Waldhorn

hier öffentlich zur Versteigerung:

1 Schützenstinte, 50 Btergliiscr, 10 Vogelkäfige, 1 Bettlade mit Bettrost, 1 Fahrrad, 8 Fässer, 18 Fl. Sekt, 10 Fl. Wein, ca. 800 Ltr. Rotwein, 1600 Ltr. Weißwein, 30 Ltr. Wehr- vmth, 00 Ltr. Fruchtbranutweiu, 100 Ltr. Magenbitter, 80 Ltr. Heidelbeergeist, 30 Lrr. Kirschengeist, 17 Fl. Malakoff, 25 Ltr. Salatöl, 40 Kistche« Zigarren, 40 Pakete Zigarretteu, 4 Rm. Brennholz, ca. 30 Tanbeu, 10 Hühner, 1 Hahn, 2 Hasen, 1 Hund und sonstiger Hausrat, wozu Liebhaber eingelade« find.

Den 8. März 1910. Konk.-Verw. Bez-Notar Krayl.

Gechiugen.

Laub- uud Radelftammholz-, Breuuholz- «ad Reisverkauf

aus dem hiesigen Gemeindewald im öffentlichen Aufstreich an Ort und Stelle und zwar:

s. am nächste« Dienstag den 18. Marz:

15 Rm. eichene Prügel und 240 Rm. buchene Scheiter u. Prügel. Beginn in Buschäckern.

b. am Mittwoch den 16. März:

2 Rm. eichene Scheiter, 37 Rm. eichene Prügel und 156 Rm. Nadelholzanbruch ; ferner 1700 eichene und 2150 Nadelholzwellen. Beginn in der Mühlhecke.

c. Donnerstag den 17. März:

und zwar

Eichen: 208 St. mit 15,89 Fm. 111. El.,

34,39 Fm. IV. Cl., 36.87 Fm. V. Cl.,

Buchen: 34 St. mit 0,73 Fm. III. Cl., ___^

9,69 Fm. IV. Cl., 4,57 Fm. V. Cl.; ferner 6 Birken mit 1,54 Fm. 43 Stück Nadelholzstämme mit zus. 17,24 Fm. und 2 St. Sägholz Beginn in der Mühlhecke.

Zusammenkunft je vormittags S Uhr beim Rathaus.

Gemeirr-erat.

Bad Liebcirzell.

MlrWftMMjm zu mkachn.

Infolge Ablebens des Besitzers Karl Emendörfer wird von Seiten der Erben die Wirtschaft zum Waldhorn mit dinglicher Wirtschaftsgercchtigkeit und einem beim Haus gelegenen 34 s 06 qrv großen Gemüse-, Gras- und Baumgarteu unter günstigen Bedingungen dem Verkauf ausgesetzt.

Das Anwesen liegt an der Hauptstraße unweit der BadeetablifsementS, der König Wilhelms-Anlagen und des Bahnhofs und ist vermöge seiner bevor­zugten Lage und des großen Hausgartens auch zum Betrieb irgend eines anderen Geschäfts geeignet.

Das Wirtschaftsinventar kann miterworben werden.

Der erste Versteigeruugstermin findet am Donnerstag, de« 17. März ds. Js., vormittags 10 Uhr, unter der Leitung der RatSschreiberei ouf dem hiesigen Rathaus statt. Unbekcmute Steigerer haben sich über ihre Zahlungsfähigkeit durch Vermögenszengnifse neuesten Datums auszuweisen.

Den 9. März 1910.

Ratsschreiber: Mörrlerr.

LspetenmllstLrksrtell.

Meine neuesten Karten find wieder in schönen Mustern reichhaltigst auSgestattet und empfehle ich solche zur gefl. Benützung.

Tapete« und Borden am Lager, Reste äußerst billig.

Lrnbi Wiämaier, 8 a 11 >si' u. laperiei-

am Markt.

In Nähe der Stadt ist ein

Gackmteil

mit Wasserleitung zu verpachten. Zu erst, auf der Red. ds. Bl.

Ein jüngeres fleißiges

MSdche«

findet gute Stelle. Näheres bei Lndw. Hiller z. Schiff.

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Nächsten Sonntag findet große

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statt bei

G. LSrcher, Wirt, Altburg.