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Srs<h»tnungrtaze: Montaa. Dtenrtaa, MittwoH, Larrnirrtag, Jrettaz und Samstag. Jnsertionspietr t» Psg. pro Ztilr für Stadt u. vezirliorte; außer Bezirk t» Pfz.
Samstag, den 26. Kebruar 1910
vezuaspr. i. d. Stadt'/^Shri.m. Trügerl. Mk. I.LS. Postbezugspr. f.d. Orts- u. Nachbarortsverk. >/,jährl. Mk. I.gv. im Fernverkehr Ml. t.80. «estellg. in Württ. so Pfg., in Bagern u. Reich 42 Pfg.
Amtliche Bekanntmachungen.
Bekanntmachung der K. Zentralstelle für die Landwirtschaft, betr. die Prämiierung bäuerlicher Geflügelhöfe.
Auch im Jahce 1910 sollen eine Anzahl guter bäuerlicher Geflügelhaltungen, die für die Einrichtung und den Betrieb der bäuerlichen Nutz« geflügelzucht vorbildlich sein können, mit Geldpreisen prämiiert werden.
Die Znerkennung einer Prämie ist in der Hauptsache an folgende Bedingungen geknüpft:
1. Die Geflügelhaltung muß mit einem landwirtschaftlichen Betrieb in Verbindung stehen und sich dem Umfang desselben anpassen.
2. Es muß eine der in den Vorschriften des Landesverbands der Geflügelzucht- und Vogel- fchutzvereine für Zuchtstattonen vorgesehenen Nutzgeflügelraffen gehalten werden, nämlich bet Hühnern: Italiener aller Farben, Minorka-, Langshan-, weiße Wyandoues- oder weiße O.pington-, bei Gänsen: pommersche Riesen-, Emdener oder Italiener, bei Enten: Peking-, Rouen-, Aylesbury- oder indische Laufenten.
3. Der Bestand deS Geflügelhofs darf bei Hühnern nicht unter 25, bei Wassergeflügel nicht unter 10, bei Haltung beider Arten zusammen nicht unter 25 Stück sein.
4. Die Größe der Stallung und des Auslaufs müssen dem Bestand entsprechen, die Einrichtung des Stalles muß eine praktische, die Wartung und Pflege der Tiere eine gute sein.
5. Neues weibliches Geflügel darf in der Regel nicht hinzugekauft werden, vielmehr ist alljährlich mindestens des Bestandes selbst nachzuziehen. Werden hiezu Eier vom eigenen Geflügel verwendet, so sind die männlichen Tiere alljährlich aus einem anderen Geflügelhof zu beschaffen.
K. Beim Verkauf von Bruteiern dürfen für ein Hühner- oder Entenei nicht mehr als 15 A,
für ein Gansei nicht mehr als 25 A verlangt werden.
7. Ueber den Eierertrag sind Tagestabellen zu führen und der Verkauf an Brut- und Gebrauchstieren, sowie der Erlös daraus gesondert anzugebea, ebenso die eigene Nachzucht und der Erlös aus verkauftem Geflügel. Bei Wassergeflügel ist der Ertrag der Federn nach Gewicht anzugeben.
8. Das Gewicht und der Wert der einzelnen, aus dem eigenen Betrieb verwendeten Futterarten, sowie alle baren Aufwendungen auf die Geflügelhaltung find aufzuschreiben.
Formulare zu den Libellen Ziff. 7 und 8 können durch die Zentralstelle für die Landwirtschaft bezogen werden Die Aufzeichnungen (Ziff. 7 und 8) haben sich auf den Zeitraum vom 1. Januar bis 31. Dezember 1910 zu erstrecken.
9. Diejenigen Geflügelhalter, welche sich unter Erfüllung dieser Bedingungen für 1910 um eine Prämie bewerben wollen, haben dies unter Angabe der Größe des landwirtschaftlichen Betriebs, von Art und Zahl des Geflügels, Größe deszStalles und des Auslaufs durch den landwirtschaftlichen Bezirksverein bei der K. Zentralstelle für die Landwirtschaft vor dem 1. April 1910 anzuzeigen und die in
7. Ziff. 7 und 8 verlangten Aufzeichnungen vor dem 10. Januar 1911 einzureichen.'
10. Bäuerliche Geflügelhaltungen, welche bei den Prämiierungen in den Jahren 1906, 1907, 1908 und 1909 erfolgreich sich beteiligt haben, können bei der Prämiierung im Jahre 1910 nicht in Betracht gezogen werden.
Die Zuerkennung der Preise erfolgt auf Grund einer im Laufe des Jahres vorzunehmenden Besichtigung.
Stuttgart, 9. Febr. 1910.
Sting.
Tagesrrmigkeiten.
* Calw 25. Febr. Der Landw. Consum- verein Calw hielt gestern in der Dreiß'schen Brauerei feine Generalversammlung ab, die vom ganzen Bezirke gut besucht war. Hr. Dittus-Maisenbach begrüßte die Bereinsmit- glieder worauf die üblichen Geschäftsberichte und Rechnungsergebniffe bekannt gegeben wurden. Dieselben gaben ein recht erfreuliches Bild von der Tätigkeit des Vereins. Hr. Fahrion wies darauf hin, daß der Verein stets bemüht sei, seinen Mitgliedern nur beste Ware zu entsprechend billigen Preisen zu besorgen. In Sämerei insbesondere werde nur das beste gekauft, was aufzutreiben sei. Auch erhalten die Mitglieder stets nur beste Marke in Thomasmehl. Vor Ankauf von Thomasmehl, bei dem nur für die entsprechenden Prozente Gesamtphosphorsäure garantiert wird, wurde allgemein gewarnt. Durch geheime Wahl wurden in den Aufsichtsrat gewählt die Herren Dittus, Maisenbach; Volle, Schwarzenberg; K. Roller, Schmieh; Joh. Gg. Roller, Rötenbach und Lauxmann, Möttlingen.
