42. Amtr- und Anzeigeblatt M den GderamtrbeM Lalw. 8S. Mr,«,

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GrschrtnungStage: Montage Dienstag, Mittwoch, Donnerstag, Freitag und «arnStag. JnserLio^prriS '^Lfg.pro Arik« für Stadtu. Beztiksorle; außer Bezirk 1L Kfg.

, den 21. Jebruar 1910

YrzugSpr.i.d. Stadt'/«jährl.rn.Trägerl.Mk. 1.2b. PostbezugSpr. '.d. Orts- u. NachbarortSverk. '/^jährl. Mk. 1.20, im Fernoerkeh r ^k. l.Sv. Bestell-. in Württ. 30 Pfg., in Bayern u. Reich 4L Kfg.

Amtliche Bekanntmachungen

Bekanntmachung,

betr. die Verleihung des Feuerwehrdieust- ehrevzeicheas.

Durch Ministerialentschließung vom 18. Jan. 1910 ist den nachgenannten Mitgliedern der Feuer­wehren zu Ealw, Gechingen, Holzbroun, Neu­bulach und Stammhetm das Ehrenzeichen für langjährige, treu geleistete Dienste in der Feuerwehr auf Grund des 8 1 des Statuts vom 20. Dezember 1885 und 22. November 1898 verliehen worden:

1. Schaufelberger, Friedrich, Schuhmacher

in Calw,

2. Gehring, Friedrich, Bauer in Gechingen,

3. Gehring, Ludwig, Metzger in Gechingen,

4. Geh ring, Wilhelm, Schreiner in Gechingen,

5. Mörk, Friedrich, Taglöhner in Gechingen,

6. Strohm, Johann Georg, Bauer in

Gechingen,

7. Wurst, Wilhelm, Schmied in Gechingen,

8. Er har dt, Christian, Bauer in Holzbronn,

9. Gebhardt, Gottlieb, Schreiner in Holz­

bronn,

10. Mann, Friedrich, Holzhauer in Holzbronn,

11. Schütz, Michael, Bauer in Holzbronn,

12. Pfeiffer, Christian, Zimmermann in Neu­

bulach,

13. Kober, Josef, Bauer in Stammheim,

14. Kober, Michael, Bauer in Stammheim,

15. Knonath, Michael, Holzhauer in Stamm­

heim,

16. Strinz, Christian, Holzhauer in Stammheim, Calw, 24. Februar 1910.

K. Oberamt. Amtmann Rippmann.

Tagesrreuigkeite».

8.V. Calw 21. Febr. Der Familien­abend des hiesigen Schwarzwaldvereins übte auch dieses Jahr wieder eine solche Anziehungs­

kraft aus, daß bald nach 7 Uhr einvolles Haus" zu verzeichnen war. Der Saal des Badischen Hofs war diesmal festlich geschmückt und auch bei den Ansprachen wurde die Tatsache entsprechend gewürdigt, daß der Verein vor 25 Jahren gegründet wurde. Die Darbietungen, von welchen wir schon im Voraus berichteten, befriedigten sicherlich alle Besucher, da insbesondere die schönen Bilder in einer bis jetzt noch nie erreichten Größe und Deutlichkeit vorgeführt wurden. Ein erhöhtes Interesse wurde diesmal den Musik­vorträgen entgegengebracht, da wir neben längst­bewährten Kräften auch neue zu hören bekamen. Herr Kapellmeister Fromm, der Nachfolger von Herrn Höfer, führte sich in vorteilhafter Weise ein. Und in seiner Frau durften wir eine hervorragende Sängerin begrüßen, die über bedeutende, gutgeschulte Stimmittel verfügt. Der Versuch, am Probeabend Kinder Zutritt zu gewähren, darf als ein solch gelungener betrachtet werden, daß man es künftig regelmäßig so halten kann. Nur in der Richtung ist noch eine Verbesserung nötig, daß unruhige Gaste, daran eS diesmal zu viele gab, zu einem andern Verhalten gewöhnt oder ganz ferngehalten werden.

Q Calw 21. Febr. Unter zahlreicher Beteiligung aus Stadt und Land hielt die Creditbank für Landwirtschaft und Gewerbe e. G. m. b. H. gestern im Gasthaus z. Rößle hier ihre 41. ordentliche General­versammlung ab. Dieselbe wurde von dem Direktor der Bank, Herrn Georg Wagner, Fabrikant hier, geleitet. Der Vorsitzende begrüßte die erschienenen Genossen und hielt einen kurzen Rückblick über das Erwerbsleben im abgelaufenen Geschäftsjahr. Hienach kann die Landwirtschaft mit den Erträgnissen des Feldes, insbesondere mit den Körnerfrüchten zufrieden sein. Die

