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Dienstag, den 1. Mär; 1910.
Bezuzrpr. i. d. Stadt'/^ührl. m.rrSgerl. Mk. I. 2 b. PostLezu»ipr f.d. OrtL« u. Nachbarortsoerk. Vrjührl. Mk. 1.20, im Fernverkehr Mk. I.SO. Bestell», in Würtl. SV Psg.. in Bayern u. Reich 42 Pf».
Tagesneuigteiteu
Calw 28. Febr. (Rathaus.) Nachdem während der letzten Woche ein Vertrag zwischen den Vereinigten Deckenfabriken Calw A.G. und der Stadtgemeinde Calw über Abnahme von mindestens 30000 K.W.St. jährlich zum Preis von 8 r) für die K.W.St. auf die Dauer von 5 Jahren vorbereitet worden war, haben die Kollegien heute unter Billigung dieses Vertrags beschlossen, ein eigenes städtisches Elektrizitätswerk mit 220 Volt Gleichstrom nach dem Projekt des Ingenieurs Eberhard in Karlsruhe zu erbauen. Kostenvoranschlag 135000 Mit der von den Vereinigten Deckenfabriken gesicherten Stromabnahme läßt sich der im ursprünglichen Projekt auf 1862 ^ berechnete jährliche Abmangel bis auf 130 ^ beseitigen. Die näheren Angaben über das Werk, über besten bauliche und tech- Einzelheiten die Kollegien sich ihre Entschließung noch Vorbehalten haben, werden bekannt gegeben, wenn die Pläne und Kostenvoranschläge eingabefertig vorliegen.
/j Calw 1. März. Heute Abend 8 Uhr wird im Georgenäum Herr Landeskonservator Professor Dr. Gradmann über „Heimatschutz und Denkmalpflege" sprechen. Auch an dieser Stelle möge noch besonders auf diesen Vortrag hingewiesen werden. Gerade hier in Calw gibt es soviel an Naturschönheiten, die zu erhalten und zu pflegen im eigensten Interests der Stadt liegt, und so vielerlei an alten, der Stadt zur Zierde gereichenden Bauwerken, daß es wohl angezeigt ist, wenn ein Redner von der vielseitigen Erfahrung auf diesem Gebiet, wie Hr. Professor Gradmann, zu diesem Gegenstand das Wort ergreift. Die Bedürfniste der neueren Zeit,
der gesteigerte Verkehr und die allmählich immer allgemeiner Eingang findenden Errungenschaften der Technik drohen manchem altehrwürdigen Denkmal der Natur oder Kunst den Untergang. Umsomehr ist es zu wünschen, daß der Sinn für Erhaltung dessen, was wirklich erhaltungswürdig ist, in immer breitere Schichten dringe. In diesem Sinne wird sicher dieser Vortrag vielerlei Anregung und Belehrung bringen. Der Vortrag wird durch Lichtbilder illustriert werden.
— Calw. Der „Familienabend", welchen der hiesige Ev Jünglingsverein am letzten Sonntag veranstaltete zu Ehren von Königs Geburtstag, übte wieder eine große Anziehung auf Jung und Alt. Um das beängstigende Gedränge in dem größten Saale der Stadt zu vermeiden, wurde diesmal ein kleines Eintrittsgeld erhoben; die Schuljugend, welche zum halben Preis der Hauptprobe anwohnen durfte, reichte allein schon aus, den Saal zu füllen; auch der Zustrom der Erwachsenen am Abend war, wenn auch etwas maßvoller als früher bei freiem Eintritt, ein recht erfreulicher, und gereut hat es gewiß keinen, der sich einfand. Ueberaus wohltuend empfand man die erfolgreichen Bemühungen um gute äußere Ordnung. — Daß die musikalischen und deklamatorischen Vorträge der Jünglinge billigerweise mit Wohlwollen beurteilt werden mögen, betonte der Leiter, Hr. Stadtpfarrer Schmid, in seiner Begrüßungsansprache, welche hauptsächlich den Andenken E. M. Arndts und Andreas Hofers gewidmet war und in die Aufforderung ausmündete, das „Heil unserem König, Heil!" gemeinsam anzustimmen (daß man bei festlichem Anlaß die Königshymne auch sitzend absingen kann, war mir neu). Was nun an den mancherlei Darbietungen der jungen Leute — nicht etwa
Nachsicht, sondern volle unbedingte Anerkennung verdiente, war der große Fleiß, welcher auf die Einübung und sichere Einprägung verwendet war. Was aber für ein andermal zu wünschen übrig blieb, ist ein noch völligeres Maß von jugendlicher Frische und Kraft bei deklamatorischen Vorträgen. Daß die Schneide tatsächlich innen steckt, ist nicht zu bezweifeln; aber ist sie da, so laßt sie auch heraus, ihr l. Freunde! Wir älteren Leute möchten so gern am sprühenden Feuer der Jugend uns wieder ein bißchen auffrischen und aufwärmen. Wenn die dramatische Aufführung ebenfalls noch etwas forscher hätte sein dürfen, so mag freilich hier die Ursache vornehmlich im Texte gelegen haben, besten gut gemeinter Schwulst selbst dem geübtesten Darsteller Last und Feste! hätte werden müssen. — Erwünscht würde es sein, wenn das Bühnenpodium noch V» Meter höher gemacht werden könnte. Herzerfrischende Ueberraschung bot der markige Vortrag des Soldatenbundes- Sekretärs Hrn. Schmidt aus Degerloch, welcher in anschaulichen Lebensbildern uns die 4 würt- tembergischen Soldatenheime vorführte und sowohl durch liefen Ernst, als durch liebenswürdigen Humor mehr denn ' « Stunden lang die Lauschenden in Atem hielt. Was er von der Briefschreibstube und dem Lese- und Spielsaal, von belehrenden Vorträgen und Andachts- stunden, von der „Spätzlesfabrik" und der „Pfannkuchenschmiede" wie auch von Limonadewaldkonzerten erzählte, mag vielen Zuhörern noch etwas ganz Neues gewesen, von allen aber gewiß als ein für Seele und Leib unserer Soldaten überaus wichtige, kerngesunde Fürsorge erkannt worden seien. — Schade, daß nach dieser wuchtigen, Gemüt und Gewissen packenden Rede (und 2 sich noch anschließen-
Wildwasser.