* Calw 25. Febr. Die Schwarzwaldvereinsblätter enthalten in Nr. 2 die Fortsetzung der „Botanischen Streifzüge im Schwarzwald" von G. Schlenker, den Schluß über „Das Veesenrecht der Schwenninger im Staatswald Kaufholz" von M. Schlenker-Schwenningen und den Schluß von „Sulz zu Römerzeiten" von Buob. In einem interessanten Aufsatz von I. Bitzer-Freudenstadt erfahren wir Näheres über „Rätselhafte Burgreste im württembergischen Schwarzwald". Unter den Burgresten befindet sich auch der Rudersberg bei Calw. Diese Ringburgen enthalten keine steinerne Gebäude, keine Turm- noch Wohngelasse, sie seien als
Wil-wasser.
Gebirgsroman von Luise Cammerer.
(Fortsetzung.)
Erst als sie an seiner Seite im Wagen saß und dieser die Richtung nach dem Heimatorte einschlug, fiel ihr die fahle Bläffe und die Ver- störung seiner Züge erschreckend ins Auge.
„Hättest leicht noch ein bissel dableiben und einen Bader befragen können, wanns dir doch nit schon recht gut ist, Wendel! Vielleicht rumort das Geblüt und ein paar Blutegel oder ein Aderlaß hält' dir Hilfe gebracht," meinte Frau Therese sichtlich beunruhigt. „Unsere Ehehalten sind heute auch allesamt ausgeflogen, es ist ja überall etwas tos zur Sunnwend und Dirndel und Burschen haben Holz grad genug zusammengetragen für die Bergfeuer. Ich hält' niemand,, im Haus, der nach dem Doktor gehen könnt!"
„Ich brauche keinen Doktor," gab der Lindhammer zur Antwort, „und für mein Kranksein, da hilft ein Doktor auch nit! Der Sixt, der bringt mich noch in die Erd hinein. Doch heut Hab ich ihm den Herrn gezeigt, da ists Ernst geworden, den freut heut kein Tanzboden und kein Bergfeuer nimmer und wenn er nur ein ganz klein Bissel Ehrgefühl in seinem Leib hat, dann läßt er sich in der Schneidmühl daheim sobald nit. wieder sehen. Verdreht der Tropf der Gundi den Kopf, und das jung Herz, küßt's und herzt's in einem fort und läßt's nachher stehen, wie's ihm der Raintaler zum Heiraten anträgt. Der Mann war ganz aus dem Häusel und das Dirndel dazu und ich —, ich Hab jetzt die Feindschaft mit den Leuten, die allweil zu mir gestanden sind und auf die auch in schweren Zeiten ein Verlaß war. Gleich aus der Haut könntst fahren wegen dem Höllentropfen!"
Er pfiff durch die Lippen, um seiner Aufregung Herr zu werden
und ein klatschender Schlagsauste über die Braunen hin, die, der Peitsche ungewohnt, sich hoch aufbäumten und wie rasend auf der Landstraße dahinstürmten.
„Die Pferde, die läßt mir in Ruh, Wendel, die tragen keine Schuld an der Geschichte," sagte Frau Therese, unwillig werdend. „Mag sein wie es will, eine Heirat ist kein Kuhhandel und wann der Sixt das Dirndel nicht will, so läßts flchs nit ändern. Eine erzwungene Heirat ist kein Glück und wo die Liebe fehlt, da zieht der Unfrieden ins Haus, und bleibt als ein steter Gast. Schau zu, daß er in der Schneidmühl nit sein festes Plätze! behauptet, der Unfried! Mir gefällig gar nit, daß du den Burschen allweil so herunterdrückst und bist doch selber einer von denen, die schwer zu tun gehabt haben, bis sie in die Höhe gekommen sind!"
„Theresl, was sagst du mir?" Die Hände und die Lippen des Sägmüllers zitterten unter der starken seelischen Erregung. „Gut, so hör auch meine Antwort. Ein Mensch, der in die Höhe wächst, wie das Unkraut im Acker, ohne Sinn und Bedeutung, nur daß er grad auch da ist auf der Erde und einem andern, der Nutzen bringt, das Erdreich, Luft und Licht wegnimmt, derselbige ist wert, daß man ihn ausrottet mit Stiel und Wurz. Das ist meine Meinung, mit der ich Haus und Hof erhalten Hab und noch alleweil gut gefahren bin. Und nun hör das letzte, Theresl: Der Sixt, der will die Vroni, unsere Oberdirn, frein! —
„Die Vroni ist ein braves Dirndel, eine tüchtige Hauserin wies nit leicht eine zweite gibt," gab sie entschieden zur Antwort. „Was das Dirndel anfaßt, alles gerät ihr und daß es keinen Vater und keine Mutter — und keine Heimat mehr hat, für das Unglück kann es nit! Schau Wendel, wir sind an die zwanzig Jahre Hand in Hand miteinander gegangen, und allweil schön einig gewesen und jetzt auf einmal kimmt eine Zeit daher, wo wir uns nit mehr zusammenfinden und immer mehr auseinander kommen. Du hast ein Glück gehabt, bist ein gemachter Mann worden, ich Hab dazu das meinige beigetragen. Weißt, wanns