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Donnerstag, den 3. Mar; 1910.
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Stuttgart. Die Württ. Staatseisenbahnen haben im Monat I anuar einen sehr günstigen Abschluß gehabt. Bei einer Gesamteinnahme von 5 540 000 wurde im Vergleich zum Parallelmonat des Vorjahres ein Mehr von 405 942 erzielt. Der Ueberschuß wäre noch größer, wenn sich nicht aus den Einnahmen „aus sonstigen Quellen", bei welchen es sich übrigens um rein rechnungsmäßige, zufällige Schwankungen handelt, eine Mindereinnahme von 200000 ergeben hätte. Tatsächlich ist bei den ordentlichen Einnahmen aus dem Personenverkehr ein Mehr von 281426 beim Güterverkehr ein Mehr von 324516 zu verzeichnen gewesen. Mit diesen Mehreinnahmen wurden im laufenden Etatsjahr (April-Januar einschließlich) die Einnahmen aus dem gleichen Zeitraum des vorigen Jahres um 3 099 589 übertroffen.
Stuttgart 2. März. Aus Bonn kommt die Nachricht, daß dort im Alter von 79 Jahren Geh. Rat Prof. Dr. Oskar Jäger an einem Schlaganfall gestorben ist. Jäger, am 26. Okt. 1830 zu Stuttgart geboren, kam nach kurzer Tätigkeit in Wetzlar und Mörs im Jahr 1856 als Direktor an das Friedrich-WilhelmSgymnasium zu Köln, von wo aus er 1901 an die Universität Bonn berufen wurde. Eine liebenswürdige, an sonnigem Humor reiche Persönlichkeit, ein hochverehrter Lehrer und Schulleiter, ein vielseitiger und wirkungsvoller Schriftsteller auf pädagogischem und historischem Gebiet, ein warmer Freund des Vaterlands ist mit ihm dahingegangen.
Stuttgart 2. März. (IX. Fachaus- stellung des Verbandes Deutscher Flaschner- und Installateur-Innungen.) Die Nachfrage nach Plätzen ist zur Zeit derart groß, daß
die projektierten Anbauten bedeutend vergrößert werden müssen. Infolgedessen hat die Ausstellungsleitung beschlossen, den Anmeldetermin bis zum 1. April zu verlängern, um noch weiteren Interessenten das Ausstellen zu ermöglichen.
Stuttgart 2. März. Planmäßig und allem Anschein nach wohl organisiert, vertreiben seit einigen Wochen nach Meldungen aus allen Gegenden Deutschlands Hausierer Uhren und Uhr ketten im Hausierhandel durch allerlei falsche Vorspiegelungen; sie geben gewöhnlich an, sie seien mittel S und wollen ihre Uhr verkaufen, die neu sehr teuer gewesen sei. In vielen Fällen haben die Unbekannten, die anfangs der 20er Jahre stehen, Uhren abgesetzt und mit 6—7 ^ samt der Kette verkauft. Sie haben natürlich nicht nur eine Uhr bei fich, sondern tragen die anderen in den Kleidertaschen verborgen. Abgesehen davon, daß der Hausierhandel mit Uhren verboten ist, sei vor den unehrlichen Manipulationen gewarnt; denn der reele Wert samt der Kette beträgt höchstens vier Mark.
Stuttgart 2. März. Bei dem Grafen v. Zeppelin fand heute mittag eine Frühstückstafel statt, an der auch der König und andere hochstehende Persönlichkeiten teilnahmen.
Stuttgart 2. März. Der Landesausschuß der Nationalliberalen (DeutschePartei) Württembergs hat fich heute nachmittag neu konstituiert. Zum Vorsitzenden wurde wieder der Reichs- und Landtagsabgeordnete Professor Dr. Hieb er gewählt; zu seinem Stellvertreter der Abgeordnete Kübel und Gemeinderat Reihlen, zu Schriftführern Parteisekretär Keinath und Redakteur Dr. Schönleber, zum Rechner Komerzienrat Chevalier. Dem geschäftsführenden Ausschuß gehören noch
Chemiker Bick es und Rechtsanwalt Dr. Wölz als Vertreter der Jungliberalen an.
Göppingen 2. März. (Schöffengericht.) In der heutigen Sitzung kam die Beleidigungsklage des OrtSkrankenkafsenkontrolleurs Kinkel gegen den Weber Häderle aus Holzheim zur Verhandlung. Die Klage hatte ihren Ursprung in der während der Bierboykottbewegung aufgestellten Behauptung, daß die hiesige Sozialdemokratie zu ihrer zu gründenden Parieizeitung von den Brauereien Geld erhalten habe. Ueber diese Vorgänge sprach auch Häderle und es fühlte fich Kinkel, der Vorstand des sozialdemokratischen Vereins und der Genossenschaft „Vereinsdruckerei" ist, beleidigt. Bei der Verhandlung konnte nicht erwiesen werden, daß Häderle dem Prioatkläger Kinkel wegen des Empfangs des Geldes von den Brauereien eine unehrenhafte Handlung vorwerfen wollte oder vorgeworfen habe. Der Vorsitzende hob hervor, daß aus dem Genoffenschaftsverzeichnis klar hervorgehe, daß die Radbrauerei Göppingen und die Waldhornbrauerei Plochingen je 1000 zahlten. Der Beklagte war deswegen freizusprechen. Die Kosten des Verfahrens mit der dem Beklagten notwendig erwachsenen Auslagen wurden dem Privatkläger Kinkel zugesprochen.
