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Amtliche Bekanntmachungen.

Bekanntmachung -er K. Zentralstelle für die Landwirtschaft, betreffend die Abhaltung von Maschinenlehrknrsen für Schmiede in Hohenheim.

In der Zeit vom 17. bis 21. Mai, sowie bei genügender Beteiligung vom 23. bis 28. Mai ds. Js. wird in Hohenheim je ein Maschinenlehrkurs für Schmiede (Meister und Gesellen) abgehalten.

Der Unterricht, welcher unter Leitung des Landessachverständigen für landw. Maschinenwesen Dr. Holldack und unter Mitwirkung des Guts- wirtschaststnspektors Gabriel und des Personals der Maschinenprüfungsanstalt abgehalten wird, um­faßt Vorträge, Demonstralionen in der Maschinen­halle und Maschinenlehrsammlung, Montage und Reparaturarbetten in der Schmiede und Vorführung von Maschinen auf dem Felde.

Der Unterricht ist unentgeltlich; für Wohnung und Kost haben die Teilnehmer selbst zu sorgen. Die Teilnehmerzahl an jedem Kurs ist auf 6 festgesetzt.

Gesuche um Zulassung zu den Kursen sind unter Vorlage eines Geburts- und Leumundszeug­nisses spätestens bis 1. Mai beim Sekretariat der Zentralstelle für die Landwirtschaft einzureichen.

Stuttgart, 19. Februar 1910.

S t i n g.

TageSrrerügkeite«.

^ Calw 2. März. Gestern abend hielt im Georgenäum Landeskonservator Prof. Dr. Gradmann einen Vortrag überDenkmal­pflege und Heimatschutz" und führte da­bei Folgendes aus. Die Bestrebungen für Heimatschutz seien in Deutschland noch neu, in Frankreich und England habe man schon früher Wert auf die Erhaltung der Schönheit der

Mittwoch, den 2. Mars 1910.

Heimat gelegt. Die Gegensätze zwischen dem Verfallenlassen alter Denkmäler und den mo­dernen Restaurationsplänen haben zu großen Meinungsverschiedenheiten geführt und es be­dürfe daher der Aufklärung, was einem Denk­mal für ein eigentlicher Wert zukomme. Eine gesetzliche Begriffsbestimmung über Denkmäler könne nicht gegeben werden. Im eigentlichen Sinn könne ein Denkmal gesetzt werden zur Erinnerung an ein Ereignis oder an eine be­stimmte Person, ein solches Denkmal könne ersetzt werden, wenn nur die Erinnerung fest­gehalten werde. Ein Denkmal im übertragenen, im technischen Sinn erinnere an einen Zustand, der eine Vergangenheit habe. In allen positiven Religionen gebe es Reliquien; hier komme es vor allem auf die Echtheit an und echte Stücke könnten nicht kopiert werden. Das Interesse, das man an den Denkmälern habe, fei ein ethisches, ein patriotisches, dazu komme ein künst­lerisches Interesse, ebenso wirken die Spuren des Alters stimmungsvoll, poetisch, malerisch. Zu unterscheiden sei zwischen lebenden und toten Denkmälern. Unter den ersteren verstehe man solche, die jetzt noch ihrem Zwecke dienen, unter letzteren, die nur noch als Reliquie erhalten seien, die eine Gedankenverbindung historischer Art bringen und deren malerische Stimmung durch frischgeputzte Stellen gestört werden. Auf Reisen lerne man malerisch sehen, liebe die Dinge im Zusammenhang, im Gegensatz zur plastischen Anschauung, die sie isoliere. Je mehr ein Denk­mal sich in das Landschaftsbild einfüge, desto schöner wirke es. Neue Dächer, unverputzte Backsteine, glasierte Ziegel, Blechdächer wirken unmalerisch; man baue am besten aus Materialien, die der Landschaft entnommen seien. Die Ge­setze der heimischen Bauart seien sehr einfach.

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Die Bauten sollen nicht mehr vorstellen wollen als ihrer Bestimmung entsprechend, man solle keine neuen Ideen suchen, wenn bewährte Typen vorhanden seien. Die Ausbauung des Ulmer Münsterturms sei als Beispiel rückstän­diger Denkmalspflege zu betrachten. Unaus- gebaut habe der Turm viel ästhetischer gewirkt, er sei ein Wahrzeichen des Wandels der Zeit gewesen und habe durch seinen Eindruck die Phantasie mächtig angeregt. Es sei nicht möglich im Geiste des Alten eine Wiederholung eines Denkmals herzustellen. In der neuesten Zeit breche sich ein neuer Stil Bahn und wenn er in den Kreisen der Künstler Aufnahme finde, so werde die moderne Kunst bahnbrechend wirken. Der Heimatschutz verlange, daß nichts ohne Not geändert werde, das gewohnte Bild der Heimat, das man in der Jugend geschaut, solle beibehalten werden. Er wolle nicht nur erhalten, sondern sei darauf bedacht, das Neue so zu gestalten, daß es zum Alten paffe. Wie hübsch seien in allen Städten die Formen des Daches, der Giebel, der Dach- und Fensterläden, der Geschäfts­schilder und wie häßlich seien die Reklameschilder und die gewaltsamen Lichteffekte der modemen Kaufhäuser. Den Tiefstand der Kunst im 19. Jahrhundert sehe man am besten auf den Fried­höfen. Die neuen Denkmäler seien beschämend; Tafeln aus schwarzem Glas, Photographien unter Glas und Rahmen, Syenitgrabdenkmäler mit geschliffenen Platten wirken störend; ein solches Material wirke nicht versöhnend. Der Heimatschutz gehe aber über Dorf und Stadt hinaus, er suche auch den Fabrikbauten eine neue und gefällige Richtung zu geben, er erstrebe Fabriken im Heimortstil, wie eine solche in Ober­lenningen zu sehen sei. Zum Heimatschutz gehöre auch die Kunst in der Forstwirtschaft und in der

