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Skschiinunzrlaz«: Montag, Dienstag, Mittwoch, AoaaerStag, Freitag und KamStag. AnserttonSpreiS !S^kg, pro Zeile skr Stadt u.Bezilktorte; außer Bezirkt» Big.

Freitag, den 25. Februar 1910.

, aSpr.i.d. Sta-tr/ijLhrl.m. Träger!. Mk. 1.25. PostbezugSpr .b. OrtS- u. Nachbarortsverk. ^/ojährl. Mk. 1.20, im Fernverkehr irr. I.so. Bestellst. in Württ. 30 Pfg., in Bayern u. Reich 42 Pfg.

Amtliche Bekanntmachungen.

SrkMvImachMg, betreffend FtoUperre.

Wegen der Vornahme von Korrektions- Arbeiten ist die Nagold auf Markung Pforzheim vom Bleichweiher abwärts bis 1. Mai ds. Ir. gesperrt

Calw, 24. Februar 19!0.

K. Oberamt.

Amtmann Rippmann.

Bekanntmachung der K. Zentralstelle für die Landwirtschaft, betreffend die Abhaltung vsn Brennerei-Lehrkursen in Hohenheim.

Zum Zweck der Anleitung der württ Brenner zu einem sachgemäßen Brenne-eibetrieb wird in der Zeit vom 18.23. April, sowie bet genügender Beteiligung vom 25.-30. April d I. in der K. Versuchs- und Lehrbrennerei in Hohenheim je ein Otägiger Bcenneretlehrkurs abgehalten. In den Kursen wird sowohl die Großbrennerei (mit Hoch­druckdämpfer, beweglicher Bottichkühlung usw.) als auch die Kleinbrennerei (Verarbeitung mehliger Stoffe) und die Obstbrennsrei berücksichtigt. Die Versuchs- und Lehrürennerei ist eigens für die Zwecke der Kurse mit einer vollständigen Einrichtung für Kleinbrennrr ausgerüstet worden. Der Unter­richt umfaßt Vorträge über die Theorie und Praxis des Brenneretaewerbes, chemische Uebunzen (Ge­brauch des Thermometers, Saccharometers und Alkoholmeters, Untersuchung und Beurteilung der Rohstoffe für die Brennerei, Ausführung der Jod- probe, Säurebestimmung in der Maische), sowie praktische Anleitung in der Brennerei. Während der Kurse werden in der Großbrennerei Kartoffeln und Mats, in der Kleinbrennerei Kartoffeln, Mais und Roggen oder Weizen, in der Obstbrennerei Kirschen und Zwetschgen verarbeitet.

Besondere Vorkenntnisse find für den Besuch der Kurse nicht erforderlich, doch ist eine vorher­

gehende praktische Beschädigung in einer Brennerei dringend erwünscht und von Nutzen. Die Teil­nahme an den Kursen ist unentgeltlich; für Woh­nung und Kost haben die Teilnehmer selbst zn sorgen. Die Zahl der Teilnehmer ist für jeden Kurs auf 15 festgesetzt.

Gesuche n n Zulassung zu den Binnnereilehr- kursen find spätestens bis zum 6. April d. I, an den Karsleiter. Professor Dr. Windisch in Hohen­heim, zu richten, der sie der Zentralstelle für die Landwirtschaft vorlegsn wird.

Stuttgart, 19. Febr. 19l0

S t i n g.

TageSsmigkette«.

(Amtliches aus dem Staatsanzeiger, j Seine Majestät der König haben am 23. Februar d. I. allergnädigst geruht, die Bahnmeisterstelle in Schwen­ningen dem Bauwerknreister, Bahnmeisteranwärter St oll zu übertragen.

Seine Königliche Majestät haben ver­möge allerhöchster Entschließung vom 25. Februar zu verleihen geruht:

den Rang auf der sechsten Stufe der Rangordnung:

dem Dekan Roos in Calw: den Rang, auf der siebten N"fe der Rango:dnung:

dem Pfarrer Haeberlin in Stammheim: das Ritterkreuz des Ordens der Württ. Krone: dem Oberstleutnant z. D. und Kommandeur des Landwehrbezirks Calw Böhringer in Calw; den Titel und Rang eines Zollinspektors: dem Zoll­verwalter Marchtaler in Calw; die silberne Verdienstmedaille: dem Wagenwärter Scharpf in Calw, den Bahnwärtern Bauser auf Posten Nr. 42 der Abt. Althengstett, und Sailer auf Posten Nr. 33 der Abt. Wildberg.

-6-, Deckenp fronn 24. Febr. Am heuti­gen Feiertag hielt unser Landtagsabgeordneter, H. Verwaltungsaktuar Staudenmeyer, ein­gehend Berichterstattung über seine Tätigkeit im Landtag. Besonders erwähnte er die neue Bau­ordnung, das neue Volksschulgesetz und Erbauung des Schiffahrtskanals. Hernach sprach Volks­

parteisekretär Staudenmeyer über die Reichs- finanzreform und berührte namentlich das Erb­schaftssteuergesetz. Postsekretär Kaufmann redete über den Liberalismus im freiheitlichen Sinn. Von Seiten der Anwesenden wurde die schon früher ventilierte Frage betreffs Erbauung einer elektrischen Bahn von Herrenberg nach Calw, mit der Einmündung im Hau, mit dein Wunsche, die Stadt Calw möchte die Führung in der Sache übernehmen, angeschnitten. Leider war die Versammlung, weil die hiesige Bevöl­kerung durch landwirtschaftliche Arbeit stark in Anspruch genommen war, nicht so zahlreich be­sucht, wie dies gewöhnlich der Fall ist.