Gebirgsroman von Luise Cammerer.
(Fortsetzung.)
„Mein Wendel, der Lindhammer?" staunte Frau Therese, sich verfärbend. „Schau nur einer, wie falsch die Männer sind! Davon hat er mir nie ein Sterbenswörtl erzählt, und er weiß doch genau, daß ich gegen seine Gutheit nie etwas einzuwenden gehabt hält. Weißt, ich mein halt doch, du täuscht dich, Vroni, denn schau, der Wendel der will ein für allemal nit zugeben, und positiv nit leiden, daß der Sixt eine Liebschaft mit dir hält, und auch aufs Freien sinniert. Die zwei Männerleut sind heut scharf aufeinander geraten und es hat herüber und hinüber schlimme Worte gegeben. Der Lindhammer ist auf seinem Willen bestanden, und hat dem Sixt befohlen, er soll einen Verspruch mit der Raintalergundi eingehen — du kennst doch das feine Dirndel — doch weil der Bursch durchaus nit zugestimmt hat, da wars aus mit den zweien! Der Wendel läßt den Buben nit früher wieder ins Haus, bis er mit der Gundi Verspruch gehalten hat."
Das Dirndel erwiderte nichts, hielt nur die Hände vors Antlitz gepreßt und weinte still in sich hinein.
„O, du mein liebs Herrgott! am Kreuz, ist das ein Herzeleid, wenn man der „Gar-Niemand" auf der Welt ist", jammerte es nach einer Weile im bitteren Gram auf. „Wie ein Hundel, das kein Herrn hat, lauf ich umeinander und jetzt, wo ich eine Heimat gefunden und allweil meine Pflicht und Schuldigkeit getan Hab, jetzt jagens mich aus der Schneidmühl hinaus, wie wenn ich etwas Böses getan hätt. Ich selber Hab von dem Sixt nie etwas gewollt, Lindhammerin", fuhr Vroni unter strömenden Tränen fort, „ich Habs ihm gleich gesagt, daß ich ein armes Dirndel bin und nit für ihn taug; aber weil er dann so trübselig worden
ist, und allweil so fortgebittert hat, dann Hab ich mir halt gedacht, ich könnt auch einmal ein Glück haben und meine fleißigen Hände und mein gutes Herz könnt auch ein Bißl einen Wert haben. Aber die Vroni, das Gemeindewaiserl und ein Glück!" Sie weinte und schluchzte zum Herzerbarmen in ihre frischgewaschene Schürze hinein.
Die Lindhammerin kämpfte gegen die eigene Rührung an und legte den Arm tröstend um Vronis Gestalt.
„So darfst nit daherreden, Vroni", sagte sie gütevoll, „das ist eine Sünd gegen unseren Herrgott. Du bist auch ein Gottesgeschöpf, wie ein jedes andere und ein rechtschaffenes, braves Dirndel, und eine tüchtige Hauserin noch extra; aber doch kein herrenloses Hundel! Schau ich selber täts dir gerne vergönnen das große Glück, aber man weiß doch zuvor nit, ob es wirklich gar so groß wär und akurat so Hab ich mit meinem Lindhammer geredet. Doch der will nichts hören davon, positiv nit; weil er einen Grund und eine Ursach dazu hätt und das muß auch
wahr sein, Vroni, dafür kenn ich meinen Wendel. Auf Geld und Gut
hält er gewiß keine so großen Stücke. Ich will ihm schon noch gut zu- reden, daß die Sache gut ausgeht."
Droben auf den Bergen verlosch Feuersäule um Feuersäule, hin
und wieder vernahm man noch ein kurzes Prasseln und Sprühen, dem
allmählich das Verglühen folgte. In Schutt und Asche versanken die Flammengarben, die zum Himmel geloht, nur die Bergkoloffe streckten die trotzigen, gewaltigen Reckenhäupter unentwegt in das verdunkelnde Wolkengebilde der herauffteigendtn Nacht.
Die Lindhammerin erhob sich plötzlich. Ein frischer Luftzug strich von den Bergen hernieder und ließ sie fröstelnd erschauern.
„Nur nit verzagen, Vroni", sprach sie ermutigend auf das Dirndel ein. „Weißt, es kann leicht noch alles gut werden. Immer fest schaffen, und nit auf unfern Herrgott vergessen, das hat schon oft über» größte