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diesmal das Gastspielensemble Beyschlag, eine Reihe von Vorstellungen eröffnen. Der Gesellschaft geht ein guter Ruf voraus und find der Spielleitung (im Vorjahr Mtglied des Pforzheimer Viktoriatheaters) die günstigsten Zeugnisse ausgestellt. Wie uns die Direktion mitteilt, sollen bereits Gastspiele mit Mitgliedern des Pforzheimer Theaters abgeschloffen sein und hätte das Unternehmen somit die besten Aussichten auf nachhaltige Unterstützung seitens der hies. Theaterfreunde.
Althengstett 19 . Febr. Im Gasthof z. Traube fand gestern abend das Schluß essen des in den letzten Wochen hier abgehaltenen Kochkurses statt. Rund 100 Personen, damnter auch viele von auswärts, hatten sich hiezu eingefunden und an der Festtafel Platz genommen. In vielen Reden und Toasten wurde sowohl den Kochkünstlerinnen wie der gewandten und tüchtigen Leiterin des Kurses, Frl. Brotbeck, reiche Anerkennung zuteil. Auch unserem Herrn Schultheißen, der sich viele Mühe um das Zustandekommen des Kurses gegeben hatte, wurde in gebührender Weise Dank gezollt. Die Festesstimmung war über all dem Gebotenen eine sehr gehobene und es dürfte wohl jeder Teilnehmer sich noch lange des froh erlebten Abends erinnern. Nicht unerwähnt darf bleiben, daß unfern Kochfräulein — 14 an der Zahl — noch eine unverhoffte Ueberraschung zuteil wurde, indem Hr. Schultheiß Braun im Namen eines nicht anwesenden Spenders, eines Fabrikanten aus Pforzheim, eine wertvolle Brosche jeder einzelnen von ihnen überreichte. Umrahmt war die Festlichkeit von Musikvorträgen unserer Musiker aus dem Süden, denen an dieser Stelle ebenfalls noch Dank abgestattet sein soll.
Nagold 22. Febr. Gestern nachmittag b /«5 Uhr verunglückte der Gerbermeister Carl Schwarzkopf dadurch, daß ihm beim Müggen seines Fuhrwerks, eine zweites Fuhrwerk in die Seite kam. Er erlitt Quetschungen und einige Rippenbrüche.
Stuttgart 21. Febr. Die Erfolge der staatlichen Erfindungsausstellung treten heute, nach kaum 3 wöchiger Dauer, schon klar zu Tage. Während sonst mit der Verwertung von Patenten durchschnittlich nur in etwa 2 °/° der angemeldeten Erfindungen gerechnet werden kann, ist dieser Prozentsatz bei den auf der Ausstellung vorgeführten Erfindungen bereits weit übertroffen. Ueber mehr als 10 °/° der Erfindungen sind Verhandlungen über die Verwertung derselben im Gange. Besondere Beachtung verdient auch, daß einige Erfindungen von englischen Fabrikanten erworben wurden. Der Besuch der Ausstellung zeugt von dem steigenden Interesse, das
man ihr in den weitesten Kreisen entgegenbringt. — Gestern wurde die Ausstellung von etwa 80 Mitgliedem des maschinentechnischen Vereins Cannstatt besichtigt.
