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noch den Tod konstatieren. Der Vater hat in kaum drei Jahren seine Frau und zwei Kinder verloren.

Kitzle gg 25. Febr. Während aus dem Unterland von Frühjahrwetter berichtet wird, stieg hier die Kälte in den letzten 814 Tagen auf Minus 1116°, so datz die Eisgewinnung in größter Ausdehnung wie im Febr. 1902 ermöglicht wurde. Von verschiedenen Unter­nehmern waren gegen 150 Leute hiebei beschäftigt; täglich gingen bis zu 50 Eisenbahnwägen nach allen Richtungen ab. Die Arbeiter konnten sich täglich 3.80 bis 4. ^ verdienen.

Berlin 1. März. (Reichstag.) Am Bundesratstisch sind erschienen die Staatssekretäre Delbrück und Tirpitz. Erster Gegenstand der Tagesordnung ist die Wahl des Präsidenten. Abg. Frhr. v. Hertling (Ztr.) beantragt per Akklamation die Wahl des Grafen Schwerin- Löwitz zum 1. Präsidenten vorzunehmen. Da sich kein Widerspruch erhebt, gilt die Wahl als erfolgt. Graf Schwerin-Löwitz besteigt den Präsidentensitz und hält die folgende Ansprache: Ich bin Ihnen für das durch die soeben voll­zogene Wahl mit soviel Einheitlichkeit vom Hause entgegenbrachte Vertrauen aufrichtig dankbar. Ich weiß die hohe Würde des mir übertragenen Amtes, des höchsten, welches das deutsche Volk durch seine Vertreter zu vergeben hat und welches vor mir von einer Reihe so ausgezeich­neter Männer geleitet worden ist, in vollstem Maße zu würdigen. Ich bin mir aber auch der großen und schweren Aufgaben, die sich mit diesem Amt verbinden, in vollstem Maße bewußt. Ich verspreche für die Erfüllung dieser Aufgaben meine ganze und volle Kraft einzusetzen. Ich verspreche namentlich, was ich eigentlich als selbst­verständlich verstehe, gegenüber allen Parteien dieses Hauses und allen Mitgliedern dieses Hauses mit unbedingter strenger Unparteilichkeit zu verfahren. Ich bitte Sie aber auch anderer­seits ave ohne Ausnahme, mich in der Erfüllung meiner Aufgabe, in der Förderung unserer Ge­schäfte, in der Wahrung der Ordnung des Hauses, in der Würde der Führung unserer Verhandlungen tratkräftig zu unterstützen, denn wir alle ohne Unterschied der Parteistellung haben das gemeinsame Interesse daran, unsere Verhandlungen würdig zu führen und damit das Ansehen des Reichstages im Innern wie im Ausland zu wahren und zu festigen. (Lebhafter Beifall.) In dieser Voraus­setzung nehme ich die Verpflichtung der heutigen Wahl mit nochmaligem herzlichem Dank an. Ich glaube aber im Sinne des Hauses zu handeln, wenn ich den Vizepräsidenten, die während zweier Monate die Geschäfte des Hauses

