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im Auslande eine bessere Vertretung schaffen? Will man der Einführung von Schiff- fahrtsabgaben entgegentreten? Will man die berechtigten Wünsche der Arbeiter vertreten, z. B. auf größere Sicherheit in den Bergwerken? Die eingebrachten Resolutionen sind vielfach un­durchführbar. Sie nehmen nicht genügend Rück­sicht auf die besonderen Verhältnisse einzelner Industrien. Abg. Hoch (Soz.): Die Sozial­politik der Regierung bewegt sich nach wie vor in falschen Bahnen. Das kolossale Anwachsen der Arbeiter macht neue Maßregeln notwendig. Die Regierung ist von dem Gespenst der Arbeits­losigkeit bedroht. Wir verlangen eine Arbeitslosen­versicherung. Nur das Kapital der Großgrundbesitzer wird begünstigt. Staatss. Delbrück: Ich habe niemals Zweifel darüber gelassen, daß ich bestrebt sein werde, den sozialpolitischen Aufgaben gerecht zu werden, wie es meine Vorgänger getan haben. Sie (zu den Sozialdemokraten) verlangen einen jähen Sprung in die neuen Verhältnisse, während wir bestrebt sind, allmählich diejenigen Forderungen zu erfüllen, die erfüllbar sind unter Wahrung aller berechtigten Interessen. Wir können die einseitigen Interessen einer einzelnen Klasse nicht schützen; die miteinander kollidierenden' Interessen sind nach Möglichkeit zu berücksichtigen. Wochen hindurch haben wir uns fast ausschließlich mit sozialpolitischen Fragen beschäftigt, so mit dem Stellenvermittlungsgesetz, ferner mit dem Arbeits­kammergesetz, in dem zum erstenmal prinzipiell der Grundsatz festgelegt ist, daß unter allen Umständen Stellen geschaffen werden, wenn man unter unparteiischen Vorsitzenden die Streitigkeiten zwischen beiden Parteien erörtert und schlichtet. Ferner ist in diesem Gesetz vorgesehen die För­derung des Tarifvertrages durch die Arbeits­kammern. Auch das Heimarbeitergesetz ist der Ansatz zu einer sozialpolitischen Entwicklung auf einem Gebiet, das sich bisher der Gesetzgebung entzogen hat. Der Maximalarbeitstag wird sich vielleicht nie durch Gesetz regeln lassen. Die deutsche Industrie hat in der letzten Niedergangs­periode größeren Widerstand gezeigt, als die Industrie in irgend einem anderen Land. Die Berggesetzgebung überlassen wir den Bundes­staaten. Auch für das Knappschaftswesen wird auf diesem Wege eine geeignete Regelung ge­

funden werden. Die Vorlage über die Privat- beamtenverficherung kommt in dieser Session, wie zugefagt. Der Herstellung von Wahlurnen, die das Wahlgeheimnis sichern, wird fortgesetzt das größte Interesse von uns entgegengebracht. Darauf wird die Weiterberatung auf morgen Freitag mittag 12 Uhr vertagt. Schluß der heutigen Sitzung gegen 6^/< Uhr.

Trier 24. Febr. In dem benachbarten Saarburg steht der untere Teil der Stadt seit gestern völlig unter Wasser, sodaß der Verkehr mit Kähnen aufrecht erhalten werden muß. Das Wasser der Mosel und der Saar hat jedoch seinen höchsten Stand erreicht und eine weitere Hochwassergefahr scheint somit nicht zu drohen.

Königsberg i. Pr. 24. Febr. Die Leiche des Reichstagspräsidenten Grafen zu Stol- berg-Wernigerode wurde heute auf seinem Familiengute Dönhofstädt beigesetzt. Der mit Blumen geschmückte Sarg war in der Schloß­kapelle aufgebahrt. Als Vertreter des Kaisers erschien der kommandierende General des 17. Armeekorps v. Mackensen. Mit dem Vize­präsidenten des Reichstages Erbprinzen zu Hohen­lohe-Langenburg waren etwa 15 Mitglieder aller Fraktionen erschienen, um dem Verblichenen die letzte Ehre zu erweisen. Nachdem die Trauer­gemeinde sich versammelt hatte, erschien die Gräfin und Witwe mit den anderen Leidtragenden. Die Trauerrede hielt der Schloßgeistliche. Nach Beendigung der kirchlichen Feier wurde der Sarg durch den Park zur Gruft geleitet und nach dem Segen des Geistlichen und dem Gesang eines Chorals in die Gruft versenkt, über die die Kriegervereine 3 Salven abfeuerten. Mit der Niederlegung von Kränzen, unter denen sich auch solche beider Majestäten befanden, schloß die Feier.

Paris 24. Febr. Von dem Kriegsgericht in Osiulons sur Usrnk wurde heute der Unter­offizier Faraco vom 8. Husarenregiment in Ver­dun, der in die Suppe seiner Kompagnie Cyankali geworfen hatte, um einen Soldaten, der ihm 300 frcs. geliehen hatte, aus dem Wege zu räumen, zu 20 Jahren Zwangsarbeit und Degradation verurteilt.

Vom Säntis 23. Febr. Durch den

mit Stürmen begleiteten letzten Schneefall wurde die vom Observatorium des Säntis zu Tal gehende telegraphische und telephonische Leitung zerstört, sodaß, da ein Ausstieg unmöglich war, der Wetterwart vollständig von der Welt abgeschnitten leben mußte. Erst in letzter Woche gelang es dem Proviantträger der Wetterwarte, im Verein mit seinem 18jährigen Sohn und dem Meglisalpwirt, trotz der noch ungeheuren Schnee­massen und heftigem Sturm, den Säntisgipfel zu erreichen und den Wetterwart mit Proviant und Post zu versorgen.