Stuttgart 21. Febr. Der Patentingenieur Ganz ist nach Veruntreuungen und Fälschung von Wechseln und notariellen Urkunden flüchtig geworden. Die Veruntreuungm beziffern sich auf 60000 Mit seiner Flucht ist wieder eines jener Institute eingegangen, die zum Schaden und zur Ausbeutung vieler Erfinder bestehen und deren Schädlichkeit bei der Eröffnung der staatlichen Erfindungsausstellung vom Präsidenten der Zentralstelle für Gewerbe und Handel v. Mosthaf gebührend gekennzeichnet wurde. Ganz ging aus dem Stand der niederen Techniker hervor, war dann einige Zeit Versicherungsagent, später Leiter eines Elektrizitätswerks, das verkrachte, und schließlich kam er auf die Idee der Ausbeutung von Erfindern. Die Tätigkeit der hiesigen Patent-Auskunftsstelle bei der Zentralstelle, besonders deren Vorstand Schwäbsch, waren ihm ein Dorn im Auge und Ganz ließ kein Mittel unversucht, um dieses neue Institut zu diskreditieren, u. a. auch durch Eingaben an das Staatsministerium und an das Kabinett des Königs. Von den zahlreichen Beschwerden, die bei der Auskunftsstelle einliefen, wurden mehrere der Staatsanwaltschaft überwiesen. Wenn sich auch nicht gleich eine Handhabe zu einem Vorgehen der Staatsanwaltschaft bot, so zog sich das Netz immer mehr zusammen, und da Ganz auch in mißlichen finanziellen Verhältnissen war, hielt er es schließlich für geraten, zu verschwinden. Daß sein „Geschäft" sich übrigens nicht schlecht rentierte, geht u. a. auch daraus hervor, daß Ganz sich ein Automobil halten konnte. Die Tätigkeit Ganz' erschöpfte sich übrigens nicht mit der Ausbeutung von Erfindern, er gab sich auch mit anderen fragwürdigen Manipulationen, namentlich mit Scheingründungen zur Verwertung von Patenten ab und sonderbarer Weise gelang es ihm auch, selbst einige Banken in Mitleidenschaft zu ziehen, obwohl die Auskunftsstelle auf Anfrage vor einer Verbindung mit Ganz gewarnt hatte. Der ganze Vorfall weist aufs neue auf die Notwendigkeit der Errichtung von staatlichen Auskunftsstellen für Patentsachen hin und trägt vielleicht dazu bei, daß auch andere deutsche Staaten dem Beispiel, das Württemberg mit seiner staatlichen Auskunftsstelle gegeben hat, folgen.
Cannstatt 21 . Febr. (Neue Flugmaschine). Ingenieur Hellmuth Hirth, der Sohn des in weiten Kreisen bekannten Fabrikanten A. Hirth hier, der sich schon seit Jahren eingehend mit dem Studium der Aviatik beschäftigt hat und ^4 Jahre lang als Betriebsleiter
bei August Euler in Frankfurt a. M. tätig war, hat einen Eindecker konstruiert, der demnächst seiner Vollendung entgegengeht. Sobald der Einbau des Motors erfolgt ist, was voraussichtlich in wenigen Wochen der Fall sein wird, wird Ingenieur Hirth mit der Erprobung seines Apparats beginnen. Die Erprobung des Apparats wird in zielbewußter Weise und in aller Stille erfolgen. Erst wenn diese Vorversuche zufriedenstellend ausgefallen sind, wird mit den Probeflügen, günstiges Wetter vorausgesetzt, begonnen werden.
Schwieberdingen OA. Ludwigsburg 22. Febr. Infolge einer Wette, die ein Arbeiter vom hiesigen Schotterwerk mit zwei hiesigen Herren machte und die gegenseitig 20 galt, legte elfterer zu Fuß die ihm vorgeschriebene Strecke vom Gasthaus zum „Ochsen" hier bis Güterbahnhof Ludwigsburg (etwa 10 Klm.) in der festgesetzten Zeit von 45 Minuten zurück; Abgang hier vorgestern Sonntag morgen 6 Uhr. Gewiß eine schöne Leistung! Der Gewinner hat den Betrag von 20 ^ gleich ausbezahlt bekomme», will aber einen solchen Gang nicht mehr machen.
Reutlingen 22. Febr. Der in der Maschinenfabrik von Gustav Wagner beschäftigte 42 Jahre alte verheiratete Former Friedrich Hesser wurde heute vormittag '/-10 Uhr durch ein vom Laufkrahnen gefallenes schweres Stück Eisen erschlagen. Das Eisenstück traf den Kopf des Mannes und hatte seinen sofortigen Tod zur Folge.
Rottenburg 22. Febr. Vorgestern abend '/-kl Uhr kam es zwischen Bürgern und Bürgersöhnen und zwei zugereisten Handwerksburschen in einer Wirtschaft zu einem Wortwechsel, der sich auf der Straße fortsetzte, wobei es dann zu einer wüsten Prügelei kam. Die Folge war, daß die beiden Handwerksburschen, die allerdings durch ein freches Benehmen die ganze Affäre heraufbeschworen haben, blutüberströmt und schwer verletzt auf der Polizeiwache Schutz suchen mußten. Die Verletzungen sollen nicht lebensgefährlich sein, doch werden die Verletzten für einige Zeit im hiesigen Spital untergebracht werden müssen. Die Namen der Täter sind bekannt und ist gerichtliche Untersuchung bereits eingeleitet.
Vom Ries 22. Febr. Die Leiche der Privatiersgattin Kathi Grub, eine geborene Lippacher von Nördlingen, die vor einem Monat beerdigt wurde, ist wieder ausgegraben worden, um seciert zu werden, da richterliche Erhebungen über die Todesursache stattfinden. Die Frau war nach etwas mehr als einjähriger Ehe in Mayen (bei Koblenz) gestorben und die
„Des sell steht alloa.
