107

des Vertrags nicht. Wir halten dieselben aber für geringer, als die schweren Schädigungen, die durch eine Vertragslosigkeit entstehen würden. Wir verwahren uns aber dagegen, daß aus unserer jetzigen Haltung Schlüsse gezogen werden für Verträge, die unter anderen Umständen als der vorliegende Vertrag abgeschlossen werden. Abg. Stresemann (ntl.): Der Vertrag liegt nicht in unserem Interesse. Der überwiegende Teil meiner Freude wird gegen ihn stimmen. Abg. Molkenbuhr (Soz.): Wir werden für den Vertrag stimmen, weil wir danach streben, mit möglichst allen Ländern die Meistbegünstigung zu erlangen. Abg. Linz (Rp.): Ich werde mit einem Teil meiner Freunde gegen den Vertrag stimmen, da zu befürchten ist, daß einzelne Industriezweige, die Textil-, Kurz- und Kleineisenindustrie gänzlich aus Portugal verdrängt werden. Staatssekretär Frhr. v. Schön erklärt, daß der deutsche Konsul in Lissabon nicht nur befragt worden sei, sondern daß er sogar sehr regen Anteil an den Arbeiten genommen habe. Abg. Hamisch (w. Vgg.) lehnt den Vertrag im Namen seiner Freunde ab. Abg. Pauli-Kochen (Ztr.): Der süddeutsche Weinbau ist rücksichtslos übergangen worden. Abg. Ahlhorn lfrs. Vp.): Ein Zollkrieg ist ein zweischneidiges Schwert, der Vertrag ist also anzunehmen. Staats­sekretär Delbrück: Die Vorwürfe, die man wegen ungenügender Vorbereitung des Vertrags dem Reichsamt des Innern und dem Auswärtigen Amt macht, sind nicht begründet. Er werde jedoch den Wünschen aller Redner entsprechend bei ähnlichen Verhandlungen in Zukunft rechtzeitig bei den Sachverständigen Informationen einholen. Allerdings sei nicht zu vergessen, daß die Ver­handlungen mit dem Ausland in möglichst kurzer Zeit abgschlossen werden müssen. Es muß betont werden, daß bei Ablehnung des Vertrags Por­tugal uns mit hohen Prohibitivzöllen belegen muß, und es dürfte sehr schwer sein, das jetzt Preisgegebene später wieder einzuholen. Unsere Industrie wird zweifellos auch Nutzen haben, denn es handelt sich in der Hauptsache um Ein­fuhr von Rohstoffen. Hierauf wird eine Reihe von Artikeln des Vertrags angenommen. Abg. Prinz Schönaich-Carolath (natl.) bemängelt die deutsche Uebersetzung des Notenwechsels des deutschen Gesandten mit dem portugiesischen Minister. Staatssekretär Schön: Ueber die Richtigkeit von Uebersetzungen läßt sich streiten. Für den Briefwechsel komme aber nur der fran­zösische Text in Betracht, somit sei dis Angelegen­heit doch erledigt. Hierauf wird der Rest des Vertrags und alsdann der ganze Vertrag in zweiter Lesung angenommen. Die Parteien

stimmten nicht geschlossen. Hierauf wird die Generaldebatte über den Haushaltsetat für die Schutzgebiete fortgesetzt. Abg. v. Liebert (Reichsp.) . Unsere Kolonien kommen tatsächlich vorwärts. Das Schmerzenskind bleibt freilich bei uns auch die Baumwollkultur. Abg. Dr. Goller (Frs. Vp.): Der Austausch der kolonialen Erzeugnisse unter den Kolonien muß mehr gefördert werden. Die deutsche Herrschaft wird vom Islam nicht bedroht; auch er hat seine guten Seiten. Im allgemeinen sind wir recht zufrieden mit der Politik des Staatssekretärs. Staatssekretär Dernburg: Alle Anregungen werden auf fruchtbaren Boden fallen. Es ist aber nicht möglich, denselben mit einem Male Folge zu leisten. Die Baumwollfrage wird genau beobachtet und ist von mir eingehend studiert worden. Hierauf wird die Weiterbera­tung auf Donnerstag, den 3. Februar, nachmitt. 1 Uhr, vertagt. Außerdem: Etat des Reichstags und des Reichsmilitärgerichts.

Berlin 1. Febr. Wie wir hören, werden die Freisinnigen und Nationalliberalen und auch das Zentrum einen Ergänzungsantrag zur preußischen Wahlreform im preußi­schen Landtag einbringen, der die geheime Wahl fordert.

Berlin 1. Febr. An der Spitze des Vorwärts" befindet sich folgende Ankündigung: Arbeiter Berlins! Der freche Ausspruch Olden­burgs hat die unauslöschliche Feindschaft der in Preußen und Deutschland Herrschenden gegen das gleiche Wahlrecht enthüllt. Auf diese Pro­vokation dürft ihr die Antwort nicht schuldig bleiben. Erscheint daher massenhaft heute abend in den Protestversammlungen." Der Beratungs­gegenstand für diese Versammlungen lautet: Junker und Reichstag." Der Leitartikel des Vorwärts erscheint unter der UeberschriftVer­fassungsbruch und Parteipolitik".

Berlin 1. Febr. Kriminalkommissar Nasse, der zur Untersuchung des Telegramms an den Baron van Zuylen nach Paris reiste, ist nach Berlin zurückgekehlt und hat über seine Ermittelungen Bericht erstattet. Die bisher ver­folgte Spur hat sich als irrig erwiesen. Die Postverwaltung hat der Kriminalpolizei die ge­naue Beschreibung der Person gegeben, die das gefälschte Telegramm auf dem Bahnhof Friedrich- straße aufgab. Bisher ist es nicht gelungen, die Persönlichkeit festzustellen. Die auf dem Tele­grammformular angegebene Absenderadresse hat sich als gefälscht erwiesen. Auf jeden Fall steht fest, daß die Sache von Berlin ausgegangen ist. Kriminalkommissär Nasse verfolgt gegenwärtig in

Berlin eine Spur, die aber vorläufig noch geheim gehalten wird.