Wildwasser.

Gebirgsroman von Luise Cammerer.

(Fortsetzung.)

Ermüdet lehnte Frau Therese sich in einen weichen Polsterstuhl zurück, schloß die Augen und ließ im Geiste die heutigen Tageseindrücke nochmals oorüberziehen. Darüber schlummerte sie allmählich ein, und ruhte eine Weile ungestört. Da, jählings schreckte sie aus dem Halbschlafs auf. In ihrer unmittelbaren Nähe entstand ein knarrendes Geräusch, ähnlich, wie wenn ein Schlüffe! probeweise in ein Schloß eingeführt werde. Rasch brannte sie das Licht an und hob es in die Höhe. Vor ihr, am Wandschrank, in welchem die Lindhammers ihre Wertpapiere und ihr Bar­geld aufzubewahren pflegten, stand ein Mann von verwildertem Aussehen, der jede ihrer Bewegungen beobachtete und den Blick drohend auf Frau Therese gerichtet hielt.

Ich Hab geglaubt, es sei noch das alte Schloß, und die Sach ging ein Bißl leichter," sagte er in heißeren Kehllauten,und der Wendel, der Neidhammel, hält das seinige gut verwahrt. Sei still, Theresl, weißt, es geschieht Dir nichts, der Loder, der verlorene Lump, der will sich nur ein Bißl Geld holen, nachher geht er gleich seines Wegs wieder fort. Ihr guten Leute sitzt ja im Ueberfluß, habt mich beim lebendigen Leib beerbt und könnt leichter ein paar Tausender entraten."

Wie lähmendes Entsetzen hatte es die Lindhammerin überkommen. Bleischwer lag es in ihren Gliedern. Sie wollte sich erheben, wollte sprechen, doch Füße und Stimme versagten ihr gleichzeitig den Dienst. Willenlos, aller Geistesgegenwart bar, sank sie rücklings in den Stuhl zurück.

Der Toni"-im stöhnenden Aufschrei rang e« sich endlich

von ihren Lippen.

Der Toni",-wiederholte er mit unterdrückter Stimme, im

hämischen Ton,gelt da schaust, Theresl? Die Freude hast du dir auch nit »erhofft, mich selber noch einmal zu sehen auf der Erd, und erst der Wendel, auch der tät sich freuen. Doch ich will euch den Verdruß gar nit antun. Geld will ich, sonst nichts!" Also mit Verlaub, Frau Schwägerin!"

Er drückte den Dietrich fester ins Schloß und mit einem Krach stand der Wandschrank offen. Frau Therese vernahm das Klirren von Gold- und Silbergeld, hörte ihn dazwischen Flüche und Drohworte ausstoßen, doch es war ihr zu mute, als läge ein entsetzlicher Druck auf ihr. Un­fähig sich zu rühren, ließ sie den Einbruch geschehen. Geldrolle um Geldrolle verschwand in seinen fchmutzstarrenden Kleidern und habgierig, wie er war, überzählte er beim Diebstahl jede einzelne Summe bis sich nichts mehr vorfand.

Es ist wenig genug, was ihr im Haus habt," sagte er, so dicht an sie herantretend, daß sein widriger Atem über sie hinwegstreiste,und man trägt nicht schwer daran. Der Neidkragen, der widerwärtige, Banknoten hat er gar nit im Haus. Der Tölpel ist gut gefahren. Hat ein schönes Zeug, ein sauberes Weib und gesunde Kinder. Dem fehlt nichts. Grad giften könnt ich mich, daß Euch alles hinausgeht und unsereiner wie ein Hund in der Welt herumstreicht!"

Mühsam, alle Kräfte aufbietend, richtete Frau Therese sich auf.

Du Schandfleck einer ehrbaren Familie, du willst hadern und deinem braven Bruder eine Schuld an deinem Geschick aufbürdm", rief sie in Heller Empörung. Du Loder, du nichtsnutziger, der keinen Funken von einer Ehr im Leib hat und wie ein Raubtier bei Nacht und Nebel herumschleicht, um seine Schlechtigkeit auszuführen. Der Strick und daß Wasser ist noch zu gut für so einen wie du bist. Deine braven Eltern hast du in den Tod getrieben, da» Anwesen auf die Gant gebracht, mit lauter Lotterleben, und jetzt, jetzt willst du auch noch meinen Wendel ver-