London 24. Febr. Bei dem gestrigen Empfang der Abordnung des englisch-deutschen Freundschaftskomites durch den Prinzen Heinrich sprach der Führer der Abordnung die Hoffnung aus, daß in Zukunft jeder Grund zum Mißtrauen und Argwohn zwischen Deutsch­land und England beseitigt werden möge. Der Prinz erwiderte, er stimme mit dem in der An­sprache ausgedrückten Freundschaftsgefühl überein und er sei sicher, daß der Kaiser sich freuen werde, den Inhalt der Unterredung kennen zu lernen.

New- Uo r k 24. Febr. In Cincinnati wurde ein zahlreicher Diebstähle geständiger Trunkenbold namens Keppler verhaftet, der mit der Ermordung der Kaiserin Elisabeth durch den Anarchisten Luccheni im Jahre 1902 in Zusammenhang zu stehen scheint, da er eine große Vertrautheit mit dem Verbrechen bekundete.

Oeffentlicher Vortrag

im Laale des Georgenäums

Dienstag, de« 1. März, abeuds 8 Uhr,

von Herrn Landeskonservator Prof. Or. Gradman« über

Heimalfchutz und Denkmalpflege

-mit Lichtbildern.-

Zu zahlreichem Besuch ladet freuudlichst ein

der Georgenäumsrat.

Reklameteil.

K Forstamt Liebenzell.

Nadclstammhilz-Beüalls

>m schriftliche« Msstreich

aus Staaiswald Tannwald, Eichel­garten, Bruch, Simmozheimerwald, Hägenich.Härdtle,Eisengrund,LienzingS- halde, Wolfacker, Monbachhalde, Breit­hardt, Monakamerkopf Monakamerberg, Hehren, Steinbruch, Beutelstein, Som­merhalde, Finkenberg, Steinachwald, Steinberg, Reichenbacherhang, Tamberg, Mühlberg, Frauenwald, Herdgasse, Hasenrain, Mahd:

1500 Fichten, 3498 Tannen, 310 Forchen, 4 Lärchen mit Fm.: Stämme: 272 I., 597 14. 796 UI., 615 IV., 543 V., 145 VI. Kl. Abschnitte: 381, 46 II,, 47 UI. Kl.

Die Gebote auf die einzelnen Lose sind, in ganzen und Zehntelsprozenten der Taxpreise ausgedrückt, unterschrieben, verschlossen, mit der AufschriftGebot auf Stammholz" versehen, bis Diens­tag, den 8. Marz 1910 vorm. 9 Uhr, beim Forstamt einzureichen. Die Er­öffnung der Gebote erfolgt zu dieser Stunde imHirsch" in Liebenzell. Schwarzwälderlisten gegen Bezahlung vom Forstamt.

Bekanntmachung.

Streckenwärter Vollmer der Schwarzwaldwasserversorgung hat in der Nähe von Altburg seine Plombierzange, welche einer Beißzange ähnlich sieht und mit der AufschriftSchwarzwaldwasserversorgung" versehen ist, verloren. Sollte dieselbe gefunden werden, so wäre sie umgehend dem Oberamt zuzusenden.

Calw, den 24 Februar 1910.

K. Oberamt.

V o e l t e r.

Freiwillige Versteigerung.

Peter Stöhr, Besitzer des Kurhauses Eberle, bringt sein Anwesen bestehend in dem 3'/, stockigen Kurhaus mit 10 Fremdenzimmern, Speisesaal und 50 s Gartenanlage, Wiesen, welche teilweise als Sonnenbad benützt werden, am

Montag, den 28. Februar, nachmittags 2 Uhr,

auf dem hiesigen Rathaus zur freiwilligen Versteigerung.^

Das Kurhaus erfteut sich nachweislich einer guten Frequenz und wäre tüchtigen Geschäftsleuten Gelegenheit zu einer Existenz geboten.

Neubulach, den 18. Februar 1910.

Grundbuchbeamter:

Müller.

Beschalplatte Herreuberg.

Auf der hiesigen Platte decken vom 26. Februar bis 16. Juni d. I. die Landbeschäler:

1) Chirurg, dunkelbraun, v. Faust a. d. Cholera u. Comet,

2) Siegfried, braun, v. Sigmund, M. v. Goldregen,

3) Lotus, Fuchs, v. Lotse, M. v. Hyazinth.

Das Beschälgeld beträgt 6 welche vor dem ersten Decken der Stute zu bezahlen sind, falls kein Freideckschetn vorgelegt werden kann. Für den Beschälschein ist eine Gebühr von 40 A zu entrichten.

Probiert wird zu den nachstehenden Stunden:

im Februar und Marz morgeus 7 Uhr, im April, Mai uud Juui morgens 6 Uhr, in allen 5 Monaten je mittags 11 Uhr und abeuds 5 Uhr.

Nach dem Probieren darf kein Pferd mehr angenommen werden. An Sonn- und Festtagen wird nicht beschält.

Herrenberg, den 23. Februar 1910.

tt. veschälaufsichtsamt.

Bad Teiuach.

Am nächsten Dienstag, deu 1. März, findet hier

Dich- und Zchlllkinkillllrkt

statt, wozu höflichst einladet

der Gemeiuderat.

Schmieh.

Holz-Verkauf.

Die Gemeinde verkauft am Montag, den 28. Februar 1910, mittags 1 Uhr, im Wald:

19 Stück Buchen mit circa 11'/- Fm.,

TK - 9 Birken 3

- i , Ahorn,

17 Rm. buchenes Scheiterholz,

2 buchene Prügel,

im öffentlichen Aufstreich.

Zusammenkunft beim Rathaus.

Den 23. Februar 1910.

Gemeinderat.