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Amtr- und AnzeigMatt für den Gberamtzbezirk Calw
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TagesuevigkeiteA.
— Se. Majestät der König haben am 8. Februar ds. Js. geruht, den Oberbahnassistenten Wegener in Ktrchheim unter Teck auf die Stelle eines Eisenbahnsekretärs bei der Eisenbahnbetriebs- Inspektion Calw zu befördern.
4 Tein ach 8. Febr. Am heutigen Fastnachts-Dienstag erlaubte sich ein Unbekannter einen fast zu starken Fastnachtsscherz. Derselbe kam mittags von Pforzheim her und erkundigte sich nach Haber- und Fruchtpreisen, in welcher Richtung er Aufkäufe zu machen vorgab. Ein gefälliger Bauer führte den Herrn nach Teinach wo sich bei den vielseitig geschilderten Verhältnissen desselben eine lebhafte Unterhaltung entwickelte; unerwartet entfernte sich der Unbekannte und als man nachsah, war er mit dem Fuhrwerk verschwunden. Großes Erstaunen, Telephon-Bewegung nach allen Richtungen; inzwischen war der Gesuchte bei Muttern in Neubulach angekommen und hatte das Gefährt ebendort in einem Gasthaus gelassen. Das gerichtliche Nachspiel wird folgen.
Nagold 10. Febr. Der Karussellarbeiter Jäckle von Schramberg wußte durch seine phantastischen Erzählungen Bauerseheleute von Emmingen, so für sich zu gewinnen, daß er angenehme Winterferien im Schwarzwalde halten konnte. Aber die Wanderlust reizte ihn immer wieder und da er zum Reisen kein Geld hatte, nahm er zu Schwindeleien seine Zuflucht. Mit Hilfe eines gefälligen Freundes und einer Freundin ließ er Telegramme an sich aufgeben, wie wenn er eine größere Geldsumme zu erwarten hätte. Auch machte er Reisen Hierwegen und suchte sogar einen Rechtsanwalt auf. Aber immer wieder trat ein Hindernis dazwischen und das
Freitag, den 11. Februar 1910.
«„U-Spr.i.d. Stadt>Mhrl.m.rrSgirl.Ml. I.-S. Postbezug«?-, s.d. Orts- u. NachbarortSverl.-/ijithrl. Ml. l.-o, im Fernoerleh r Ml. 1.S0. Bestell«. in Württ. So Psg., in Bayern u. Reich SS Pf,.
Geld blieb aus. Schließlich gingen dem Bauersmann die Augen auf, nachdem er dem sauberen Gast einige hundert Mark geopfert hatte, und er ließ ihn heute verhaften.
Nagold 10. Febr. Der Kaufmannslehrling Lehmann, der seinem Prinzipal in Eb- hausen Briefe und Gelder unterschlug und mit Kameraden das Geld verjubelte, ging flüchtig, nachdem er sich entdeckt sah. Er ist nun verhaftet und ins Gefängnis gebracht worden.
Stuttgart 10. Febr. Western mittag wurde vor dem Kursaal in Cannstatt eine 80 Jahre alte Dame von einem Bierfuhrwerk umgeworfen und überfahren. Sie trug Rippenbrüche und andere Verletzungen davon.
Stuttgart 10. Febr. Heute nachm, hat in der Theaterstraße beim Schloßplatz ein Zusammenstoß zwischen einem Straßenbahnwagen und einem Automobil stattgefunden. Personen wurden dabei nicht verletzt, dagegen beide Fahrzeuge mehr oder weniger beschädigt.
Stuttgart 10. Febr. (Strafkammer.) Ein vierblätteriges Kleeblatt schmückte heute die Anklagebank. Aus dem Zuchthaus Ludwigsburg wurden unter starker Bedeckung vorgeführt: Franz Maier, Schlosser aus Wien und sein Kollege Karl Hübner aus München, ferner aus dem Untersuchungsgefängnis als der Hehlerei verdächtig Karl Emanuel Trautwein von Degerloch und Otto Klumpp von hier. Maier und Hübner hatten unter äußerst verwegenen Umständen mit im Zuchthaus angefertigten Dietrichen am 27. Dezember verflossenen Jahrs einen gelungenen Ausbruch unternommen. Sie flüchteten sich zunächst in einen Garten, wobei ein Gärtner, der sie aufstöberte, von Maier geprügelt wurde. Von dort aus begaben sie sich auf
den Pragfriedhof, wo sie nächtigten. Tags darauf verschaffte sich Maier die dringend notwendigen Kleidungsstücke durch einen schweren Diebstahl mittelst Einsteigens durch die Dachfenster in ein Haus der Pfizerstraße hier, wobei er auch noch andere Wertsachen mitlaufen ließ. Nach zwei Tagen magerer Freiheit wurden die beiden AuS- und Einbrecher wieder dingfest gemacht. Die beiden anderen Angeklagten wurden der Hehlerei bezichtigt und in Anbetracht ihrer Vorstrafen in Haft genommen. Trautwein und Klumpp wollten eine von Maier gestohlene Uhr nebst anderen Sachen zu Geld machen. Der trotz seiner Jugend schon schwer bestrafte Maier wurde gemäß dem Antrag des Staatsanwalts, der ihn «mn äußerst gefährlichen und verwegenen Burschen nannte, zu 1 Jahr 6 Mon. Zuchthaus verurteilt, sein Schicksalsgenosse Hübner, der „Schmiere" gestanden haben sollte, freigesprochen. Trautwein erhielt 1 Monat und 15 Tage, Klumpp 1 Monat Gefängnis, wobei die Untersuchungshaft teilweise angerechnet wurde.