Im Wegrain beim Feld, ängt stillstad sei Köpferl nd taugt nit in d' Welt!"
„Des Bleamerl, des möcht ich.
Des bild ich mir ein,
Des brock ich am Abend Und trags stillstad heim!"
„Und setz auf a Platzl,
Wo's wachst und wo's blüht.
Und sonnscheinig wird In sei'm trüben Gemüt!"
Keckzutraulich, mit blitzenden Augen trat er zu Gundi heran, faßte sie kräftig um die Mitte, und bat im treuherzigen eindringlichen Ton: „Geh, Gundi, schenk mir einen Landlerischen, sei nit so herb! Warst mir doch sonst eine herzliebe Kameradin, bevor du ins Kloster gekommen bist. Weißt, ein bissel Lustbarkeit, die bringt einem manchmal übers allerhärteste hinweg!"
„A na, beileib nit", Sixt, ich will doch a Klosterfrau werden und für a solchene paßt doch das Vergnügen nit", suchte das hocherrötende Dirndlein den allzu Stürmischen abzuwehren und machte Anstrengungen, sich aus seinen Armen zu befreien. Doch der hielt fest was er hielt, und noch ehe sie so recht zur Besinnung kam, was mit ihr geschah, fühlte sie sich im Tanze gedreht und unwillkürlich folgten ihre Füße dem Takte der Musik, schmiegte sie sich fester an ihren Tänzer an, erwachte der Lebenshunger, die Lebensfreude und brachte alle anderen Bedenken und Vorsätze zum Schweigen.
„Da schau hin, des Paar, schau dirS an, Wendel!" Vergnügt stieß der Raintaler seinen Tischnachbar mit dem Ellenbogen derb in die Seite. „Hab ichs nit zuvor gewußt, der Bua bringts fertig, dem Dirndel die Trübseligkeit auszutreiben. Der Tausendsaßa, der! Da wirds schon bald genug a Brautschau geben und a Hochzeit drauf. Aber, das sag
ich dir, Lindhammer, den Buabn laßt aus, der freit in meinen Hof hinein, das Veferl kann dann auf die Schneidmühl frein! Gspasstg, grad gspassig, wie der Sixt deinem Bruder, dem Toni gleicht. Nur das leichte Blut, die leichte Ader, die fehlt ihm. Der Bua ist von deinem Holz gemacht und dasselbige hält aus in guter und in schwerer Stund. Red Wendel, hast gar nichts mehr ghört von Amerika?"
Der Lindhammer strich sich über die Stirn wie einer, der schlimme Gedanken wegwischen will. Sein frisches, kraftvolles Angesicht sah erdfahl aus, unsicher begegnete sein Auge dem des Fragenden.
„Verstorben oder verdorben, das ist eine Sache bei dem", erwiderte er finster. Aller Frohmut war aus seinen Zügen gewichen und nur der unerbittlich strenge herbe Ausdruck war verblieben. „Nit einmal, wohl an zwanzigmal habe ich ihm die Hand hingehalten mit allem, was mein ist, doch hat er nit gewollt! Hat alleweil so fortgemacht in der Lumperei, bis a schlimmes End genommen und der Lindhammersche Name einen Schandfleck gekriegt hat. Die Gant wär das Härteste noch nit gewesen, Reintaler", fuhr er, seine Stimme dämpfend, fort, aber daß der Loder meiner Mutter selig die letzten paar Hunderter geraubt und die Emmerenz, unsere Oberdirn, ins Unglück gebracht und seine Schandtaten mir in die Schuhe g'schoben halt, das war das Allerniederträchtigste und schlug dem Faß den Boden aus. Nachher ist's halt so gekommen wie es kommen mußte."
„Tu's halt verwinden, Lindhammer und dich nit alleweil an die alten G'schichten erinnern", suchte der Raintaler begütigend einzulenken. „Weißt, das Allerbeste von allem ist doch dir verblieben. Die Heimat auf deinem Anwesen, auf dem deine Voreltern fortgehaust haben und rechtschaffen darauf verstorben sind und die Therest, dein braves tüchtiges Weib!"
Der Schneidmüller atmete einigemale tief auf und seine verdüsterten Züge erhellten sich, gleichwie ein leuchtender Sonnenstrahl eine finsterdräuende Wolkenwand erhellt. (Forts, folgt.)