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AmLr- Wd Anzeigrdlatt für den G-eramtrdezitt Calw
85. Jahrgang
44
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Skrscheiru^tag«: Montag, Dienstag, Mittwoch, Donnerstag, Freitag nni> Samstag. AnsertionSprelS l!>Tfg, pro Zeile für Ttailt n.Nszirktorte! außer Bezirk lg Afg.
Mittwoch, den 23. Jebruar 1910.
Bezugrpr.i.d.Btabt'/^LHrl.m.rrLgerl.Mk. I.2S. PostbezugSpr. > d. Orts- u. NachbarortSverk. '/.jührl. Mk. l.ro, im Fernverkehr MI. I.so. B-stellg. in Württ. so Pfg., in Bayern u. Reich es Bis.
Amtliche Bekanntmachungen
A« die OrtsSehörden,
betr. die Vorlage vor» Gefachen a« Verwilliguag eines Staatsbeitrags za dem im Jahr 1909 erwachsenen Aufwand der ViehverfichernngS- vereine.
Im Entwarf des Hauplfiaanzetats für 1910 ist ein Betrag von 80 000 Mark zur Förderung de- ViehverficherungSweseuS vorgesehen.
Dieser Betrag soll zur Unterstützung solcher Vieh- (Pferde-, Rindvieh-, Ziegen-) Verficherungs- vereme verwendet werden, welche durch die im Geschäftsjahr 1909 etngrtreteneu Schadenfälle stärker belastet worden find.
Soweit hienach noch Mittel zur Verfügung stehen, können auch den miuderbelasteten Vereinen StaatSbeiträge zu den ihnen durch die tierärztliche Behandlung der versicherten Tiere erwachsenden Koste», sowie zu dem Zweck gewährt werden, um ihnen die Ansammlung eines Reservefonds zu ermöglichen.
Nach den in der Sitzung des Gesamtkollegiums der Zentralstelle für die Landwirtschaft vom 28. Februar 1901 ausgestellten Grundsätzen sollen nicht »ur BiehverficheruugSvereine mit Seldwtrtschaft sondern auch Vereine mit Naturalwirtschaft (bezw. mit gemischtem System) Staatsbeiträge erhalten.
Voraussetzung für die Verwilligung eines Staatsbeitrags an die Verstcherungsvereine ist u. a., daß dieselben einen etwaigen ihnen im Vorjahr verwilligten Staatsbeitrag in satzungSgemäßer Weise verwendet bezw., soweit nicht rückständige Entschädigungen oder Schulden damit zu begleichen waren, denselben zur Bildung einer Rücklage angelegt oder der schon vorhandenen Rücklage (Reservefonds) zugeschlagen haben.
Die Schulthetßeuämter wollen nun die ViehverficheruugSvereine ihrer Gemetudeu, welche auf einen Staatsbeitrag rechnen, zur Vorlage
eines solchen Gesuchs bis spätesten- 15. März d. I. anher veranlassen und den Vereinen bei Aufstellung des Gesuchs behilflich sein.
Die Gesuche haben folgende Angabe«
unter Benützung der heute den Schultheißenämtern zugegangenen Formulare über die Geschäftsergebmsse im letzten Verstcherungsjahr (1909) zu enthalten:
1. Zahl der Mitglieder;
2. Zahl der versicherten Tiere (Pferde, Riadvteh, Ziegen. Schweme);
3. Höye der erhobenen Versicherungsbeiträge nach Prozenten des Versicherungswerts der Tiere oder auf das Stück Großvieh bezw. Kleinvieh;
4. Zahl der Entschädigungsfälle und zwar:
bei Pferden: Zahl der umgestandenen oder geröteten Tiere; bei Rindvieh:
s. Zahl der umgestandenen Tiere; d. Zahl der notgeschlachteten Tiere, deren Fleisch im ganzen als ungenießbar erklärt worden ist;
c. Zahl der notgeschlachteten Tiere, deren Fleisch ganz oder teilweise genießbar w ar; bet Schweinen und bei Ziegen: wie bei Rindvieh s bis c;
5. Gesamtbetrag der gewährten Entschädigungen und zwar:
bei Pferden: für umgestandsne und getötete Tiere; bei Rindvieh:
». für umgestandene Tiere;
b. für notgeschlachtete Tiere, deren Fleisch im ganzen als ungenießbar erklärt worden ist;
c. für notgeschlachtete Tiere, deren Fleisch ganz oder teilweise genießbar war und zwar:
au. Fleischerlös;
bb. Zuschußleistung des Vereins; bet Schweinen uud bei Ziegen: wie bei Rindvieh 3 bis c.
6. Betrag der vom Verein bestrittenen Kosten für tierärztliche Behandlung;
7. Betrag des Reservefonds bezw. des Vermögens des Vereins.
Den Gesuchen sind die zur Prüfung der Richtigkeit der verlangten Angaben erforderlichen Belege und das ausgefüllte Formular anzuschließen, welches heute den betreffenden Schultheißenämtern zugegangen ist; außerdem ist anzugeben, in welcher Weise der dkm Verein im Vorjahr verwilligte Staatsbeitrag verwendet worden ist.