Bern l. Febr. In Rheinfelden ist im Alter von 69 Jahren der Rechtsanwalt und Schriftsteller Dr. Hans Blum, Sohn des 184« in Wien erschossenen Freiheitskämpfers Robert Blum, gestorben.

Paris l. Febr. In allen von der Ueber- schwemmung betroffenen Arrondissements werden Lebensmittel und Kleider verteilt. Es fehlt an Decken und Lebensmitteln.

Paris 1. Febr. Nach amtlicher Meldung ist die Seine bis heute mittag an der Austerlitzer Brücke im ganzen um 1 m 2 am gefallen. Man erwartet, daß sie innerhalb der nächsten 24 Stunden noch um 30 em fallen wird; dann wird sie wohl bis Freitag schneller zurückgehen. In den Vororten vollzieht sich das Fallen des Wassers schnell. In Colombes sind mehrere Mauern eingestürzt. Die Straße Louis Blanc in Courbevoie ist an mehreren Stellen eingesunken. Zwei Häuser sind eingestürzt. Menschen sind dabei nicht zu Schaden gekommen.

Oeffentlicher Vortrag

im Saale des Georgenäums

Freitag, de« 4. Februar, abe«ds 8 Uhr, von Herrn Professor Beurleu über: Erscheiuuuge« am Sternenhimmel (Planeten nnd Kometen).

Zu zahlreichem Besuch ladet freundlichst ein

-er Gesrgenäumrrat.

Reklameteil.

Abnorm

kivunä ksrlig 3 Teller 10 sttg.

Knorr-9os

Würzt famos

1 8uka«i>.

Amtliche und Privatanzeigen.

Calw.

Brennholz-Verkauf

am Montag, den 7. Febr., vorm. ',-10 Uhr, in der Brauerei von I. Dreiß hier aus den Stadt­waldungen Madig Abt. Verbrannter Hau u. Lärchen: Beigholz: Rm. 3 eichene Prgl., 1 buch. Scheiter, 117 Nadelholz Scheiter, Prügel und Anbruch; Reisig: 3260 gebundene Nadelholzwellen, 4 Flächen­lose Schlagraum.

Gemeiuderat.

HM'

Oberhaugstett.

Langholz-Verkauf.

Am Freitag, den 4. Februar 1910,

verkauft die Gemeinde im Submffsionsweg circa 1000 Stück größtenteils noch stehendes Langholz mit circa 550 Fm., worunter circa 200 Stück Forchen. Das Holz besteht aus IVI. Klasse, ist aber größtenteils IIIIV. Klasse-Holz. Die Verkaufsbedingungen können auf dem Rathaus eingesehen werden. Die Kaufs­liebhaber haben ihre Offerte nach den neu bestimmten Revierpreisen und Aufnahme-Bestimmungen verschlossen einzmeichen mit der Aufschrift Augebot auf das Gemeiudeholz.

Die Offerte sind längstens bis Freitag, den 4. Februar 1910, mittags 1 Uhr, beim Schultheißenamt einzure'chen. Der Eröffnung der Offerte können die Käufer anwohnen und erfolgt der Zuschlag je nach Gutachten der Verkauss- kommission sofort.

Gemei«-erat.

K. Forstamt Stammheim, OA Calw.

Kktzd-H-». KrißzArdMf

am Montag, den 14. Februar, vorm. 9'/« Uhr, im Rößle in Stamm­heim aus Staatswald Markhau: 6 Rot­buchen mit 0,6 Fm. III, 2,3 Fm. IV. Kl. Aus Lettenloch, Baiersbach, Markhau und Haselstall: Rm Buchen: 95 Scheiter, 72 Prügel und Klotzholz, 7 Anbruch, 4 Linden Prügel, Nadel­holz: 8 Scheiter, 23 Prügel, 79 Anbruch, 13 Flächenlose ungebund. Reisig gestützt zu 3000 Wellen Buchen- und Nadel- reisig Aus Markhau: IllOgebundene buchene Wellen.

Stammheim.

Im VoNftrcüuriMnk

verkaufe ich am Freitag, den 4. ds., vormittags 11 Uhr, gegen bare Be­zahlung:

eine 5fährige hochträchtifle

Ku»».

Bemerkt wird, daß der Verkauf unwiderruflich stattfindet Zusammenkunft beim Rathaus. Gerichtsvollzieher Ohngemach.

Kustav-Aüotf-

Irarierrv-rtin

Freitag, den 4. Februar, nachmitt. 2 Uhr, im Dekanathaus.

in billigen wie besten Sorten, roh und jede Woche frisch gebrannt, em­pfiehlt bestens

_o. 86 PVL.

Hirsau.

Ein? Wohnung

von 35 Zimmern mit Glasabschluß und Zubehör sogleich oder später zu vermieten.

Wo. sagt die Red. ds. Bl.

Einen kräftigen

Jungen

aus guter Familie nimmt in die Lehre

Herma«« Schnürte,

Bäckermeister.

Ein kräftiger

Ju«ge

> findet gute Lehrstelle bei j G. Eisenharot, Metzgermeister, _ Hirsau. _

Eine guterhalrene

Badewanne

wird zu kaufen gesucht Zu erfragen im Eompt. ds. Bl.