Stuttgart 10. Febr. (L a nd w. Unfallversicherung.) Auf dem Lande ist vielfach die Ansicht verbreitet, als habe ein Bauer die Folgen des Unfalls zu tragen, der einem jugendlichen, also noch nicht 16 Jahre alten Arbeiter in seinem Betrieb zustößt, weil er noch nicht invalidenversicherungspflichtig war. Meistens geht aber eine solche Annahme von unzutreffenden Voraussetzungen aus, wie dies auch eine kürzlich durch die Presse gegangene Korrespondenz „Vom Oberland" beweist. Es handelt sich dort um einen 15'/- Jahre alten Dienstbuben, dem eine Hand in der Futterschneidmaschine stückweise abgeschnitten wurde. Der Arbeitgeber sollte ! verpflichtet sein, den ganzen Anspruch des Ge- > schädigten in Höhe von 2000—3000 ^ zu
Die Loste vom Aleelamphos.
Roman von Erich Eben st ein.
(Fortsetzung.)
Ein paar drohend erhobene Fäuste recken sich dem Franz unter die Nase. Dazu flüstert ihm eine bekannte Stimme höhnisch ins Ohr: „Gelt Du — jetzt wär'S doch besser, Du wärst am Habererhof geblieben?"
„Nein", ruft er laut, „lieber noch sitz ich mein Lebtag im Arrest, als daß ich neben Euch hält weiter leben mögen!"
Die Worte bringen ihn ganz um die Symphatie der Friedauer. So lang er verschollen war, nahm jeder für ihn Partei und verdammte die böse Stiefmutter. Jetzt, wo er es wagte, trotz des auf ihm ruhenden Verdachts, so aufrecht, fast heiter unter ihnen zu stehen, wo weder Angst noch das Flehen um die Gnade der Mitmenschen in seinem Gesicht zu lesen war, standen sie auf einmal aus seiten der Hobeinin.
„Schämen sollst Dich, Du", schreit ihm Nagel, der Schmied, ins Ohr und versetzt ihm einen derben Puff. „Die Habererbäurin ist doch das Weib von Deinem Vater gewesen; wenn sie Dich streng gehalten hat, so wird sie wohl gewußt haben, warum . . ."
Franz ist bei diesen Worten bleich geworden. Er preßt die gefesselten Hände zusammen und spreizt die Ellbogen von sich, um sich einen Weg zu bahnen. Auch der Gendarm sucht weiter zu kommen. An den erhitzten Gesichtern ringsum, den schwimmenden Aeuglein und dem Atem voll Weindunst sieht er, wozu die Leute am meisten gelaunt sind.
Zu alldem erscheint soeben auch noch der Bürgermeister, gefolgt vom Kleekamp und mehreren Bauern, unter der Haustür und ruft ihm zu: „Was stehst denn da mit dem Kerl — marsch fort in den Arrest!"
„Platz da!" schreit der Gendarm. „Im Namen des Gesetzes!"
Aber die Hochzeilsleute begrüßen die Rede nur mit Gelächter.
„Erst werden wir ihm eins mitgeben zum Andenken", rufen sie, „daß er die Nasen nicht mehr so hoch trägt ..."
Der Kleekamp hat sich, als er Franz erblickt, taumelnd an den Türpfosten geklammert.
„Bürgermeister", stammelt er, Bürgermeister ... das ist ja . . ."
„Der Habererbub ist's, ja. Und schau nur, wie frech der Kerl um sich schaut. Tät ihm nicht schaden, wenn sie ihm ein'« aufs Dach gäben . ."
Franz stößt einen dumpfen Laut aus und wirst sich rasend auf die Menge, welche ihm den Weg verstellt und mit Püffen und Stockschlägen auf ihn eindringt. In einem Nu ist der Gendarm von ihm getrennt, wehrlos und gefesselt, aber aufrecht und mit funkelnden Augen, welche wenigstens die Vordersten im Zaum halten, steht Franz da.
In diesem Moment ist's, daß sich der Kleekamp bleich und besinnungslos mitten in den Knäuel stürzt und schreit: „Zurück Ihr! Daß mir ihn keiner anrührt . . . nicht wahr ist's, daß er einen erstochen hat!"
Einen Augenblick hält alles verwundert ein und starrt auf den Kleekamp, der sich wie eine Mauer vor Franz hinpflanzt.
Niemand bemerkt in der Aufregung, daß von aufwärts durch die leere Dorfgasse ein Weib in atemlosem Lauf gerannt kommt — es ist die Epeseder Lori.
Alle Blicke sind auf die Hobeinin gerichtet, welche dem Kleekamp zuruft: „Und woher weiß es denn der Kleekamphofer so gewiß, daß der Bub unschuldig ist? Hat er den Holzknecht vielleicht selber erstochen?"
Der Kleekamp wirst ihr einen verächtlichen Blick zu.
„Halt's Maul, Du! Wer den Buben da kennt, der weiß auch, daß er so was nicht tun kann!"
„Oho! Ich kenn' ihn besser wie Du! Und allen sag ich'S Euch: ganz leicht kann der Franz einen umbringen! Immer ist er so ein Wildling gewesen, dem nicht zu trauen war."
„Lügenmaul verhüllte«!" zischt sie der Kleekamp an, während die