Etwa weiter erforderliche Formulare können
von dem Oberamt bezogen werden.
Calw, 22. Februar 1910.
K. Oberamt.
I. V.: Amtmann Rippmann.
TagesVsnigkeite«.
Z Calw 23. Febr. Soeben durcheilt die Trauerkunde unsere Stadt: Herr Schultheiß Scholl in Unterreichenbach ist heute Nacht an Nieren- und Blinddarmentzündung nach kurzer Krankheit gestorben. Kaum 8 Monate find es her, seit wir mit ihm sein 40jährigeS Dienstjubiläum als Ortsvorsteher feiern dursten. Große Ehren wurden damals dem verdienstvollen Manne zuteil, aber wer hätte da gedacht, daß der trotz seiner 65 Jahre noch so Jugendfrische und Tatkräftige so schnell von uns gehen würde. Ein großer Verlust ist sein Dahinscheiden für die Gemeinde Unterreichenbach und für unfern Oberamtsbezirk. Sein praktischer Rat auf Grund reicher Lebenserfahrung wird in der Amtsversammlung, im Bezirksrat und in all den vielen Kommissionen, deren Mtglied er war, sehr vermißt werden.
Calw 22. Febr. (Theater.) Am kommenden Sonntag wird im Saal des Bad. Hofes nach langer Pause wieder eine Theatergesellschast,
Wildwasser.
Gebirgsroman von Luise Cammerer.
(Fortsetzung.)
Sie zog die nur noch schwach sich Sträubende zum Tanzplatz mit fort.
Dort hatte die Fröhlichkeit inzwischen den äußersten Höhepunkt erreicht. Mit dem Sixt voran wanderten die Musikanten von Gast zu Gast, und spielten einem jeden seine besondere Lieblingsweise auf und so kam es denn, daß abwechslungsweise, bald ein rührseliges Volkslied, bald ein flotter Landlerischer, oder auch ein übermütiges Trutzgesangel um das andere erklang und die Kopfbedeckung des Sixt, die er als rasch improvisierte Sammelbüchse den Festgästen vorhielt, immer inhaltsschwerer wurde, und den Regen von großen, blinkenden Silberstücken kaum mehr zu fassen vermochte.
Die Musikanten befanden sich in feuchtfröhlicher Stimmung und leisteten demgemäß ihr bestes, sogar der nicht eben als freigebig bekannte Lindhammer verflieg sich dazu, einen ganzen Taler zu spendieren, indes der Raintalbauer ein Fünfmarkstück in die Sammelbüchse warf und dem Sixt mit breitem Behagen zuraunte:
„Bist doch ein Hauptkerl, dem man gut sein muß. Schau dich ein bissel nach meinem Dirndel um, daß es auch einmal auf seine Trübseligkeiten vergißt. Du wärst noch der einzige, der ihm die Traurigkeit vertreiben und das Herz ein bisst warm machen könnte!"
Beim Sixt regte sich die Eitelkeit.
„Meinst Raintaler", lachte er geschmeichelt. „Weißt am guten Willen fehlts nit, aber die Gundi ist eine gar feine, stille, die an den Burschen und der Liebschaft keine große Freude hat, und heut hats ein jeder schlecht getroffen, der sie zum Tanz führen wollt, einen jeden hats I
abfahren lasten. Müßt schon ein ganz besonderer Bursch sein, an dem die Gundi einen Wohlgefallen fänd!"
„So Versuchs, Sixt, mich täts gerade freuen, wann du der Besondere wärst", ermunterte der Raintaler den Burschen lächelnd. „Sie ist doch auch ein Dirndel, das wie die andern das Herz unterm Brustfleck hat und die möcht ich kennen, die sich an dich nit hinschmiegt."
„Am Versuch solls nit fehlen," meinte der Sixt, der bereits des Guten ein bischen zu viel genoffen, im kecken, unternehmungslustigen Ton und sich vor der Musikantentribüne aufstellend, warf er sein Hütel hoch in die Lust, stieß einen glockenreinen Jodler aus und rief befehlend:
„Aufgespielt Ihr Leut! Gsangeln kommen und dann noch ein extraiger Landlerischer für mich!"
Und in frischfröhlicher, urwüchsiger Weise erklang es über den grünenden, mit jungen Tannen, Birken und blauweißen Fahnen freundlich geschmückten Wiesenhang hinab:
„A Bua' der nit jagert,
Und das Tanzen nit kann,
Sell wird all sei Lebtag,
Kein richtiger Mann!"
„Im Lenz, da blühn Bleamerl,
Und Mmröserln auf.
Im Lenz zieht die Sennerin,
Auf d' Mm wieder nauf."
„Und a richtiger Bua,
Der ist wie a Jmm,
Der schleckt an einem Bleamerl,
Grad da, wo ers find!"
„Ich weiß mir ein Dirndel,
So lieb und so fein,
Grad wie a weiß Röserl,
So sauber und rein!"