mit soviel Hingebung wie Umsicht und Sach­verständnis geführt haben, den wärmsten Dank des Hauses ausspreche. Darauf wird die 2. Lesung des Etats des Ministeriums des Innern beim Titel: Gehalt des Staatssekretärs fort­gesetzt. Abg. Dr. Böhme (Bd. d. Ldw.): Die Existenzberechtigung des Bauernbundes kann nicht bezweifelt werden. Das Beispiel Däne­marks und Englands lehrt, daß die Erhaltung des Bauernstandes neben dem Großgrundbesitz notwendig ist. Die Bewilligung der Vermögens­steuer im Abgeordnetenhaus widerspricht der Haltung der Rechten im Reichstag. Es bleibt nichts übrig, als in der Zollpolitik zu dem Zoll­tarif von 1902 zurückzukehren. Abg. Fuhr­mann (ntl.): Die Agitation des Bundes der Landwirte kann nicht verlogener und gemeiner sein, als sie es ist. Die Verurteilung dieser Agitation und deren Urheber ist allgemein, be­sonders in Hannover. Der Bund hat schließlich sogar die Sozialdemokratie begünstigt. Wenn sich durch diese Agitation eine Kluft aufgetan hat, so sind nicht die Nationalliberalen schuld daran. Wir beklagen den uns aufgezwungenen Kampf, werden ihn aber auf uns nehmen. Abg. Horn (Soz.) bespricht die Verhältnisse in den Glashütten und verlangt Regelung der Arbeitsschichten auf 8 Stunden und Verbot der Nacht- und Sonntagsarbeit. Abg. Heim (Ztr.): Ich hätte gern etwas über die Zahl der Mit­glieder des deutschen Bauernbundes gehört; ebenso möchte ich wissen, ob es wahr ist, daß der Bauernbund sein Geld vom Hansabund bekommt. Der Hansabund arbeitet auf eine Abänderung unserer landwirtschaftlichen Gesetz­gebung hin; deshalb bedauern wir sein Auftre­ten. Abg. Dr. Hahn (B. d. L.): Die Ton­art der Agitation des Bundes der Landwirte ist durchaus vornehm, wenn vielleicht auch irgend ein junger Beamtes des Bundes einmal darin des Guten zu viel getan hat. Uebrigens haben die Nationalliberalen den Kampf be­gonnen. Der Bund der Landwirte ist bei dem Kampf für die deutsche Landwirtschaft von den Nationalliberalen im Stich gelassen worden. Unsere Zollgesetzgebung ist der Industrie sehr gut bekommen. Sie kann nur revidiert werden auf Kosten der Landwirtschaft. Nicht wir haben den Fürsten Bülow gestürzt, wie behauptet wurde, sondern die Linke. Abg. Gothein (frs. Vp.): Die Presse des Bundes der Landwirte leistet an Verhetzung das Menschenmögliche. Die Wirksamkeit des Bundes der Landwirte, das Streben seiner Führer und namentlich das des Dr. Hahn soll nur dazu dienen, die poli­tische Macht an sich zu reißen. Abg. Prinz Schönaich-Carolath (natl.): Meinen früheren Anregungen auf Einstellung zeitlicher Gewerbe­

inspektoren ist noch nicht in genügendem Maße entsprochen worden. Staatssekretär Delbrück: Die Einstellung von Gewerbeaufsichtsbeamten ist Sache der Einzelstaaten. Auf die Anregung des Vorredners wäre jedoch noch zu erwägen, ob die Sache nicht durch Reichsgesetz geregelt werden sollte. Auf eine Anregung des Abg. Detto (natl.) erklärt der Staatssekretär, die Frage der Landmesser sei zur Zeit Gegenstand von Erörterungen zwischen Preußen und den verbündeten Regierungen. Abg. Strom deck (Ztr.): Mit der Resolution betr. die Ein­schränkung des Hausierhandels kann ich mich nicht einverstanden erklären. Staatssekretär Delbrück: Diese Frage ist schwieriger zu regeln, als allgemein angenommen zu werden pflegt. Die Bedürfnisse der Bevölkerung in den verschiedenen Landesteilen sind in dieser Hinsicht durchaus verschieden. Abg. Kulerski (Pole): Die baldige Schaffung einer Arbeitslosenver­sicherung ist dringend zu fordern. Damit ist die Debatte geschlossen. (Bravo auf allen Seiten.) Der Titel: Gehalt des Staatssekretärs wird bewilligt. Schluß gegen 7 Uhr. Nächste Sitzung: Morgen Nachmittag 1 Uhr.

Görlitz 1. März. Heute früh ' -8 Uhr wurde bei der Badeanstalt in der Weinlache eine Frauensperson mit zusammengebundenen Gliedern gefunden. Die Leiche wurde mittags aus dem Wasser gezogen und festgestellt, daß es sich um einen Mord handelt. Die Leiche wies einen Schnitt am linken Ohr quer durch die Kehle auf. Die Ermordete soll Pohl heißen.