gewerblichen Betriebe sind fast alle ungenügend beschäftigt gewesen, insbesondere auch das Bau­handwerk, die wirtschaftliche Depression hat seit langer Zeit keinen solchen Tiefstand erreicht, wie im Vorjahre. Der flüssige Geldstand, der als Folge des Darniederliegens der Unternehmungs­lust eingetreten ist, hat das ganze Jahr angehalten, und es war für das Geld, das der Bank zugekommen ist, verhältnismäßig geringe Nach­frage vorhanden. Da andererseits festes, gegen Kündigung angelegtes Geld sehr gesucht war, so konnte an den Zinssätzen der Bank eine Aenderung nicht vorgenommen werden. Die Chek- oder Quittungssteuer, welche die Reichs­finanzreform der Genossenschaftsbank als neue Auflage gebracht hat, ist hinsichtlich der im Spar­kassenverkehr fällig werdenden Beträge, auf die Bank übernommen worden. Das Schlußergebnis des genossenschaftlichen Geldbetriebs ist ein günstiges, insbesondere aber hat sich der geschäft­liche Verkehr der Bank innerhalb 8 Jahren um 100 °/o gesteigert, gewiß eine schöne erfreuliche Entwicklung. Der im letzten Jahre erzielte Reingewinn beträgt 23 329 ^ 45 c). Derselbe wurde, nachdem Herr Kassier Eberhard den Rechenschaftsberichtim einzelnen vorgetragen hatte, dem von der Versammlung einmütig angenommenen Antrag des Aufstchtsrats entsprechend, wie folgt ver­wendet: als Dividende kommen zur Verteilung 5 Vs °/° mit 15122 ^ 60 -), der Reservefond erhält 2412 der Spezialreservefond 2300 so daß diese Reservemittel jetzt im ganzen 75000 ^ betragen. Abgeschrieben werden am Bankgebäude 798 62 c), (restlicher Buchwert

alsdann 25 500 am Mobiliar 453 ^ 50 ^ und auf neue Rechnung werden vorgetragen 2242 ^ 73 A Die Papiere des Anlagekonto» sind zu ihrem früheren niederen Kurs in die

Wildwasser.

Gebirgsroman von Luise Cammerer.

(Fortsetzung.)

Oben am Waldessaum traf er mit seinem Gefährten zusammen, der eine Ruhepause hielt und ihn mit spöttischem Zuruf begrüßte:

Na Franzel, ich dachte, du hättest Reu und Leid' gemacht und Beichtstunde gehalten, drunten in der Schneidmühl! Hast dich doch wieder eines Besseren besonnen und das letzte noch ein bissel hinausgeschoben. Das Beten und Frommsein kann ich nit ausstehn und ich Hab all meiner Lebtag keine Ursach dazu g'habt. Der Herrgott hat von mir nie nix wissen wollen und ich nix von ihm und es ist auch so gegangen. Der Schneidmüller, der Lindhammer, der Tropf, der hat eine Ursache zum Frommsein, der hat ein schönes Zeug, ein sauberes Weib, und einen Schrank voll Geld und ist ein geschwollener Protz. Wir andern, die nix haben, wir sind die Haderlumpen, die nirgends etwas zu reden haben. Es ist eine ganz miserable Welt, eine ganz verkehrte Welt, eine ganz verdorbene Welt! Pfui Deixel!"

Verächtlich spuckte er aus, legte sich seiner ganzen Länge nach träge in das würzig duftende Riedgras des Wegrains und schaute schillernden Blickes in den Blütenreichtum eines wilden Kirschbaumes hinein, der von summenden Bienen und allerlei Schmarotzern umschwärmt wurde.

Da schau nauf, das Gsindel hats gut, arbeitet nit und lebt doch alleweil fort. Wers doch auch so gut hält'!"

Sein Zuhörer lächelte trübe.

Ich meine schier, du hast das Leben von der allzu leichten Seite genommen", erwiderte er ernst,und die Arbeit hat dir nur wenig Sorge und Mühe gebracht!"

Kannst es erraten haben, Kamerad!" bestätigte der also Angeredete

I gallig.Die Arbeit war mir immer das letzte. Um und um bin ich gekommen auf der Welt, Länder und Meere habe ich gesehn, aber geschafft habe ich nit viel und doch fortgelebt wie der Spatz und die Krähe. Es ist alles einerlei, so oder so, in die Erde gehören wir zuletzt allesamt hinein und dann ist's aus die ganze Gaudi. Oder bist du auch einer der Gescheiden, von den Frommen, die nochalleweil an einen Himmel glauben und an die ganzen Geschichten, die uns vorgemacht werden?

Das zu besprechen ist hier nicht die rechte Zeit, noch der rechte Ort, noch bist du die geeignete Persönlichkeit dazu", sagte Franz in ruhigem, bestimmtem Ton.Ein Mensch, der keinen Gott, keine Heimat und kein Familiengefühl in sich trägt, ist nicht wert, daß er lebt! Und die Arbeit, sie ist ein Schatz, ein Segen, sie gibt uns Halt und Kraft, des Lebens Trübsal und Anfechtungen zu ertragen!"

So behalt du deinen Segen, ich schaff nit", erwiderte der alte Vagabund frech.Weit hast du's bis jetzt nit gebracht, mitsamt der Arbeit und dem Segen. Wie ein Häuferl Elend schaugst aus, Lumpen hast am Leib und leer ist's im Sack drinnen. Deine Mutter kann eine Freud haben mit dir!"

Franz schaute eine Weile düster vor sich hin.

Fürs Kranksein kann ich nichts und so lange ich arbeitete, fand ich stets mein Auskommen", gab er ernst zur Antwort.Im Unglück nicht zu verzagen, das ist auch eine Kunst, doch du willst ja davon nichts hören und hast dir deine eigenen Lebensansichten zusammengeklauselt. Gib mir meine Papiere zurück, hier gehen unsere Wege auseinander."

Der Alte sah mit einem falschen, tückischen Blick zu ihm auf, öffnete sogleich sein Ränzel und warf ihm ein kleines Packet zu.

Da hast deinen Bettel! Die paar Pfennige Hab ich halbiert! Heut am Abend, wenn ich dich noch in der Gegend antreffe, kannst du es verzehnfacht wieder zurückhaben! Die in der Schneidmühl müssen Heraus­rücken mit dem Geld, geh' es wie es will, wenn nit im Guten, nachher