Amtr- und AllzMebM für den Gderamtzdezirk Calw
85. Jahrgang.
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Sr^chemynzriag«: Montag, Dienstag, Mittwoch, »ounerStag, Freitag und Samstag. Jnsertio»«pr«is tv A^n. pro Zelle für Stadt u, Lezirüsorte; außer Bezirk IS Psg.
Donnerstag, den 3. Jebruar 1910.
vezugspr, i.d. Stadt^/,jLhrl.m.Lritgerl.Mk. l.Sb. PostbezugSpr. f.b. Orts- u. Nachbarortsverk. '/^Lhrl. Mk. I.SV, im Fernverkehr Mk. t.S0. Bestellg. in Württ. Sl> Pfg., in Bayern u. Reich 4L Pfg.
TssesNentgketten.
Calw 3. Febr. Die Handwerkskammer Reutlingen macht im Inseratenteil unserer heutigen Nummer auf die Veranstaltung von Gesellenprüfungen in den Monaten März und April ds. Js. aufmerksam. Wir möchten nicht verfehlen, auf dieselben auch an dieser Stelle hinzuweisen.
(Auszeichnung von Angehörigen des K.Landjägerkorps.-—Nachtrag.) Für v orzüglich e Dienstleistungen und langjährige treue Pflichterfüllung haben Auszeichnungen erhalten und werden öffentlich belobt: die Landjäger Koch in Möttlingen und Schneider in Jgelsloch.
Hirsau 2. Febr. Auf besonderen Wunsch wird in diesem Blatt über eine von der Ortsgruppe der Deutschen Partei am vergangenen Sonntag veranstaltete Versammlung im Hirsauer „Waldhorn" berichtet, die von Hirsauern und Liebenzellern Einwohnern beiderlei Geschlechts zahlreich besucht war. Nachdem der Vorsitzende, Sägwerkbesitzer L. Wagner von Ernstmühl, die politische Lage im Reiche beleuchtet und dem patriotischen Schmerze üoer die Zertrümmerung des Blocks Ausdruck gegeben hatte, hielt an Letzteres anknüpfend Pfarrer a. D. Bessert einen Vortrag, der einen Zyklus weiterer Vorträge über den Weg zu Deutschlands Einigung eröffnen sollte und sich mit dem mißlungenen Versuch des sturmbewegten Jahres 1848 beschäftigte. Mit Spannung folgte die Versammlung den Ausführungen; Heiterkeit erregte ein kleiner Nachtisch, den der Redner zum Schluffe gab. Vor zwei Jahren veröffentlichte er im „Evang. Sonnragsblatt" Jugenderinnerungen aus de» Jahre 1848, aus welcher Veranlassung er ». a. über eine großes Aufsehenerregende gelungene Flucht eines Staatsgefangenen vom Hohenasperg berichtete. Eine dem Tode nahe 80jährige Frau,
die diesen Bericht las, fühlte sich gedrungen, Licht in das Dunkel zu bringen, das die strengste Untersuchung seinerzeit nicht auszuhellen vermocht hatte. Um vor dem Sterben ihr Gewissen zu entlasten, diktierte sie ihrem Sohne ein an die Redaktion jenes Blattes einzusendendes Geständnis. Als 20jähriges Dienstmädchen hat sie mit einem Soldaten der Garnison, mit dem sie im stillen verlobt war, die Hand zur Befreiung des Gefangenen geboten. Der Offizier, in dessen Familie sie in Diensten stand, und der für Bewachung der Gefangenen verantwortlich war, kam in die größte Aufregung und äußerte, mit dem Täter werde nach Kriegsrecht verfahren, er dürfe sich auf das Erschossenwerden gefaßt machen. Todesangst für sich selber und für ihren Helfershelfer, der nachher ihr Gatte wurde, fiel auf das Mädchen, und noch lange Jahre lebte sie in der Sorge, es könne am Ende doch noch herauskommen. Nach 60 Jahren öffnete ihr endlich das „Evang. Sonntagsblatt" den Mund, und es erfüllte sich wieder das Sprichwort: „Es ist nichts so fein gesponnen, es kommt endlich an die Sonnen." -
Leonberg 2. Febr. Auf dem hiesigen Marktplatz scheuten zwei Stiere, die von dem 72 Jahre alten Bauern Georg Schopf geführt wurden. Der Bauer wurde zu Boden geworfen, so daß er schwere innere Verletzungen erlitt, denen er bereits erlegen ist.
Zuffenhausen 2. Febr. Ein invalider früherer Arbeiter wurde nachts am Eisenbahndurchlaß in der Bahnhofstraße rücklings überfallen, niedergeschlagen und bewußtlos zu machen versucht. Er setzte sich jedoch zur Wehr und schlug seinen Spazierstock an dem Wegelagerer ab, der schließlich entkam. Der Ueber- fallene mußte ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen.