Dresden 26. Febr. Die Tabak- und Zigarettenfabrik Aenidze (Hugo Zietz), die demnächst ihr 25jähriges Bestehen feiert, wurde vom König August in Begleitung der Herren vom Dienst eingehend besichtigt. Der Rundgang durch das 12000 qw umfassende Fabriketablisse- ment führte vom Maschinen- und Kesselhaus bis zu dem Kuppelraum im 10. Stockwerk, wo das Archiv untergebracht ist. Im dritten Ge­schoß war eine besonders auf diesen Tag ver­anstaltete Ausstellung von Packungen aller Marken, künstlerisch ausgeführten Plakaten, von Rohtabaken usw. untergebracht. Zum Schluß machte der Fabrikbesitzer die Mitteilung, daß er anläßlich des Besuchs des Königs eine Stif­tung von 50 000 ^ gegründet habe zugunsten hilfsbedürftiger Beamten und Arbeiter der Firma. Unter Hochrufen des gesamten, gegen 1200 Köpfe zählenden (Dresdner) Fabrikpersonals ver­abschiedete sich der König.

Reklameteil.

Amtliche und Privatanzeigen.

Münklingen.

Lartgholz-Berkauf.

Am Dienstag, den 8. Marz 1910, nachmittags 2 Uhr, kommen im Gasthaus zurKrön e" hier aus Gemeindewaldungen Unter- und Oberer Brand und Halde:

ea. 1200 Stück Sag- und Baustämme (haupt­sächlich Fichten),

zum Verkauf, wozu Liebhaber eingeladen sind.

Borgfrist bis 1. Oktober, bei Barzahlung 3 Prozent Rabatt.

Auszüge wollen rechtzeitig bestellt werden.

Din 24. Februar 1910.

Gemeinderat.

Vorst. Repphun.

Leksimtilislkliulg.

Unterzeichneter wird auch fernerhin im Hause der früheren Restauration Weiß die bekannten

Lager- und Spezial-Viere in Flaschen, hell und dunkel, sowie Münchner Liiwenvrau nnd Härle-Pilsner

chi« weiter führen und empfiehlt dieselben jeder­mann bestens. Hochachtungsvoll

Otto 6 uot»ko 1 ?.

Forstamt Liebenzell.

Holz-Verkauf

am Freitag, den 4. März, nachm. 3 Uhr, imLöwen" in Monakam aus Staatswald Wolfacker und Monaka- merberg:

Nadelholz Rm.: 2 Schtr., 61 Prgl. (Nr. 189 bis 218), 31 Anbruch.

Ltebenzell.

Der auf Donnerstag ausgeschriebene Zwangsverkauf findet vorerst

nicht statt.

Gerichtsvollzieher-Stellvertr.: Ohngemach.

Gustav-Adokf- Zlrauenvsrein

nächsten Freitag, den 4. März, nachmitt. 2 Uhr, im Dekanathaus.

HllllSMkMs.

Setze mein neureno­viertes Wohnhaus mit 3 Wohnungen mit je 3 Zim­mern, Keller. Remise und Garten dem Verkauf aus.

Gottlob Pfeiffer,

Bauunternehmer.

Nächste Woche backt

Laugeuvrezel«

Bäcker Dittus, Vorstadt.

LchuhfettHiiffklhmt

alterprobtes bestes Mittel zur Erhal­tung des Leders.

Man hüte sich vor Nachahmungen mit ähnlichen Namen und kaufe nur Büchsen «U , dieser Sch«tz«lar»e, UM- welche K 20 und 40 Pfg, zu daben find: 6»Iv. Luxen Drei«».

L. Hau der. kr. 1-g.mvarter.

O. ktsikksr.

U. Soblottsrdsell. 6t>r. 8obl»t1ersr.

Otto 8tilrsl.

1. 6. tla^sr's kiavlck. Httisnxststt: Okr. 8 tr »ils. Osodtuxen: 1. Lrsuss. lllrssn: v. Ls mmol. Iitsbsunsll: kr. 8odosnlsn. LlSttUnxss: Ooltl. Ors.es. dtenkntsvd: 1. 8ssxer. bieuveiler: 1. 0. Lalj Osrslsdsim: 6. ki» ober. Stummdsim-. I,. «i s ».

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