Stuttgart 24. Febr. DerStaats­anzeiger" würdigtZum 25. Februar" die Ver­dienste des Königs um die Entwicklung des Landes und führt u. a. aus:

In Verwaltung und Gesetzgebung des Landes darf Se. Majestät auch für das ab­gelaufene Geschäftsjahr auf manchen bedeut­samen Fortschritt zurückblicken. Wir stehen ja, um nur eines zu erwähnen, nahe vor der Einführung der neuen Volksschulgesetzgebung, die tiefgreifende Aenderungen mit sich bringen wird, wie zu hoffen steht zum Nutzen der Schule und der Jugend und ohne Schaden für die sittlichreligiösen Kräfte, die aus der Kirche erwärmend und veredelnd in die Schule hereinstrahlen. Aber auch andere, nicht minder bedeutende Aufgaben, vor allem hinsichtlich der Besserstellung der Beamten und hinsichtlich einer Vereinfachung der Staatsverwaltung, stehen bevor. Möge dem Könige die Freude beschieden sein, sie zu gegebener Zeit gelöst zu sehen, in demselben Geiste einträchtigen Zusammenwirkens zwischen Regierung und Ständen, der die glückliche Erreichung so

Wildwasser.

Gebirgsroman von Luise Cammerer.

(Fortsetzung.)

Mt großem, fragendem Blick suchte sie sein Auge, doch scheu und verstört wich er der ernsten Frage, die darinnen lag, aus.

Na, das muß ich sagen, Sixt, gut, grad gut hast dich um mein Dirndel umgeschaut, du Teufelsbursch, du", der Raintaler stand vor dem verlegenen Pärchen und lachte, daß es nur so schmetterte.Euch könnt man ja gleich kopulieren lassen, so vertraulich seid ihr miteinander. Da ists schon am besten, Verspruch und Aufgebot an einem Tage zu halten. Du wirst doch nichts dagegen einzuwenden haben, Lindhammer?"

Ich, kein Wort Hab ich einzuwenden. Mich freuts die Geschichte", erwiderte Lindhammer mit aufrichtiger Herzlichkeit.Hätt schier gar net vermeint, daß der Tag so ein gutes Ende nähm für uns allesamt. In den allernächsten Tagen wird der Sixt einstehen im Raintalerhof, um Brautschau zu halten; bei der Gelegenheit können die jungen Leutchen zusammen bereden, wann sie Stuhlfest wollen. Meine Theresl wird Augen machen, wenn sie die Neuigkeit erfährt, war ja eh ihr einziger Wunsch, die zwei als ein Paar zu sehen."

Der Sixt reckte und streckte sich zu seiner ganzen stattlichen Höhe auf, Glut und Bläffe wechselten sich jäh auf seinen Wangen und in seinen Augen loderte eine unheilkündende Flamme.

Mit Verlaub, Reintaler, aber zu einer Heirat gehören schon zwei," sagte er kurz.Ich und die Gundi wir haben noch kein einziges Sterbenswörtel vom Freien geredet. Du selber hast mich ersucht, ich möcht sie ein wenig herausbringen aus ihrer Trübseligkeit, die's immer herumträgt wie ein Schneck sein Haus und ich Habs auch recht lieb, das Dirndel. Aber heiraten, heiraten kann ichs nit, weil ich schon längst ein

anderes Dirndel Hab und die Gundi will auch sicher nichts von mir, die weiß sich einen besseren Burschen."

Wie ein geknicktes Blümlein, bleich mit versagendem Atem, lehnte Gundi am Tische, schreckensstarr schaute sie zu dem eitlen, herzlosen Burschen auf.

Aber ich und dein Vater, der Wendel, wir haben doch mit unseren eigenen Augen gesehen, wie du das Dirndel geherzt und geküßt hast!" schrie der Raintaler zornig auf.Meinst du vielleicht, ich laß von dir mein einziges Kind an der Ehre kränken?"

Das ist nit geschehen und ich Hab der Gundi auch keine ernste Versprechungen vorgemacht," erwiderte Sixt kaltblütig.Wenn ich jedes Dirndel freien wollt, das ich auf dem Tanzplatz büffelt und mit dem ich schön getan Hab, dann dürft ich gleich ein Türk sein. Ich sags nochmal, eine Heirat ist eine wichtige Sach, zu der man sich halt nit zwingen laßt."

Und ich nähm dich auch nit, wenn du gleich um und um voll Gold stecken tätest, du schamloses Mannsbild du!" rief Gundi mit heiß­geröteten Wangen und dicht auf ihn zutretend.Vaterl, mit dem ist ausgeredet, denn der, der ist nit wert, daß man noch ein einziges Wort an ihn verliert. Das ist ein ganz feiner, der es versteht, wie man den Dirndlen das Herz vergiftet und sie hinterher spöttisch macht und verlacht. Nimm dir dein Dirndel, ich beneid es gewiß nit um sein Glück?"

Ihre Augen blitzten ihn stolz verächtlich an, doch um den Mund, den er vorhin im heißen Verlangen immer und immer wieder geküßt, zuckte es schmerzlich und den Vater fest mit sich fortziehend, entfernten sich beide eiligen Schrittes vom Festplatz.

Du wirst wissen, was du zu tun hast, Sixt, und in den nächsten Tagen zum Raintaler auf die Brautschau gehen", sagte der Lindhammer so ruhig und bedächtig, als ließen seine Worte gar keinen Widerspruch zu.Die Gundi ist eine von der stillen Sorte, die für dich paßt. Es ist an der Zeit, daß du zur Vernunft kimmst und ein richtiger Mensch