Stuttgart 2. Febr. Der heutige, überaus zahlreich besuchte Vortragsabend des Württ. Vereins für Handelsgeographie wurde mit einem von Komm.-Rat Zilling gehaltenen Nachruf aus den hochverdienten, langjährigen Vorsitzenden Grafen v. Linden eröffnet. Dann hielt Dr. Georg Hartmann einen fesselnden Vortrag über: „Die Besiedelungs- und Diamantenfrage in Südwestafrika". Nachdem Redner einleitend auf die großen Opfer an Geld und Blut, die für die Kolonie aufgewendet wurden, erinnert hatte, bezeichnete er die Kolonie als Land der Extreme und Kontraste. Gelegentlich eines Eisenbahnbaues wurden die ersten Vs bis V? Karat großen Diamanten von Eingeborenen gefunden. Zunächst wurde diesem Ereignis keine große Bedeutung beigelegt, heute müsse man aber von großartigen, fabelhaften Funden sprechen. Zwei große, seit unvordenklichen Zeiten wirkende Kräfte, die Meeresströmung und die regelmäßigen Südwestwinde, müßten mit den Diamantfunsen in Beziehung gebracht werden. Bis auf eine Entfernung von 80 und 100 km von der Küste in das Land hinein wurden Funde gemacht, die reichsten südlich von der Lüderitz- bucht, darunter befand sich ein Diamant von 17 Karat und 6 s schwer. Im vorigen Jahre bereits wurden 500 000 Karat gefördert, die einen Erlös von 15 Millionen Mark erzielten. Es sei eine geniale Tat des Staatssekretärs Dernburg gewesen, daß er die Verwertung der Diamanten der freien Spekulation entzog und ein großer Segen für das Reich liege darin, daß es Dernburg durchgesetzt habe, daß beinahe 50°/° des Verkaufswertes dem Staate anheimfalle. Sodann machte Dr. Hartmann sehr interessante Mitteilungen über den orographischen und geologischen Aufbau des südwestafrikanischen Schutz-
vie Leute osm Uleetamphof.
Roman von Erich Eb en st ei n.
(Fortsetzung.)
Er tut, als wollte er sich entfernen. Da ruft sie ihm schnell nach: „Du, wart ein bissel . . . wenn Du vielleicht glaubst, ich war' neugierig . . . Gott behüte.' Aber wenn Du schon extra heraufgekommen bist . . . kannst es ja durch die Hüttentür sagen . ."
„Fallt mir nicht ein. Komm heraus, dann sag' ich's Dir."
„Herauskommen tu ich nicht. Einmal nicht, weil Du Dich darauf kaprizierst, und das andere Mal nicht wegen dem „Gehörtsich".
„Ich kaprizier mich gar nicht. Schlaf gut weiter auf Deinem „Gehörtsich"!"
Er machte abermals ein paar Schritte von der Hütte weg.
„So wart doch . . Du dalketer Bub! Ich ... ja richtig . . einen Gefallen könntest mir gleich tun bei der Gelegenheit! . . .
„Was denn?"
„Der Stößel vom Butterfaß ist mir abgebrochen, den könntest mir mttnehmen hinunter, und die Bäurin soll mir einen anderen schicken, aber bald, daß ich nicht alleweil ausborgen gehen muß bei den andern."
„Gern. Gib ihn nur her, den Stößel!"
„Gleich bring' ich ihn Dir ..."
Schon eine Minute später öffnet Eva die Tür und tritt heraus, indem sie Felix den abgebrochenen Stößel reicht.
„Da ist er."
„O jegerl", lacht er, „zu was soll ich denn den noch hinunter nehmen? tauchst doch einen neuen, mit dem ist nichts mehr anzufangen."
„Ist so wahr! Laß ihn halt da und richt's bloß aus unten!"
„Selb wert» ich. Und jetzt gute Nacht, Dirndl!"
Eva hängt sich plötzlich schmeichelnd an seinen Arm.
„Du — die Neuigkeit? Jetzt bin ich ja da!"
„Aber bloß wegen dem Butterstößel bist kommen. Das gilt aber nicht ..." sagt er, das Lachen verbeißend.
Eva guckt ihn zweifelnd an.
„Jetzt weiß ich'S richtig nicht, Bub: bist so dumm, oder stellst Dich bloß so?"
Da reißt er sie plötzlich in überquellender Freude in die Arme und flüstert ihr ins Ohr: „Als mein eigener Bidelmann bin ich gekommen heut ... im Spätherbst halten wir Hochzeit, Eva . . ."
Sie steht starr wie eine Bildsäule und steht ihn verständnislos an. Felix gibt ihr lachend einen Stoß: „Du, — bleib mir nicht stumm?! Dein lustiges Mundwerk brauch ich auf der Glawoken oben ..."
„Auf der Glawoken ... ja Felix . . . bist närrisch worden? Die Glawoken gehört doch dem Grabenbauer und ..."
„Und gestern hat sie ihm der Kleekamp abgekauft. Der Grabenbauer braucht Geld und wir brauchen Wiesen und Platz für'S Vieh im Winter ... der Hof reicht uns nimmer aus, wenn das Almvieh im Herbst hinunter kommt. So ist beiden Teilen geholfen mit dem Handel. Zwanzig Stück Vieh kommen auf die Glawokener Huben und im Frühjahr, vier Wochen vor dem Auftrieb, noch das Aluwieh dazu. . . Futter wächst dort genug, sind die fettesten Wiesen rundum. Mich aber hat der Bauer zum Maier bestimmt für die neuen Huben, und ich Hab mir'S gleich auS- bedungen: ohne ein junge« Weib gehe ich nicht hin. Und ja hat er gesagt dazu. Zu Maria Geburt, denk ich, könnten wir Hochzeit machen . . . jetzt sag' selber, Dirndl ob's nicht schad gewesen wär, wenn Du die Neuigkeit verschlafen hättest?"
Eva ist noch immer wie betäubt. Und auf einmal, sie weiß selbst nicht warum, fängt sie jämmerlich zu heulen an.
„So ein Glück," schluchzt sie, „so ein unverhoffte« ... jetzt haben