Oberndorf 2. März. Gestern abend fand im Schützensaale hier eine über 100 Personen, meist Arbeitern, besuchte öffentliche Versammlung statt, um zum Bieraufschlag Stellung zn nehmen. Einstimmig wurde beschlossen den erhöhten Preis nicht zu bezahlen und sich vorerst jeden Biergenuffes zu enthalten. — Zwischen Brauern und Flaschenbierhändlern fanden vorgestern in der gleichen Angelegenheit Verhandlungen statt, die aber unter gegenseitiger Gewährung von Konzessionen zu einer Einigung
Wildwafser.
Gebirgsroman von Luise Cammerer.
(Fortsetzung.)
„Vroni, Vroni, schaff Licht zur Stell!" Lindhammer rief es mit schallender Stimme über den weiten Hofraum. „Wir haben einen, der einbrechen wollte und verscheucht worden ist und wollen uns den Burschen ein Bißl von der Näh anschau'n. Halt fest, Tyras, halt fest."
Doch der Hund verweigerte plötzlich den Gehorsam, legte sich quer auf den Boden hin und schaute von dem Stromer zu seinem Herrn, von seinem Herrn zu dem Stromer auf.
„Was fehlt denn dem Hundsvieh!" Lindhammer rief es unwirsch und langte nach dem noch immer reglos am Boden liegenden Toni. Doch der schnellte mit einem katzenartigen Sprung in die Höhe, ergriff eines der frei umherliegenden Holzscheite und schlug auf seine Angreifer ein. Ein wuchtiger Hieb streckte Franz zu Boden und eben holte er zu einem weiteren Schlage gegen seinen Bruder aus, als Vroni ihm von rücklings in die Arme fiel, das Holzscheit entriß und ihn dingfest zu machen suchte.
Lindhammer hob die Laterne in die Höhe. Ihr Schein beleuchtete ein fahles, wutverzerrtes Antlitz, in welches das Laster seine verheerenden Schriftzüge gezeichnet und das ihm trotz der Verwüstung und Verrohung bekannt genug vorkam.
Ein schwerer Atemzug hob seine Brust. Die Laterne schwankte in seinen zitternde« Händen unsicher auf und nieder.
„Der Toni?"-wie ein Aechzen entrang fich der Name von
seinem Mund. Die Laterne schlug kirrend am Boden auf.
„Der Toni, wie er leibt und lebt, gelt, da schaust, Wendel?"
Die zügellose Natur de» Vagabunden kam zum Durchbruch; mit roher Gewalt stieß er Vroni zur Seite.
„Mach, daß du fortkimmst, du keckes Weibsbild! Zu dem, was wir mit einander zu reden haben, brauchen wir keine Lauscher!" schrie er die Erschrockene heftig an und sich an seinen Bruder wendend fuhr er kaltblütig fort: „Du sitzst in einem warmen Nest drinnen und fragst all deiner Lebtag nit nach, wie schlecht es einem armen Teufel draußen in der Welt gehen kann, und so Hab ich mich halt wieder einmal umgeschaut im Heim und mir ein Stückl Geld verschafft. Hast wirklich keinen Grund und Ursach dazu, dich über meine Lumperei zu giften, dir hats das Glück gebracht. Die Theres, meine frühere saubere Braut ist dein Weib geworden und die Schneidmühl ist eine Besitzung, die einen Wert hat und die fich gut anschaut. Grad stolz und hochnäsig bist worden. Schier wie ein Herrischer schaust her. Narrisch, narrisch, wär ich der Herr in der Schneidmühl herin, dann wärst halt du der Knecht geblieben, der nichts zu reden hält, oder du hättest vielleicht in ein kleines Gut eingefreit. Für dich wars gut, daß ich ein Lump war, hast das Heimatanwesen gekriegt und ein richtiges Weib!"
„Das Anwesen, das du am Wirtstisch verjubelt, und verwürfest
-die Braut, die du betrogen und verraten hast-die
Eltern, die du um die schöne Sach gebracht,-und ein Dirndel,
das du verlassen hast, das war deine Erbschaft für mich!" rief der Schneidmüller in flammender Empörung. „Wärst du einer, in dem nur ein bisserl Scham oder Ehr wär, nachher hältst am Hellen Tag zum Wendel kommen und um Hilf bitten können. Doch das Laster schleicht im Dunkel der Nacht umeinander, weils den Himmel, die Sonne und das Licht scheut. Geh mit deinem Raub, du verlotterter, verlorener Mensch. Ich will dich nit gesehen und auch nit gekannt haben."
Verachtungsvoll wandte er ihm den Rücken zu und bemühte fich um Franz, der von dem Schlag wohl betäubt, doch nicht ernstlich verletzt worden war.
„Behüt Gott, du Tropf, du Schleicher, wann» sei« kann, auf